Die Römerlager an der Lippe

@salvus

Hast du für deine Vermutungen irgendwelche Belege?
Sind die im Hauptlager gefundenen Verwaltungsgebäude von reinen Militärgebäuden überbaut worden? Oder welches war das reine Militärlager. . .
daß jünger ist als das Hauptlager. Dies mit dem Clavicula Tor? Wohnten in den Verwaltungsgebäuden von 09 an Legionäre.
Wo sind die Belege, daß Rom schon ab 09 keine Verwaltung für "Germanien" mehr hatte oder weiter aufbauen wollte?
Für mich sind die heutigen Funde die letzte Bauphase. . .

Ich glaube auch! Aber nicht was du glaubst. . .

Wenn ich Belege für meine Vermutungen hätte, dann wären diese keine Vermutungen.:grübel:

Es sind reine Spekulationen. Und warum? Weil es gar keine Belege dafür gibt, daß das Haltener Lager über das Jahr 9 n. Chr. in irgendeiner Weise noch oder wieder in Betrieb war. Oder kannst du dafür irgenwelche Belege liefern?
 
Oder kannst du dafür irgenwelche Belege liefern?
Warum sollte ich?
jchatt hat geschrieben, daß die Gräber nach Germanicus angelegt wurden.
Darauf hast du und Maelonn u.A. geantwortet:
Nach Germanicus? Das würde bedeuten, dass dort Germanen ihre Angehörigen nach römischer Sitte bestattet hätten. Nach Germanicus ist da sicher niemand mehr bestattet worden. Vermutlich schon nach Varus nicht mehr.
Zustimmung!:winke:

Wenn Haltern zu den Germanicus Feldzügen (wieder) in Betrieb war, dann wohl nur als reines Militärlager.
Richtig.

Falsch ausgedrückt.
Mir ging es vor allem um die Zeit nach Germanicus.
Wie gesagt, halte ich es für wahrscheinlich, dass Germanicus, eventuell sogar schon Tiberius das Halterner Lager wieder in Betrieb genommen hat (oder ein neues Lager an jenem Standort). Das geschah dann allerdings in einer Zeit, in der ein Krieg in bis dahin ungekannter Schärfe geführt wurde. Ich halte es für undenkbar, dass in der Phase schon wieder "zivile Strukturen" in Haltern aufgebaut wurden.
Darauf habe ich lediglich sinngemäß geantwortet, wenn da ein Lager war wurden die Legionäre auch am Lager bestattet. Und damit meinte ich die, die im oder am Lager starben.
Außerdem habe ich behauptet, daß am Lager, bedingt durch die Nähe zur Provinz auch zivile Strukturen denkbar sind.
Wenn das Lager nicht zerstört wurde, wie Maelonn richtig feststellt, warum sollten sich in ca. 50 km Entfernung zum Rhein (also zur Provinz) nicht Zivilisten aufgehalten haben. Zumal sie die Lippe nutzen konnten?



MfG, Lucio Cinico!
 
Außerdem habe ich behauptet, daß am Lager, bedingt durch die Nähe zur Provinz auch zivile Strukturen denkbar sind.
Wenn das Lager nicht zerstört wurde, wie Maelonn richtig feststellt, warum sollten sich in ca. 50 km Entfernung zum Rhein (also zur Provinz) nicht Zivilisten aufgehalten haben. Zumal sie die Lippe nutzen konnten?

Denkbar ist natürlich vieles.
Und ich denke nunmal anders.

Ich bleibe dabei: Die Situation in Germanien nach der Varusschlacht war für die Römer grundlegend anders.

So lesen wir für das Jahr 16 n.Chr. bei Tacitus:

...Er (Germanicus) selbst führte auf die Nachricht, das an dem Flusse Lupia angelegte Kastell werde belagert, sechs Legionen dorthin.
(Tacitus ann. II,7,1)

Soviel ich weiß gibt es von irgendwelchen Belagerungen römischer Militärlager vor der Varusschlacht keinerlei Zeugnisse. Nach der Varusschlacht war die Koalition der Stämme unter der Führerschaft des Arminius allerdings wohl so stark, um eine solche Belagerung durchzuführen. Und Germanicus mußte sechs (!) Legionen aufbieten um diese aufzulösen. Ich denke, die Römer wußten auch aus den Ereignissen des Vorjahres, wie stark die Germanen waren. Eine Ansiedlung von Zivilisten halte ich daher durchaus für äußerst fragwürdig. Die Gesamtsituation in Germanien war einfach zu gefährlich.
 
