Aussterbende Wörter - vergessene Wörter

Ich sah neulich eine DVD mit Fußballspielen der WM 1974 und 78. Da war mehrmals von "Schlachtenbummlern" die Rede, die der bundesdeutschen Mannschaft hinterhergefahren sind. Damals normal, sagt es heute kein Mensch mehr, das sind schlicht Neudeutsch "Fans". So schnell kann es gehen, keine 35 Lenze her und vergessen. Z.Zt. wird grad in den Medien das Wort "Mannschaft" beschossen und in Texten durch "Team" ersetzt. In Sportsendungen sprechen die Moderatoren stets vom Team, Trainer und Sportler von Mannschaft. Bei mir im Norden wird auch grad der "Sonnabend" bekämpft und soll endgültig zum "Samstag" werden.
 
Es gibt aber auch Ausdrücke, die in Dialekten längst ausgestorben sind oder auch gar nicht existiert haben, die aber hartnäckig mit diesem in Verbindung gebracht werden. Im sächsischen ist das "ei verbibbsch". Ich bin selbst Sachse und pflege auch meinen Dialekt aber diesen Ausdruck habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gebraucht. Weder meine Urgroßmutter noch meine Großmutter haben jemals "ei verbibbsch" gesagt. Auch in anderen Teilen Sachsens habe ich diesen Ausdruck noch nie gehört. Trotzdem versäumt es kein Nichtsachse, der den Dialekt im Fernsehen nachahmt , "ei verbibbsch" in seine Rede einzuflechten um besonders original herüberzukommen. Ich glaube, dass es diesen dämlichen Ausdruck in Sachsen nie gegeben hat sondern von einem , der sächsisch besonders lächerlich darstellen wollte, erfunden wurde und seitdem für alle Imitatoren unverzichtbar geworden ist.

Es mag durchaus sein, dass es Ausdrücke gibt die fälschlicherweise einem Dialekt zugerechnet werden. Bei "ei verbibbsch" sollte es sich jedoch um einen echten sächsischen Zungenschlag handeln.
Gehört habe ich ihn schon mehrmals (live), allerdings mehr im Raum Leipzig und/oder Dresden. Da bin ich mir nicht mehr sicher.
Wie dieser Ausdruck entstanden ist oder von wem er möglicherweise eingeschleppt und eingesächselt wurde, kann ich leider nicht sagen.
Zumindest ist er schon in ein Wörterbuch der sächsischen Mundart eingegangen.

Was die Sachsen-Imitatoren betrifft, bemerkt man auch relativ schnell, ob da ein Sachse spricht oder nicht. Der imitierte Dialekt oder auch die dargebrachte Mundart bezieht sich dabei fast ausschließlich auf das gesprochene Wort im Raum Dresden und Leipzig.

Im Vergleich zu den Dresdnern und Leipzigern wird von den Chemnitzern eine fast hochdeutsch klingende Mundart gesprochen. :pfeif:
Im Chemnitzer Raum wird man "ei verbibbsch" von den Menschen auf der Straße leider kaum zu hören bekommen. :weinen:
 
zum Schlüpfer: könnte schon sei, daß das Wort ziemlich ungebräuchlich wird, sozusagen verdrängt vom Slip; ähnlich vielleicht wie die Böchs, die allerdings von der ihr unverwandten Form der Boxershort verdrängt werden dürfte, oder vielleicht auch nicht?
 
