Caesars Komet

Wir stellen fest, es gibt zwei grundsätzliche Aussagen zur Kometensichtung:
1. Der Komet erschien nach Caesar’s Tod für sieben Tage (Plutarch).
2. Der Komet erschien zu den Spielen. Er wurde bereits ab der 11. (Tages-)stunde sichtbar (Augustus, e.a.).
Dies sind zwei unterschiedliche Aussagen, von verschiedenen Autoren.
Soweit richtig, zwei verschiedene Aussagen. Aber eben keine widersprüchlichen Aussagen!

In der Aussage von Augustus (via Plinius) ist der Zeitpunkt terminologisch ein-eindeutig. Es war den Römern allgemein bekannt, wann die Spiele stattfanden, weil sie während der Regierungszeit des Augustus weiterhin zum gleichen Zeitpunkt (Ende Juli bis Anfang August) abgehalten wurden.

Anders steht es mit der Aussage von Plutarch. Er wählte ebenfalls einen eindeutigen Bezugspunkt, den Tod Caesar’s, von dem ebenfalls jeder Römer wußte, daß er an den Iden des März ermordet wurde.
Allerdings gab er mit der Einschränkung - ‚nicht lange danach‘ - ein zeitliche Begrenzung an, die hier jetzt zu einem veritablen Streit ausufert.
Beide Aussagen stimmen darin überein, dass es sich um ein Ereignis nach Caesars Tod handelt. Noch mal zur Erinnerung: Das erste Ereignis, was Plutarch noch vor der Nennung des Kometen nennt, fand zwei Jahre nach dem Mord an Caesar statt. Schon aufgrund dessen ist die Annahme, dass ein anderes Ereignis, was in demselben Zusammenhang erwähnt, aber nicht datiert wird unbedingt nur wenige Tage nach Caesars Tod stattfand unverständlich. Und anhand welches Kriteriums bemisst du, was "nicht lange danach" ist? Woher stammt diese Formulierung überhaupt? Bei Plutarch steht sie nicht und auch nicht in der ÜS von Ramsey/Licht, die du ja dankenswerterweise zitierst. Aber selbst wenn dort "nicht lange danach" stünde, woher nähmest du die Deutungshoheit, eine solch schwammige und äußerst subjektive Formulierung auf wenige Tage festzulegen und einige Monate auszuschließen?

Plutarch’s Nennung bezieht sich - ebenfalls terminologisch ein-eindeutig - auf Caesar’s Todeszeitpunkt, mit der Einschränkung ‚nach‘ dem Tod.
Ja, richtig. Und? Nach Caesars Tod wurde Augustus Kaiser.


Es dauerte nur 23 Jahre.

Umgangssprachlich ist es eindeutig, ‚nach Caesar’s Tod‘ bedeutet einen Zeitraum im direkten Zusammenhang mit seinem Tod und nicht mit seinen Begräbnis-Feierlichkeiten (Funeral Games) vier Monate später, zumal Plutarch davon ausgehen mußte, daß seinem Leser die Memoiren des Augustus ebenfalls zugängig waren. Hätte er sich dazu in einen Widerspruch bringen wollen? Das wäre doch hergeholt!
Nein, weit hergeholt ist, aus einer Kometensichtung zwei zu machen, ohne dass es in den Quellen dafür einen Anlass gibt. Gerade wenn man beobachtet, dass die Dauer der Kometensichtung bei Plutarch dieselbe ist, wie etwa bei Sueton oder Plinius.

Wir streiten uns also um die Frage, für welchen Zeitraum das Wort ‚nach‘ - griechisch ‚epi’ - steht.
Da hast du das falsche Wort identifiziert. μετὰ ist 'nach'. ἐπὶ ist das Wort, das die Zeitdauer der Erscheinung einleitet: ἐπὶ νύκτας ἑπτὰ - 'für', bzw. eigentlich 'auf sieben Nächte'.
Vgl. Metaphysik (das jenseits des körperlich erfahrbaren Liegende), Metadaten, Metaebene und Epizentrum, Epidermis, Epigramm.
 
