Deutschland gegen eine Übermacht. Nach allem was hier diskutiert wurde, gab es militärisch keinen besseren Plan bzw. der Krieg war nicht zu gewinnen . .
		
		
	 
Gewinnen müssen hätte man ihn auch nicht.
Es hätte ja um die Landesverteidigung zu gewährleisten grundsätzlich ein Plan ausgereicht, der mit hoher wahrscheinlichkeit in ein blutiges militärisches Patt geführt und die Politiker beider Seiten gezwungen hätte Verständigung zu suchen.
Eine solche Situation hätte man wahrscheinlich realiter ab 1917 gehabt, hätte man von deutscher Seite her nicht vorher den Kriegseintritt der USA provoziert.
Ohne dem hätten sich im Westen eben die Deutschen Truppen, denen der Entente weiterhin im Grabenkampf gegenüber gesehen, ohne dass eine Seite besonders gute Aussichten darauf gehabt hätte durchzubrechen oder den Gegner mittelfristig zu zermürben.
Das wäre eine Situation gewesen, die nahegelegt hätte sich auf ein Unentschieden zu einigen und insofern hätte der Generalstabschef seine Aufgabe erfüllt gehabt (was die Organisation der Landesverteidigung betrifft), wenn etwas vergleichbares erreicht worden wäre.
	
		
	
	
		
		
			Es sind hier nur militärische Alternativen erwünscht.
		
		
	 
Nunja, Alternativen außerhalb des militärischen (planerischen) Bereichs, fielen nicht in die Verantwortung Moltkes und des Generalstabs, tragen also nicht dazu bei abzustecken, welche Möglichkeiten dem Generalstab zur Verfügung standen und wie vor diesem Hintergrund Moltkes Beharren auf dem modifizierten Schlieffenplan zu bewerten ist.
	
		
	
	
		
		
			Politisch hätten mehr als 50% der Wehrpflichtigen eingezogen werden können.
		
		
	 
Selbst wenn es dafür politische Mehrheiten gegeben hätte, wäre es auf die Schnelle nicht machbar gewesen, weil dafür schlicht Ausbildungskapazitäten, Ausrüstung etc. gefehlt hätten.
Realiter hatte man ja vor dem Krieg das Aufwachsen des Heeres um weitere 100.000 Mann beschlossen was einer Aufstockung der in Friedenszeiten aktiven Truppen um etwa 1/8 bedeutete, aber bereits dass dauerte gegeben durch die damals gängigen Dienstzeiten (je nach Truppengattung 2-3 Jahre) Jahre um dass vollständig durchzuführen.
Tatsächliche Einziehung aller Wehrpflichtigen zur Ausbildung an der Waffe und Einziehung eines erheblich größeren Teils der männlichen Bevölkerung im tatsächlichen Kriegsfall (Ausbildung allein bedeutet ja erstmal nur mehr Reserven zu haben, um die Lage in einem Zweifrontenkrieg zu verbessern hätte es vor allem tatsächlich mehr aktive Truppen benötigt), hätte zwar die nummerische Schlagkraft der Armee erhöht, die Zahl an Arbeitskräften, die der Kriegswiertschaft zur Verfügung stehen würden, aber eben auch entsprechend reduziert, so dass die größere Armee dann mit weniger Verpflegung und Munition hätte auskommen müssen.
Im Prinzip hätte man die Armee damit in Richtung des russischen Modells entwickelt und wahrscheinlich auch die vorhandene Bahn-Infrastruktur überlastet, die dann nochmal mehr Soldaten an den Fronten regelmäßig mit Nachschub hätte beliefern müssen.
Man hätte sicherlich, wenn es die politischen Mehrheiten gegeben hätte weitere Heeresvermehrungen in Betracht ziehen können, aber mal eben die Zahl der Wehrpflichtigen oder gar der aktiven Truppen zu verdoppeln wäre reichlich utopisch gewesen.
	
		
	
	
		
		
			Frankreich gab das doppelte pro Einwohner für das Militär aus.
		
		
	 
