Die Römer hatten ein anderes Verständnis für Zeit und Raum als wir. Dies zeigt sich z.B. bei Tacitus. Dort sind schon mal 100 km in der Nähe und hunderte von Jahren "nuper", kürzlich. Deshalb verwendete ich "Ausflug". Die Flottenexpedition ging im wesentlichen bis zur Elbe, mit einem Abstecher zum Kap Hagen. Dieser brachte politisch, außer den "erpressten" Freundschaftsbekundungen, nichts. Er findet deshalb nur in einer Randnotiz Erwähnung. Sinn der Expedition war auch nicht geographisch, wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln. Sinn und Zweck dieser Fahrt war die Einschüchterung der germanischen gentes und die Gewinnung von Informationen zu militärisch, politischem Nutzen. Die Geographen profitierten da nur sekundär.fingalo schrieb:Das halte ich für ganz unwahrscheinlich. Denn Expeditionen waren dazu da, Erkenntnisse zu sammeln. Dass der orbis terrarum eine ziemlich lange Küste nach Norden hatte, passte so wenig ins damalige Weltbild, dass ich nicht davon ausgehen kann, dass das unerwähnt geblieben wäre. Und ein "Ausflug" ist die Fahrt an der Jammerbucht nicht. Davon kann ich ein Lied singen.
Fingalo
Velleius bestätigt nur die Flottenfahrt, zudem in kurzen Worten. Bei Plinius findet sich dagegen etwas mehr. "Das kimbrische Vorgebirge bildet, indem es sich weit ins Meer hinaus streckt, die Halbinsel Tastris. Von da sind den Römern durch die Heere 23 Inseln bekannt geworden, deren bekannteste Burcana ist..." Dies bezieht sich mit Sicherheit auf die Flottenfahrt. Zwischen Rhein und Elbe lagen niemals 23 Inseln, diese Zahl kann nur für die Küste zwischen Rhein und dem Kap Skagen zutreffen.fingalo schrieb:Welche Unstimmigkeiten meinst Du? Und wie kommst Du auf Desinteresse bei den damaligen Geographen, die nun möglichst vollständig den Erdkreis beschreiben wollen? Immerhin bestätigt Valejus die Schilderung. Auch er erwähnt keine Ausflüge. Strabo habe ich mit der gleichen Info zitiert.
Fingalo
Strabo verfaßte sein Werk, so vermutet z.B. Ludwig Schmidt, bereits kurz vor der Zeitenwende. Daher konnte er die Flottenexpedition auch noch gar nicht berücksichtigen. Er sagt, man kennt nur die Germanen zwischen Rhein und Elbe. Die bekanntesten seien Sugambrer und Kimbern. Ebend solche Bemerkungen sind für mich die von mir erwähnten groben Verallgemeinerungen. Strabo weiß nicht wo die Kimbern wohnen! Sie wohnen für ihn irgendwo da oben am Ozean. Die Sugambrer waren zu seiner Zeit, ebenso wie die Kimbern nicht mehr führend in ihrer Region. Die Sugambrer waren 8v. ausgeschaltet worden, von den Kimbern hatte man zu Strabos Zeiten seit 100 Jahren nichts Großes mehr gehört. Ihre Erwähnung beruht also lediglich auf ihrer historischen Bedeutung.
(Mon.ancyr.,26) "Meine Flotte segelte über den Ozean von der Mündung des Rhein weg in östliche Gegenden bis zum Gebiet der Kimbern, wohin weder zu Lande noch zu Wasser irgend ein Römer bis zu diesem Zeitpunkt je gelangt war. Die Kimbern, Haruden und Semnonen und andere germanische Stämme dieses Gebietes baten durch Gesandte......"fingalo schrieb:Zwar ist das argumentum e silentium zugegebenermaßen gefährlich. Aber umgekehrt kurzerhand die Quellen "zu ergänzen" und Fahrten anzunehmen, für die es keinen Beleg gibt, halte ich für methodisch noch fragwürdiger.
Fingalo
Der Zug ging also nicht unbedingt nur bis zur Elbe. Er ging bis zum Gebiet der Kimbern. Zugegeben, die Kimdern könnten zur Zeit des Augustus an der Elbe gesessen haben, darüber haben wir aber nirgends eine Information. Wann immer die Sitze der Kimbern erwähnt werden, deuten sie auf das nördliche Jütland hin. Dies gilt ebenso für die Haruden. Die Nennung der drei gentes im mon. ancyr. beruht lediglich auf der herausgehobenen Bedeutung der gens der Semnonen im östlichen Elbegebiet und aufgrund der historischen Bedeutung der Kimbern z.Z. des Marius und der Haruden (siehe Ariovist) zur Zeit Cäsars. Er bedeutet nicht, daß diese drei gentes die führenden gentes der unteren Elbe waren.