Der Wert von Kultur

manganite schrieb:
Vielleicht haettet ihr beim Forumstreffen in Berlin mal einen Abstecher nach Neukoelln machen sollen. Einfach nur mal S-Bahn fahren und den "Gespraechen" der Jugendlichen lauschen...;)

Oh du wärest überrschat was ich schon alles in der S-Bahn gehört habe.

Unter anderen einen ca. 35 Jährigen (der Kleidung nach Büroangestellter) der seinen Kollegen har klein Erzählte das es ja Bewiesen sei das es Gott nicht gibt da das ganze Universum ja aus Antimaterie besteht ( :confused: )
bis hin zu Auszubildenen die darüber Diskutiert haben wie lange es zu verbluten bei einer offenen Hauptaterie.

Stammtisch Debatten, Möchtegern Weltretter, Dummschwätzer, Problem Diskussion, alles durch jede ALterklasse.

Das auf eine Bestimmte Art zu reduzieren ist nicht möglich.
Das verrät mir das alter, das Aussehen und die damit interprätiebaren Berufe.
 
parago schrieb:
Da stimmt dann aber auch was ganz gewaltig nicht. :grübel:

Es ist nicht die Regel das soetwas vorkommt, aber es kommt vor.

Sympatien können durchaus in nicht geringen Maße in die Note einfließen.
Habe ich am eigenen Leibe erfahren. (von 1 auf 4 in einem Jahr)

Was ich damit nur deutlich machen wollte ist das sie eine bewundernswerte und erstrebenswerte Einstellung verfolgt.

Jeder bekommt seine Chance sich zu beweisen.
Jeder hat die Möglichkeit.

Das dies in einem kleinen Betrieb nicht umsetzbar ist, ist klar und will ich nicht bestreiten, aber wenn die möglichkeit für soetwas besteht sollte man es tun.
 
Repo schrieb:
Zum kulturellen Niveau, ihr habt Bach angesprochen, so hoch will ich gar nicht greifen. Wenn ich bei meinem 19jährigen Sohn am Zimmer vorbeikomme und den Schrott höre, den er als Musik bezeichnet....

...dann akzeptiere das als die Musik, die dein Sohn bevorzugt.

vice versa Repos Sohn:

Wenn ich bei meinem Alten am Zimmer vorbeikomme und den Schrott höre, den er als Musik bezeichnet....
 
M.A. Hau-Schild schrieb:
Oh du wärest überrschat was ich schon alles in der S-Bahn gehört habe.

Unter anderen einen ca. 35 Jährigen (der Kleidung nach Büroangestellter) der seinen Kollegen har klein Erzählte das es ja Bewiesen sei das es Gott nicht gibt da das ganze Universum ja aus Antimaterie besteht ( :confused: )
bis hin zu Auszubildenen die darüber Diskutiert haben wie lange es zu verbluten bei einer offenen Hauptaterie.

Ach das ist doch noch harmlos, ueber solche Leute, muss man doch froh sein, sie zeigen ja noch Interesse und machen sich noch Gedanken ueber Dinge, die sie vielleicht falsch verstanden haben, aber doch noch irgendwie einordnen koennen.

Ich mein Leute, die solche Worte gar nicht mehr kennen, also gar nicht mehr in irgendeinen Kontext einordnen koennen... Meine Freundin erzaehlt mir von Grundschuelern, die einfache Alltagsgestaende gar nicht mehr bennenen koennen, fuer die Teller, Tassen, Messer, Gabel, Loeffel einfach nur noch die "Dinge da, die man zum Essen braucht" sind...
 
Mercy schrieb:
...dann akzeptiere das als die Musik, die dein Sohn bevorzugt.

vice versa Repos Sohn:

Wenn ich bei meinem Alten am Zimmer vorbeikomme und den Schrott höre, den er als Musik bezeichnet....