Also darf ich dich so verstehen, weil Arminius im Jahre 16 ein Heer aufstellte, mit dem man ein Lager an der Lippe belagerte, war es nicht möglich daß von 10 bis 15 n.Chr. Zivilisten in diesen Lager lebten?


MfG, Lucio Cinico!
 
Also darf ich dich so verstehen, weil Arminius im Jahre 16 ein Heer aufstellte, mit dem man ein Lager an der Lippe belagerte, war es nicht möglich daß von 10 bis 15 n.Chr. Zivilisten in diesen Lager lebten?

Ich verstehe salvus nicht so, dass er das für unmöglich aber doch so, dass er das für unwahrscheinlich hält.
 
Hallo!



Verstehe ich ja auch so. . .

Aber es wurden bei den Ausgrabungen keine Zerstörungen gefunden. Was ja unter anderem eine ständige Belagerung ausschließt.
Wenn die Belagerer aber nicht in der Lage waren, etwas außer Teilen der Gräberstraße zu zerstören, kann es sich dabei nicht um "Hermanns Superstreitmacht" gehandelt haben.
Da ja die/das Lager in Haltern nicht zerstört wurde/n, sehe ich keinen Grund für die Zivilisten zu "fliehen".
Ähnlich ist es bei der Gräberstraße. . .Wenn das Lager belegt war, werden sich doch die Leute herausgetraut haben um einen Pott mit Asche zu verbudeln.
Kein Mensch redet von großen Tumuli. Es könnte ja ein Teil der 50% Kleingräber sein die nach 09 angelegt wurden.



MfG, Lucio Cinico!
 
Ein paar kurze Anmerkungen:

1.
Der Begriff "Superstreitmacht" ist bei einem Heer, welches sich acht römischen Legionen in einer offenen Schlacht stellt gar nicht so falsch. Es zeigt die vorhandene Stärke und auch das wohl vorhandene Selbstbewußtsein der Germanen.

2.
Etwaige Zivilisten lebten nicht im Lager, sondern außen um das Lager herum. Dies halte ich für die Jahre nach der Varusschlacht für eher unwahrscheinlich. Nochmal: Die Situation in Germanien hatte sich für die Römer grundsätzlich verändert. Die Gesamtsituation war absolut unsicher. Auch Tiberius hat sich offensichtlich nach der Varusschlacht nur sehr zaghaft bei seinen Vorstössen über den Rhein fortbewegt. Sehr tief ist wohl selbst er nicht ins Innere Germaniens vorgedrungen. Er wird wohl seine Gründe gehabt haben.

3.
Die Lager die Germanicus an der Lippe (mindestens eins, nach Tacitus) anlegen ließ, hatten wohl ausnahmslos militärischen Charakter. Seine Feldzüge 15/16 n.Chr. waren Vernichtungsfeldzüge. Mit irgendwelchen Verwaltungsdingen hat der sich nicht herumgeschlagen. Was sollte da auch verwaltet werden?

4.
Die Germanen kannten keine "Belagerungstechnik" wie die Römer, also Katapulte, Belagerungstürme o.ä.
Sie konnten in erster Linie nur versuchen die Lagerbesatzung auszuhungern. Da verwundert es zunächst nicht, wenn man keinen Zerstörungshorizont finden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Maelonn!


Da ich der Meinung bin daß die in Haltern gefundene Gräberstraße zu den Lagern gehört, sehe ich auch keinen Zusammenhang zwischen den Gräbern in Haltern und der Varusschlacht.
Du könntest dir aber die Mühe machen den entsprechenden Beitrag zu zitieren aus dem du diesen Schluß ziehst . . .
Dann muss ich Abbitte leisten. Den Schluss, dass Du sowas gemeint hast, habe ich wohl daraus gezogen:
Da du im Zusammenhang mit der Halterner Gräberstraße(zumindest bezog sich mein zitierter Beitrag auf die Gräberstraße) von gefallenen „einfachen Legionären schreibst, erwähnte ich jchatts Überlegungen „die Tumuli von Haltern = Tumulus der Varusschlacht“.
Ich hätte meine Anmerkungen also an jchatt adressieren müssen, nicht an Dich.

