Die Zusammensetzung der Flotten, hat die denn keine Rolle gespielt?
Zunächst einmal hatte Togo einige Lern- (Lehr-)stunden Vorsprung, zuletzt durch das etwas überraschende Zusammentreffen im Gelben Meer. Doktrin war, durch schnelles Feuer über größtmögliche Entfernung sehr schnell das gegnerische Kommandeursschiff auszuschalten, auch durch Feuerkonzentration mehrerer Schiffe. Damit sollte die wichtige Befehlsstruktur einer kompliziert zu führenden größeren Flotte zerrüttet werden, um das Zusammenwirken aufzulösen.
Nach den ersten Gefechten (wo die Treffererfolge mäßig waren) wurden Offiziere, die sehr wichtigen Beobachter und die Geschützbesatzungen intensiv eingeübt. Sehr variabel sollte das Feuer von einzelnen Türmen auf ganze Salven zusammengefasst werden. Die Beobachtung der Wirkung wurde straff auf
einen Artillerieoffizier zusammengefasst, um chaotisches Schießen zu reduzieren. Es blieb dabei, dass die 1. Flotte zu Beginn das gegnerische Führungsschiff zusammenschießen sollte.
Daneben wurden die früher üblichen und vorgesehenen komplizierten Manöver während der Schlacht vereinfacht, weil sie sich als nicht im Gefecht praktizierbar herausstellten. Die überragende Bedeutung des Torpedos hatte sich außerdem bei Gefechte außerhalb Port Arthurs relativiert. Auch hier fanden Straffungen statt (zuvor schoß jeder quasi, wie er wollte), und die Kommandeure der fünf TP-Divisionen wurden im Januar 1905 komplett ausgetauscht.
Beim Crossing-the-T wurden Treffer erzielt, die russische Flotte konnte nur mit den vorderen Geschützen antworten. Nach einer vollen Wende spielte das japanische Geschwader immer noch die Vorlage und die höhere Geschwindigkeit sowie die ungünstige Staffelung der russischen Schiffe aus, bei dem bereits auf unüblich große Entfernung ausgeführten Feuergefecht war die japanische Feuerleitung überlegen. Die größeren russischen Schiffe wurden vielfach getroffen und beschädigt.
Borodino explodierte vermutlich nach Magazintreffer. 3 weitere Schlachtschiffe gingen nach schweren Beschädigungen, nach Bränden und Wassereinbrüchen verloren. Torpedos spielten erst während der Nachtangriffe eine wesentliche Rolle, bei der weitere japanische Erfolge erzielt wurden (aber die Schlacht durch den Verlust der Hälfte der Schlachtschiffe schon verloren war).
Seeschlacht bei Tsushima ? Wikipedia
Zur Zusammensetzung der Flotten ist der Hinweis auf die Geschützzahlen im Wiki-Artikel wichtig, ebenso die Überlegenheit von 6-9 Knoten der beiden schweren japanischen "Divisionen" in der Geschwindigkeit.
...Ich meine mich zu erinnern, das die Russen ein Übergewicht an großen, schweren schwimmenden Einheiten hatten und die Japaner aber über ein deutliches Übergewicht bei den kleineren, schnelleren und wendigeren Einheiten verfügten. Diese haben, salopp formuliert, die russischen Großkampfschiffe so weit beschädigt, bis dann die großen japanischen Pötte den Rest besorgten.
Eigentlich war es das Artilleriegefecht des Dutzend großer japanischer Schiffe mit dem russischen Flottenkern, der der ersten Tag bestimmte. Wenn die britischen "Beobachter" auf den japanischen Schiffen eine Lehre gezogen haben, dann: "
hit first, hit hard" (Fisher). Die zeitgenössischen Schriften betonten noch die Bedeutung der Kaliber bis 6'', das relativierte sich allerdings in den steigenden Gefechtsentfernungen. 1909 ging man schon von über 8.000 bis 10.000 Meter aus, also schon mehr als in der Hauptsache bei Tsushima. 1913 übte die Royal Navy auf 10 - 12.000 Meter, und die Entfernungen wurden nochmals an der Doggerbank übertroffen.