Der Grund der Verwendung als Artillerieschulschiff ist interessant.
War es nicht fronttauglich, oder hatte man für den "Typ" sozusagen keine bessere Verwendung? (Blücher sollte doch zuvor schon ins Mittelmeer verkauft werden)
Es hätte sich doch ansonsten nur die Verwendung mit den Schlachtkreuzern in der Aufklärungsgruppe angeboten.
Für den Kreuzer E war der Zeitpunkt das Problem.
Am März 1905 wurde an den Vermehrungsbau gearbeitet und die ersten Studien und Entwürfe orientierten sich doch mehr an den seinen Vorgängern C und D (Scharnhorst-Klasse). Die weiteren Entwürfe wurden unter dem Einfluß nationaler Panzerkreuzer Projekte ausgearbeitet, die letztlich zu dem fertigen Entwurf 1907/08 führten. Alles im allen ein gelungener Entwurf, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, auch hinsichtlich Panzerung und Bewaffnung und auch im internationalen Vergleich sicherlich kein 10-min-Kreuzer mehr.
Auch hier taucht wiederum erstmals die Diskussion um das schnelle Linienschiff auf und genau das, brauchte Tirpitz für seine strikten Flottenpläne nicht. Man hielt also an dem Kreuzer E in seiner Planung fest, wenn auch geprüft wurde, die Artillerie von 21cm auf 24cm zu erhöhen.*
Als dann im Jahr 1906 die Daten der
Invincible durchsickerten, war klar, daß der Kreuzer E nicht mehr dem Stand entsprach, doch gebaut werden sollte er dennoch, weil sich durch eine weitere Planung oder Umplanung der Bau noch weiter verzögert hätte, einschliesslich der Kostenfrage. Zudem begann 1907 schon die Planungen für den Kreuzer F, der sich ab da an den neuen Kreuzern der RN orientierte. Eine Überschneidung der Umplanung von E und dem Kreuzer F wurde hier auch als problematisch eingeschätzt.
Überspitzt kann man im Nachhinein sagen oder festhalten, daß die
Blücher durch die starre tirpitzschen Planung als Notlösung gebaut wurde, aber von Anfang an, nicht als frontauglich eingestuft wurde. Aber aus damaliger Sicht, erscheint der bau vordergründig nicht als unnütz. Das Problem lag nämlich auch darin, daß es keine wirklich brauchbaren Großen Kreuzer in der Hochseeflotte zu diesen Zeitpunkt gab.
Scharnhorst und
Gneisenau waren im Ausland stationiert, da war das modernste 1908 die Roon-Klasse. Somit auch hier verständlich, daß der Bau, auch wenn er nicht mehr den modernsten Anforderungen entsprach, immer noch eine Bereicherung für die Hochseeflotte bedeutete.
Interessant ist aber auch, daß Tirpitz selbst die
Blücher schon schnell aus den Aktiven Dienst in der Flotte haben wollte (Nov 1911) und es dadurch mit der Front einen heftigen Streit gab, den nur noch der Kaiser schlichten konnte und bestimmte, daß sie als Artillerie-Versuchschiff aufgestellt wird. Aber es gab einen Kompromiss, der die
Blücher zur Flottenmanövern herangezogen würde und ggf. nicht einsatzbereite Schlachtkreuzer ersetzen konnte. Dieser Umstand führte dann auch im 1914/15 zu Einsätzen im Einsatzverband der I. Aufklärungsgruppe in der Nordsee.
Somit hat das Flottenkommando in der Einsatzleitung vorsätzlich gehandelt, denn es war allen klar, daß die
Blücher unter Umständen im Gefecht mit britischen Großkampfschiffen bzw. Schlachtkreuzern in allen wichtigen Punkten unterlegen war (Geschwindigkeit, Panzerung und Artillerie) und somit mehr oder wenige geopfert wurde.
*: Zum Thema 21er oder 24er wäre eine Information unserer Artilleriefachmänner interessant, wie sich die 24er gegen die br. Schlachtkreuzer ausgewirkt hätten, auch im Blick auf die Gefechtsentfernung.