Und anhand welches Kriteriums bemisst du, was "nicht lange danach" ist? Woher stammt diese Formulierung überhaupt? Bei Plutarch steht sie nicht und auch nicht in der ÜS von Ramsey/Licht, die du ja dankenswerterweise zitierst.

FriedrichRudolf verwechselt hier schon wieder Plinius und Plutarch.
(Kein Wunder, die beiden schreiben ja fast dasselbe...)

Die Formulierung "nicht lange danach" steht nicht bei Plutarch, sondern bei Plinius:

non multo post obitum patris Caesaris
=
nicht lange nach dem Tod Caesars, (seines) Vaters
 
Danke, Sepiola.

"Cometes [...] qui incipiente eo apparuit ludis, quos faciebat Veneri Genetrici non multo post obitum patris Caesaris in collegio ab eo instituto."

Der Komet [...] der erschien, als die Spiele begannen, welche er der Venus Genetrix zu Ehren ausrichtete, nicht lange nach dem Tod seines Vaters Caesar in Genossenschaft mit diesem Brauch.

Alsoauch wenn meine ÜS zugegebenermaßen etwas holprig ist, von den Spielen der Venus Genetrix lässt sich das nicht lange nach dem Tod seines Vaters Caesar nicht trennen...

 
Wir stellen fest, es gibt zwei grundsätzliche Aussagen zur Kometensichtung:
1. Der Komet erschien nach Caesar’s Tod für sieben Tage (Plutarch).

Soweit richtig.

Plinius schreibt dasselbe:

Der Komet erschien nach Caesars Tod (post obitum Caesaris), und zwar für sieben Tage (per septem dies).




Was genau an

Mit "Caesars Tod" (Plinius) und "Caesars Ermordung" (Plutarch) ist zweifellos der gleiche Zeitpunkt gemeint.

Und der Komet erschien "nach Caesars Tod" (Plinius) bzw. "nach Caesars Ermordung" (Plutarch).

Also nicht während Caesars Ermordung, sondern danach.

Wie lange genau danach, schreiben beide nicht.
Plinius sagt "nicht lange", Plutarch äußert sich überhaupt nicht.


ist denn eigentlich noch unklar?




Plutarch stellt im vorhergehenden Satzteil eine direkte Beziehung her zwischen den ‚himmlischen Zeichen (den Omen) und dem Kometen, der nach dem Tod Caesar’s für sieben Nächte erschien, und danach verschwand.‘
Der Komet ist ein himmlisches (eigentlich "göttliches") Zeichen.

Plutarch erwähnt hier - nach Caesars Ermordung - die folgenden göttlichen Zeichen:

1. Einen großen Kometen (einen einzigen großen Kometen)

2. Die Verdunklung der Sonne (einer einzigen Sonne)

3. Das Gespenst, das Brutus erschien


Oder mit Schiller gesagt: ‚Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire.’


Jeder kann denken, was er will.

Und seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Danach gibt es zwei Szenarien:


Warum nur zwei?
Wir müssen uns doch nicht auf zwei "Caesars Kometen" beschränken. Wir können uns in userer Fantasie doch ohne weiteres
drei oder auch gerne noch mehr ausmalen: Einen Kometen für Augustus, einen für Plinius, einen für Plutarch, einen für Sueton, einen für Servius, einen oder vielleicht lieber gleich drei Stück für die chinesischen Hofastronomen...





 
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Meine Frage: Könnte man die römischen Berichte grundsätzlich in Zweifel ziehen?

Given the circumstance of a single reporter two decades after the event
Compte-tenu de l'unique témoignage deux décennies après l'évènement

A few scholars, such as Robert Gurval of UCLA and Brian G. Marsden of the Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, leave the comet's very existence as an open question. Marsden notes in his forward to Ramsey and Licht's book, "Given the circumstance of a single reporter two decades after the event, I should be remiss if I were not to consider this [i.e., the comet's non-existence] as a serious possibility.“

Quelques chercheurs, comme Robert Gurval d'UCLA et Brian G. Marsden du Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, mettent en doute l'existence de la comète. Marsden note dans sa préface au livre de Ramsey et Licht : « Compte-tenu de l'unique témoignage deux décennies après l'évènement, je serais négligent si je ne prenais pas en considération la non-existence de la comète comme une possibilité sérieuse9 ».

