Was mich immer wieder verwundert ist die nach wie vor vorhandene Tendenz des Menschen,unsere jetzigen Forschungsmöglichkeiten,und die daraus resultierenden Ergebnisse als "Das Gelbe vom Ei" zu sehen. Bisher mögen alle Versuche gescheitert sein,Atlantis nachzuweisen. Aber wer oder was sagt uns,dass das auch so bleibt?
Immer wieder erleben wir,dass Dinge,die von der Menschheit allgemein und der Forschung im speziellen als unmöglich abgetan wurden,oder aufgrund fehlender Beweise in die Schublade der Legenden verfrachtet wurden,auf einmal nachweisbar sind. Troja oder "Riesenkraken" dürften nur 2 von zahlreichen Beispielen sein.
Du machst jetzt den Fehler, Atlantis mit Troja zu vergleichen. Das hat aber nichts miteinander zu tun, denn anders als Schliemanns Memoiren einen glauben machen wollen, hat niemals irgendjemand Troja als Mythos oder bloße Erfindung Homers abgetan. Wo Troja
ungefähr lag war auch vor Schliemann bekannt, er war lediglich der erste, der die nötigen finanziellen Mittel zur Ausgrabung hatte.
Im Mittelalter und insbesondere in der Antike war allgemein bekannt, wo Troja lag. Alexander der Große hat in Troja seinem Vorbild Archill geopfert, bevor er gegen Persien zog. Konstantin wollte ursprünglich sein "Konstantinopel" über dem alten Troja erbauen, entschied sich aber dann für Byzanz. Bis ins hohe Mittelalter hinein gab es einen Bischof von Troja.
Atlantis ist etwas völlig anderes. Niemand vor Platon kannte Atlantis. Praktisch niemand nach Platon hielt es für real. Die ganze Geschichte ist in sich unlogisch (was passiert in den tausend Jahren zwischen Untergang von Atlantis und der Gründung von Ägypten, wer überlieferte solange den Untergang?) und passt ganz und gar nicht in das eigentliche Bild, das man von der menschlichen Frühgeschichte hat (9000 Jahre vor Platon gab es nirgends auch nur eine Siedlung, die die Bezeichnung "Stadt" verdient, geschweige denn ein Weltreich).
Wer sich genauer mit Platon beschäftigt, wird feststellen, dass er gerne mal kleine Geschichten in seine philosophischen Werke einbettet, und zwar immer dann, wenn die philosophische Argumentation nicht weiter kommt. Etwa bei der Frage, ob sich ein gerechtes Leben "lohnt", und was nach dem Tod in der Unterwelt folgt. Platons "Antwort": die Geschichte vom Pamphylier Er, der auf dem Schlachtfeld stirbt, die Unterwelt sieht, wieder aufersteht und dann davon berichten kann, dass es dort genauso aussieht wie Platon annimmt.
Mit Atlantis ist das genauso. Platon konstruiert in der Theorie einen Idealstaat, und die Frage lautet: funktioniert dieser Staat im Ernstfall, also im Krieg? Die Antwort: ja, denn diesen Staat hat es schonmal gegeben, und zwar nicht irgendwo, sondern in Athen. Und dieser kleine Idealstaat hat sich gegen das riesige Atlantis behauptet. Und warum weiß niemand davon? Weil anschließend die Welle kam, nämlich einer von den laut Platon stetig wiederkehrenden Weltuntergängen.
Du siehst: Atlantis ist ein literarisch-philosophisches Konstrukt, so wie Erewhon oder Lilliput. Nichts anderes. Es kann nicht gefunden werden, weil es nie existiert hat, außer in Platons Geist.