Dir müsste als in Sachen Kaiserreich sehr belesenem User doch bekannt sein, dass die Schaffung Elsass-Lothringen seinzeit explizit auch konzipiert war um um die Fiktion eines schon immer zusammengehördenden mehrheitlich deutschsprachigen Raumes zu schaffen und damit den Umstand, dass man ziemlich willkürlich Grenzen zog und mit den Moseldepartment eine Region annektierte, wo sich das nicht mehr mit Phantasien nationaler Zusammengehörigkeit rechtfertigen ließ zu kaschieren.Was soll jetzt die Haarspalterei? Du weißt genau, was gemeint ist.
Wenn explizit auf die Fiktion des mehrheitlich deutschsprachigen Gebietes abgestellt wird, werde ich darauf hinweisen dürfen, dass seinerzeit der Zuschnitt des Gebiets so verändert wurde, dass eine deutschsprachige Mehrheit für das Gesamtgebiet dabei herauskam.
Während die Realität im Mosel-Département freilich eine andere war.
Also mit Blick auf gewisse Abfindungsschwierigkeiten, die Deutschland nach 1918 hatte, halte ich das nicht für so ungewöhnlich für das lange 19. Jahrhundert und die folgende Zeit.Unüblich und ungewöhnlich war vielmehr, das der Aggressor, der den Krieg begonnen hatte, sich mit der Niederlage und den Verlust überhaupt nicht abfinden
Jedenfalls was Nationalstaaten angeht, die mal auf dem Narrativ nationaler Zusammengehörigkeit gegründet waren. Bei den multinationalen Imperien des Ostens mag das anders gewesen sein, die waren in dieser Hinsicht flexibler.
Davon kannst du ausgehen.Liest du eigentlich die Beiträge, die hier verfasst wurden?
Das ist mir bekannt.Denn dann wüsstest du, ich habe es nämlich bereits geschrieben, das es dafür sehr gute Gründe gegeben hatte. Welchen Eindruck eine sofortige Übergabe das auf die Moral der eigenen Bevölkerung, auf potenzielle Verbündete wie Bulgarien und Rumänien gemacht hätte, das muss wohl nicht großartig erläutert werden.
Es ändert aber nichts an der Problematik für die italienische Regierung. Für die spielte keine Rolle welche Bedenken Wien hatte und warum es nicht bereit war Rom mit nicht mehr als einem wenig glaubwürdigem Versprechen darstehen zu lasse.
Für die spielte nur ein Rolle dass es so war. Und das war ein Problem.
Btw. wo wir bei internen Erwägungen, Vertragstreue und so weiter sind:
Vielleicht reden wir mal über die Unterhandlungen, die Wien und Berlin hinsichtlich Möglichkeiten der Abtretung des Trentinos und eventueller Kompensation hatten.
Ich meine mich daran erinnern zu können, (und du wirst sicher wissen wovon ich rede), dass Wien in diesem Kontext von Seiten Berlins auch mal unterbreitet worden ist, doch bitte möglichst zügig das Terentino an Italien abzutreten und es sich dann nach gewonnenem Weltkrieg mit sanfter Gewalt wieder zurück zu holen.
Natürlich, aber wenn man das zum Maßstab nimmt, erkennt man ja an, dass es durchaus üblich war eine bestehende Ordnung mit Gewalt zu verändern. Wenn man das aber für üblich hält, ist diese Ordnung natürlich nicht in Stein gemeiselt, sondern letztendlich nur das Provisorium zwischen zwei Änderungen (in Form von Krieg).Immerhin hatte Frankreich ja durch seinen Vertreter den Frankfurter Frieden 1871 unterschrieben gehabt.
Wenn du möchtest betrachte es so....als Spitzfindigkeit getarnter Unsinn![]()
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Ja das ist mir klar, was mir nicht so klar ist, warum es einigen Diskutanten so schwer fällt die Konsequenz zu verstehen.Als Rechtfertigung reichte nach damaligen Maßstäben eigentlich schon der gewonnene Krieg. Es war eben nicht unüblich, dass der Besiegte dem Sieger Land abtreten musste.
Wenn es legitim ist Ordnungen qua Krieg zu verändern, können Verträge, die diese Ordnung bilden kaum unantastbar sein. Das wäre ein Widerspruch in sich.
Wenn es also üblich war die Ordnung qua Gewalt zu verändern war es damit eo ipso auch üblich die Verträge, die den Rahmen der alten Ordnung gesetzt haben, in einem entsprechenden Ego-Tripp in hübscher Regelmäßigkeit in die Tonne zu treten.
Wenn das aber normal war, ist mangelnde Vertragstreue kein Alleinstellungsmerkmal eines bestimmten Akteurs.