Marsden prognostizierte aktuelle Bahnen von Himmelskörpern, die aufgrund ungenauer Bahnbestimmungen als verloren galten oder deren Bahnen sich verändert hatten. Seiner Arbeit sind Wiederentdeckungen „verlorener“ Kometen und Kleinplaneten zu verdanken. Insbesondere bei Kometen kann ein Wiederfinden schwierig sein, da sich ihre Bahn neben gravitativen Störungendurch andere Himmelskörper auch infolge nichtgravitativer Effekte (Rückstoßeffekt durch den Ausstoß von Jets) verändern kann. So sagte Marsden für 1992 die Wiederkehr des verloren geglaubten periodischen Kometen Swift-Tuttle voraus, die tatsächlich eintrat. Seine Berechnungen zeigten außerdem, dass der Komet Shoemaker-Levy 9 auf den Planeten Jupiterstürzen musste. Er untersuchte die Bahnen der Kometen der Kreutz-Gruppe und zeigte, dass deren Mitglieder in zwei Untergruppen aufgeteilt werden können.
 
Meine Frage: Könnte man die römischen Berichte grundsätzlich in Zweifel ziehen?
Grundsätzlich kannst du alles in Zweifel ziehen. Die Frage ist allerdings, ob du dafür vernünftige Gründe hast.

Es ist beispielswiese in Zweifel zu ziehen, dass der Komet tatsächlich etwas mit Caesars Tod zu tun hat, wie es die Römer glaubten bzw. Augustus es offenbar einigermaßen erfolgreich den Römern glaubhaft gemacht hat. Das ist nur vernünftig.
Weniger vernünftig ist dagegen, den Kometen an sich in Zweifel zu ziehen. Es gibt Kometen, es gab bereits damals Kometen, alles, was von der Kometensichtung außer dem Zusammenhang mit Caesars Divinisierung berichtet wird, ist möglich (Tageslichtkometen, Dauer der Sichtbarkeit, es gibt sogar ernsthafte astronomische Versuche, die Flugbahn des Kometen zu ermitteln, hier auf einer Website der NASA: JPL Small-Body Database Browser) - insofern ist aus Historikersicht kein vernünftiger Grund gegeben, den Kometen als erfunden zu verwerfen. Im Gegenteil: Wozu hätte Augustus einen Kometen erfinden sollen, wenn er dieses gemeinhin als böses Omen interpretierte Naturereignis erst mühsam positiv umdeuten musste? Nur ein realexistierender Komet hätte sinnigerweise dazu veranlassen können.

Wenn man aber natürlich einer chronologiekritischen Verschwörungstheorie anhängt und am liebsten die Jahrhunderte bündelweise aus der Geschichte streichen will, dann kommt es auf den einen Kometen auch nicht mehr an. Wobei sich dann wieder der Kreis zu der Frage schließt, ob das noch vernünftig begründet werden kann.
 
Zitat El Quijote:
Wenn man aber natürlich einer chronologiekritischen Verschwörungstheorie anhängt und am liebsten die Jahrhunderte bündelweise aus der Geschichte streichen will, dann kommt es auf den einen Kometen auch nicht mehr an. Wobei sich dann wieder der Kreis zu der Frage schließt, ob das noch vernünftig begründet werden kann.


Da hat selbst ein Brian G. Marsden vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics keine Chance mit einem vorsichtig angemeldeten Zweifel. Pech für ihn. Schublade auf und hinein mit ihm, diesem Verschwörungstheoretiker.
 
