fingalo
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Vielleicht sollte man mal fragen, wer die Geschichte Siegfried = Arminius aufgebracht hat.
Es war Otto Höfler, Siegfried, Arminius und die Symbolik, Heidelberg 1961. Seine These "Arminius wird zu Siegfried" ist keine literaturhistorische These im engeren Sinne, auch keine historische, sondern ein Versuch zum mythischen Geschichtsbewusstsein der Germanen. (siehe dazu K. D. Schmidt, Germanen und germanisch-christliche Geschichtstheologie. In: Wege der Forschung Bd. 21. Darmstadt 1961). Die angenommene Transponierung der geschichtlichen Arminiusschlacht in den Drachenkampf Siegfrieds soll mit Hilfe einer Methodik bewiesen werden, die letztlich von der Religionsgeschichte und Ethologie übernommen wurde. Eine genaue Analyse der Höflerschen Methodik zeigt, dass sie einer spezifischen Forschungsrichtung, dem Ritualismus, verpflichtet ist: Die große Tat des Heros und sein Tod sei in Spielen dargestellt worden, im Drachenkampfspiel und in einem Verfolgungsspiel in Tiergestalt oder Tiermaske. Das wiederholbare Spiel als kultische Größe wird der Erzählung vorgeordnet, das Drama dem Epos zeitlich vorangestellt.
Dieses Verfahren zeigt deutliche Parallelen zur Methode A. Heuslers. Heusler hatte auf der Grundlage der Texte des 12. und 13. Jh. auf Heldenlieder des 5./6. Jh. geschlossen. Ähnlich kam Höfler mit seiner Methode zu einer Grundschicht wesentlich älterer kultischer Spiele.
Alle Versuche, die Heldendichtung auf einen konkreten Ursprung zurückzuverfolgen, werden schließlich den Charakter kanonischer Modelle annehmen. Sie beinhalten zahlreiche unhistorische Kriterien, die durch Interpretation in die Dichtung hineingetragen werden.
Man darf bezweifeln, ob es möglich oder sinnvoll ist, für die Vor- und Frühgeschichte der europäischen Literatur geschlossene Systeme mit genetischer Linie aufzustellen. Das gleiche gilt für so geschichtslose Kriterien, wie den für alle möglichen Gebiete entwickelten Archetypen, mit denen geschichtliche Motiv-Stammbäume errichtet wurden.
Die historischen Methoden, wie sie z.B. von Emil Ploss, Siegfried - Sigurd; Der Drachenkämpfer (1966) und in ganz anderem Zusammenhang (Homer) von M: Parry, Studies in the Epic Technique of Oral Verse-Making, Harvard Studies in Classical Philology 41, (1943) und C.M. Bowra, Heldendichtung. Eine vergleichende Phänomenologie der heroischen Poesie aller Völker und Zeiten, Stuttgart 1964) vorgelegt worden sind, versprechen eher Erkenntnisfortschritte im Verständnis mittelalterlicher Epen.
Es war Otto Höfler, Siegfried, Arminius und die Symbolik, Heidelberg 1961. Seine These "Arminius wird zu Siegfried" ist keine literaturhistorische These im engeren Sinne, auch keine historische, sondern ein Versuch zum mythischen Geschichtsbewusstsein der Germanen. (siehe dazu K. D. Schmidt, Germanen und germanisch-christliche Geschichtstheologie. In: Wege der Forschung Bd. 21. Darmstadt 1961). Die angenommene Transponierung der geschichtlichen Arminiusschlacht in den Drachenkampf Siegfrieds soll mit Hilfe einer Methodik bewiesen werden, die letztlich von der Religionsgeschichte und Ethologie übernommen wurde. Eine genaue Analyse der Höflerschen Methodik zeigt, dass sie einer spezifischen Forschungsrichtung, dem Ritualismus, verpflichtet ist: Die große Tat des Heros und sein Tod sei in Spielen dargestellt worden, im Drachenkampfspiel und in einem Verfolgungsspiel in Tiergestalt oder Tiermaske. Das wiederholbare Spiel als kultische Größe wird der Erzählung vorgeordnet, das Drama dem Epos zeitlich vorangestellt.
Dieses Verfahren zeigt deutliche Parallelen zur Methode A. Heuslers. Heusler hatte auf der Grundlage der Texte des 12. und 13. Jh. auf Heldenlieder des 5./6. Jh. geschlossen. Ähnlich kam Höfler mit seiner Methode zu einer Grundschicht wesentlich älterer kultischer Spiele.
Alle Versuche, die Heldendichtung auf einen konkreten Ursprung zurückzuverfolgen, werden schließlich den Charakter kanonischer Modelle annehmen. Sie beinhalten zahlreiche unhistorische Kriterien, die durch Interpretation in die Dichtung hineingetragen werden.
Man darf bezweifeln, ob es möglich oder sinnvoll ist, für die Vor- und Frühgeschichte der europäischen Literatur geschlossene Systeme mit genetischer Linie aufzustellen. Das gleiche gilt für so geschichtslose Kriterien, wie den für alle möglichen Gebiete entwickelten Archetypen, mit denen geschichtliche Motiv-Stammbäume errichtet wurden.
Die historischen Methoden, wie sie z.B. von Emil Ploss, Siegfried - Sigurd; Der Drachenkämpfer (1966) und in ganz anderem Zusammenhang (Homer) von M: Parry, Studies in the Epic Technique of Oral Verse-Making, Harvard Studies in Classical Philology 41, (1943) und C.M. Bowra, Heldendichtung. Eine vergleichende Phänomenologie der heroischen Poesie aller Völker und Zeiten, Stuttgart 1964) vorgelegt worden sind, versprechen eher Erkenntnisfortschritte im Verständnis mittelalterlicher Epen.