Maglor
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Clark widerspricht deiner und meiner bisherigen Darstellung vollständig, die "Boxer" hätten die Christen mit den Kolonialmächten idenzifiziert. (Haben die Boxer nicht viel mehr die Kolonialmächte mit den Christen identifziert?)In einer Kurzfassung der PhD-Arbeit "Heaven in Conflict" beleuchtet Clark den Zusammenhang zwischen dem Konflikt der christlichen Lehre und chinesischen Sichten.
Nach Clark hätten die "Boxer" die Christen eben nicht umgebracht, weil sie sie für Handlanger der europäischen Imperialisten hielten, sondern weil sie die Christen für die Dürre und Heuschreckenplage verantwortlich machten und ihnen geheime Kannibalismusrituale unterstellten. Chlark bezeichnet das als "antichristliche Mythologie".
Die Dehumanisierung der Gruppe der Christen zu "Teufeln" ist ein wichtiger Schritt Richtung Genozid. Irrationalität der Schuldzuweisungen und natürlich die Ritualmordlegenden erinnern mich stark an den abendländischen Antisemitismus, wobei die Übereinstimmungen wohl zufällig sind bzw. diese Motive des Aberglaubens in verschiedenen Epochen weltweit unabhängig voneinander vorkommen.
Die Rolle der christlichen Lehre im Konflikt beschreibt Clark eindeutig.
Die beschriebenen Franziskaner verwirklichten ohne Kompromiss die christliche Lehre der Gewaltlosigkeit. Bischof Fogolla verweigerte die Barrikadierung der Kirche und die Verteidigung der Gemeindemitglieder. Die Gemeinde ergab sich dem Martyrium.The Boxers in Shanxi fought the earthly part of that battle with guns, swords, and magical spells, while the Franciscans fought in the purely spiritual realm.
(Die Heiligsprechung von 120 China Märtyrern (u.a. die beschriebenen Franziskaner) erfolgte 2000 durch Papst Johannes Paul II.)
Bemerkenswert ist, dass Giuseppe Castiglione (Jesuit und Mandarin am chinesischen Kaiserhof) im 18. Jahrhundert den Erzengel Michael im chinesischen Stil malte. Link zum Bild
Castiglione malte Luzifer in abendländischer Tradition als gehörnten Teufel, während der Erzengel Michael ein wenig an die chinesische Mode angeglichen wurde.
Die Phantasie von der Nachfolge des Erzengels Michael im Kampf mit der "gelben Gefahr" spielte aber bereits 1895 Teil der wilhelminischen Propaganda, vgl. Geschichtsforum . (Die Adressaten dieser Propaganda war jedoch die Europäer.) Es handelt sich um eine Instrumentalisierung der Massaker an den Christen durch die Allianz der Imperialisten. Sie waren willkommene Vorwand für weitere Eroberungen in China.
Anzumerken ist natürlich, dass in der überlieferten "Hunnenrede" die Massaker an chinesischen Christen gar keinen Raum einnehmen. Dort geht es Kaiser Wilhelm II. lediglich, um die China lebenden Deutschen und insbesondere um die Diplomaten. Die Missionare werden von ihm auch nicht expliziert erwähnt!
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