Was die Gräber von Haltern angeht, bin ich weitgehend Deiner Meinung: Die stehen in Zusammenhang mit dem Lager. (Vielleicht) Abweichend von Deiner Meinung bin ich aber der Ansicht, dass die Art der Gräber deutlich den AUCH zivilen Charakter von Haltern erkennen lässt. Da sind Gräber zu finden, wie man sie auch im italischen Kernland erwarten könnte. Wolters zog aus diesen Gräbern den Schluss, dass die Bewohner von Haltern nicht nur gekommen waren, um zu erobern, sondern um zu bleiben - dass sie den Ort als "Heimat" angesehen haben. Meine Ansicht kann ich nur auf solche Aussagen stützen, da ich selbst erstens kein Vor- und Frühgeschichtler bin und zweitens nicht selbst dort gegraben habe.

Was meine Ansicht betrifft, dass nach der Varusniederlage sicher keine Bestattungen mehr stattgefunden haben, relativiere ich: Es gab sicher keine Bestattungen mehr, die der Gräberstraße vor den Toren Halterns ähnelten. Die Legionen haben zweifellos gefallene Soldaten irgendwie unter die Erde gebracht. Aber sie haben ebenso zweifellos keine Grabmale errichtet, die auch in Italien stehen könnten. Solche Grabmale sind ein Ort des Gedenkens, den die Hinterbliebenen über längere Zeit immer wieder aufsuchen können. Die errichten Militärs nicht in umkämpftem "Feindesland".

Infolge der Varus-Niederlage sind - laut den Quellen - alle rechtsrheinischen Lager verlorengegangen, Aliso wurde im Jahr darauf von den letzten Zivilisten geräumt. Danach gab es rechts des Rheins keine römischen (Zivil-)Siedlungen mehr. Im Zuge der Germanicus-Feldzüge sind mit Sicherheit wieder Lager angelegt worden. Man kann aber davon ausgehen, dass es sich ausschließlich um Feldlager handelte. Diese Meinung stütze ich darauf, dass es übliche Praxis unter den Legionären war, ihren Besitz bei den "Fahnen" der Einheit zurückzulassen, wenn sie in den Kampf zogen. Nachdem alle (festen) römischen Stellungen in Germanien geräumt waren, können sich die Stammlager der Germanicus-Truppen eigentlich nur links des Rheins befunden haben. Xanten, Köln und Mainz dürften die Hauptstandorte gewesen sein. Von dort gingen jedenfalls die Vorstöße des Germanicus jeweils aus. Ich kann keine Anhaltspunkte dafür erkennen, dass Zivilisten den Legionen ins Feld gefolgt sein könnten. Tiberius hatte ja sogar untersagt, dass auf Feldzügen ein großer Tross mitgeführt wurde. Es ist also kaum anzunehmen, dass die Legionäre in ihren Feldlagern großartig hätten Handel treiben können.

Deshalb nochmal mein Urteil: Ich halte es für ausgeschlossen, dass in der Phase der Germanicus-Feldzüge irgendwer Anlass gesehen hätte, innerhalb Germaniens Grabmale anzulegen, die sich - wie bei Haltern - bis heute erhalten haben könnten. Von den "Soldatenfriedhöfen", die es überall im umkämpften Gebiet gegeben haben muss, ist keine Spur übrig. Außer bei Kalkriese, und das ist eine Sondersituation.

MfG
 
Deshalb nochmal mein Urteil: Ich halte es für ausgeschlossen, dass in der Phase der Germanicus-Feldzüge irgendwer Anlass gesehen hätte, innerhalb Germaniens Grabmale anzulegen, die sich - wie bei Haltern - bis heute erhalten haben könnten. Von den "Soldatenfriedhöfen", die es überall im umkämpften Gebiet gegeben haben muss, ist keine Spur übrig. Außer bei Kalkriese, und das ist eine Sondersituation.

