Ein Thema welches mir schon seit einiger Zeit auf den Nägeln brennt, ist der Zypernkonflikt zwischen Insel-Griechen und Insel-Türken. Als Zankapfel zwischen beiden Bevölkerungsteilen begann der eigentliche Konflikt 1914 als die Insel-Griechen begannen gegen die britischen Besatzer aufzubegehren. Der Bischof auf griechischer Seite soll den Gouverneur der Engländer gebeten haben, den Anschluß an das Königreich Griechenland zu forcieren. Dies wird gemeinhin als erster Schritt der Insel-Griechen zur Enosis (Vereinigung) gewertet, welcher dann Gegenstand der langen Auseinandersetzung der Konfliktparteien werden sollte. Ausschlaggebend für die Vereinigungsbestrebungen mit Griechenland, war der Wunsch der Griechen nach mehr Wirtschaftskraft und Wohlstand, während die Insel-Türken eine Bevormundung seitens der Griechen und Unterdrückung befürchten mussten. So unterstützte die türkische Bevölkerung Zyperns den kolonialen Status und war strikt gegen einen Anschluss an Griechenland.
Ganz grundsätzlich, ich finde es völlig legitim, wenn ein Volk versucht die Kolonialmacht (in diesem Falle England) rauszuwerfen um seine Freiheit und Eigenständigkeit zu erlangen. Die griechischen Zyprioten sahen Ihr Heil in der Vereinigung mit dem Hellas (Enosis), die türkische Minderheit bei der Beibehaltung der kolonialen Unterdrückung. Warum jetzt mal auch immer, habe ich nie wirklich verstanden. Ich vermute aber, dass die diversen Balkankriege und insbesondere der 1912/1913, die z.T. einhergingen mit der Flucht/Vertreibung von vielen Muslimen aus den befreiten Regionen der christlichen Balkanländern, der Grund war.
Nach der "Kleinasiatischen Katastrophe" wurde das Nationalgefühl beider Seiten ausgeprägter und nach der Ausrufung der türkischen Republik 1923 wuchsen die Spannungen.
Das Nationalgefühl war m.E. schon vorher da, da bedurfte es nicht der Vertreibung/Vernichtung der Christen im OR bis 1923. Dennoch gab es m.W. keine besonderen Spannungen zwischen Griechen und Türken auf der Insel. Noch weiter früher waren die Orthodoxen (zumindestens die orthodoxe Kirche) in gewisser Weise sogar froh, dass die Osmanen die Lateiner rauswarfen und das Milliet-System einführten. Man tauschte den einen Unterdrücker gegen den anderen Unterdrücker ein, wenigstens war der letztgenannte bereit gegen entsprechende Steuerzahlungen und Bakschisch einem den Glauben zu lassen.
1931 kam es zu einem Aufstand der Insel-Griechen gegen die britische Kolonialmacht und die Enosis-Bestrebungen der Insel-Griechen wurde von den Briten verboten. Alle Parteien auf der Insel wurden ebenfalls verboten und eine Pressezensur wurde eingeführt.
M.W. war das nur ein erster und relativ schwacher Versuch. Muss da aber nochmals genauer recherchieren. So richtig los ging es in der Tat erst 1955. Man muss bedenken, dass zu der Zeit sich viele Befreiungsbewegungen bildeten und sich die Kolonialmächte überall auf der Welt auf dem Rückzug waren.
Am 1. April 1955 erfolgte eine Serie von Bombenanschlägen durch die Nationale Organisation zypriotischer Kämpfer (EOKA). Schon vorher hatte sich Griechenland auf Seiten der griechischen Zyprer und die Türkei auf der anderen Seite, zu angagieren begonnen. Für die weitere Entwicklung ist aber maßgebend, dass der Erzbischof Makarios III und General Grivas für einen bewaffneten Kampf plädierten, der den Anschluß ganz Zyperns an Griechenland zur Folge haben sollte.
Nach den Bombenanschlägen versuchten die Briten mit Ausgangssperren und Massenverhaftungen, der Lage Herr zu werden, was mißlang, woraufhin türkische Zyprer zu einer Anti-Terror-Einheit zusammengezogen wurden. Ab diesem Zeitpunkt sprechen die Insel-Türken von Teilung (Taksim).
Das "teile und herrsche" konnten die Briten übrigens schon immer gut. Wie auch immer, die türkische Minderheit ließ sich in die koloniale Politik Britanniens einspannen. Das die Griechen, die für die Befreiung Zypern durch die Briten kämpften, nicht besonders begeistert waren von ihren türkischen Nachbarn nun in Uniform und mit britischen Offizieren unterdrückt zu werden, kann hoffentlich nachvollzogen werden.
Der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte, ist der Bombenanschlag auf das Pressebüro der Türken 1958. Hernach brechen offene Kämpfe aus die Bürgerkriegs-Charakter haben. Eine Intervention seitens Griechenlands und der Türkei wird befürchtet und die USA versucht zwischen beiden NATO-Partnern (beide seit 1952) zu schlichten.