Schrott ist ja so vielfältig wie die Welt überhaupt.
Und als Verfechter der sog. "ernsten" Musik kann man sich doch ganz entspannt zurücklehnen in dem erhebenden Bewußtsein, daß zumindest die Harmonielehre der abendländischen Musik in den allermeisten Oeuvres der musikalischen Unterhaltungsindustrie zumindest in Spurenelementen bzw. in sehr verwässerter Form weiterlebt.
Mit anderen Worten: Der Schrott von heute ist auf den Schrott von gestern angewiesen.
(Dieses Motto hat sich ja auch der gleichnamige Musikverlag "Edition Schrott" zu eigen gemacht, während "Bärenmarke" und "Hähnchen"-Verlag eher einen Bogen zu kulinarischen Genüssen schlagen. Aber das nur nebenbei.)
 
manganite schrieb:
Ich mein Leute, die solche Worte gar nicht mehr kennen, also gar nicht mehr in irgendeinen Kontext einordnen koennen... Meine Freundin erzaehlt mir von Grundschuelern, die einfache Alltagsgestaende gar nicht mehr bennenen koennen, fuer die Teller, Tassen, Messer, Gabel, Loeffel einfach nur noch die "Dinge da, die man zum Essen braucht" sind...

Solche Dinge machen mich unglaublich wütend, weil sie einen Trend unserer Gesellschaft aufzeigen: Die Weigerung Verantwortung für sein Handel zu übernehmen.
Man kann sich nicht zurücklehnen und Aufgaben, die in der persönlichen Sphäre eines jeden Menschen liegen, einfach dem Staat delegieren und nach dessen zwansläufigen Scheitern (selbst die beste Grundschullehrerin kann nicht 5 Jahre von Erziehungsdefizite wettmachen) auf Chancengleichheit pochen. Denn dann führt diese ausschliesslich zu einer Nivellerung nach unten!

Wir steuern mit rasender Geschwindigkeit auf eine Klassengesellschaft zu, in der die Einteilung in "Oben" und "Unten" davon abhängen wird, ob man sich auf die immer neuen Herausforderungen unserer immer heterogener und rascher wandelnden Welt einstellen kann oder nicht.
Möglich wird dies nur durch gute und vor allem breite Ausbildung, Wachheit des Geistes, Weltläufigkeit usw.
Eigentlich, um es auf den Punkt zu bringen, gehts darum Interesse zu zeigen für die Welt die uns umgibt, sei es Politik, Geschichte, Naturwissenschaft, Religion - tja, eigentlich für den schwer zu fassenden Begriff der "Kultur".

Dieses Interesse zugunsten einer Betäubung durch Bild-Zeitung und nachmittäglichen Talk-Showgenuss zu opfern führt zwangsläufig zu einer Verdumpfung und dadurch zu schlechteren Chancen auf dem "Markt des Lebens". Nicht die soziale Herkunft allein wird in Zukunft entscheiden in welcher Klasse man sein Leben spielen wird, sondern die Werte die ein Mensch vermittelt bekommt.
"Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir" war ein kluger Satz der heute wahrscheinlich von noch höherer Aktualität ist. Dass Kinder (Jugendliche, Studenten, Erwachsene - trifft eigentlich auf alle Alterstufen zu) diesen Satz auch LEBEN wäre einer dieser Werte die ich meine.
 
Rovere schrieb:
Möglich wird dies nur durch gute und vor allem breite Ausbildung, Wachheit des Geistes, Weltläufigkeit usw.
Eigentlich, um es auf den Punkt zu bringen, gehts darum Interesse zu zeigen für die Welt die uns umgibt, sei es Politik, Geschichte, Naturwissenschaft, Religion - tja, eigentlich für den schwer zu fassenden Begriff der "Kultur".

Die Bemerkung finde ich wirklich sehr gut, genau das ist eine der Sachen die fehlen, wirkliches Interesse an der Vielfallt der Kultur, die ja in der Tat da ist, aber gar nicht genutzt wird. Einen Doener essen oder nach Spanien fahren und dort ein Wienerschnitzel essen, das macht einen noch nicht zum Kulturmenschen oder Weltbuerger usw...

Unsere Gesellschaft wird bunter, aber gleichzeitig oberflaechlicher, das Wissen um Kultur wird nicht groesser, im Gegenteil, die Kentniss der eigenen Kultur wird immer geringer und nur notduerftig ersetzt durch Halbwissen (wenn ueberhaupt) ueber andere Kulturen.

Da Essen ja auch weiterhin das grosse Kriterium fuer eine Kulturgesellschaft zu sein scheint, nochmal das Sushi Beispiel von Leo: Es ist ja ganz nett, wenn man in deutschen Kleinstaedten jetzt Sushi in Sushibars essen kann, aber mit japanischer (Ess-)Kultur hat das nur wenig zu tun, ist eher ein Zerrbild. Diese 'hippen' Sushibars gibts hier naemlich eigentlich eher selten und sie sind so eine Art japanischer Version der deutschen Pommesbude. Solche Billigrestaurants gibt's hier fuer diverse Speisen, fuer Curry und Nudelsuppen etwa. Auf dem Land gibt es sie gar nicht, es muss schon eine Stadt sein und wenn man dann mal billig und schnell was essen will, geht man halt in sowas rein.