Die Gräber haben sich ja gerade nicht erhalten. Nur als Verfärbungen im Boden. Anders als bei Großsteingräbern handelte es sich um bloße Holz-Erde-Konstruktionen, die über die Jahrhunderte erodieren bzw. niedergepflügt werden (so wie auch der berühmte Kalkrieser Wall, der auch erst nach Grabungen im Befund plötzlich auftauchte).
Für einen Römer galt, dass ein Mensch erst dann richtig tot war, wenn er vergessen wurde. Deshalb ist es eigentlich fast nicht denkbar, dass keine Grabmonumente mehr für römische Soldaten, die nach 9 in Germanien das Zeitliche segneten, angelegt wurden.
 
Die Gräber haben sich ja gerade nicht erhalten. Nur als Verfärbungen im Boden. Anders als bei Großsteingräbern handelte es sich um bloße Holz-Erde-Konstruktionen, die über die Jahrhunderte erodieren bzw. niedergepflügt werden (so wie auch der berühmte Kalkrieser Wall, der auch erst nach Grabungen im Befund plötzlich auftauchte).
Ich wollte nicht andeuten, dass die Gräber heute noch unverändert so stehen, wie sie damals errichtet wurden. Nur, dass sich genug erhalten hat, um sie heute noch als Gräber zu erkennen. Und da ist deutlich mehr als nur Verfärbungen im Boden. Es ist nachgewiesen, dass die Anlagen von Grabbauten überdeckt waren, in vielen Fällen runde, dazwischen auch eckige Bauten. Kochtöpfe als Urnen, Salbölflaschen als Grabbeigaben, mit Schnitwerk verzierte Beinreste... Es ist sogar genug übrig geblieben, dass man alle bislang bekannten Grabstätten der italischen Kultur zurechnen kann. Keine ist z.B. gallisch geprägt, was auf Hilfstruppen hindeuten könnte - die ja zweifellos auch vor Ort gewesen, gestorben und bestattet worden sein müssen. Also alles nicht vergleichbar mit dem Kalkriese-Wall.

Dass statt Steinen Holz-Erde-Konstruktionen verwendet wurden, kann auch einfach damit zusammenhängen, dass es in jener Gegend nicht viele Steine gab, die man für solche Anlagen hätte verwenden können. Nicht umsonst haben die Römer die Steine für Bauwerke in den germanischen Provinzen zum Teil von weit her importiert.


Für einen Römer galt, dass ein Mensch erst dann richtig tot war, wenn er vergessen wurde.
Trotzdem wurden Grabbauten errichtet. Ob die dem Gedenken dienten oder als "Heim" für die Geister der Toten gedacht waren, damit diese Geister die Lebenden nicht heimsuchen wollen, ist eine fast philosophische Frage. Jedenfalls waren ungeachtet der Sache mit dem vergessen werden die Grabmonument im italischen Raum oft recht "barock" gestaltet. Die Größe der Anlage bei Haltern und ihre Nähe zur Ausfallstraße deuten darauf hin, dass es dort ähnlich ausgesehen haben dürfte.

Deshalb ist es eigentlich fast nicht denkbar, dass keine Grabmonumente mehr für römische Soldaten, die nach 9 in Germanien das Zeitliche segneten, angelegt wurden.
Ich sehe es auch so, dass sicher Gräber für römische Soldaten angelegt wurden. Bleibt nur die Frage offen: Warum gibt es dann nur bei Haltern nachgewiesene Spuren von Bestattungen? Es ist ja wohl auch undenkbar, dass Haltern eine Art Hospiz war, in dem sich römische Soldaten oder Bürger zum Sterben versammelt haben.

Da halte ich es schon für wahrscheinlicher, dass Legionäre während der Feldzüge so "schlicht" beigesetzt wurden, dass sich alle Spuren davon mittlerweile in Nichts aufgelöst haben. Das wiederum lässt nur den Schluss zu, dass die Bestattungen von Haltern von dieser "schlichten" Praxis deutlich abwichen.

MfG
 
Zum Teil reden wir wohl aneinander vorbei.

