Stefan_Schaaf
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Ich möchte noch einmal auf die ursprüngliche Frage eingehen, wann Vertretern des 3. Reiches klar war, daß der Krieg verloren ist.
Tagebucheintrag von Joseph Goebbels vom 27. Januar 1943:
„Die Lage ist in der Tat sehr ernst. [...] Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben. Der Krieg ist nicht mehr zu gewinnen, wenn keine politischen Veränderungen eintreten.“
„Wir stehen am Anfang eines totalen Umbruchs der Weltlage. [...] Der Krieg ist militärisch nicht mehr zu gewinnen.“
— Goebbels-Tagebuch, 27. Januar 1943
Quelle: Joseph Goebbels: Die Tagebücher, hg. von Elke Fröhlich, Teil I, Bd. 6, München 1998, S. 123ff.
Goebbels vermerkte in dieser Phase mehrfach pessimistische Einschätzungen, besonders nach Stalingrad. Goebbels war zu diesem Zeitpunkt offenbar klar, dass der Krieg militärisch kaum mehr zu gewinnen war, klammerte sich aber an die Hoffnung auf ein Auseinanderbrechen der alliierten Koalition.
Heinrich Himmler war sich wohl spätestens Anfang 1945 bewusst, dass der Krieg verloren war, und versuchte eigenmächtig, mit den Westmächten über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Hitler wertete das als Hochverrat.
„Der Krieg ist verloren. Wir müssen mit den Westmächten verhandeln.“
Dies sagte Himmler Anfang 1945 zu Vertretern des Roten Kreuzes und versuchte, über den schwedischen Grafen Bernadotte einen Separatfrieden mit den Westalliierten zu schließen. Diese Gespräche wurden später als "Himmler-Initiative" bekannt.
Quelle: Peter Longerich: Heinrich Himmler. Biographie, München 2008, S. 757–765.
Auch dokumentiert in: Nuremberg Military Tribunal Documents, z. B. Verhörprotokolle.
Erich Rommel äußerte in Gesprächen mit Offizieren und seiner Familie, dass der Krieg militärisch nicht mehr zu gewinnen sei und dass man ihn beenden müsse, um Deutschland vor der völligen Vernichtung zu retten. Nach der Invasion in der Normandie sprach sich Rommel offen gegen eine Weiterführung des Krieges aus.
„Es ist meine Überzeugung, dass der Krieg verloren ist. Die Schuldigen sind die, die ihn gegen jede Vernunft fortsetzen.“
Aus einem Gespräch mit seinem Sohn Manfred Rommel, Juli 1944.
Quelle: Manfred Rommel: Rommel – Gespräche mit meinem Vater, Stuttgart 2004
Desmond Young: Rommel. Der Wüstenfuchs, Stuttgart 1951
Heinz Guderian drängte Hitler im Frühjahr 1945 mehrfach zu einer politischen Lösung oder zumindest zu einem strategischen Rückzug, weil die militärische Lage ausweglos war. In Besprechungen äußerte er sinngemäß, dass „alles verloren sei, wenn jetzt nichts unternommen wird“.
„Der Krieg ist verloren. Die Russen stehen in Ostpreußen, und im Westen haben wir keine Reserven.“
-Aussage aus Besprechungsprotokollen Februar/März 1945
Quelle: Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten, Heidelberg 1951, Kap. über die letzten Monate
Walther-Peer Fellgiebel: Die Garde der Generale, München 2005
Guderian war ein Gegner von Hitlers „Durchhaltepolitik“ und versuchte – letztlich vergeblich – auf einen strategischen Rückzug zu drängen.
Albert Speer erkannte spätestens Ende 1944, dass die totale Niederlage bevorstand. Im März 1945 versuchte er, die sogenannte „Nerobefehl“-Strategie Hitlers (Zerstörung aller deutschen Infrastruktur) zu sabotieren, weil er das Ende des Regimes als sicher ansah.
„Ich halte den Krieg für verloren. Wir müssen beginnen, an den Wiederaufbau zu denken.“
-Speer im Gespräch mit Karl Dönitz, März 1945
Quelle: Albert Speer: Erinnerungen, Frankfurt am Main 1969, S. 538ff
Joachim Fest: Speer. Eine Biographie, München 1999
Schon bevor er Hitlers Nachfolger wurde, hatte Karl Dönitz erkannt, dass der Krieg verloren war. In internen Kreisen sprach er sich dafür aus, gegenüber den Westalliierten zu kapitulieren, um wenigstens einen Teil der Wehrmacht zu retten und Millionen von Flüchtlingen nicht der Roten Armee auszuliefern.
„Wir müssen kapitulieren, um wenigstens noch ein Restmaß an Ordnung aufrechtzuerhalten.“
Aus einem Gespräch mit Generaloberst Jodl, Anfang Mai 1945
Quelle: Karl Dönitz: Zehn Jahre und zwanzig Tage, München 1958
Ian Kershaw: Das Ende. Kampf bis in den Untergang, München 2011
Dönitz unterschrieb am 7./8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht. Bereits in den Tagen davor hatte er versucht, gezielt nur gegenüber den Westmächten zu kapitulieren.
Fast alle diese Äußerungen stammen von Ende 1944 oder sogar von 1945. Ich finde dies sehr spät, es muss vielen im 3. Reich schon sehr früh klar gewesen sein, daß Deutschland diesen Krieg verlieren wird. Von hohen Vertretern des Naziregimes konnte ich bislang jedoch nur die oben angegebenen Zitate und Quellen finden.
Ich möchte betonen, daß ich kein Historiker bin, ich bin lediglich ein historisch interessierter Laie. Studiert habe ich Psychologie, und ich habe dort auch korrektes Zitieren und den Umgang mit Quellen gelernt, jedoch nicht im Sinne eines Historikers.
