Ich habe das mit Interesse verfolgt. Was ich mich bei solchen Interpretationen immer frage, das ist die Verständlichkeit von Symbolen. Symbole und Allegorien sind manchmal sehr subtil. Es gab/gibt Erkennungscodes, die so subtil waren, dass gar nicht alle sie verstehen. Manche Symbole sind so subtil, dass nur Insider, Eingeweihte sie verstehen- und verstehen sollen.
Sie sind aber dennoch erkennbar, sie haben einen Kulturcode, und Symbole sind, auch wenn sie manchmal subtil sind, dennoch erkennbar, sie werden verstanden, und sie sind auch nicht missverständlich.
Eine Symbolik die kein Mensch versteht, eine Symbolik die Symbole völlig umdeutet, eine Symbolik, die sich keinem Menschen erschließt- macht eben keinen Sinn.
Symbolik bewegt sich innerhalb eines Kulturcodes, sie mag mitunter sehr subtil sein, aber wenn Symbolik überhaupt einen Sinn haben soll, dann muss Symbolik auch verständlich sein. Es mag Symbolik mitunter sehr subtil sein- aber Symbolik hat Regeln, hat Inhalte, und selbst wenn Symbole umgedeutet werden, wenn es um Geheimsymbole geht, so folgen auch diese gewissen Regeln und Kulturcodes.
Eine Symbolik, die kein Mensch versteht, eine Symbolik, deren innere Logik sich keinem Menschen erschließt, eine Symbolik die so weit hergeholt ist, dass sie sich keinem Menschen erschließt, verfehlt ihren Zweck.
Wenn man die Humoralpathologie abbilden will, warum sollte man sich dabei ausgerechnet christlicher Symbolik bedienen?
Es gibt ja Abbildungen in Kalendern, Traktaten, wo günstige Konstellationen für Aderlass berechnet wurden, wo auf die vier Humores eingegangen wird. Da wird das bildlich häufig am Beispiel von vier Temperamenten dargestellt, dem Sanguiniker, Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker.
Da gibt es Abbildungen in medizinischen Büchern, da gibt es Symbole für die verschiedenen Planeten, und da wird auch eine Symbolik verwendet, mit der jeder, der auch nur oberflächlich damit beschäftigt war, sofort etwas anfangen konnte.
Wenn man über die Humoralpathologie und Viersäfte-Lehre eingehen wollte, wieso hätte man dazu ausgerechnet auf christliche Symbolik zurückgreifen sollen? Selbst wenn man nur Eingeweihte ansprechen wollte, wieso hätte man dazu eine Symbolik verwenden sollen, die sich keinem Menschen erschließt. Welchen Sinn hat eine Symbolik, die so weit her geholt ist, dass kein Mensch sie versteht, sie verstehen kann.
Wenn eine Symbolik so weit her geholt ist, dass keiner oder vielleicht nur ein Einziger sie noch deuten kann, dann hat sie eben auch keinen Sinn mehr, was nützt eine Symbolik, wenn sie gar nicht verstanden wird. Was macht auch eine Symbolik für einen Sinn- die Symbole verwendet deren Sinnhaftigkeit sich einem Betrachter gar nicht erschließt oder erschließen kann.
Andererseits hast Du zwei Flüssigkeiten übersehen, die doch sehr auffällig angeordnet sind und das Neugeborene genau in die Mitte nehmen:
um die legendäre Ochsenmilch handeln, die von der einschlägigen Literatur leider bisher immer mit Stillschweigen übergangen wird!
Off topic:
Eine Anspielung auf Ochsenmilch findet sich im humoristischen Spätwerk eines bajuwarischen Autors, das Stück ist allerdings in oberbayrischer Mundart, so dass nur Eingeweihte die Pointe verstehen. In dem dem Einakter Erster Klasse von Ludwig Thoma reist der bayrische Landtagsabgeordnete Josef Filser vom heimischen Mingharting in die Landeshauptstadt München. Seine Mitreisenden sind der Ministerialrat von Scheibler, ein frisch verheiratetetes Paar in den Flitterwochen und der Handelsvertreter Friedrich Wilhelm Stüwe der die Futtermittelfirma der Gebrüder Klausing in Neuruppin vertritt.
Filser wäre lieber 3. Klasse gefahren, aber auf einer Station steigt sein Kumpel Sylvester Gsottmayr zu, der sich in "Minka" wegen Milchpanschen verantworten muss.
Auf der Fahrt erzählt Filser von der Landwirtschaftsausstellung, bei der ein Abgeordneter Filsers Ochsen bewunderte.
"Dieses Tier hat ein schönes Euter. Wieviel gibt dieses Tier Milch?"
" Jo melkens den amol, da werns scho sehen, was der für a gspaßige Milli gibt!"
dann werns scho sehen was für a spaßige Milli gibt!"
(Melken sie ihn doch mal, da werden Sie schon sehen, was der für eine komische Milch gibt). Filser hatte wohl im Hinterkopf einen Bezirksveterinär, der bei derselben Landwirtschaftsausstellung seine Sachkenntnis beweisen wollte, indem er einer Kuh den Schwanz hob, die ihm prompt einen Kuhfladen auf die Hand legte.