Marsden ist Naturwissenschaftler, er kann den Kometen mangels exakter Daten nicht nachweisen. Er kann aber auch nicht nachweisen, dass er nicht existiert hat. Aus Historikersicht: Wir haben Berichte und Bildquellen. Für den Urheber beider Quellen (Augustus) - wenn wir mal die von den römischen Quellen unabhängigen chinesischen Berichte ausklammern - wäre die Erfindung des Kometen ein unkalkulierbares Risiko gewesen, aus Octavians Sicht wäre es besser gewesen, der Komet hätte gar nicht existiert, dann hätte er sich viel Mühe sparen können.

Ob Marsden ein Chronologiekritiker ist, weiß ich nicht. Damit bezog ich mich eher auf jemanden, von dessen knapp 300 Beiträgen hier im Forum etwa 250 im Bereich chronologiekritischer Verschwörungstheorien anzusetzen sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Marsden ist Naturwissenschaftler, er kann den Kometen mangels exakter Daten nicht nachweisen. Er kann aber auch nicht nachweisen, dass er nicht existiert hat.

"Compte-tenu de l'unique témoignage deux décennies après l'évènement, je serais négligent si je ne prenais pas en considération la non-existence de la comète comme une possibilité sérieuse".

Marsden ist kein Historiker. Als Naturwissenschaftler könnte er es sich nicht verzeihen, wenn er nicht entsprechende Zweifel äußern würde.

Aus Historikersicht: Wir haben Berichte und Bildquellen. Für den Urheber beider Quellen (Augustus) - wenn wir mal die von den römischen Quellen unabhängigen chinesischen Berichte ausklammern - wäre die Erfindung des Kometen ein unkalkulierbares Risiko gewesen, aus Octavians Sicht wäre es besser gewesen, der Komet hätte gar nicht existiert, dann hätte er sich viel Mühe sparen können.

Die historischen Berichte entsprechen sicher der Wahrheit. Aber da Historiker fest auf ihrem angestammten Zeitstrahl sitzen hören wir hier das Lied von den zwei Königskindern die nicht zueinander finden. Das Wasser der Chronologie ist dafür viel zu tief.

Ob Marsden ein Chronologiekritiker ist, weiß ich nicht. Damit bezog ich mich eher auf jemanden, von dessen knapp 300 Beiträgen hier im Forum etwa 250 im Bereich chronologiekritischer Verschwörungstheorien anzusetzen sind.

Der Jemand hat hier gerade seinen 251. Beitrag geschrieben. - Es ist wie eine Sucht!
 
Das habe ich eh noch nie verstanden: Wenn du doch Vorbehalte gegen Historiker hast: Was machst du in einem Geschichtsforum? Was hält dich hier? Viel anderes als Chronologiekritik, Christentumsbashing und ein wenig Googlesurvey mit einer klaren Vorliebe für die französische Wikipedia, selbst wenn darin nichts neues steht oder das in diesem Falle eine klare Übersetzung von der englischen Wikipedia ist, kommt von dir ja eh nicht an Diskussionsbeteiligung. Ich meine das nicht böse, möchte aber aus meinem Herzen auch keine Mördergrube machen.
 
Das habe ich eh noch nie verstanden: Wenn du doch Vorbehalte gegen Historiker hast: Was machst du in einem Geschichtsforum? Was hält dich hier?

Weil ich mich für Geschichte interessiere. Es heißt doch "Geschichtsforum" und nicht "Historikerforum". Oder?

Viel anderes als Chronologiekritik, Christentumsbashing und ein wenig Googlesurvey mit einer klaren Vorliebe für die französische Wikipedia, selbst wenn darin nichts neues steht oder das in diesem Falle eine klare Übersetzung von der englischen Wikipedia ist, kommt von dir ja eh nicht an Diskussionsbeteiligung. Ich meine das nicht böse, möchte aber aus meinem Herzen auch keine Mördergrube machen.

Du hast ja recht. Du meinst es sicher nicht böse und man soll auch nichts in sich reinfressen. Ich weiß schon, wo ich da stehe. Als Gangflow ist es für mich aber erträglich.
 