Der Deutsche Durchschnittsbuerger geht dann z.B. in Berlin zum Potsdammer Platz und weil er 'in' und 'hip' sein will geht er dann in die dortige Sushi Bar, gleich neben dem Edeljuwelier und glaubt, er waere jetzt der Weltbuerger in Person, zahlt ein heiden Geld, fuer etwas, was er hier, in weitaus besserer Qualitaet fuer ein paar hundert Yen in jedem Supermarkt bekommt.

Wo ist da die Bereicherung der Kultur? Das ist doch nur ein Gag, Zeitvertreib, ein bischen Exotik im tristen Alltagseinerlei... Bereichern wuerde es das eigene Kulturverstaendnis, wenn man sich weniger um seinen Bauch, als um seinen Kopf kuemmern wuerde und sich damit beschaeftigen wuerde, was hinter der Exotik eigentlich steckt. Das kann man auch, aber das kostet Zeit, macht Muehe, usw. usw. Und wer hat daran noch Interesse, wenn einem ueberall gezeigt wird, wie toll es ist und was fuer Karrieren man machen kann, wenn schoen bloed ist...
 
Mercy schrieb:
...dann akzeptiere das als die Musik, die dein Sohn bevorzugt.

vice versa Repos Sohn:

Wenn ich bei meinem Alten am Zimmer vorbeikomme und den Schrott höre, den er als Musik bezeichnet....

Ob ich das akzeptiere oder nicht, geht meinem Sohn vermutlich recht weit irgendwo vorbei. Womit er recht hat. Ging mir einst ja auch nicht anders.

Aber ich wurde wohl mißverstanden:
ich meinte, dass von der heutigen "Alltagskultur" nur recht wenig in das "Weltkulturerbe" einfließen wird, dass das aber immer so war, dass von der vor 50 Jahren produzierten "Alltagskultur" auch sehr wenig ins "Weltkulturerbe" eingeflossen ist, den "Schrott" hat man aber verdientermaßen vergessen. Beispiel: Man höre mal in die Rock n´ Roll Plattensammlung eines heute 60zig jährigen rein. Mann oh Mann, ich sage bloß Peter Kraus.

Ein Vergleich heutiger "Alltagskultur" mit "Weltkulturerbe" ist unfair der Alltagskultur gegenüber, sollte deshalb unterbleiben.

Grüße Repo
 
manganite schrieb:
Unsere Gesellschaft wird bunter, aber gleichzeitig oberflaechlicher, das Wissen um Kultur wird nicht groesser, im Gegenteil, die Kentniss der eigenen Kultur wird immer geringer und nur notduerftig ersetzt durch Halbwissen (wenn ueberhaupt) ueber andere Kulturen.
Ja, aber auch hier gilt dass jeder selbst entscheiden kann ob er nur an der Oberfläche entlanggleitet oder dies eben nicht tut. Sich Wissen, Kentnisse und Erfahrungen anzueignen ist kein blosser Selbstzweck, "Life-long-learning" ist kein leeres Schlagwort, sondern alltägliche Notwendigkeit (alle berufstätigen Forumskollegen können dies sicher bestätigen).
Gerade das Beispiel des Umgangs mit anderen Kulturen ist hervorragend geeignet um die Bedeutung von "Kultur" iS dieses Threads zu legitimieren. Die Beschäftigung mit dieser sprengt den Horizonts engen Denkens, zwingt förmlich dazu vernetzt zu denken - ansonsten bleibt man eben an der Oberfläche kleben. Diese Erfahrungen gemacht zu haben erleichtern es dann auch, sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen, über sie zu lernen, ansatzweise zu verstehen. Dieses Know-How ist ein wesentliches Werkzeug in unserer globalen Welt die ja nur scheinbar zum kulturellen Einheitsbrei verkommt. (wenn man über den euro-amerikanischen Tellerrand hinausschaut).
manganite schrieb:
Das kann man auch, aber das kostet Zeit, macht Muehe, usw. usw. Und wer hat daran noch Interesse, wenn einem ueberall gezeigt wird, wie toll es ist und was fuer Karrieren man machen kann, wenn schoen bloed ist...
Macht man diese Karrieren wirklich? Ich glaube nicht, die Spreu trennt sich früher oder später vom Weizen.
 
manganite schrieb:
Unsere Gesellschaft wird bunter, aber gleichzeitig oberflaechlicher, das Wissen um Kultur wird nicht groesser, im Gegenteil, die Kentniss der eigenen Kultur wird immer geringer und nur notduerftig ersetzt durch Halbwissen (wenn ueberhaupt) ueber andere Kulturen.

