Ein interessanter Aspekt, das Frauenbild zwischen "Huren und Heiligen" in Western. Die italienischen Produktionen scheinen tatsächlich ein Faible für die Figur der "heiligen Hure" zu haben. Dabei fiel mir noch ein Film ein: "Ein Fressen für die Geier" mit Clint Eastwood und Shirley Mclaine. Der Abenteurer Hogan soll für die Juaristen eine Brücke sprengen, und er will die Regimentskasse einer französischen Garnison erbeuten, wenn sich die Landser bei der jährlichen Fiesta zulaufen lassen. Unterwegs gabelt er die Nonne Maria auf, die sich "Bruder Hogan" anschließt und von den Franzosen als Juarista verfolgt wird. Allerdings eine sonderbare Nonne, die Whisky trinkt und Hogan auch schon mal ein "besoffenes Schwein" nennt. Als sie einem sterbenden französischen Offizier die letzte Ölung erteilt, sind seine letzten Worte "que fais tu la, du verdammte Hure!" Maria ist dann auch das Zugpferd des Etablissements der Garnisonsstadt. Hogan ist perplex, als sie ihn dort hinführt. "Aber Schwester, das ist ein Bumslokal, ein Puff!" Die Huren sind aber treue Anhängerinnen der Revolution, und am Ende reiten Mclaine und Eastwood gemeinsam dem Sonnenuntergang entgegen, sie allerdings nicht mehr im Ordenshabit, sondern in dem einer überaus erfolgreichen Kurtisane.
Die Heldinnen in amerikanischen Western sind da etwas züchtiger. Es sind Lehrerinnen, Pioniersfrauen, Farmerinnen, Rancherinnen oder seit den 90ern auch Ärztinnen wie Dr. Quinn. Der amerikanische Western zeigte schon früh Frauen, die ihren Mann standen, das traditionelle Rollenbild aber nicht in Frage stellten. ich denke dabei an den durchaus sehenswerten Western von 1950 oder so "Karavane der Frauen" mit Robert Taylor in der Hauptrolle. Eine Siedlerstadt im Wilden Westen hat keine Frauen und läßt sich aus dem Osten heiratswillige Kandidatinnen in einem Treck nach Westen bringen. Die Frauen meistern alle Widrigkeiten wie Indianer, Sandstürme etc., um dann am Ende, in die "Zivilisation" zurückgekehrt, brave Ehefrauen zu werden. Einem ähnlichen Schema entsprechen auch Jean Simmons in "Weites Land" und Grace Kelly in "High Noon". Grace Kelly rettet Gary Cooper und knallt den Schurken ab, plärrt da´nn aber und fällt Gary Cooper in die Arme.
Wie El Quichote ganz richtig bemerkt, hat die Figur einer "Emanze" und Abstinenzlerin in "40 Wagen westwärts" zwar durchaus sympathische, vor allem aber groteske Züge, und am Ende wird geheiratet.
Eigentlich fallen mir nur zwei amerikanische Heldinnen ein, die "halbseiden" sind: Marlene Dietrich in dem Film der Große Bluff und Fay Dunaway als Hure "Long Nose Kate" in dem Antiwestern "Doc".
In dem großen Bluff gibt es auch eine bürgerliche "Heldin" Mrs Callahan, die ihrem Gatten, immer wenn er auf Abenteuer ausziehen will, seine einzige Hose versteckt. Die Heldin Frenchy stirbt allerdings am Ende. Ihre Philosophie bringt sie in einem sehr populären Song zum Ausdruck: "Und wenn ich sterbe, schmeißt eine Lokalrunde auf meine Kosten".
Doch ist Frenchy auch nicht so anrüchig wie die zynische Long Nose Kate. Doc Holliday gewinnt sie beim Kartenspiel und nimmt sie nach Tombstone mit. Kate hängt aber wirklich an Doc Holliday und sorgt sich um ihn, während er sich in Opiumhöhlen die Zeit vertreibt. Doch ist dieser Western auch sehr stark von den Italowestern Sergio Leones beeinflußt worden.
Feministinnen dürften allerdings die späteren Spaghettiwestern noch mehr verabscheuen, als amerikanische Produktionen. Frauen sind dort häufig reine Objekte und Beutegut.
So sehr ich Filme wie "The Good, ´the Bad and the Ugly" oder "Spiel mir das Lied vom Tod" mag, so finde ich doch, daß die Djangofilme kaum einen Anspruch auf großen künstlerischen Wert erheben können. Die Dialoge sind meist ebenso spärlich und bescheiden wie die Schauspielkunst eines Franco Nero oder, noch schlimmer, eines Terrence Hill.