Die historischen Berichte entsprechen sicher der Wahrheit.

So pauschal würden das hier wohl die wenigsten unterschreiben!
Aber da Historiker fest auf ihrem angestammten Zeitstrahl sitzen hören wir hier das Lied von den zwei Königskindern die nicht zueinander finden.

Historiker sitzen so fest auf ihren Zeitstrahl, weil die Chronologie auf einer Unmenge an Funden, Befunden und Quellen basiert.
Das Wasser der Chronologie ist dafür viel zu tief.

Eher: Die Versuche der Chronologiekritiker, daran etwas zu ändern, sind so peinlich und niveaulos, dass sie nicht geeignet sind an der Chronologie etwas zu ändern - es sei denn, man ist extremst leichtgläubig oder der Meinung, dass Historiker, Archäologen und viele andere Wissenschaftler keine Ahnung von dem haben, was sie tun.
 
...und ein wenig Googlesurvey mit einer klaren Vorliebe für die französische Wikipedia, selbst wenn darin nichts neues steht oder das in diesem Falle eine klare Übersetzung von der englischen Wikipedia ist...

Nur noch das hier:

Nur mit "ein wenig Googlesurvey" habe ich entdeckt, daß die Bemerkung von Brian G. Marsden eben nur in der englischen und französischen Version von Caesars Komet Erwähnung fand:

https://en.wikipedia.org/wiki/Caesar's_Comet
https://fr.wikipedia.org/wiki/Comète_de_César

Wurde wohl von den deutschen Bearbeitern als "störend" empfunden und nicht der Zitierung würdig:

https://de.wikipedia.org/wiki/C/-43_K1_(Komet_Caesar)
 
Das ("die deutschen Wikipedia-Bearbeiter enthalten uns was vor") wäre eine Verschwörungstheorie. Du kannst dir ja mal die Bearbeitungsgeschichte der verschiedenen Artikel anschauen, wann der Zusatz reingekommen ist. Letztendlich handelt es sich bei dem französischen Artikel ja auch nur um eine Übersetzung des englischen Artikels, eine Krankheit, die seit einiger Zeit in der Wikipedia grassiert und dem Wikipedia-Prinzip der Schwarm-Intelligenz eigentlich sogar widerspricht. Durch Übersetzung eines Artikels in mehrere Sprachen geht eine der besten Funktionen von Wikipedia verloren: Die supranationale Überprüfbarkeit.
Ich schrieb es bereits FriedrichRudolf in ebendiesem Thread: Anstatt über Wikipedia-Autoren zu schimpfen, selber machen. Das ist das Wikipedia-Prinzip!
 
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‚… let us first consider what appear to be some surprising gaps in our sources. On the one hand, our Greco-Roman sources fail to confirm the Chinese sighting of a confirm in the spring of 44 BC, and on the other hand, the chinese sources … fail to attest the sighting of a comet during late July, when Octavian held his games. This silence of our sources is bound to arouse suspicion and cast a shadow of doubt over the reliability of the sources that do report the comet of 44 unless some logical explanation can be offered for the absence of reports in both the East-Asian and European sources.‘
Ramsey / Licht‚ The Comet of 44 BC and the Caesar’s Funeral Games‘, 1997, P. 95

Nachdem Ramsey / Licht sehr ausführlich die diversen Möglichkeiten der Interpretation der Textquellen wie auch der astronomischen Angaben diskutiert und auch graphisch dargestellt haben, kommen sie zu dem oben genannten Statement. Daraus wird ihr Zweifel deutlich, die Berichte aus Europa und Asien miteinander zur Deckung bringen zu können.

Man muß erklärend dazu sagen, daß die Autoren alle Anstrengungen unternommen haben, die genannten Berichte in Übereinstimmung mit der gegebenen Chronologie Anno Domini darzustellen. An keiner Stelle wird von ihnen die alternative Möglichkeit diskutiert, außerhalb der für sie als gegeben stehenden Chronologie AD eine andere Passung für dies Ereignis suchen zu wollen.

