Sprache der Angelsachsen

noch hatten diese rabaukigen Profiseefahrer andere als ihre eigenen Begriffe in diesem Bereich nötig gehabt (sollte man meinen) -
Ob eine Sprache eine Entlehnung nötig hat, ist für Entlehnungsprozesse irrelevant. Die Römer kannten Öl oleum und Oliven oliva. Trotzdem wurden in die iberoromanischen Sprachen nicht nur óleo und oliva als Erbworte weitergegeben worden, sondern es wurden auch die arabischen Begriffe zusätzlich entlehnt (und werden häufiger verwendet, als das Erbwort): aceite/azeite (az-zayt), aceituna/azeitona (az-zaytūn), im Rumänischen ist das Olivenöl ulei de măslin, und măslin ist nun ein Wort, was an ein Wort erinnert, dass in slawischen Sprachen vorkommt. Das russische масло ist das Öl, aber auch die Butter (cливочное масло), die polnische masło ist Butter.
Oliven:
Russisch: Оли́ва oder Масли́на
Polnisch: Oliwka
Bulgarisch: маслини
Bosnisch: Maslina
Im Rumänischen kann man natürlich sagen, dass Rumänien kein Olivenproduzent ist und die nächsten Produzenten im Süd- und Westbalkan lagen (Bulgarien, Kroatien), so verwundert das Aussterben des Erbworts (seinerseits ein Lehnwort aus dem Griechischen) und die Annahme eines südslawischen Worts nicht.
 
Darüber bin ich auch gestolpert und habe im angegebenen Buch nachgeschlagen:
Liddicoat, Anthony: A Grammar of the Norman French of the Channel Islands. Berlin: Mouton de Gruyter 1994
Da werden die altenglischen Seefahrtswörter tatsächlich mit den angelsächsischen Raubzügen in Verbindung gebracht.

Das mit den "zunehmenden Raubzügen" ist allerdings ein Fauxpas. Im Original ist von einem zunehmenden westgermanischen Wortschatz die Rede.
Zur Verteidigung der sogenannten "Sachsenküste" Litus Saxonicum (Nordgallien und Südbritannien) vor sogenannten sächsischen Piraten wurden dort Föderaten angesiedelt. Diese Föderaten im Dienste Roms stammten teilweise ebenfalls aus dem heutigen Norddeutschland und Südskandinavien. Gewissermaßen wurde so der Bock zum Gärtner gemacht. Parallel zu den Raubzügen wurden an der Atlanikküste planmäßig irgendwelche barbarischen Föderaten angesiedelt. Zwischen Sachsen und Franken wurde zu der Zeit nicht sicher unterschieden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob eine Sprache eine Entlehnung nötig hat, ist für Entlehnungsprozesse irrelevant.
gewiß, vor allem, wenn man die Sprache unabhängig von ihrem speziellen kulturellen Kontext betrachtet - ich unterstelle der wikingischen Kultur eine besondere Affinität zur Seefahrt, zum Schiffsbau und allem was dazu gehört: da würde es mich nicht erstaunen, wenn sie für ihre Eigenheiten ihre eigenen Worte präferieren würden und kaum bis keine Lehnworte "benötigen" würden.
 
gewiß, vor allem, wenn man die Sprache unabhängig von ihrem speziellen kulturellen Kontext betrachtet - ich unterstelle der wikingischen Kultur eine besondere Affinität zur Seefahrt, zum Schiffsbau und allem was dazu gehört: da würde es mich nicht erstaunen, wenn sie für ihre Eigenheiten ihre eigenen Worte präferieren würden und kaum bis keine Lehnworte "benötigen" würden.
Im 19. und frühen 20. Jhdt. war Deutsch eine der, wenn nicht die führende Wissenschaftssprache. Begriffe aus Ökonomik, Philosophie, Psychologie, Geschichte und Archäologie, Ethnologie etc. wurden massenhaft in andere Sprachen entlehnt. Seit 30/40 Jahren hat der allgemeine Anglisierungstrend auch die Wissenschaft erreicht. Zunächst in den Wirtschaftswissenschaften, teilweise, und sicher nicht immer zu Unrecht, als Dummsprech verpönt, ist es spätestens seit dem Bolognaprozess in immer mehr Fächern üblich geworden, die Lehre zu anglisieren, es wird immer mehr auf englisch publiziert* aber auch gelehrt. Somit werden auch deutsche Worte, die in die internationale Wissenschaftssprache Eingang gefunden haben, im Englischen vielleicht noch verwendet, aber paradoxerweise im Deutschen durch englische Begriffe ersetzt.

*Was zweifelsohne von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus durchaus auch vernünftig ist und Forschungsrezeption international erleichtert und somit Forschung sicher auch verschnellert, gerade im Bereich von Medizin, Umwelttechnik etc. ziemlich relevant.
 
Im 19. und frühen 20. Jhdt. war Deutsch
keine Sprache rabaukiger Seefahrer des 9-11. Jhs., wie auch ansonsten ein paar kulturelle/zivilisatorische Unterschiede zw. dem deutschen Medävisten/Nordisten des 19.-20. Jhs. und seinem Gegenstand, dem raubhandelnden Normannen, wohl nicht unter den Tisch fallen sollten.
Aber mir ist schon klar, was du ausdrückst :)
 
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