altes Handwerk

Da müsst ihr mal die Hallorenkugeln kosten, lecker. Hat mit salz aber nichts zu tun.
Übrigens das Hallorenschokoladenwerk soll das älteste Deutschlands sein.
 
florian17160 schrieb:
Da müsst ihr mal die Hallorenkugeln kosten, lecker. Hat mit salz aber nichts zu tun.
Logisch, die mussten bis ca 1950 soviel Saures erleben, dass sie mit den Hallorenkugeln mal was Süßes unter die Leute brachten (Kombinat Süßwaren).
 
Mercy schrieb:
Wahr ist aber auch, daß man Halle ehemals zweierlei Insassen bodenständiger Art zuschrieb. Die Halloren und die Hallenser, man sagte die "Altsassen" und die "Neusassen". Die Grenze beider Menschengruppen lag früher zwischen Hall- und Obermarkt. Die Gegend des Hallmarktes, bekannt als "Hallvolk" und Salzsieder.
Inzwischen gibt es als 3. Gruppe noch die Hallunken, d.h. Zugezogene. Sogar in das Wappen Halles scheint das Salzsieden Einzug gehalten zu haben: so wird das Motiv auch als Pfanne mit 2 Salzkristallen gedeutet (auch die Interpretationsvariante Sonne, Mond und Sterne gibt es die ja auch besser zur Himmelsscheibe passt:cool: )
 
Rebbammert

Da ich mal wieder in den Reben stehe, bin grad mit dem Rebbammert konfrontiert worden:
Alemannischer Ausdruck für den Rebhüter bzw. Flurschütz. Heute noch in Teilen des Markgräflerlandes gebräuchlich, wo zum Beispiel in Weil am Rhein Anfang September die Weinberge noch für den Zutritt geschlossen und bewacht werden. Weinwissen

Räbbammert
Bammert bedeutet -Feldhüter- Rebbammert bedeutet -Rebhüter.-Unter dieser Narrenfigur, die sowohl Frauen wie Männern offensteht, finden sich Mitglieder, unserer Zunft, die sich um die Isteiner Fasnacht besonders verdient gemacht haben, sie werden von der Zunftversammlung, zum tragen dieses Häs gewählt. Es gibt hiervon nur 6 Figuren. Der Räbbammert wacht mit seinen Kollegen über das alte Isteiner Fasnachtsbrauchtum und soll dieses, mit seinem Veto-Recht vor fremden und falschen Einflüssen bewahren.

Gruß
Cassandra
 
Hatten wir schon die Herstellung von Filz? Uralt, heute wieder sehr beliebt, läßt sich auch gut mit kelinen Kindern bewerkstelligen.
Man nehem kardierte (ungesponnene) Wolle, durchtränke diese mit warmer Seifenlauge und dann vorsichtig reiben oder rollen. Durch das warme Wasser quellen die Haare auf und die rauhe Oberfläche stellt sich auf (sieht man in fast jeder Shampoowerbung, die für das jeweilige Produkt das Gegenteil, nämlich glatte Haare verspricht). Durch die Seife rutschen diese Haarpartikel ineinander und verhakeln sich - sie verfilzen und ergeben so das typische dichte Gewebe, das gut gegen Wind und Wasser schützt.
Man kann auch trockenfilzen. Dann nimmt man eine spezielle Nadel mit Widerhaken und stochert solange in die Wolle, bis sich die Fasern verhakeln. Geht erstaunlich schnell und einfach.
Näheres z.B. hier: http://www.filzlexikon.de/
Ein schöner Nebeneffekt: Man hat beim Arbeiten immer saubere Finger....:)
 
Wo hast du denn das Thema wieder ausgegraben, Cassandra? Ich dachte, das wäre längst in der Mottenkiste.

Ok, geht weiter.

Köhler (auch Kohlenbrenner) lebten meist in der einsamen Abgeschiedenheit dunkler Wälder, wo sie in Meilern Holz zu Holzkohle verkohlten. Ihre Lebensart war recht armselig und mühsam. Tag und Nacht mußten sie wachsam sein, und die wenigen Stunden, die zum Ausruhen blieben, verbrachten sie in primitiven Hütten (Kothen) auf einem Lager aus Reisig und Baumrinden. .........

Geht weiter hier, wen es interssiert
http://www.fkoehler.homepage.t-online.de/koehler.html
 
verbrachten sie in primitiven Hütten (Köthen)

Na, so schlimm ist Köthen auch nicht! ;-)
 
Bei uns im Dorf gab es bis 1990, als er gestorben ist noch einen Stellmacher.
Seine Bandsäge, Baujahr 31 mit Riemenantrieb durfte ich beerben. Ich kann mich noch erinnern, das er in den 60iger Jahren mal eine Karosserie für einen P8 (Auto) baute
Zu den typischen Werkzeugen gehören Hobel, Stemmeisen, Zangen, Winkel und Dornen. Der Arbeitsplatz eines Stellmachers ist die Hobelbank, außerdem die Schnitz- oder Zugbank. Auf ihr richtete der Stellmacher mit dem Zugmesser die Speichen der Räder. Kleine Räder wurden auf dem Radbock gefertigt.
 
Ich wollte eigentlich ein neues Thema zu alten Berufen eröffnen und fand diesen Strang dann bei der Suche.

Mein Vater war Uhrmacher. Als Jugenlicher hatte er eigentlich Hufschmied gelernt, eigentlich schon 1939 kein so richtig zukunftssicherer Job, aber auf dem platten Land gabs nicht viel Auswahl.