Die Idee einer alternativen Passung wurde Ihnen nicht nahegelegt, weil die Veröffentlichung von Yau, Yeomans, Weissman in den Monthley Notices of the Royal Astronomical Society (1994 MNRAS_266_305Y.pdf), ihnen wohl noch zur Verfügung stand und sie unter dem Eindruck der Überlegungen von R. Newton und R. Stephenson nicht auch noch an der gerade gewonnenen Überzeugung der Absolutheit der Chronologie AD zweifeln wollten.

Echte Revolutionen erkennt man erst im Nachhinein.
FR
 
Nachdem Ramsey / Licht sehr ausführlich die diversen Möglichkeiten der Interpretation der Textquellen wie auch der astronomischen Angaben diskutiert und auch graphisch dargestellt haben, kommen sie zu dem oben genannten Statement. Daraus wird ihr Zweifel deutlich, die Berichte aus Europa und Asien miteinander zur Deckung bringen zu können.

Für den kleinen zeitlichen Unterschied gibt es aber sehr einfache Erklärungen, die wir bereits besprochen haben:
a) Die chinesischen Quellen überliefern nicht die Information, wie lange der Komet sichtbar war. Es steht da, dass der Komet im 4. Monat (spätestens Juni) "aufging", aber nicht, wann er wieder verschwand. Das kann im Juni, Juli oder August gewesen sein.
b) Der Himmel über Italien war durch den Ausbruch des Ätna verdunkelt (von der Verdunklung der Sonne, die ein Jahr lang anhielt, berichtet ja auch Plutarch). Das könnte erklären, warum der Komet dort nur in der Zeit seiner größten Helligkeit sichtbar war.

Diese Erklärung halte ich für die einfachste und vernünftigste.


An keiner Stelle wird von ihnen die alternative Möglichkeit diskutiert
Es gibt noch unzählige andere "alternative Möglichkeiten". Um nur einige wenige zu nennen:
1. Augustus hat sich - zwanzig Jahre später - falsch erinnert und geglaubt, den Kometen im Juli gesehen zu haben, statt im Juni.
2. Augustus hat mit Absicht geschummelt, um den Juni-Kometen mit den Juli-Spielen in Zusammenhang zu bringen.
3. 44 v. Chr. fanden die Spiele (die ursprünglich im September angesetzt waren) ausnahmsweise im Juni statt und wurden erst später auf den Juli verlegt.
4. Beim Übertragen (und routinemäßigen Kürzen) der Daten ist den Kompilatoren des Han-Shu ein kleiner Fehler unterlaufen:
Aus dem 4. Tag des 6. Monats (das wäre 19. oder 20. Juli) wurde so versehentlich der 4. Monat.

Es gäbe so viele einfache Möglichkeiten.

Warum sich ausgerechnet auf die komplizierteste, unerklärlichste und unwahrscheinlichste versteifen?
 
Auch bei Ramsey und Licht kommen im Anschluss an die Feststellung des Gaps seitenweise Erklärungen, wie der Gap zu erklären sei, ohne deswegen den Kometen ins Reich der Mythen zu verbannen. Für eine Zweikometenhypothese sind sie genausowenig heranzuziehen, wie für eine Nullkometenhypothese. Es sei denn, man würde als ihnen als Vertreter einer Zwei- oder Nullkometenhypothese argumentative Fehler nachweisen.
 
Eine Erstsichtung des Kometen haben wir aus chinesischen Quellen. Dann wissen wir fürderhin, dass die Römer den Kometen sieben Nächte lang beobachteten in dem mutmaßlichen Zeitraum 17. bis 23. Juli. Die NASA datiert die Erstsichtung auf den 30. Mai und errechnet daraus eine theoretische tatsächliche Sichtbarkeit des Kometen von 54 Tagen und eine Flugkurve für diesen: JPL Small-Body Database Browser
Dass dies mangels naturwissenschaftlich valider Daten nur eine Annäherung ist, ist klar.
 

