Nochmal zu den Sueben:
Ich habe die Problematik schon wahrgenommen. Ich bin nur nicht davon überzeugt, dass, um die riesige Gruppe der Sueben identifizieren zu können, man einen Haarknoten in jenen Gegenden finden muss
Wie kommst Du dann überhaupt auf die Idee, man könne die Sueben als Gruppe identifizieren?
Ich stelle gern noch einmal die Frage - oder ist diese unbeantwortbar?
Was ist das Erkennungsmerkmal für einen "Sueben"?
Das einzige Erkennungsmerkmal, von dem wir wissen*, ist der Haarknoten. Nun ist das natürlich kein sehr haltbares Erkennungsmerkmal - nicht nur in archäologischer Hinsicht. So ein Knoten ist in wenigen Augenblicken gebunden oder auch wieder aufgelöst.
Kennst Du weitere Erkennungsmerkmale, nach denen man im archäologischen Befund suchen könnte?
und wir von mir aus nur von Tacitus wissen, dass Stämme dort gelebt haben, die er zu den Sueben zählte
Thesen nur auf eine Quelle zu stützen und alle anderen nach Belieben zu ignorieren, ist kein wissenschaftliches Verfahren. Zumal sogar Tacitus selbst die Sueben mitunter ganz woanders verortet. Im "Agricola" berichtet er von der Meuterei einer Kohorte Usiper, die in Germanien ausgehoben und nach Britannien hinübergeschickt worden war. Diese kaperten drei Schiffe, dann "fuhren sie um Britannien herum, verloren ihre Schiffe aus Unkenntnis der Steuerung, wurden – für Seeräuber gehalten – erst von den Sueben, dann von den Friesen weggefangen." (
Atque ita circumvecti Britanniam, amissis per inscitiam regendi navibus, pro praedonibus habiti, primum a Suebis, mox a Frisiis intercepti sunt.)
Sueben zwischen Friesen und Britannien, Sueben am Rhein (aus Köln gibt es eine Inschrift "
Matribus meis Suebis Hieudungis...", Sueben an der oberen Donau - die Sueben waren offensichtlich überall. Statt sich von vornherein an eine beliebige Zuschreibung zu klammern, wäre es doch sinnvoller, erst einmal nach Erklärungen für den Quellenbefund zu suchen.
"
Suebi könnte die Selbstbezeichnung der Germ. oder ein Sammelname der Römer gewesen sein, mit dem diese ihnen noch unbekannte Stämme belegten. Mit fortschreitendem Kenntnisstand über die Einzelstämme wurde er daher immer weiter eingeschränkt. Beides trifft wohl das Richtige: Die mit dem allg. Siedlungsgebiet der Germ. zusammenfallende Außengrenze nach O hin und die vielen mit den Germ. allg. geteilten Eigenschaften und Lebensformen der S. legen eine urspr. Identität beider Begriffe nahe, so daß Rübekeil vorschlägt, in den
Germani die lat. Übs. von
Suebi zu sehen.
Suebi fungierte damit als Selbstbezeichnung jener Stämme, deren Eigennamen den Römern noch nicht bekannt waren. Daher trat mit fortschreitender Kenntnis der Verhältnisse im Inneren Germaniens/Swebiens der swebische Name in den ant. Q. mehr und mehr gegenüber den Individualnamen zurück, da man inzw. bemerkt hatte, daß nicht die S. als polit. Entität handelten, sondern deren Einzelstämme. Der Name
Suebi blieb damit an jener polit. Einheit haften, die für die Römer bzw. die Qu. die größte polit. Verwertbarkeit als Gegner, Verhandlungs- und Bündnispartner besaß, die S. an der mittleren Donau."
Ralf Scharf, „Sweben“, Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 30 (2005)
* Ich will nicht so verstanden werden, dass ich Tacitus' Angaben - auch über den Suebenknoten - unbesehen für bare Münze nehme.