Ich wollte nicht andeuten, dass die Gräber heute noch unverändert so stehen, wie sie damals errichtet wurden. Nur, dass sich genug erhalten hat, um sie heute noch als Gräber zu erkennen. Und da ist deutlich mehr als nur Verfärbungen im Boden. Es ist nachgewiesen, dass die Anlagen von Grabbauten überdeckt waren, in vielen Fällen runde, dazwischen auch eckige Bauten. Kochtöpfe als Urnen, Salbölflaschen als Grabbeigaben, mit Schnitwerk verzierte Beinreste... Es ist sogar genug übrig geblieben, dass man alle bislang bekannten Grabstätten der italischen Kultur zurechnen kann. Keine ist z.B. gallisch geprägt, was auf Hilfstruppen hindeuten könnte - die ja zweifellos auch vor Ort gewesen, gestorben und bestattet worden sein müssen. Also alles nicht vergleichbar mit dem Kalkriese-Wall. [...] Ich sehe es auch so, dass sicher Gräber für römische Soldaten angelegt wurden. Bleibt nur die Frage offen: Warum gibt es dann nur bei Haltern nachgewiesene Spuren von Bestattungen? Es ist ja wohl auch undenkbar, dass Haltern eine Art Hospiz war, in dem sich römische Soldaten oder Bürger zum Sterben versammelt haben.

Da halte ich es schon für wahrscheinlicher, dass Legionäre während der Feldzüge so "schlicht" beigesetzt wurden, dass sich alle Spuren davon mittlerweile in Nichts aufgelöst haben. Das wiederum lässt nur den Schluss zu, dass die Bestattungen von Haltern von dieser "schlichten" Praxis deutlich abwichen.

Darum ging es mir nicht. Natürlich gibt es auch Grabbeigaben.
Aber: Seit 1816 wird in Haltern archäologisch geforscht, aber erst 1982 wurde - durch den Zufallsfund eines Gärtners - das Gräberfeld entdeckt.
Will sagen: An der Oberfläche sieht man nichts mehr von dem Gräberfeld und seinen tumuli.
Daher ist eine Aussage über die Einzigartigkeit des Gräberfeldes von Haltern einfacht zu treffen, weil wir an anderen Orten mit ganz ähnlichen Problemen rechnen müssen.

Beim Vgl. mit Kalkriese ging es mir hier nur um die Erhaltung des Walls (eordiert und niedergepflügt, wie die Gräber in Haltern), nicht um die dortigen Knochenbestattungen.
 
Zum Teil reden wir wohl aneinander vorbei.



Darum ging es mir nicht. Natürlich gibt es auch Grabbeigaben.
Aber: Seit 1816 wird in Haltern archäologisch geforscht, aber erst 1982 wurde - durch den Zufallsfund eines Gärtners - das Gräberfeld entdeckt.
Will sagen: An der Oberfläche sieht man nichts mehr von dem Gräberfeld und seinen tumuli.
Daher ist eine Aussage über die Einzigartigkeit des Gräberfeldes von Haltern einfacht zu treffen, weil wir an anderen Orten mit ganz ähnlichen Problemen rechnen müssen.

Beim Vgl. mit Kalkriese ging es mir hier nur um die Erhaltung des Walls (eordiert und niedergepflügt, wie die Gräber in Haltern), nicht um die dortigen Knochenbestattungen.

Auch mir ging es um den Erhaltungszustand des Walls bzw. der Grabbauten. Zwischen beiden gibt es wenig Ähnlichkeiten. Wikipedia ist zwar nicht das Evangelium, aber dort stehen andere als die von Dir genannten Zahlen: "Erste Grabhügel waren nahe dem Annaberg bereits 1816 gefunden und ergraben worden. Grabungen am Osthang des Annabergs fanden 1925 unter August Stieren und 1932 unter Christoph Albrecht statt, bei denen augusteische Brandbestattungen gefunden wurden. 1958 wurde in diesem Gebiet zufällig ein weiteres augusteisches Grab entdeckt. Als etwa 500 Meter östlich noch ein Grab entdeckt wurde, begannen 1982 planmäßige Grabungen, bei denen bis 1988 weitere 32 Gräber entdeckt wurden."

Schon mit den im Jahr 1816 noch recht beschränkten Mitteln und Kenntnissen waren also die Gräber zumindest teilweise als solche erkennbar. Wenn da von "Grabhügeln" die Rede ist, kann auch nicht alles glattgepflügt gewesen sein. Aber, wie gesagt, Wikipedia ist nicht das Evangelium. Vielleicht ist das ja auch alles falsch...

MfG
 
Vieleicht hilft dieses zumindest grundsätzlich weiter:

Es existiert wohl ein Briefwechsel zwischen einem Richter Wesener aus Recklinghausen und dem Oberpräsidenten der damaligen Provinz Westfalen Ludwig Freiherr von Vincke aus dem Jahr 1816. In diesem Bericht erwähnt Wesener drei Grabhügel nahe beim St. Annenhügel, die er für römerzeitlich hielt. Ob diese noch oberirdisch erkennbar waren, kann ich hier nicht sagen.