Heterogenität, also Vielfalt (Buntheit) lässt sich nachweisen. "Halbwissen" damals vgl. mit "Halbwissen" heute? Schwer wissenschaftlich zu bleiben, bei derartigen Begriffen.
Vergleiche mal "Halbwissen" über Jesus, Hexen, Teufel, Juden und Muslime "damals" mit heute. Ist es wirklich schlimmer geworden? Ich würde es bezweifeln ...

manganite schrieb:
Der Deutsche Durchschnittsbuerger geht dann z.B. in Berlin zum Potsdammer Platz und weil er 'in' und 'hip' sein will geht er dann in die dortige Sushi Bar, gleich neben dem Edeljuwelier und glaubt, er waere jetzt der Weltbuerger in Person, zahlt ein heiden Geld, fuer etwas, was er hier, in weitaus besserer Qualitaet fuer ein paar hundert Yen in jedem Supermarkt bekommt.

1. Durchschnittsbürger gehen nicht Sushi essen.
2. Fühle ich mich dabei weder weltmännisch, noch irgendwie 'hip', sondern einfach nur wohl. Manchmal habe ich halt *verdammtnochmal* Lust auf Sushi und wenn ich für das, was ich für Sushi halte 30 Euro ausgebe und Du mir jetzt sagst, dass es Schrott ist, dann sage ich "Na und? Mir hat's geschmeckt!" Wenn sich ein kulturloser Japaner findet, der sich "erniedrigt" schlechten Sushi am Potsdamer Platz anzubieten, dann habe ich aber das gute Recht, seinen Scheiss essen zu dürfen. Und bitte dazu eine COCA COLA!! Weil's schmeckt ... und ich muss gestehen, dass Japan mir sonst überhaupt nichts gibt. Muss ich nicht hin, will ich nicht hin.

Und wo endet überhaupt Halbwissen und wo fängt Wissen an? Ich weiss ungefähr, wieviele Opfer der II.WK hatte, und ungefähr, wann Hitler dieses und jenes veranstaltet hat. Seinen Geburtstag weiss ich nicht, Datum vom Kriegsende oder Datum der Reichskritallnacht kriege ich gerade noch hin. Aber Machtergreifungstag, usw. habe ich nicht parat. Ist das schon Halbwissen? Bin ich blöd? Muss ich das drauf haben?

Andere Leute könnten dir Datum, Frontverlauf und beteiligte Einheiten jeder Schlacht des Zweiten Weltkriegs nennen. Ist das auch noch Halbwissen, weil sie den Holocaust ausblenden? In einer Welt, die seit der Aufklärung keine Wahrheiten, keine moralischen Allgemeinsätze und keine pauschalen Jenseitsperspektiven mehr anzubieten hat, ist alles eine Glaubensfrage geworden. Nein, ich meine nicht Detailfragen, ich meine Gesamtzusammenhänge. Geschichts- und Weltbilder.

Ich glaube z.B., dass klassische Musik nicht in die Allgemeinbildung gehört. Ich finde klassische Musik und ihre Geschichte unbrauchbar und wertlos. Alles vor Jazz kann man in zwei Stunden vortragen, und dann ist aber gut. Da ich aber nicht der einzige Mensch auf der Welt bin, toleriere ich es, dass Vater Staat Milliarden in Konzert- und Opernhäuser steckt. Halte ich für Geldverschwendung, aber na gut. Andere Leute finden halt Sushi-Bars in Koblenz abartig... wenigstens werden die nicht subventioniert :cool:

Und die Moral von der Geschicht? Alles ist relativ. Es sei denn, wir holen die Taliban und machen endlich wieder Kultur!
 
Pope schrieb:
1. Durchschnittsbürger gehen nicht Sushi essen.