Nein mein Bester, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte waren die September-Pogrome gegen die Istanbuler Griechen mit Mord, Totschlag, Vergewaltigungen und massiven Plünderungen von Geschäften, privaten Wohnhäusern und der Zerstörung von Kirchen. Hintergrund war ein fingierter Bombenanschlag eines Türken auf das Wohnhaus von Atatürk in Thessaloniki, was den Griechen zu Last gelegt wurde. Diese von Türken geplante Aktion (und natürlich die Zypernunruhen) wurde zum Anlass genommen auf die unschuldigen Griechen in Istanbul loszugehen. Wie das auf die griechischen Zyprioten wirkte, die in dem Augenblick gegen die Engländer und ihre türkischen Hilfstruppen kämpften, kann man sich wohl vorstellen.
http://iktath.kom.duth.gr/violatio.htm
Die Zürcher und Londoner Abkommen (19.02.59) wurden ausgearbeitet, in denen festgeschrieben wurde, dass Zypern ein unabhängiger Staat werden sollte und weder Griechenland noch der Türkei angeschlossen werden durfte. Desweiteren wurde auch eine Teilung kategorisch ausgeschlossen. Hierfür sollten die Garantiemächte, Griechenland, Türkei und Großbritannien, notfalls auch im Alleingang, Sorge tragen.
Bischof Makarios, wurde nun zum Präsidenten Zyperns gewählt, war sich also einer breiten Mehrheit der Insel-Griechen sicher. Am 16.08.60 wurde Zypern unabhängig, doch wehrten sich immer noch einige nationalistische Insel-Griechen gegen den geschlossenen Vertrag, der ihrer Meinung den Türken zu viele Rechte, wie das Veto-Recht, einräumten.
Ganz davon abgesehen, die Engländer sicherten sich einen großen Teil der Insel als Militärbasis, die sie bis jetzt halten.
Um klar zu stellen, beide Seiten mussten nach dem Zürcher und Londoner Abkommen Abstriche hinnehmen, wobei die Insel-Griechen mit Sicherheit mehr verloren als die Insel-Türken, die nun auch keine Teilung mehr vollziehen konnten. Aber der Schutz des jeweiligen Mutterlandes war gegeben und auch Großbritannien trat weiterhin als Schutzmacht aller Zyprioten auf.
Genau diese Briten, die alles dafür taten die Insel abhängig zu halten.
Die neue Verfassung nach der Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich, sah vor, dass der Präsident von den Insel-Griechen und der Vize-Präsident von der türkischen Minorität gestellt werden sollte. Beide hatten ein Veto-Recht und der Ministerrat, sowie der Beamtenapparat wurde im Verhältnis 7:3 zu Gunsten der griechischen Bevölkerung geregelt. Dies war den griechischen Nationalisten ein Dorn im Auge, bemerkten diese doch, dass den türkischen Zyprern zu viele Rechte eingeräumt worden seien.
Hatten die Griechen wirklich unrecht damit ? Einer Minderheit von damals 15-20% (?) wurden nicht Minderheitenrechte sondern
Vetorechte eingeräumt, die im worst-case ein regieren unmöglich machten. Genau so ist es auch später gekommen. Hätte die türkische Seite sowas akzeptiert ?
Vielleicht hätte man im Gegenzug den Griechen in Istanbul auch Vetorechte einräumen müssen, damit solche Pogrome sich nicht wiederholten...
Kurze Pause, schreibe später weiter, sorry.
Fortan blockierten sich Präsident und sein Vize, so dass eine einheitliche Verwaltung nicht zu Stande kam. Hinderlich war ebenfalls die Tatsache, dass sich trotz der Auflösung der EOKA, paramilitärische Verbände auf griechischer Seite bildeten, die ein türkisches Pendant heraufbeschwörten (Türk Mukavemet Teskilati (TMT).
1963 wurde von Makarios ein 13-Punkte-Plan vorgelegt, der u.a. das Veto-Recht abschaffen sollte, wogegen sich die Türken sträubten. In diesen Verhandlungen kam es zu Massakern an der türkischen Zivilbevölkerung, die mit türkischen Massakern beantwortet wurden. Am 24.12.63 kam es zu einem Waffenstillstand und die UNO schickte Truppen auf die Insel, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Nach diesen Massakern ist der grösste Teil der Insel-Türken entweder nach Großbritannien oder in den türkische Teile Zyperns emmigriert. Es bildeten sich Enklaven, die dann von den Griechen abgeschottet wurden und ein Wirtschaftsembargo wurde verhängt, welches aber wieder, auf Druck der Uno, aufgehoben werden musste.
Nach dem Militärputsch in Griechenland 1967 und anti-türkischen Übergriffen durch den griechischen General Grivos, wurde Makarios 1968 wiedergewählt und ein Selbstverwaltungsrecht wurde den Türken eingeräumt. Daraufhin blieb es bis 1974, bis zur Invasion türkischer Truppen im Nordteil ruhig.
Am 15.07.74 kam es zu einem Militärputsch der Nationalisten gegen den Präsidenten Makarios, woraufhin - wie es der Zürcher und Londoner Vertrag vorsah - türkische Truppen den Norden besetzten, um Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Dabei wurde eine einheitliche türkische Struktur im Norden der Insel etabliert und viele Insel-Griechen mussten Haus und Hof verlassen.
Trotzdem im Dezember 1974 die alte Ordnung, mit Makarios wieder hergestellt wurde, weigerten sich die türkischen Truppen die Insel zu verlassen.
Noch heute stehen ca. 35.000 türkische Soldaten auf der Insel, um die türkische Minorität gegen die Insel-Griechen zu schützen.