Tagebucheintrag von Joseph Goebbels vom 27. Januar 1943:
„Die Lage ist in der Tat sehr ernst. [...] Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben. Der Krieg ist nicht mehr zu gewinnen, wenn keine politischen Veränderungen eintreten.“
„Wir stehen am Anfang eines totalen Umbruchs der Weltlage. [...] Der Krieg ist militärisch nicht mehr zu gewinnen.“
— Goebbels-Tagebuch, 27. Januar 1943
Quelle: Joseph Goebbels: Die Tagebücher, hg. von Elke Fröhlich, Teil I, Bd. 6, München 1998, S. 123ff.
Goebbels vermerkte in dieser Phase mehrfach pessimistische Einschätzungen, besonders nach Stalingrad. Goebbels war zu diesem Zeitpunkt offenbar klar, dass der Krieg militärisch kaum mehr zu gewinnen war, klammerte sich aber an die Hoffnung auf ein Auseinanderbrechen der alliierten Koalition.
Heinrich Himmler war sich wohl spätestens Anfang 1945 bewusst, dass der Krieg verloren war, und versuchte eigenmächtig, mit den Westmächten über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Hitler wertete das als Hochverrat.
„Der Krieg ist verloren. Wir müssen mit den Westmächten verhandeln.“
Dies sagte Himmler Anfang 1945 zu Vertretern des Roten Kreuzes und versuchte, über den schwedischen Grafen Bernadotte einen Separatfrieden mit den Westalliierten zu schließen. Diese Gespräche wurden später als "Himmler-Initiative" bekannt.
Quelle: Peter Longerich: Heinrich Himmler. Biographie, München 2008, S. 757–765.
Auch dokumentiert in: Nuremberg Military Tribunal Documents, z. B. Verhörprotokolle.
Erich Rommel äußerte in Gesprächen mit Offizieren und seiner Familie, dass der Krieg militärisch nicht mehr zu gewinnen sei und dass man ihn beenden müsse, um Deutschland vor der völligen Vernichtung zu retten. Nach der Invasion in der Normandie sprach sich Rommel offen gegen eine Weiterführung des Krieges aus.
„Es ist meine Überzeugung, dass der Krieg verloren ist. Die Schuldigen sind die, die ihn gegen jede Vernunft fortsetzen.“
Aus einem Gespräch mit seinem Sohn Manfred Rommel, Juli 1944.
Quelle: Manfred Rommel: Rommel – Gespräche mit meinem Vater, Stuttgart 2004
Desmond Young: Rommel. Der Wüstenfuchs, Stuttgart 1951
Heinz Guderian drängte Hitler im Frühjahr 1945 mehrfach zu einer politischen Lösung oder zumindest zu einem strategischen Rückzug, weil die militärische Lage ausweglos war. In Besprechungen äußerte er sinngemäß, dass „alles verloren sei, wenn jetzt nichts unternommen wird“.
„Der Krieg ist verloren. Die Russen stehen in Ostpreußen, und im Westen haben wir keine Reserven.“
-Aussage aus Besprechungsprotokollen Februar/März 1945
Quelle: Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten, Heidelberg 1951, Kap. über die letzten Monate
Walther-Peer Fellgiebel: Die Garde der Generale, München 2005
Guderian war ein Gegner von Hitlers „Durchhaltepolitik“ und versuchte – letztlich vergeblich – auf einen strategischen Rückzug zu drängen.
Albert Speer erkannte spätestens Ende 1944, dass die totale Niederlage bevorstand. Im März 1945 versuchte er, die sogenannte „Nerobefehl“-Strategie Hitlers (Zerstörung aller deutschen Infrastruktur) zu sabotieren, weil er das Ende des Regimes als sicher ansah.
„Ich halte den Krieg für verloren. Wir müssen beginnen, an den Wiederaufbau zu denken.“
-Speer im Gespräch mit Karl Dönitz, März 1945
Quelle: Albert Speer: Erinnerungen, Frankfurt am Main 1969, S. 538ff
Joachim Fest: Speer. Eine Biographie, München 1999
Schon bevor er Hitlers Nachfolger wurde, hatte Karl Dönitz erkannt, dass der Krieg verloren war. In internen Kreisen sprach er sich dafür aus, gegenüber den Westalliierten zu kapitulieren, um wenigstens einen Teil der Wehrmacht zu retten und Millionen von Flüchtlingen nicht der Roten Armee auszuliefern.
„Wir müssen kapitulieren, um wenigstens noch ein Restmaß an Ordnung aufrechtzuerhalten.“
Aus einem Gespräch mit Generaloberst Jodl, Anfang Mai 1945
Quelle: Karl Dönitz: Zehn Jahre und zwanzig Tage, München 1958
Ian Kershaw: Das Ende. Kampf bis in den Untergang, München 2011
Dönitz unterschrieb am 7./8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht. Bereits in den Tagen davor hatte er versucht, gezielt nur gegenüber den Westmächten zu kapitulieren.
Fast alle diese Äußerungen stammen von Ende 1944 oder sogar von 1945. Ich finde dies sehr spät, es muss vielen im 3. Reich schon sehr früh klar gewesen sein, daß Deutschland diesen Krieg verlieren wird. Von hohen Vertretern des Naziregimes konnte ich bislang jedoch nur die oben angegebenen Zitate und Quellen finden.
Ich möchte betonen, daß ich kein Historiker bin, ich bin lediglich ein historisch interessierter Laie. Studiert habe ich Psychologie, und ich habe dort auch korrektes Zitieren und den Umgang mit Quellen gelernt, jedoch nicht im Sinne eines Historikers.
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