Direkt nach der Ausbildung hat er sich dann freiwillig gemeldet und kehrte 1946 doppelbeinamputiert aus Krieg und Gefangendschaft zurück. Als Schmied konnte er so natürlich nicht mehr arbeiten.

Er hatte das "Glück" noch Hände und Augenlicht behalten zu haben und konnte deshalb 1947-48 zum Uhrmacher umgeschult werden. Fast alle Uhrmacher seiner Generation waren ebenfalls Kriegsbeschädigte.

Er arbeitete seitdem in diesem Handwerk. Zu tun gab es immer genug, jede und jeder trug eine Armbanduhr, zuhause hatte man mindestens eine Küchenuhr hängen. Mechanische Uhren gingen auch kaputt oder die Genauigkeit ließ nach.

Über Arbeit konnte sich mein Vater nie beklagen. Ab 1971 konnte er von zuhause aus arbeiten. In der Küche der ehemaligen Einliegerwohnung war seine Werkstatt. Dadurch bekam ich als kleiner Junge einen recht tiefen Einblick in den Beruf.

Mein Vater, 2 Zentner Lebendgewicht und entsprechend große Hände, konnte dennoch winzigste Zahnräder zusammenfügen. Immer wie Lupe wie ein Monokel vors Auge eingeklemmt.Ein Wunder, kleinste Damenuhren auseinanderzunehmen und wieder zusammensetzen zu können.

Eine richtige Reparatur war und ist immer noch zeitaufwändig. Für eine "Revision" genannte Wartung musste die Uhr mindestens geöffnet, gereinigt und geölt werden. Das war damals nur deshalb gang und gäbe, weil neue Uhren recht teuer waren und es Uhrmacher zuhauf gab. Der Stundenlohn meines Vaters lag nur unwesentlich höher als für eine Friseurin.

Da mein Vater zuhause arbeitete, bekamen wir den Niedergang, besser gesagt Beinaheuntergang des Berufes hautnah mit.

Wer sich an die Fernsehwerbung der frühen 70er erinnern kann, kennt die Uhrenmarke "Timex". Ein amerikanischer Hersteller, der sehr günstige Armbanduhren auf den Markt brachte. Mein Vater hasste Timex, ließen die sich doch nicht wirtschaftlich reparieren, eine neue Timex war kaum teurer als eine Reparatur.

Es folgten japanische Uhren, noch günstiger. Die machten v.a. den deutschen Herstellern zu schaffen, die doppelt und dreifach so teuer waren (sein mussten aufgrund der Herstellungskosten).

Den Todesstoß, zumindest sah es über 2 Jahrzehnte so aus, versetzten die Quartzuhren den Uhrmachern. Viel genauer als jede mechanische Uhren und immer günstiger werden. Selbst Nobelmarken wie Rolex mussten Quartzuhren anbieten. Höhepunkt dieser Etwicklung war sicherlich die Swatch. Auch aus der Not der schweizer Uhrenindustrie geboren.

Für meinen Vater bedeutete das die Entlassung, im gegenseitigen Einvernehmen, mit 50 Jahren konnte er auf Erwerbsminderung/ungähigkeit in Frührente gehen (was allerdings noch fast 5 Jahre und zwei Prozesse dauerte). Als Abfindung durfte er die Werkstattausstattung behalten.

Er arbeitete schwarz weiter, für Nachbarn und Bekannte, aber auch für 2 Uhrengeschäfte, die ihn mit Aufträgen versorgten. Letztendlich wurde es aber immer weniger. Batterien wechseln und neue Armbänder waren dann die Hauptaufgabe.

Luxusuhren wie Rolex, Breitling oder Omega, reparierte mein Vater nicht, dazu hätte es einer teuren Zertifizierung bedurft, selbst als er noch angestellt war. Und später, ohne anerkannte Werkstatt, zu den Kosten, undenkbar.

In den späten 80ern musste mein Vater endgültig die Augenlupe beiseite legen, die Finger machten nicht mehr mit.

Selbst wenn ich gewollt hätte, Uhrmacher zu werden stand nie zur Diskussion. 1980, als ich hätte anfangen können, waren Hufschmiede vermutlich gefragter als Uhrmacher.

Der Beruf erlebt seine Wiederauferstehung um die Jahrtausendwende. Mechanische Armbanduhren sind ein Statusymbol geworden.

Das Problem, seit Mitte der 70er wurden kaum noch Uhrmacher ausgebildet, von Meister und Audbildern ganz zu schweigen. Und diese Generation ist bzw. geht in den Ruhestand.

Uhrmacher sind inzwischen sehr gefragte und gut verdienende Handwerker mit rosigen Zukunftsaussichten.
 
Hallo

Wer sich noch über alte,oder ausgestorbene Berufe informieren will, einfach mal auf "YouTube" folgendes suchen


Alte Berufe
Der letzte seines Standes
Altes Handwerk im Rheinland

gibt eine Menge Videos zu den obigen Suchbegriffen.

z.B. Holzdrahtmacher

mfg
schwedenmann
 
Mechanische Armbanduhren sind ein Statusymbol geworden.
Zweifellos – hier sieht man eine 30.000 € teure Berguet beim Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kyril:
FNprhgcXEAELBOM


Wenn das keine Propaganda ist, dann wird diese Uhr anscheinend gern wegretuschiert:
FwRoQZ5X0BgRzvo


Die sowjetische/russische Tradition geht so womöglich weiter – hier wurde Trotzki wegretuschiert:
output_1quhp0.gif


Das ist zugegeben ein wenig OT, aber ein bisschen Spaß muss in diesen schwierigen Zeiten trotzdem sein.

PS: Beide Bilder finden sich auf Twitter.
 
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