Wo lebst du denn?! :fs:

(Ok, dumme Frage, aber ich meine nicht deine momentane Situation, sondern im 'Allgemeinen'.) Warum sollte Sushi etwas fuer 'Auserwaehlte' sein (in der westlichen Welt)?
 
parago schrieb:
Wo lebst du denn?! :fs:

(Ok, dumme Frage, aber ich meine nicht deine momentane Situation, sondern im 'Allgemeinen'.) Warum sollte Sushi etwas fuer 'Auserwaehlte' sein (in der westlichen Welt)?

Die Durchschnittsbürger, die ich kenne (mittlere Reife (altersmäßig), mittleres Einkommen, mitteldeutsche Kleinstadt), die Essen beim Italiener, beim Griechen oder einfach gutbürgerlich Deutsch. Auf Thai oder Sushi fahren meine Otto-Normal-Bekanntschaften garnicht ab. 10 Euro für ein Röllchen rohen Fisch kämen bei denen nicht in die Tüte ...
 
Pope schrieb:
Und wo endet überhaupt Halbwissen und wo fängt Wissen an? Ich weiss ungefähr, wieviele Opfer der II.WK hatte, und ungefähr, wann Hitler dieses und jenes veranstaltet hat. Seinen Geburtstag weiss ich nicht, Datum vom Kriegsende oder Datum der Reichskritallnacht kriege ich gerade noch hin. Aber Machtergreifungstag, usw. habe ich nicht parat. Ist das schon Halbwissen? Bin ich blöd? Muss ich das drauf haben?

Du weisst aber noch, dass es einen 2. Weltkrieg gab, was da passiert ist, Du weisst noch, was Holocaust bedeutet und wo Ausschwitz liegt, Du weisst, was die Reichskristallnacht war, Du weisst, was die MAchtergreifung war, usw. usw.

Aber wissen das, auch noch die jungen Leute, die nie in ihrem Leben ein Buch gelesen haben, noch nichtmal was informatives im Fernsehn schauen oder ein vernuenftige Zeitung lesen...
 
Pope schrieb:
...
Und die Moral von der Geschicht? Alles ist relativ. Es sei denn, wir holen die Taliban und machen endlich wieder Kultur!

wieso die taliban holen? etwas warten und vielleicht erklärt uns der fundamentalsauerländer merz ja endlich mal konkret , was seine "leitkultur" ist.

p.s.
und richtig pope, was du zum durchschnittsbürger schreibst. ich habe den eindruck, daß manche hier keinen durchschnittsbürger (mehr ?) kennen.
 
Leopold Bloom schrieb:
Eher in Teilen eine Frage des Schulsystems an sich (vgl. "2. Bildungsweg") und erst dann eine Frage des Elternhauses (natürlich spielt Prägung eine gewisse Rolle, dennoch nicht die entscheidende).
Ich gehe mal aufgrund deines Avatrs davon aus, dass du aus BaWü kommst. Hier hatten wir vor kurzem eine Oberstufenreform, die das Abi extrem erleichtert hat.

Die Mittel für den 2. Bildungsweg wurden heruntergekürzt, der Zweite Bildungsweg kostet ab 300 Euro/Semester zzgl. Schulmaterial. Selbst bildungswilligen wird so der Zugang verbaut, selbst wenn das Elternhaus keine Rolle mehr spielt.
 
Leopold Bloom schrieb:
Find ich nicht unbedingt. Ja: Das System Hauptschule ist desaströs. Das ist aber keine Frage von McDonalds oder sonstwas sondern schlicht ein gesellschaftspolitisches Problem.
[...]
Wir sprechen eine andere Sprache als unsere Großeltern, wir ernähren uns anders, wir bilden uns anders, wir leben anders. Spaßig aber: Denen gings mit ihrer Großelterngeneration genauso (außer vielleicht der Dynamik der Schnelligkeit).
Trotzdem wird sich das einfachste, rationellste System durchsetzen, da es sich an alle Gesellschaften anpassen kann (McDonaldisierung ist nicht nur auf McDonalds bezogen)

Klar ging es unserer Großelterngeneration so, die Sprache hat sich eben angepasst auf einen gewissen Standart. Demnächst steht aber irgendwann "alda" im Duden.

Literatur zum Thema
"Die defomierte Gesellschaft" von M. Miegel
"Die IQ-Falle" von Vollkmar Weiss
"Kampf der Kulturen" Samuel P. Hungtington
Interview mit H.U. Wehler, zwar schon 3 Jahre alt, aber trotzdem Interessant
 
manganite schrieb:
Aber wissen das, auch noch die jungen Leute, die nie in ihrem Leben ein Buch gelesen haben, noch nichtmal was informatives im Fernsehn schauen oder ein vernuenftige Zeitung lesen...

