Das folgte aber nicht unmittelbar aufeinander, sondern da liegen 10 Jahre dazwischen und in diesen 10 Jahren passiert noch ein Bisschen was an Ausgleichspolitik.Nun kam der Aufstand in Böhmen, Absetzung des habsburger Königs Ferdinand, und 1619 Krönung von Friedrich, dem Calvinisten.
Die Protestantische Union wird 1608 gegründet, die katholische Liga folgt, aber im Jahr 1609, stellt auch Kaiser Rudolf II., der Bruder und Vorgänger von Mathias I., mit dem er im Streit lag den Böhmischen Ständen den berühmt-berüchtigten Majestätsbrief aus, in dem der Schutz der protestantischen Konfessionen in Böhmen überhaupt erst festgeschrieben wurde und dessen Bestimmungen überhaupt erst zu den Auseinandersetzungen um die Kirchen in Braunau und Klostergrab führten.
Insofern ist das nicht einfach eine ungebrochene Eskalationsdynamik. Von Donauwörth und der Gründung der protestantischen Union führte kein direkter Weg in den 30-Jährigen Krieg.
Das war so durchaus nicht klar, weil nicht gegeben war, dass die die anderen beiden protestantischen Kurfürsten bei der Wahl eines anderen Kaisers überhaupt mitmachen würden.Denn Friedrich, Kurfürst der Pfalz, hatte mit der Böhmenkrone plötzlich 2 Kurstimmen. Damti war klar, dass bei der nächsten Kaiserwahl kein Habsburger das Rennen machen würde.
De facto war Friedrich V. v. der Pfalz bereits vor dem Tod Mathias I. zum König von Böhmen gewählt worden und er versuchte auch tatsächlich Maximilian von Bayern als Gegenkandidaten gegen den Habsburger Ferdinand II. aufzustellen und für diese Wahl beide Kurstimmen, die von der Pfalz und Böhmen geltend zu machen.
Das lief natürlich auf einen Versuch hinaus durch die Wahl des Wittelsbachers die beiden großen katholischen Dynastien im Süden des Reiches gegeneinander auszuspielen.
Es funktionierte aber nicht. Maximilian von Bayern weigerte sich sich dafür instrumentalisieren zu lassen und die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen erkannten genau wie die 3 Erzbischöfe das Recht des Pfälzers die böhmische Kurwürde auszuüben und damit auch die böhmische Kurstimme zu vergeben nicht als rechtens an, sondern wählten stattdessen den Habsburger Ferdiand II.
Der Versuch Friedrichs v. d. Pfalz sich zum König von Böhmen zu machen, war zweifellos eine Herausforderung der Habsburger.
Aber anzunehmen, die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg hätten da automatisch mitmachen müssen, weil es um Religion gegangen wäre, und die drei allesamt Protestanden waren, ist ein Zirkelschluss, der die verschiedenen Ebenen des Konfliktes verkennt.
Die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg waren Protestanten und sie hatten protestantische Interessen. Die unterschieden sich aber schon darin von einander, dass der Sachse Lutheraner war und der Brandenburger Calvinist. Damit war der Sachse, der durch den Augsburger Religionsfrieden geschützt war tendenzielle eher an der Erhaltung des Status Quo interessiert, weil das seinen persönlichen religiösen Interessen entsprach, der Brandenburger hingegen an einer Verschiebung der Regelungen zu Gunsten der Calvinisten.
Und dann kommt natürlich hinzu, dass das nicht nur ein konfessioneller Streit war, sondern dass die Anerkennung Friedrichs v. der Pfalz auch die Anerkennung der Rechtmäßigkeit einer Rebellion bedeutet hätte und der Möglichkeit Fürsten einfach mal abzusetzen. Das war nicht unbedingt in ihrem Interesse, da sie ja selbst Fürsten waren.
Nachher hätten ja womöglich noch die eigenen Landstände in Brandenburg oder Kursachsen auf die Idee kommen können, vielleicht leiber eine andere Dynastie als die derzeitige haben zu wollen?
Nein, und zwar deswegen, weil er eigentlich nicht die finanziellen Mittel hatte diesen Konflikt zu führen und sich für den Konflikt bei Maximilian von Bayern hoch verschulden musste. So hoch, dass er Teile seiner Ländereien verpfänden musste, Österreich ob der Enns, was weitgehend dem heutigen Bundesland "Oberösterreich" entspricht, musste als Pfand an den Bayern abgetreten werden.Ferdinand - inzwischen Kaiser - hatte es nun in der Hand, den Konflikt zu beenden, doch die Gier nach Macht und der Wunsch, die Rekatholisierung voranzutreiben, resultierte in den 30-jährigen Krieg.
Außerdem hatte Ferdinand II. den fatalen Fehler begangen dem Bayern die pfälzische Kurwürde zu versprechen und das waren beides Probleme, die sich nicht einfach aus der Welt schaffen ließen.
Die Rhekatholisierungspolitik in Böhmen, die faktische Vertreibung von Teilen des Böhmischen Adels und der Transfer von Eliten aus Österreich nach Böhmen hatte faktisch auch Bedeutung für die Bezahlung der Schulden Ferdinands.
Dadurch, dass man die Rebellen für Vogelfrei und protestantische Adlige ihrer Rechte für verlustig erklärte, konnte man den Landbesitz der adligen Rebellen und der protestantsichen Teile des böhmischen Adels zu Gunsten der Krone einziehen und zwecks Begleichung der Kriegsschulden zu versteigern.
Die intolerante Religionspolitik und die radikale Rekatholisierung in Böhmen war also nicht nur Ausdruck religiöser Intolleranz, sondern sie war vor allem auch Werkzeug die Finanzen des überschuldeten Ferdinand II. zu sanieren und das an Maximilian v. Bayern verpfändete Land wieder auszulösen.
Und die Verschiebung der Kurwürde an Bayern, die musste im protestantischen Lager zu Reaktionen führen.
Wenn sich die protestantischen Fürsten, nicht mit Friedrich von der Pfalz gegen den habsburger gestellt hatten, dann weil sie das Handeln des Pfälzers als Rebellion und Bruch der Reichsverfassung betrachteten.
Wenn aber der Kaiser Ferdinand nun, versuchte die Kurwürde von der Kurpfalz an Bayern zu verschieben, brach er damit, die Goldene Bulle Karl IV. von 1356, die die Kurwürde und das Recht zur Königswahl eindeutig dem Pfalzgrafen und nicht dem Herzog von Bayern zugeschrieben hatte.
Der Vorgang war zwar nicht völlig beispiellos, weil es zuvor mal eine gewaltsame Verschiebung der sächsischen Kurwürde zwischen den beiden Linien der Wettiner gegeben hatte (das hatte Kaiser Karl V. nach dem schmalkaldischen Krieg zu Gunsten von Moritz von Sachsen aus der albertinischen Linie der Wettiner für dessen Untestützung durchgesetzt), es war aber zu erwarten, dass das auf Widerstand der anderen Kurfürsten stoßen würde und dass auch andere protestantische Stände die Friedrich von der Pfalz die Unterstützung verweigerten, weil sie ihn als Rechtsbrecher betrachteten, dagegen auf die Barrikaden gehen würden.