Aussterbende Wörter - vergessene Wörter

Deinen Gästen schaust du persönlich in die Augen.
Mag sein, das mein Verständnis von Gast genauso alt ist wie ich und mit mir ausstirbt.
Was sagen denn Jüngere zum Inhalt von Gast?
Ist Gast etwa die bessere Umschreibung für Touri/Tourist, dessen negative Besetzung ich genauso sehe.
Wir hätten dann eine sprachliche Entwicklung vom 1. Fremden 2. Touristen 3. Gast??? :grübel:

Das ist der Punkt rena!
Seinen Gästen schaut man in die Augen, spricht sie als Person an und heißt sie willkommen. An Fremden geht man vorbei. Touristen sind irgendwie "Massenerscheinungen". Diese Sprachentwicklung findet einfach nur deswegen statt, weil man im Bereich Tourismus genauso ein Produkt verkauft, wie in anderen Branchen und man genauso darum bemüht ist, Kunden an sich zu binden. Und letztlich sind Teilnehmer einer Führung Kunden. Ich "binde" meine Kunden dann am besten, wenn sie zufrieden und glücklich nach Hause gehen und allen erzählen: "das war toll, da möchte ich aber noch mal hin"..
In diesem speziellen Fall passt sich die Sprache nur den sich verändernden Ansprüchen und Bedürfnissen an.


Aber vielleicht noch ein anderes Beispiel: man spricht auch nicht mehr von "Krankenpfleger" und "Krankenkasse" - neihein, das heißt man jetzt "Gesundheitspfleger" und "Gesundheitskasse"... :still:
 
@keine Ahnung: das ist eine schöne Erklärung, die liest sich logisch. Der Vergleich mit Kranken/Gesundheitskasse passt auch.

Vielleicht ist Gästeführer jetzt einfach eine regionale Wortneuschöpfung im Schwarzwald/ BaWü?

@Rena: warum ist der Begriff "Tourist" (bei Dir) negativ belegt?
 
Touristen sind irgendwie "Massenerscheinungen".

@Rena: warum ist der Begriff "Tourist" (bei Dir) negativ belegt?

Eindeutig negativ belegt bei mir noch nicht. Für mich ist Tourist/Tourismus eher ein Sammelbegriff für Menschen, die zum Vergnügen woanders hinreisen, im Gegensatz zu Geschäftsreisen oder Händlern.

Allerdings gebe ich @KeineAhnung Recht, man denkt bei Tourismus auch an Mallorca und den Ballermann, dabei brauchten die idR keinen "Stadtführer" oder "Reiseführer". Das wären die Begriffe unter denen ich suchen würde, wenn ich @KeineAhnungs Führung buchen möchte......und ich hoffe, du erzählt dann nicht nur lustige Anekdödchen. :winke:
 
@KeineAhnungs Führung buchen möchte......und ich hoffe, du erzählt dann nicht nur lustige Anekdödchen. :winke:
Für mich steht der Informationsgehalt immer noch an oberster Stelle (nicht zuletzt ein Grund, weswegen ich hier bin ;) ) aber auch das Entertainment darf nicht zu kurz kommen. Man kann schließlich auch versuchen, (trockene) Fakten interessant aufzuarbeiten und nett zu präsentieren.

@rena8 würde ich natürlich herzlich gerne als "Gast" begrüßen :winke:

LG
KeineAhnung
 
Um den Bogen zu schlagen zurück zu den vergessenen Wörtern, möchte ich "Sommerfrischler" anbringen.

Das Phänomen ging auf den Adel zurück, der sich alljährlich auf seine Sommersitze zurückzog. Nachdem im 19. Jh durch die Eisenbahnen auch weiteren gesellschaftlichen Gruppen (beginnend beim gehobenen Bürgertum) die Möglichkeit eröffnete, sich in bis dahin schwer erreichbare Gebiete zu begeben, begann das, was man schließlich mit "Tourismus" umschrieb. Als Sommerfrischler wurden bis weit ins 20. Jh hinein allgemein Städter bezeichnet, die sich im Sommer auf dem Land erholen wollten.
 
(hier sind ja beinahe 700 Beiträge angesammelt - ich hoffe, ich wiederhole da nichts)
zum Thema "vergessene/ausgestorbene Wörter" habe ich noch etwas gefunden:
aus dem Bereich der Militärtechnik haben sich ein ein paar Wörter in idiomatischen Wendungen gehalten (z.B. "letzte Bastion" oder "Drahtverhau"), aber sehr viele sind auch gänzlich ungebräuchlich geworden bzw. nahezu vergessen:
Traditor bzw. Zwischenraumstreiche, Zwischenwerk, Grabenkoffer, Eskarpe, Ravelin u.v.a. Das zweibändige "glossarium artis" ist da eine Fundgrube.
 
In die Kategorie der vergessenen und ausgestorbenen Wörter fallen auch noch die Unikate in der sprachwiss. Terminologie. Unikate sind Worte, die im allgemeinen Sprachgebrauch ausgestorben sind, die aber in Komposita nach wie vor existieren. Sintflut ist ein solches Wort. Sint bedeutete ursprünglich mal 'groß'. Gerne volksetymologisch umgedeutet wird es, aufgrund der biblischen Geschichte in Sünd(en)flut.
 