Ich geb's ja zu: Ich rege mich ja auch über sowas gerne auf. Habe auch schon junge deutsche Menschen getroffen, die mich zwischendurch fragten: "Aber war der Holocaust wirklich so schlimm??" Da war ich aber ziemlich perplex.

Ihr habt in diesem Strang viele Details angesprochen, die "Kultur" ausmachen oder ausmachen sollen. Die Pessimisten hier empfinden Deutschland als zunehmend degeneriert, unbefriedigend gebildet und kulturell leidenschaftslos.
Die Optimisten kontern, dass es a) vielleicht immer schon so war, und b) dass es nur eine subjektive Antwort auf Kultur geben kann.

ponzelar schrieb:
wieso die taliban holen? etwas warten und vielleicht erklärt uns der fundamentalsauerländer merz ja endlich mal konkret , was seine "leitkultur" ist.

Und genau das meine ich mit den Taliban. "Leitkultur" ist nichts anderes, als die Festschreibung und Durchsetzung einer Kulturdefinition "von oben". Und ich glaube nicht, dass "Leitkultur" nur die Vermittlung der deutschen Sprache bedeutet. Je strenger, je enger man die Kulturdefinition fasst und umsetzt, umso weniger Freiheitsgrade hat diese Gesellschaft.

Und genau da muss man sich frage, ob man eine solche "Leitkultur" (zumal von der CDU/CSU) zulasten der individuellen und subkulturellen Freiheit zulassen will.

Ein anderer Punkt ist die Mittel und Wege der Bildung. Wie können wir/der Staat/werauchimmer Menschen dazu einladen, an Kultur teilzunehmen? Etwa nur wenn es verwässert dargereicht und durch gnadenloses Entertainment frisiert wird? Warum schafft es Sport, die Massen zu mobilisieren, und Kultur nicht?
 
Pope schrieb:
Warum schafft es Sport, die Massen zu mobilisieren, und Kultur nicht?

Wenn ich boese waere, wuerde ich sagen, weil es wenig Verstand erfordert, dabei zu zu schauen, wie Autos stundenlang im Kreis fahren, es aber nicht einfach ist, ein anspruchsvolles Buch zu lesen oder hinter den Sinn eines Theaterstuecks zu kommen... Je schwieriger und anspruchsvoller etwas ist, desto weniger Leute koennen es ueberhaupt tun. Und da nun auch nicht jeder will, was er kann, kann ich mit simplen Zeitvertreib die Massen mobilisieren und wo anders herrscht gaehnende Leere.

Das das so ist, schon immer so war und immer so sein wird, darueber braucht man nicht lang und breit zu diskutieren. Die Frage ist eher, ob sich nicht die Relationen verschieben? Ob die Luft um den Kopf herum nicht immer duenner wird und alles von der Bauchregion abwaerts immer dominanter...
 
Zum Thema 'Kultur bewegt die Massen nicht' ein 'kleines Beispiel aus dem schoenen Oesterreich..

Im Geschaeftsjahr 2003/2004 konnte die Bundestheater Holding AG (Burgtheater Wien, Staatsoper Wien, Volksoper Wien) EUR 925000 einstreichen, was einem Reingewinn von knapp EUR 450000 entspricht. Das ist mehr als nur Kleinvieh, meine Herren. Nur weil man naemlich niemanden im nahen Verwandten- oder Bekanntenkreis kennt, der regelmaessig Theater, Oper oder Gallerie besucht, heisst das noch lange nicht, dass das generell so ist. :p

Zahlen: Bundestheater Holding AG
 
Pope schrieb:
Die Durchschnittsbürger, die ich kenne (mittlere Reife (altersmäßig), mittleres Einkommen, mitteldeutsche Kleinstadt), die Essen beim Italiener, beim Griechen oder einfach gutbürgerlich Deutsch. Auf Thai oder Sushi fahren meine Otto-Normal-Bekanntschaften garnicht ab. 10 Euro für ein Röllchen rohen Fisch kämen bei denen nicht in die Tüte ...

Das ist voellig uebertrieben und falsch, tut mir leid. Aber das wird nun zu off topic, von daher geh' ich nicht weiter drauf ein.
 
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