Arne
Premiummitglied
Sprechen wir etwas über die "Daily Telegraph Affäre". Oft benannt, doch nicht immer sind die tatsächlichen Hintergründe bekannt. Zuerst die reinen Fakten, der Einfachheit halber mal komplett zitiert aus Wikipedia:
Nun zur Wertung: Nach meiner Ansicht spiegelt sich hierbei deutlich die Wankelmütigkeit Kaiser Wilhelm II. wieder. Oft - zu oft - ließ er sich von wechselnden Sympathien und Gefühlen leiten, die im Endeffekt undiplomatisch waren.
Er hatte bekanntlich große Sympathien für die "Verwandten" in England, reagierte aber immer wieder verärgert wenn er das Gefühl hatte, seine "Liebe" wurde nicht erwidert. Impulsiv brauste er dann auf und zerschlug diplomatisches Porzellan.
Andererseits hatte er (so wie große Teile der deutschen Öffentlichkeit) große Sympathien für den Freiheitskampf der Buren gegen die britischen Angriffe. Die Umstände des vorherigen Handelns bei der "Krüger-Depesche" sind ja eindeutig. Diese beiden Geschehen gehören untrennbar zusammen.
Später, als Ohm Krüger Europa bereiste um Beistand gegen England zu suchen, gewährte er ihm keine Audienz - den Notwendigkeiten der europäischen Diplomatie und Regierungsvorgaben folgend. Ich kann mir gut vorstellen, daß er da in seinem "stillen Kämmerlein" frustriert über die eigene Machtlosigkeit und gewissensgeplagt saß, mit dem Gefühl das moralisch Falsche getan zu haben, um der Diplomatie gerecht zu werden.
Zum Kanzler: Bülow hatte versagt. Aber ich sehe ihm da seine "Mitschuld" nach, denn ich kann mir vorstellen, es war nie leicht auf den Kaiser "aufzupassen", quasi sein Kindermädchen zu spielen, da dieser sich auch gern geschickt den Aufpassern und Vorgaben entzog - genau, wie ein kleines Kind. Wie sagt man "Es ist leichter einen Sack Flöhe zu hüten..."
Wikipedia schrieb:Ursache der Daily-Telegraph-Affäre war ein Gespräch eines britischen Reporters des Daily Telegraph mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II.. In diesem Gespräch behauptete der Kaiser u. a. , er sei während des Burenkrieges der einzige Freund Englands gewesen und habe einen Feldzugsplan entworfen, der letztendlich zum Sieg Lord Roberts über die Buren geführt habe. Die Flottenpolitik des Reiches richte sich nicht gegen England, sondern gegen den fernen Osten. Diese undiplomatischen Aussagen führten zu Empörung sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland. So hatte der Kaiser während des Krieges die Briten durch die Krüger-Depesche verärgert, in der er Ohm Krüger, dem Führer der Buren zu einem Sieg über die britische Armee gratulierte. In Deutschland dagegen, das sich in weltpolitischer Konkurrenz zum British Empire sah, war man über die Anbiederei des Kaisers entsetzt.
Der nach Veröffentlichung des Artikels einsetzende Entrüstungssturm in Öffentlichkeit, Presse und Reichstag führte zu einer veritablen Staatskrise, in deren Verlauf sich der Kaiser mit dem Gedanken an Abdankung trug. Das schon lange schwelende Missbehagen auch an sich kaisertreuer Kreise mit dem "persönlichen Regiment" Wilhelms brach sich Bahn und mündete in die Forderung, der Kaiser solle sich mit der Rolle eines gemässigt auftretenden konstitutionellen Monarchen begnügen. Verstärkt wurde die Empörung durch den Umstand, dass sich der Kaiser auf dem Höhepunkt der Krise nach Donaueschingen zum Fürsten Fürstenberg begeben hatte und sich dort teilweise exzentrischen Vergnügungen hingab.
Verantwortlich für die Entwicklung war der Reichskanzler von Bülow , dem der Artikel vor Veröffentlichung völlig korrekt zur Prüfung und Gegenzeichnung vorgelegt worden war. Dem hatte er sich wegen Arbeitsüberlastung entzogen und die Prüfung dem Auswärtigen Amt delegiert, dessen Beamten er später für die Panne verantwortlich machte.
Nun zur Wertung: Nach meiner Ansicht spiegelt sich hierbei deutlich die Wankelmütigkeit Kaiser Wilhelm II. wieder. Oft - zu oft - ließ er sich von wechselnden Sympathien und Gefühlen leiten, die im Endeffekt undiplomatisch waren.
Er hatte bekanntlich große Sympathien für die "Verwandten" in England, reagierte aber immer wieder verärgert wenn er das Gefühl hatte, seine "Liebe" wurde nicht erwidert. Impulsiv brauste er dann auf und zerschlug diplomatisches Porzellan.
Andererseits hatte er (so wie große Teile der deutschen Öffentlichkeit) große Sympathien für den Freiheitskampf der Buren gegen die britischen Angriffe. Die Umstände des vorherigen Handelns bei der "Krüger-Depesche" sind ja eindeutig. Diese beiden Geschehen gehören untrennbar zusammen.
Später, als Ohm Krüger Europa bereiste um Beistand gegen England zu suchen, gewährte er ihm keine Audienz - den Notwendigkeiten der europäischen Diplomatie und Regierungsvorgaben folgend. Ich kann mir gut vorstellen, daß er da in seinem "stillen Kämmerlein" frustriert über die eigene Machtlosigkeit und gewissensgeplagt saß, mit dem Gefühl das moralisch Falsche getan zu haben, um der Diplomatie gerecht zu werden.
Zum Kanzler: Bülow hatte versagt. Aber ich sehe ihm da seine "Mitschuld" nach, denn ich kann mir vorstellen, es war nie leicht auf den Kaiser "aufzupassen", quasi sein Kindermädchen zu spielen, da dieser sich auch gern geschickt den Aufpassern und Vorgaben entzog - genau, wie ein kleines Kind. Wie sagt man "Es ist leichter einen Sack Flöhe zu hüten..."
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