Nun das Verhältnis Priesterschaft -Pharao war wohl ähnlich kompliziert wie das von Kaiser und Papst im Mittelalter.
Mit Beginn der 18.Dynastie wurde u.a. für die Gattin des Pharao der Titel "Gottesgemahlin des Amun" eingeführt.Ahmes-Nefertari,die Gattin des Ahmose führte als Erste diesen Titel.
Der Thronfolger erhielt damit seine Legitimation zum einen vom Pharao,dem Sohn des Re und zum anderen von der Gottesgemahlin des Amun.
Das zeigt m.E die Bedeutung des Amun und seiner Priesterschaft bereits zu Beginn der 18.Dynastie.
Auch Amenophis IV. wurde ,wie Herrscher- und Thronname zeigen durch diese duale Legitimation von Re und Amun zum Pharao und begann ja erst ,nachdem er etabliert und legitimiert war im dritten Regierungsjahr mit der Schaffung des Aton-Kultes. Dadurch konnten ihn die Amunpriester nicht mehr legal von der Macht verdrängen oder beseitigen , ohne sich gegen den vermeintlichen Willen ihres eigenen Gottes zu wenden. Erst nachdem er gestorben war, also nicht mehr unter dem Schutz des Gottes stand, konnte die damnatio memoriae beginnen.Bei Hatschepsut war das ähnlich, wenn auch aus anderen Gründen.
Aton war ursprünglich die Bezeichnung für die Sonnenscheibe und wurde später zum Thron des Re, aber der Gott den Amenophis IV einführte hatte m.E damit nur peripher zu tun. Dessen vollständiger Name lautete m.W.: "Es lebt Re-Harachte,der im Horizont jubelt in seinem Namen als Licht,das der Aton ist "
Das bedeutet,daß hier alle Erscheinungen der Sonne in einer Gottheit vereint sind und sich nicht personifiziert sondern ausschließlich in der Erscheinung des Lichts offenbarte.Sprecher und Prophet Atons war der Pharao.Die politische Königsideologie wurde damit zu Lasten der Stellung der Priesterschaft in eine kultisch-reliiöse Sphäre übertragen.
Bei Tutenchaton hatten sie dann freilich leichtes Spiel, da er noch ein Kind war.
Nun,das stimmt so nicht ganz,da vergisst Du, daß zwischen Amenophis IV. und Tutenchamun noch die Herrschaft vonKija bzw. Meritaton und Semenchkare lag, in der bereits die Abkehr vom Atonkult und die Wiederannäherung an Theben und die Priesterschaft eingeleitet wurde. Das war wohl primär der außenpolitischen Situation,nämlich der Auseinandersetzung mit dem Hethiterkönig Suppiluliuma,nach der Zannanza-Äffäre geschuldet,die Ägypten die Herrschaft in ganz Kleinasien kostete und innenpolitische Zugeständnisse forderte.
Inweit der Einfluss der Amunpriesterschaft auf Tutenchamun so entscheidend war,wage ich allerdings auch zu bezweifeln. Dieser gab zwar Achetaton als Hauptstadt auf, machte aber nicht Theben,die Zentrale des Amunkultes sondern Memphis zur neuen Hauptstadt. Und Memphis war ein Zentrum des Militärs.
Hinzu kommt,daß als Regenten für den minderjährigen Pharao Aja,der Schwiegervater von Amenophis IV. und Haremhab, der Generalissimus des ägyptischen Heeres agierten und beide später die Herrschaft übernahmen.
Es scheint also damals kein Primat der Amunpriesterschaft sondern des Militärs bestanden zu haben.