Das ist so nicht richtig.
Frankreich gab pro Einwohner höhere Beträge für das Militär aus als Deutschland nicht in absoluten Zahlen. Und das Doppelte war es bei weitem nicht.
Wenn man den tabellarischen Aufstellungen bei Leonhard ("Die Büchse der Pandora" München 2014 S. 40/41) folgt, stellte sich das was die Militärausgaben Seit 1900 betrifft zwischen Frankreich und Deutschland folgendermaßen dar:
Umgerechnet in Millionen Pfund Sterling:
                            1900   1906   1911   1912   1913
F                           41,5  /   46,2  /  60,8  /  62,8   /    72
D                          43,2  /   57,1  /  68,1  /  72    /    93,4
In absoluten Zahlen gab Deutschland bereits deutlich mehr aus, als Frankreich wobei das natürlich insofern zu relativieren ist, als dass natürlich nicht alle Ausgaben dem aktiven Landheer zu gute kamen.
Da ist natürlich der Festungsbau und der Ausbau der strategischen Bahnen mit drinn, in Deutschland spielte das große Fottenrüstungsprogramm eine relativ große Rolle bei der Steigerung der Ausgaben, dass aber wenig Auswirkungen auf die Kräfteverhältnisse zu Lande hatte, auf der französischen Seite muss man den Unterhalt und die militärische Sicherung des deutlich größeren Kolonialreiches berücksichtigen.
Frankreich beherrschte deutlich größere Gebiete in Afrika und Indochina, benötigte also auch größere Kontingente an Kolonialtruppen um das unter Kontrolle behalten zu können.
Die machten natürlich irgendwo einen Teil des Landheeres aus, standen aber nicht für einen Krieg in Europa zur Verfügung oder jedenfalls nicht direkt für die Eröffnungskampagnen, sondern wenn sie überhaupt abkömmlich waren, dann erst nach Transfer nach Europa, was je nach Standort aber Monate dauern konnte.
Bis dahin konnte der Krieg in Europa bereits gelaufen sein.
Wenn man das in Zahlen pro Kopf umrechnet, also die französischen Werte durch irgendwas zwischen 41.000.000 und 42.000.000, so wie den deutschen durch ca. 68.000.000 oder der Einfachheit halber durch 42 und 68 (dann hätte man die Militärausgaben nicht pro Kopf, sonder pro Million Einwohner)    käme man, wenn man etwa Leonhards Werte für für 1912 und 1913 zu Grunde legt zu den folgenden Ergebnissen:
                              1912            1913             (auf die 2. Nachkommastelle gerundet)
F                             1,50         /    1,71
D                            1,05        /     1,37
Das erhebt jetzt keinen Anspruch auf exakte Genauigkeit, weil sich Aufrüstungschritte, was die Bereitstellung von finanziellen Mitteln angeht, zum Teil eher wellenförmig, als kontinuierlich vollziehen, weil die Anschaffungskosten für neues Gerät natürlich vor allem einmalig anfallen, während der Unterhalt kontinuierlich läuft, so dass beim Beschluss zu Neuanschaffungen von größeren Mengen Kriegsmaterial naturgemäß größere Sprünge drinn sind und die Betrachtung einzelner Jahre, das Verhältnis, wenn Rüstungsprogramme zeitversetzt verabschiedet werden, in der Darstellung verzerren können.
Man sollte aber, denke ich recht deutlich sehen, dass Frankreich auch pro Einwohner (des französischen "Mutterlandes" ohne Kolonialreich) bei weitem nicht das Doppelte für das Militär ausgab, vergleichen mit Deutschland sondern dass man sich hier über Aufwändungsunterschiede von in the long run, wahrscheinlich 30-40% Mehrbelastung unterhält, die für Frankreich mit seiner etwas über 1/3 kleineren Bevölkerung (F ca. 42 Millionen, D. ca, 68 Millionen) als Deutschland allerdings auch notwendig waren um einigermaßen Parität mit dem östlichen Nachbarn zu wahren.
Natürlich hätte man wenn die politischen Mehrheiten dafür da gewesen wären in Deutschland höhere Steuern veranschlagen können um mehr Geld ins Militär pumpen zu können.
Das wäre dann aber natürlich zu Lasten der wirtschaftlichen Entwicklung und damit auch der Kriegswirtschaftlichen Möglichkeiten gegangen.
Der Boom der deutschen Wirtschaft und die Steigerung des Lebensstandarts seit den 1890ern wäre deutlich verhaltener ausgefallen, wenn man zu Gunsten des Militärs dauerhaft eine höhere Besteuerungspolitik verfolgt hätte.
Davon hätten vielleicht einzelne Rüstungslieferanten wie Krupp pofitiert, aber anderen Konzernen hätte dann nur ein geringerer Etat für die Expansion und Modernisierung ihrer Produktionskapazitäten zur Verfügung gestanden, was in the long run wahrscheinlich zu einer schmaleren industriellen Basis geführt hätte.
Überdies sollte man vielleicht auch die möglichen politischen Konsequenzen nicht unterschätzen:
Wäre Deutschland im Alleingang zu einer Politik der beispiellosen Aufrüstung übergegangen (mal abgesehen davon, dass dem weder die Sozialdemokraten, noch ein großer Teil der Liberalen, die keine drastischen Steuererhöhungen wollten zugestimmt hätten, die Finanzierung der realen Programme war problematisch genug), hätte das für die anderen Mächte wenn man es hätte realisieren können, möglicherweise wie direkte Kriegsvorbereitung ausgesehen.
Möglicherweise hätte das zu entsprechenden Gegenrüstungen geführt, möglicherweise aber auch zu der Vorstellung, dass Deutschland einen Überfall auf Europa plante und deswegen ein Präventivschlag gegen Deutschland notwendig wäre.