Im Vergleich zu den Dresdnern und Leipzigern wird von den Chemnitzern eine fast hochdeutsch klingende Mundart gesprochen. :pfeif:
Im Chemnitzer Raum wird man "ei verbibbsch" von den Menschen auf der Straße leider kaum zu hören bekommen. :weinen:
Du bist selbst kein Sachse, stimmts? Das chemnitzer sächsisch ist dem der Leipziger sehr ähnlich. Der größte Unterschied ist vielleicht, dass die Leipziger g statt k sagen. z.b. Gaiser Garl gonnde geene Gimmelgerne gaum.(Kaiser Karl konnte keine Kümmelkerne kauen). Bei uns in Chemnitz werden auch alle harten Konsonanten weich gesprochen(aus P wird B ) und der Mund beim sprechen nur minimal geöffnet. Dadurch wird aus dem A ein O. Ich habe früher in Korl-Morx-Stodt gewohnt. Das dresdner sächsisch hat eine völlig andere Sprachmelodie Die Vokale werden überbetont so dass die Worte fast gekaut werden. So wird die Oma in Dresden mindestens Ooumaa gesprochen. Diese Unterschiede hören aber Nichtsachsen nicht ,sodass das sächsisch aller Imitatoren eine völlige Kunstsprache ist, die kein Sachse für echt halten wird. Die einzige Imitation, die super gelungen war ,ist das sächsisch verballhornte "Lapaloma blanca". So klingt es wirklich ,wenn ein Sachse englisch spricht.
Dass Du in Dresden oder Leipzig "ei verbibbsch" gehört hast kann ich mir nicht vorstellen. Ich halte mich in beiden Städten häufig auf und habe dort auch genug Bekannte. Keiner von denen hat je diesen Ausdruck verwendet. Es gibt "verdammisch" und "Verdimmisch" das bedeutet Verdammt. Unsere Ausdrücke kann man durchaus ins Hochdeutsche übersetzen aber was verbibbsch heißen soll weiß niemand.
 
Durch den Dessous-Thread fällt mir noch ein ausgestorbenes Wort ein. Alte Leute sagten in der Zeit als ich Kind war zum Slip ,Schlupfhose. Ich glaube das sagt heute keiner mehr.

Schlupfhose sagt wohl wirklich keiner mehr. Vielleicht noch die eine oder andere ältere Dame in den hohen 80ern oder 90ern.

Das Wort Schlüpfer, ist jedoch noch gebräuchlich. Vor allem, wenn es allgemein um die Unterhosen in der Familie geht - danach kommt erst die Feinunterteilung. Dabei denke ich, dass - als diese Schlüpfer aufkamen - vor allem die weibliche Unterhose damit gemeint war.

Irgendwann in den 70er Jahren kam dann der Begriff Slip für beide Geschlechter auf. Wobei zu bemerken ist, dass das Wort Slip, ähnlich wie bei Handy s.o., nicht so ganz richtig aus dem Englischen ins Deutsche übertragen wurde.
 
meine Oma gebrauchte für Unterhosen bei Männern noch den Begriff "Gattihose"
(scheint aber in Österreich noch benutzt zu werden - ist das so?)
 
Ein ausgestorbenes Wort für Kleidung fällt mir noch Manchesterhose ein. In meiner Kindheit hießen Cordhosen so.
 
Bei uns heißt das Schlüpfer. Das Wort wird noch von einigen verwendet.


Dieses Wort muss früher noch eine gewisse "erotische" Bedeutung gehabt haben.
Ich lebe im deutschen "Trikot-Zentrum" und da gab es eine recht große Firma die die Schlüpfer in zehntausenden Stück täglich produzierte. Der Inhaber war der "Schlüpfer-.......".
Hatte ich mal in der Landeshauptstadt mit einer älteren Dame zu tun,
"wo ich denn herkomme? .... ach ja, da kennt sie den "Hosen-.....",
tut mir leid, kenne ich nicht,
doch den kennen sie bestimmt, der hat doch die große Fabrik...
????
ach doch natürlich, sie meinen den "Schlüpfer-....."
ja, den "Hosen-...." meint sie.

Noch mehrfach im Gespräch machte sie klar, dass dies für sie ein Unwort war, und selbstverständlich für sie nur die Bezeichnung "Hosen-...." in Frage kam.
 
Schlüpfer finde ich auch aussagekräftiger als Slip. Man schlüpft halt rein und raus und slipt nicht. Man sagt ja auch schlüpfrig und nicht sliprig=)
 
Hat jemand von euch schon mal eine Schelle oder eine Abreibung bekommen...?

Ist ja mit Recht nicht mehr so angesagt oder legitim, soll aber in begründeten Fällen, seine pädagogische Wirkung nicht immer verfehlt haben.
 
Du bist selbst kein Sachse, stimmts? ... [..] ...

