(Hier gibt es auch verschiedene Ausnahmen, auf der Trajanssäule z. B. strecken Soldaten dem Kaiser Köpfe getöteter Feinde entgegen, sicher eher eine untypische Geste).
Im Krieg sicher nicht so untypisch.
Aber der Hinweis auf die Taianssäule ist gut.
Ich habe mir die Reliefs, besser gesagt, die Kupferstiche von Pietro Santi Bartoli nach den Reliefs angesehen. Es gibt da die verschiedensten Szenen: Ansprachen des Kaisers an die Soldaten, Zusammenkünfte des Kaisers mit Gesandten, Zusammentreffen des Kaisers (und seines Gefolges) mit der Zivilbevölkerung, und ich konnte nicht eine einzige Darstellung mit dem besagt/berüchtigtem Gruß finden.
Den erhobenen, aber nicht ausgestreckten rechten Arm findet man öfter, aber auch ich finde, dass es sich eher um einen saloppen Gruß oder ein Winken handeln kann, wie Secundus schon schrieb.
Hier mal die Beschreibung einer Szene – Ansprache an die Soldaten nach dem Friedensschluss mit den Dakern am Ende des ersten Dakerkrieges:
„Der Kaiser erteilt den Offizieren und Mannschaften die Instruktionen, wie sie sich zu verhalten haben. Fünf von ihnen haben den rechten Arm erhoben mit ausgestrecktem Zeigefinger, das Zeichen für Treue und Beständigkeit. Da der Kaiser und seine zwei Begleiter gleichfalls den Zeigefinger ausgestreckt haben, so ist anzunehmen, dass es die Anführer von verschiedenen Truppenteilen sind, die den Zeigefinger erhoben haben, um zu bekunden, dass sie den Auftrag des Kaisers ausführen werden.“
(„Die Traianssäule“ von Pietro Santi Bartoli und E.A.P. Dzur, Verlag Ernst Dzur, 1941, S. 133)
Angehörige der Oberschicht wurden vom Kaiser noch sehr viel inniger gegrüßt:
„Wenn deine Untertanen dich umarmen wollen, müssen sie nicht zu deinen Füßen niedersinken, und du erwiderst ihren Kuß nicht mit der Hand; auch als Kaiser schenkst du ihnen wie zuvor dein freundliches Angesicht und scheust dich vor einem Missbrauch der Rechten.“
(Diese Textstelle bezieht sich darauf, dass Domitian sich von den ihm sozial gleichgestellten Senatoren die Hand küssen ließ.)
(Plinius der Jüngere, Panegyrikus, 24,2)
So viel zu Traian, einem Princeps, der Gesten sehr bewusst eingesetzt hat.