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@ Sepiola
Ich möchte Ihre Erklärungsversuche nicht in Bausch und Bogen ablehnen. Aber Ihr Versuch bleibt ohne die intensive Kenntnis der Arbeit von Ramsey/Licht doch eher ein ‚am Zeuge flicken‘. Denn die beiden sind vom Fach und verstehen ihr Handwerk. Das, was Sie an Vorschlägen genannt haben, ist dort bereits sehr ausführlich und quellenkritisch behandelt worden. Es lohnt sich nach wie vor, diese Arbeit zu lesen.

@ El Quijote
Ja, sie haben Recht damit, der Altphilologe John Ramsey und der Astronom Lewis Licht unternahmen alle Anstrengungen um dem Problem in jeder Hinsicht gerecht zu werden. - Unter anderem werden verschiedene Varianten für den Lauf des Kometen der chinesischen Sichtung erörtert. Darauf beruht auch die NASA Small Body Darstellung.
Dennoch sprachen sie ihre Zweifel aus - wie oben von mir zitiert - und im Vorwort spricht der anerkannte Brian Marsden ebenfalls sehr skeptische Worte dazu.

Die Skepsis bleibt also die Grundhaltung dieser Arbeit, und sie ist jetzt zwanzig Jahre alt. Da kann man wohl davon ausgehen, das sich die Historiker mit diesem Bild entweder angefreundet oder auch abgefunden haben - je nach dem, wie man es betrachten möchte.

Und darum geht es jetzt:
Nimmt man die vorgefundene Skepsis als Ansporn für einen neuen Erklärungsversuch, so kann es mE. nicht nur weiter darum gehen, den bekannten Quellen neue Erkenntnisse zu entreißen. Das mögen andere vielleicht weiterhin versuchen wollen.

Hier ist ein Diskussionsforum der geeignete Platz, um auch einmal Gedanken neben der ausgetretenen Spur vorzustellen und diskursiv besprechen zu können. Denn, wie ich sehe, auch Sie interessiert das Thema!

Daher meine Frage an Sie als Moderator:
Würden Sie mir den Raum geben wollen, diese Gedankenspiele einmal weiter auszubreiten?
Wir könnten davon ja im Konjunktiv sprechen!

FriedrichRudolf
 
Das, was Sie an Vorschlägen genannt haben, ist dort bereits sehr ausführlich und quellenkritisch behandelt worden.
Was schreiben denn die Autoren Ausführliches zu diesem Vorschlag?

Beim Übertragen (und routinemäßigen Kürzen) der Daten ist den Kompilatoren des Han-Shu ein kleiner Fehler unterlaufen:
Aus dem 4. Tag des 6. Monats (das wäre 19. oder 20. Juli) wurde so versehentlich der 4. Monat.

Ich bitte um ein Zitat oder (falls es sehr ausführlich sein sollte) um eine kurze Zusammenfassung.


Die Skepsis bleibt also die Grundhaltung dieser Arbeit, und sie ist jetzt zwanzig Jahre alt. Da kann man wohl davon ausgehen, das sich die Historiker mit diesem Bild entweder angefreundet oder auch abgefunden haben - je nach dem, wie man es betrachten möchte.

Das Ergebnis der Arbeit ist, dass es wahrscheinlich nur einen Kometen gab. Und dass der von den Römern und der von den Chinesen gesichtete Komet derselbe ist.

Und wenn in den letzten 20 Jahren keine neuen Quellen aufgetaucht sind, und Ramsey/Licht keine argumentativen Fehler nachzuweisen sind, wird sich jeder vernunftbegabte und geschichtsinteressierte Mensch mit diesem Ergebnis wohl auch anfreunden (oder zumindest abfinden) können.



Hier ist ein Diskussionsforum der geeignete Platz, um auch einmal Gedanken neben der ausgetretenen Spur vorzustellen und diskursiv besprechen zu können.

Dann möchte ich vorschlagen, erst einmal meinen Vorschlag (kleiner Fehler im Han Shu) zu besprechen.
 
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