Wenn Quintus wieder mit seinen geostrategischen Überlegungen anfängt, dann muß ich ja auch jetzt wiederholt darauf hinweisen, dass man in keinster Weise den Römer, Karthagern, Numidern und Konsorten eine solch moderne Denkweise unterstellen darf! Das gilt sowohl für geostrategische als auch geopolitische Denkweisen.
Das habe ich doch nie bestritten. Zudem schrieb ich ja deswegen Hypothese !
Dazu habe ich das doch Nie darauf reduziert, ich schrieb ja deswegen extra:
Quintus schrieb:
Außerdem bedenke die Schäden und Verluste die Hannibal angerichtet hat, keine Römische Familie die nicht einen oder mehrere der ihren gegen die Karthager verloren hätte und die Söhne der Gefallenen stellten nun die Römer dieser Zeit,
Rache ist schon ein wesentliches Motiv
Man darf den Antiken Völkern aber durchaus Auch! In Maßen „moderne“ Denkweisen zuordnen, im Krieg wie auch in der Politik sind viele der „Modernen“ Denkweisen immer noch die gleichen wie jeher, nicht zuletzt deshalb weil es eben die „Althergebrachten“ sind, d.h. weil die heutige moderne Sicht dazu von der alten abstammt. Das ist zwar nicht immer richtig und in vielen Punkten unterscheidet sich das Denken der damaligen Menschen von unserem heutigen, aber eben nicht in allen, da unsere Kultur und unser westliches Denken ja gerade eben von den Römern in vielen wesentlichen Punkten abstammt oder massiv beeinflußt wurde.
Mir fällt übrigens im Gegenzug bei dir auf, daß du immer recht einseitige Positionen beziehst, z.B. modernen Handel gab es in Karthago nicht, punktum: demgegenüber sage ich z.B. nur: es gab Handel, und in Teilen waren die Motive und Methoden „modern“, bzw die gleichen wie heute, aber er hatte bei weitem nicht die Bedeutung wie heute. Verstehst du was ich meine? So auch hier: Die Antiken Menschen dachten politisch und militärisch nicht modern, punktum. Das sehe ich als eine etwas beschränkte Sichtweise,
wie definierst du überhaupt modern ? Das es den Begriff Geostrategie nicht gab, sagt doch nicht das Keinerlei Denken dieser Art vorhanden war:
z.B. es ist eine Frage der Geostrategie ein gutes Acker und Erntegebiet zu erobern, da man damit die Nahrungsmittelproduktion in die Hand kriegt, ein Antiker Mensch, ein Römer wird ebenso nach diesem Ackerland gegiert haben, er wird zwar den Begriff Geostrategie nicht verwendet haben, aber der Grund: Macht durch die Kontrolle über die Landwirtschaft war der genau gleiche.
Noch zur Frage:
Kriege, und auch der dritte punische Krieg entstehen meist aus einem ganzen Bündel von Faktoren, man kann das kaum auf einen Reduzieren. So ist der von mir als Hypothese !! (Marbod: eine Hypothese!) aufgestellte Punkt, wenn er zutraf eben nur einer gewesen und für das Volk und die Unterschicht sicher sogar ein irrelevanter.
Weitere Gründe waren sicher die Gier nach Beute, mit der die Ausführenden ihre Innenpolitische Position festigen oder ausbauen konnten, der Reichtum den man so kriegerisch erwerben konnte, dann die Ruhmsucht, dann auch sicher vor allem anderen beim Volk die Rache und der Haß auf die Karthager die man als Motive nicht unterschätzen sollte.
Zu der Zeit als der Dritte punische Krieg stattfand gab es in Rom ja den Inneren Konflikt des Eindringens der hellenistisch/griechischen Kultur in den römischen Kulturraum, in der Folge gab es eine starke Ablehnung und Gegenreaktion bei den Römern, sicher auch vor allem bei den einfachen Römern aber auch bei Teilen der Oberschicht. In der Folge empfanden die Römer gegenüber anderen Kulturen gerade in dieser Epoche eine starke Ablehnung und Verachtung, andere Völker überhaupt wurden zunehmend mit der Ausbreitung des Reiches gehaßt und als Feinde des althergebrachten an dem man festhalten wollte gesehen.
Speziell beim Dritten Punischen Krieg muß man meiner Meinung nach die Psychologischen Gründe und die Sozialkultur in Rom zu dieser Zeit als Kriegsgrund sehen. Es gab zudem zu dieser Zeit keine wirklichen Feinde Roms mehr, wenn es aber derart innenpolitisch und sozialkulturell gärt, und die Lage im Inneren so unruhig ist, dann ist ein Äußerer Feind gerade das was man braucht. Das heißt nicht daß die einfachen Römer dahin manipuliert wurden, die Karthager als ernsthaften Feind weiter zu sehen sondern daß sie ihre Erb- und Todfeinde selber so sehen wollten. Dazu muß es immer einen größeren Verbrecher geben als man selber einer ist, aus dieser Konstruktion heraus und aus den Rache und Haßgefühlen die aus den enormen Verlusten von Menschenleben im zweiten punischen Krieg resultierten steigerte sich dann die Stimmung gegen die Karthager derart hoch, daß man Karthago einfach nur noch zerstören wollte, und nur noch nach einem Motiv dafür suchte.
Die Römer achteten nämlich streng darauf, daß ihre Kriege de jure stets sauber waren und es immer und in jedem Fall einen Grund gab. Das hielten sie sogar bei Karthago in Grenzen ein, so daß sie sich immerhin mit den Numidern einen Grund konstruierten.