Ja, das stimmt. Ich bin kein Sachse,:weinen: dafür Thüringer :hukahaka:.
Bin aber ziemlich nah dran. Nicht nur geographisch, sondern auch im Hinblick auf die historische Entwicklung und den Einfluß der sächsischen "Außenpolitik" seinerzeits und der (nicht nur) damit verbundenen "Vermischung" der Dialekte.

Wie dem auch sei. (austerbende Phrase...?s.o.)

Über mehrere Jahre hinweg habe ich in Sachsen, insbesondere in Dresden und Leipzig, beruflich zu tun gehabt. Dabei konnte ich eine Reihe sehr angenehmer menschlicher Kontakte knüpfen, aus denen sich bei einigen sogar Freundschaften ergaben.

Meine Liebste habe ich in Chemnitz kennengelernt, und wir haben mehrere Jahre gemeinsam in dieser Stadt gelebt. Letztes Jahr ging es zurück nach Thüringen :).

Glaub mir, @Galeotto - ich weiß schon von was ich rede.
"ei verbibbsch" gab es und gibt es, auch wenn du es als gebürtger Sachse nicht wahrhaben möchtest...ist ja aber nicht so schlimm - oder ?

Dass die Leipziger und Dresdner Mundart des sächsischen Dialekts durchaus ihre Verschiedenheiten aufweisen, weiß ich.

Ihr, in Chemnitz ;), lebt irgendwo zwischen den wirklichen "Kaffesachsen" und den Erzgebirglern, die wiederum einen eigenen Dialekt sprechen.

Im Übrigen - einen gegenwärtigen, aktuell gesprochenen Dialekt einer Sprache, z.B. des Sächsischen oder Schwäbischen, wird man relativ selten in einer akademischen Umgebung antreffen, zumal in unserer schnelllebigen Zeit und dem internationalen Umfeld...


ps. gerade sagt mir meine Liebste: "I'am going in de Bette nein...und du?"
 
Glaub mir, @Galeotto - ich weiß schon von was ich rede.
"ei verbibbsch" gab es und gibt es, auch wenn du es als gebürtger Sachse nicht wahrhaben möchtest...ist ja aber nicht so schlimm - oder ?
Und wieder ist es ein Nichtsachse der uns sagt was unsere Ausdrücke sind:). Hier habe ich zwei Zitate aus einem anderen Forum wo nach der Bedeutung dieses Ausdrucks gefragt wird.
Zunächst der Leipziger:
Kennst Du einen Leipziger, der weiß, was verbibbsch heißt?
Ich kenne nicht mal einen, der es benutzt, obwohl ich dort mehrere Jahre
gelebt habe und in der Nähe aufgewachsen bin.
"Deshalb hatte ich vermutet, es wäre Dresdner Sächsisch. Die reden ja eh
bisschen komisch, die Experten da."
Der Dresdner antwortet:
"Ob die Dresdner nun komisch reden oder nicht, "verbibsch" habe ich
hier auch noch niemand sagen hören."
Da es bei uns in Chemnitz auch nicht benutzt wird, frage ich mich wo diese sächsische Stadt liegen soll, in der die Leute ständig "Ei verbibbsch" sagen. Ich habe gar nichts dagegen wenn sprachliche Eigenarten von Sachsen auf die Schippe genommen werden aber dann doch bitte mit Sprüchen die auch gebräuchlich sind.
 
An alle Sachsenkenner:
Güddn doosch, üsch bün ääm ärsch ongegömm. Üsch höb 'n Möfö, unn üch möch 'n Äaudi höbm. Gennse mer fleisch söcchn ...

Manche Laute lassen sich grammatisch nur sehr schwer darstellen, aber aus welcher Ecke Sachsens stammt dieser Dialekt? :confused:
 
Man kann sich garnicht vorstellen, dass Luther sächsisch gesprochen haben soll und die deutsche Schriftsprache aus diesem Dialekt entwickelt hat, so unbeliebt, wie dieses Sprechen heute ist. Früher galt sächsisch einmal als schön. Theodor Körner war u.a. damals so beliebt als Unterhalter, weil er so ein schönes Sächsisch sprach.
Da hat Ulbricht viel zerstört...
 
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