Traklson
Aktives Mitglied
Ich habe mir die Serie "Hunters" jetzt angeschaut. Die Serie zeigt eine Gruppe, die in den 1970er Jahren Jagd auf in den USA untergetauchte Nazis macht und einer Verschwörung zur Schaffung eines 4. Reichs auf der Spur ist.
Da einige der Figuren Holocaust-Überlebende sind, gibt es auch immer wieder Rückblenden auf das Lagerleben. Gleich in der ersten Episode gibt es die Szene mit dem Schachbrett. Ein Nazi soll in einem Waldstück bei Ausschwitz ein riesiges Menschen-Schach geschaffen haben. Die Lagerinsassen dienen als Spielfiguren. Wird eine Figur geschlagen, stirbt auch der, der sie spielt.
Ich hatte bei der Szene sofort ein ungutes Gefühl, das ich mir nicht zur Gänze erklären kann. Ich war eigentlich sofort davon überzeugt, dass die Szene nicht auf Fakten beruht, sondern ausgedacht ist. Was mir durch den Kopf schoss war:
Darf man über Ausschwitz Geschichten erfinden?
Eigentlich habe ich nichts gegen Fiktion. Ich liebe eine gute Geschichte. Wie sagt man so schön: Der Künstler lügt, um die Wahrheit zu sagen.
Um mich dem Gefühl anzunähern habe ich überlegt, wie ich denn zu Witzen über Ausschwitz stehe. Auch dem gegenüber bin ich eigentlich offen. Es kommt eben ganz auf den Witz an. Solange der Witz die Opfer nicht verhöhnt oder ähnliches, sehe ich darin nichts falsches. Humor ist ja auch sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene eine Strategie zur Verarbeitung von Ereignissen.
In der Comedy-Szene gibt es ja das Konzept "too soon" Sind Geschichten über Ausschwitz "too soon". Möglicherweise ja. Möglicherweise wird Ausschwitz immer "too soon" sein.
Vielleicht liegt es am Rahmen. Ich denke ich hätte weniger Probleme, wenn zum Beispiel Imre Kertész eine Geschichte um den Holocaust herum erfunden hätte. Denn die Serie ist eine Action-Serie und erhebt keinen dokumentarischen Anspruch. Für mich steht eigentlich das Rache-Motiv im Mittelpunkt der Serie. Sie erinnert mich wesentlich stärker an Quentin Tarantino als an "Schindlers Liste". Als solche nicht schlecht gemacht, aber der richtige Rahmen um den Holocaust zu behandeln? Ich denke eher nicht.
Ich habe dann überprüft, ob es die Schach-Szene vielleicht doch gegeben hat. Dabei bin ich über folgenden Artikel gestolpert:
Schachspiel mit Menschen: Auschwitz-Gedenkstätte kritisiert TV-Serie - Medien - Gesellschaft - Tagesspiegel
Also war ich mit meinem komischen Gefühl nicht allein:
"Das ist so nie passiert“, sagte Gedenkstättensprecher Pawel Sawicki am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Warschau. „Auschwitz ist ein authentischer Ort. Und wir haben das Gefühl, dass das Schaffen einer Geschichte, die nicht stattgefunden hat, ein gefährlicher Missbrauch und ein Schlag gegen das Gedenken an die Opfer ist.“
Was denkt ihr?
Hunters (2020) – Wikipedia
Da einige der Figuren Holocaust-Überlebende sind, gibt es auch immer wieder Rückblenden auf das Lagerleben. Gleich in der ersten Episode gibt es die Szene mit dem Schachbrett. Ein Nazi soll in einem Waldstück bei Ausschwitz ein riesiges Menschen-Schach geschaffen haben. Die Lagerinsassen dienen als Spielfiguren. Wird eine Figur geschlagen, stirbt auch der, der sie spielt.
Ich hatte bei der Szene sofort ein ungutes Gefühl, das ich mir nicht zur Gänze erklären kann. Ich war eigentlich sofort davon überzeugt, dass die Szene nicht auf Fakten beruht, sondern ausgedacht ist. Was mir durch den Kopf schoss war:
Darf man über Ausschwitz Geschichten erfinden?
Eigentlich habe ich nichts gegen Fiktion. Ich liebe eine gute Geschichte. Wie sagt man so schön: Der Künstler lügt, um die Wahrheit zu sagen.
Um mich dem Gefühl anzunähern habe ich überlegt, wie ich denn zu Witzen über Ausschwitz stehe. Auch dem gegenüber bin ich eigentlich offen. Es kommt eben ganz auf den Witz an. Solange der Witz die Opfer nicht verhöhnt oder ähnliches, sehe ich darin nichts falsches. Humor ist ja auch sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene eine Strategie zur Verarbeitung von Ereignissen.
In der Comedy-Szene gibt es ja das Konzept "too soon" Sind Geschichten über Ausschwitz "too soon". Möglicherweise ja. Möglicherweise wird Ausschwitz immer "too soon" sein.
Vielleicht liegt es am Rahmen. Ich denke ich hätte weniger Probleme, wenn zum Beispiel Imre Kertész eine Geschichte um den Holocaust herum erfunden hätte. Denn die Serie ist eine Action-Serie und erhebt keinen dokumentarischen Anspruch. Für mich steht eigentlich das Rache-Motiv im Mittelpunkt der Serie. Sie erinnert mich wesentlich stärker an Quentin Tarantino als an "Schindlers Liste". Als solche nicht schlecht gemacht, aber der richtige Rahmen um den Holocaust zu behandeln? Ich denke eher nicht.
Ich habe dann überprüft, ob es die Schach-Szene vielleicht doch gegeben hat. Dabei bin ich über folgenden Artikel gestolpert:
Schachspiel mit Menschen: Auschwitz-Gedenkstätte kritisiert TV-Serie - Medien - Gesellschaft - Tagesspiegel
Also war ich mit meinem komischen Gefühl nicht allein:
"Das ist so nie passiert“, sagte Gedenkstättensprecher Pawel Sawicki am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Warschau. „Auschwitz ist ein authentischer Ort. Und wir haben das Gefühl, dass das Schaffen einer Geschichte, die nicht stattgefunden hat, ein gefährlicher Missbrauch und ein Schlag gegen das Gedenken an die Opfer ist.“
Was denkt ihr?
Hunters (2020) – Wikipedia