Wir sprechen von angeblich am 27.09.1938 durchgeführten, tatsächlich aber nirgendwo belegten Zerstörungen der Infrastruktur eines souveränen Landes, auf eigenem Territorium, durch dessen souveräne Streitkräfte, um einen Angriff auf dessen Souveränität durch einen gegnerischen Überfall zu verhindern.
Ich darf darauf aufmerksam machen, dass seit dem 22.9.1938 das "Sudetendeutsche Freikorps" also de facto ausgeflaggte deutsche Truppen im Gebiet um Asch und Eger die tschechoslowakische Grenze überschritten hatte und es zu bewaffneten Auseinandersetzung mit der tschechoslowakischen Polizei gekommen war.
Das bedeutet ein Teil des tschechischen Territoriums war damit bereits de facto vor München besetzt und es hatte bereits Kampfhandlungen gegeben. Ich weiß nicht in welcher Stärke das "Sudetendeutsche Freikorps" insgesamt auf tschechoslowakischem Gebiet präsent war, ich lese, dass es insgesamt eine Mannstärke von bis zu 40.000 Mann gehabt haben soll.
Das entspräche etwas mehr als als der Sollstärke von 2 Infanteriedivisionen. Möglicherweise durchaus genügend um auf der tschechischen Seite den Eindruck zu vermitteln man sei bereits im Krieg, Vollinvasion könne jeden Moment folgen und dementsprechend möglicherweise genügend um im Kriegsplan eventuell angedachte Sperrmaßnahmen auszulösen.
Genau so könnte es bei einzelnen Abschnittskommandeuren in den Verteidiungssektoren zu dem Gedanken geführt haben einem solchen Befehl ggf. vorgreifen zu müssen.
Wo hat es denn 200x "Bumm" gemacht? Ist ja nicht ganz lautlos.
Wie ich das sehe hält hier niemand die Zahl 200 für gegeben.
Wie gesagt, ich kenne keine konkreten Berichte dazu. Ich mache aber auch darauf aufmerksam, dass im obigen Zitat lediglich steht, es habe Sabotageakte gegeben, dass diese direkt in den deutschsprachigen Gebieten stattgefunden haben, wird in dem Zitat suggeriert, aber nicht ausdrücklich behauptet.
Sofern Sabotagen im militärisch relevanten Sinne von tschechischer Seite vorgenommen wurden (was in Sachen Verteidigung vernünftig gewesen wäre, die Generalmobilmachung zeigt ja, dass man sich tatsächlich auf bewaffneten Widerstand und Krieg vorbereitete und Prag zu diesem Zeitpunkt dementsprechend wohl noch nicht auf dem Standpunkt stand einen Kampf für aussichtslos zu halten und von Verteidigung abzusehen), kann es durchaus sein, dass wenn sie das mährisch-slowakische Gebiet betrafen, sich das in überwiegend tschechisch- und slowakischsprachigen Territorien vollzogen haben würde, die auch zum großen Teil nicht von der Abtretung der "Sudetengebiete" und vom Einmarsch direkt betroffen waren.
Wenn das der Fall gewesen sein sollte, würden solche Ereignisse wahrscheinlich eher in tschechisch- und slowakischsprachigen Quellen auftauchen, als in deutschsprachigen. Ob das der Fall ist, weiß ich nicht, da steht mir die Sprachbarriere im Weg.
Welche Tunnel waren gesprengt? Müsste ja doch im Fahrplan bemerkbar sein.
Der Fahrplan (grenzübergreifend zwischen Deutschland und der CSR) dürfte durch die tschechische Mobilmachung und die Auseinandersetzungen mit dem "Sudetendeutschen Freikorps" in einigen Grenzgebieten ohnedies schlimm durcheinander gekommen sein, wenn er wegen der Vorfälle ab dem 22.9. und der sich zuspitzenden Situation überhaupt regulär aufrecht erhalten wurde.
Ich bin angefressen, wenn hier die Begriffe im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda verwendet werden.
Ball flachhalten, denn das hat ja niemand getan.
Niemand hat die Zahl von 200 Sabotageakten für zutreffend erklärt und es hat auch niemand behauptet, dass da wahllos flächendeckende Zerstörung von Infrastruktur ohne konkreten, legitimen, militärischen Nutzen durchgeführt worden wäre.
Allein der Umstand, dass Teilaspekte der Darstellung in den Zitaten oben mit Sicherheit der NS Propaganda zuzurechnen sind, ist kein Beleg, dass es sich bei Sabotagen insgesamt um eine reine Erfindung handelt und es macht den Umstand, dass Sabotagen einzelner Strecken von tschechischer Seite militärisch sinnvoll sein konnten auch nicht unplausibel.
Die kolportierte Zahl ist wie gesagt mit ziemlicher Sicherheit übertrieben und möglicherweise wurden hier auch von den sudetendeutschen verübte Sabotageaktionen zum Teil den Tschechen in die Schuhe geschoben oder Schäden, die in bewaffneter Auseinandersetzung zwischen den sudetendeutschen Organisationen und tschechoslowakischer Polizei/Gendarmerie/Armee möglicherweise eher unintendiert angerichtet wurden hier mit unter "Sabotageakte" subsummiert.
Ich halte es aber nach wie vor durchaus für möglich/wahrscheinlich, dass die Kolportage eben genau das ist: Eine Subsummierung tatsächlicher tschechischer militärisch relevanter Maßnahmen um potentielle Vormarschwege zu sperren (oder auch das "Sudetendeutsche Freikorps" in seinen Aktionen zu behindern, wenn man es als Vorhut eine vollständigen Invasion wahrgenommen haben sollte), Sabotageakte von sudetendeutscher Seite, die dem Gegner in die Schuhe geschoben werden sollten und propagandistische Ausschlachtung von bei lokalen bewaffneten Zusammenstößen und hierbei etwaig entstandenen eigentlich nicht intendierten Schäden.
Das Ganze entsprechend propagandistisch umgedeutet.