Und natürlich gibt es auch hier im Geschichtsforum mit seinem doch recht jungem Alter ausgestorbene Worte. Wer die Smileyliste mal ausführlich betratet hat dem wird wohl dieser hier auch aufgefallen sein:

:drefs:
 
Und jetzt noch für Dumme die keineAhnung haben :devil: :
ich hab mich schon des öfteren gefragt, was dieser Smily wohl zu bedeuten hat. Liebe Lukrezia, schlau mich doch bitte auf. :winke:
 
Ja, das wüsst ich auch gern :D

Ich muss nämlich gestehen, das klingt für mich nach einer versteckten Beleidigung... (wenn man jemanden Drews nennt, hat es schon was beleidigendes an sich - es sei denn, er heißt wirklich so :rofl:)
 
"Dref" war der erste Schüler der hier ankam und ein Referat, eine Hausaufgabe, irgendwas in der Art, gemacht bekommen wollte und dabei mehr als nur dreist war. Eine zeitlang war Dref als Bezeichnung für Leute mit ähnlich gelagerten Anfragen ein running gag.
 
Ich habe mir gerade sagen lassen, daß die Rücktritt-Bremse beim Fahrrad am Aussterben ist.
Ob die besagten Journalisten allerdings vom Abtritt auf den Abgang umschwenken, ist fraglich, dann fühlen sich die Önologen wieder auf den Plan gerufen... am Besten: :still: :winke:

Nein. In absehbarer Zeit wird sie nicht aussterben. Für gewisse Fahrräder ist sie hilfreich.


  • Wartungsarm
  • witterungsunabhängig
  • Robust und zuverlässig bei nicht zu hoher Belastung
  • unabhängig vom Lenker
 
Es gibt aber auch Ausdrücke, die in Dialekten längst ausgestorben sind oder auch gar nicht existiert haben, die aber hartnäckig mit diesem in Verbindung gebracht werden. Im sächsischen ist das "ei verbibbsch". Ich bin selbst Sachse und pflege auch meinen Dialekt aber diesen Ausdruck habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gebraucht. Weder meine Urgroßmutter noch meine Großmutter haben jemals "ei verbibbsch" gesagt. Auch in anderen Teilen Sachsens habe ich diesen Ausdruck noch nie gehört. Trotzdem versäumt es kein Nichtsachse, der den Dialekt im Fernsehen nachahmt , "ei verbibbsch" in seine Rede einzuflechten um besonders original herüberzukommen. Ich glaube, dass es diesen dämlichen Ausdruck in Sachsen nie gegeben hat sondern von einem , der sächsisch besonders lächerlich darstellen wollte, erfunden wurde und seitdem für alle Imitatoren unverzichtbar geworden ist.
 
Es gibt aber auch Ausdrücke, die in Dialekten längst ausgestorben sind oder auch gar nicht existiert haben, die aber hartnäckig mit diesem in Verbindung gebracht werden. Im sächsischen ist das "ei verbibbsch". Ich bin selbst Sachse und pflege auch meinen Dialekt aber diesen Ausdruck habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gebraucht. Weder meine Urgroßmutter noch meine Großmutter haben jemals "ei verbibbsch" gesagt. Auch in anderen Teilen Sachsens habe ich diesen Ausdruck noch nie gehört. Trotzdem versäumt es kein Nichtsachse, der den Dialekt im Fernsehen nachahmt , "ei verbibbsch" in seine Rede einzuflechten um besonders original herüberzukommen. Ich glaube, dass es diesen dämlichen Ausdruck in Sachsen nie gegeben hat sondern von einem , der sächsisch besonders lächerlich darstellen wollte, erfunden wurde und seitdem für alle Imitatoren unverzichtbar geworden ist.

Wenn ich diesen Ausdruck "ei verbibbsch" höre oder lese, denke ich an diesen kauzigen Westernhelden, der beim Grüßen sein Toupet abnimmt: Sam Hawkens, fiktive Figur aus den Karl-May-Geschichten und Filmen. In der Zeit des kalten Krieges dürfte das wohl einer der bekanntesten, wenn auch fiktiven Sachsen im (Wilden) Westen gewesen sein. Falls hier ein Karl-May-Experte ist, könnte er die Frage beantworten, ob auch in den Büchern "ei verbibbsch" auftaucht.
 
Falls hier ein Karl-May-Experte ist, könnte er die Frage beantworten, ob auch in den Büchern "ei verbibbsch" auftaucht.
Zumindest wird von einigen Protagonisten in der weiten Welt so sehr gesächselt, dass es beim Lesen schon nervt ("Hobble-Frank").
 
Falls hier ein Karl-May-Experte ist, könnte er die Frage beantworten, ob auch in den Büchern "ei verbibbsch" auftaucht.
Das würde mich wundern, da Karl May aus Ernstthal ,einem Nachbarort von Chemnitz stammte und in unserer Region dieser Ausdruck völlig unbekannt ist. Der Schriftsteller Erich Loest, der auch aus Sachsen stammt, ist der Meinung, dass uns dieser Ausdruck von den Berlinern, mit denen die Sachsen in DDR-Zeiten kein gutes Verhältnis hatten, angedichtet wurde.
Ich kann allen Sachsen-Imitatoren nur empfehlen: Wenn ihr authentisch wirken wollt, lasst ei verbibbsch weg, kein Sachse verwendet es.
 
Durch den Dessous-Thread fällt mir noch ein ausgestorbenes Wort ein. Alte Leute sagten in der Zeit als ich Kind war zum Slip ,Schlupfhose. Ich glaube das sagt heute keiner mehr.
 
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