Also hier steht:
Grenzach geht vermutlich auf zwei "Carantiacum" genannte Siedlungsstellen der Römerzeit zurück, eine Siedlungskontinuität ist jedoch nicht nachgewiesen.
hier wird im Vergleich zu vielen anderen Orten in Frankreich der gleiche Ursprung vermutet:
Die beiden nachgewiesenen größeren römischen Niederlassungen auf der Gemarkung Grenzach ließen nun an einen römischen -acum-Namen denken. Dieses -acum wurde einst an den Namen eines Römers angehängt und bezeichnete dann dessen Landgut.
Um die These von der römischen Herkunft des Ortsnamens Grenzach zu beweisen, musste nun ein Personenname nachgewiesen werden, der mit der Endung -acum die Urform des Namens ergeben könnte.
Zum Glück fand sich ein solcher Personenname, nämlich Carantius, der durch die Endung -acum zu Carantiacum (Gut des Carantius) wurde. Diese von den Alemannen übernommene Ortsbezeichnung veränderte sich zwischen 750 und 135O durch verschiedene sprachliche Veränderungen völlig lautgesetzlich zu „Cherenzach“ und dann zu „Chrenzach“, (gesprochen: „Chränzech“), womit man bei der heutigen mundartlichen Form des Ortsnamens angelangt ist.
Auf dieses Carantiacum gehen 15 französische Ortsnamen zurück, wie beispielsweise Carancy und Charancieux.
Erkenntnisse von Dr. Erhard Richter zur Herkunft des Ortsnamens im Vergleich mit dem südfranzösischen Cransac
www.verlagshaus-jaumann.de
hier findet sich etwas zu den römischen Niederlassungen:
Mit dem Museum „Römervilla" besitzt die Gemeinde
Grenzach-Wyhlen ein hervorragendes Zeugnis ihrer
Geschichte, eine sichtbare Ergänzung der Namensüberlieferung,
die in beiden Ortsteilen ebenfalls bis in die
römische Zeit zurückführt (Wyhlen = bei den „Villen",
Grenzach = „Carantiacum").
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/view/13912/7796 (PDF-Download)
Aber sämtliche Seiten liefern keinen Beleg für einen aus der Antike überlieferten Ortsnamen, sei es aus der Literatur, Karten, Itinerarien oder Meilensteine etc.). Es geht nur um den Erstbeleg von 1275 und die vorhandenen römischen Gutshöfe. Nur aus dem Erstbeleg wird ein römischer Ortsname rekonstruiert.
Die Deutung ist unklar, es gibt mehrere Möglichkeiten. (Und die schließen sich aus lautlichen Gründen gegenseitig aus, das hätte mir eigentlich gleich auffallen müssen.) Ich halte Carantiacum für die wahrscheinlichere Möglichkeit; der Personenname Carantus ist in der Region öfter bezeugt.
Jetzt glaube ich zu vestehen: die Seite Leo-BW gibt zwei alternative Möglichkeiten an (einmal der lateinische Carantus und alternativ der germanische Granzo), wobei Carantus und Granzo miteinander nichts zu tun haben.
Sei es wie es sei - hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Siedlungskontinuität seit der Keltenzeit mit Übernahme des Carantus (ist das ein keltischer Name?) und später Latinisierung und Übergang ins Deutsche. Dann wären aber keltische Funde oder Befunde nicht ganz schlecht, um die Theorie zu stützen.
Neubesiedlung in römischer Zeit mit Carantus in der Einöde (ohne Vorbevölkerung) als Namensgeber und spätere Übernahme des Namens in Deutsche
Neubesiedlung in alemannischer Zeit in der Einöde (ohne Vorbevölkerung) mit Granzo als Namenspatron
Nachtrag (s. gerade erst den neuen Beitrag von Sepi):
erklärt b) den römischen Namen zum "keltischen" Namen, was so nicht stimmt:
Ist denn überhaupt der Name Carantus keltisch, wenn auch latinisiert?
Nachtrag 2:
hier steht etwas zum Carantus:
* Der Name Carantus könnte von einem keltischen Idiom (karn, kymrisch carn) abgeleitet sein und ‚
Steinwall, Steinbau, Steinstadt, Siedlung am Fels oder am Stein bedeuten. Zur selben Wurzel gehören
auch Karnburg, Karawanken , karnische Alpen und ähnliche Namen. Es gibt auch im
Rätoromanischen ein Wort caranto für dürren und harten Boden.
Der Name könnte aber möglicherweise auf den slawischen Stamm der Carantani zurück gehen, deren
Name zuerst in der Kosmographie des anonymen Ravennaten (um 700) belegt ist. Da werden sie als
östliche Nachbarn der Bajuwaren (Boier) an der Grenze Italiens angeführt (IV 37)-- Kärnten. Paulus
Diaconus erwähnt dann in seiner Langobardengeschichte die „Sclavorum gens in Carnuntum, quod
corrupte vocitant Carantanum“ (V 22: „der Stamm der Slawen in Carnuntum, das sie entstellend
Carantanum nennen“) für das Jahr 663. Eine weitere Möglichkeit ist die Herkunft aus Carantiacum
(Gut des Carantius), heute Grenzach –Wyhlen am Hochrhein.
Die Bedeutung des Namens Carantani ist unklar, es gibt zwei Namensdeutungen: Da wäre das
keltische carant- ('liebend', also Freund, - sinngemäß auch Verbündeter), von dem etwa die
Personennamen Carantius und Carantia in der Römerzeit abgeleitet sind. Eine weitere Möglichkeit
sind die Karnuten (Carnutes, auch Carnuti oder Carnuten) sie waren ein gallisches Volk zwischen Liger
(Loire) und Sequana (Seine) mit den Hauptorten Autricum (Chartres), später romanisiert und evtl. im
Dekumatland, „Helvetische-Einöde“, (Neckargebiet) angesiedelt.
Der Familienname Caranto/Carantus ist auch von einem älteren Grabstein aus Heidelberg-
Neuenheim, einem älteren Stationierungsort der 24.Kohorte bekannt, sowie von einem Glasmacher
aus Straßburg. Weitere Nennungen sind ein Töpfer in Ittenweiler(Elsass) und ein Grabstein in Speyer.
Caratacus (Silurer/Wales/Cardiff) war ein britischer König und Carantacus ein frühchristlicher,
keltischer Bischoff.