Turgot
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Auf der anderen Seite unterstreicht doch gerade aber die Tatsache, dass Bismarck bereit war dieses Bündnis auch ohne dezidierte Beistandspflicht Österreichs im Falle eines nur von Frankreich vorgetragenen Angriffs einzugehen doch, dass es gerade nicht um französische Revanchepotentiale ging, sondern darum Paris die Option zu verbauen zusammen mit Wien ein gegen Deutschland gerichtetes Bündnis auf die Beine zu stellen.
Beweggründe Bismarcks habe ich schon erwähnt. Österreich erschien zudem als sicherste und zuverlässigste Partner Deutschlands sein zu können. Mit dem Abschluss, ich wiederhole mich, verfolgte der Reichskanzler das abdriftende Russland zur Rückkehr der Dreikaiserpolitik zu veranlassen. In seinen Gedanken und Erinnerungen äußert sich Bismarck so: Deutschland solle "das Bündnis ehrlich halten; es entspricht unseren Interessen, den historischen Traditionen Deutschlands und der öffentlichen Meinung unseres Volkes."
Gall hat in seiner Bismarck Biographie geschlossen, dass das Bündnis eben auch innenpolitische Aspekte besaß. Es sollte "die bedrängte Herrschaft neue Popularität gewinnen, sollte das Bündnis "Instrument des inneren Ausgleichs" werden. Außenpolitische eben durch eine "mitteleuropäische Blockbildung" den großmächtlichen Rivalen, insbesondere Russland, das Reich in erweiterter, gesicherter machtpolitischer Basis präsentiert werden.
Für Bismarck war der Alptraum der Koalitionen immer präsent und durch die Annexion Elsass und Lothringens zusätzlich veschärft., zwang ihn ständig nach Wegen für größere Sicherheit zu suchen.
Doch nach dem Berliner Kongress war die Zeit so aufgeregt, das Bismarck die Flucht nach vorn antrat. Für Russland waren die Ergebnisses des Kongressen vollkommen unbefriedigend und das erzeugte eine scharfe Wende gegen Deutschlands, und die innergesellschaftliche Krise im Zarenreich ließ in Bismarcks Augen auch seine außenpolitische Berechenbarkeit weiter sinken. Er fürchtete bei einer slawisch-klreikalen Regierung ein Bündnis Petersburg mit Paris; was wohl übertrieben war.
Jedenfalls waren Bismarcks diplomatische Aktivitäten darauf ausgerichtet, eben so ein Büdnis zu verhindern. Russland sollte durch Isolation diszipliniert und zur alten Dreikaiserbündnis zurückkehren. Zu diesem Zwecke wurde u.a. auch die Nordschleswigfrage zwischen Andrassy und Bismarck erledigt. Die Klausel wurde annulliert. Dadurch sollte deutsch-österreichische Intimität demonstriert werden und Russland eine Möglichkeit genommen, sich mit Wien gegen Berlin zu verständigen. Dann suchte Bismarck die Rumänienfrage zu erledige und zwar mit Frankreich und England; ohne Russland. Dann nutzt Bismarck die Handelspolitik als Druckmittel gegen das Zarenreich. Gleichzeitig sickerten Hinweise durch, die Bismarcks Willen zu einer Abmachung mit Österreich zu gelangen.