Aber:
Im Jahre 1897 hat ein archäologisch interessierter Sanitätsrat aus Haltern, namens Alexander Conrads dem Geschäftsführer des wohl frisch gegründeten
Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Westfalen noch erkennbare Wall- und Grabenreste auf dem Annaberg gezeigt.
 
Ich hatte im Aliso-Thread eine Frage gestellt, aber diese paßt wohl eher hierher:

Eine andere Frage im Zusammenhang mit Haltern. Häufig gab es im Bereich von Römerlagern sogenannte Canabae, zivile Lagervorstädte. Zu Haltern habe ich dazu nichts finden können. Ist bekannt, ob es da evtl. eine Forschungslücke gibt oder ob es da nichts zu finden gab?
 
Ich hatte im Aliso-Thread eine Frage gestellt, aber diese paßt wohl eher hierher:

Mein letzter Kenntnisstand sieht so aus, dass die Existenz einer Lagervorstadt vermutet wird, aber noch nicht sicher nachgewiesen ist. Nahe der Lippe sind wohl verbrannte Getreidereste und eine große Menge Scherben gefunden worden, die bislang der Anlegestelle zugeordnet wurden, möglicherweise aber auch auf eben jene bisher nicht nachgewiesene Lagervorstadt hindeuten könnte.

Die Tatsache, dass ein archäologischer Nachweis fehlt, könnte im Falle Halterns mit der vergleichsweise kurzen Belegung zusammenhängen. Die Römer haben dort vorwiegend mit Fachwerktechnik gebaut. Und ehe man zu einer dauerhafteren Steinbauweise übergehen konnte, ging der Germanien-Krieg verloren.

MfG
 
für alle Römer und Technikfreaks wäre vielleicht einen kurzen abstecher nach Nimwegen in Holland (älteste Stad Hollands - Römisch : Noviomagum) sinnvoll
da läuft z.zt. im Museum eine Ausstellung bis 4. März "High Tech Romans"
liegt ca 10km von der Deutsche Grenze..
da war ich letzte Woche und ich meine das ich da was gelesen/gesehen zu haben im Bezug auf Römerlager in Lippe und Umgebung-.....
es war da die Rede von eine alte Römische Heerstrasse von Noviomagum nach Lippe und Legionslager Vetera - muesste wohl Xanten sein -

Museum Het Valkhof
 
Mein letzter Kenntnisstand sieht so aus, dass die Existenz einer Lagervorstadt vermutet wird, aber noch nicht sicher nachgewiesen ist. Nahe der Lippe sind wohl verbrannte Getreidereste und eine große Menge Scherben gefunden worden, die bislang der Anlegestelle zugeordnet wurden, möglicherweise aber auch auf eben jene bisher nicht nachgewiesene Lagervorstadt hindeuten könnte.

Die Tatsache, dass ein archäologischer Nachweis fehlt, könnte im Falle Halterns mit der vergleichsweise kurzen Belegung zusammenhängen. Die Römer haben dort vorwiegend mit Fachwerktechnik gebaut. Und ehe man zu einer dauerhafteren Steinbauweise übergehen konnte, ging der Germanien-Krieg verloren.

Das (archäologische) Problem in Haltern ist natürlich auch die neuzeitliche Bebauung. In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es heute entsprechende Wohngebiete. Wer weiß, was sich alles darunter finden würde...
 
Kurze Bemerkung am Rande:

In Oberaden wird wohl noch in diesem Jahr mit einer etwas über 30 Meter langen Rekonstruktion der Holz Erde Mauer begonnen. Baubeginn soll wohl im Sommer sein. Die Fertigstellung ist für September geplant.Finanziert wird das Ganze wohl auschliesslich durch Spenden.
 
Kurze Bemerkung am Rande:

In Oberaden wird wohl noch in diesem Jahr mit einer etwas über 30 Meter langen Rekonstruktion der Holz Erde Mauer begonnen. Baubeginn soll wohl im Sommer sein. Die Fertigstellung ist für September geplant.Finanziert wird das Ganze wohl auschliesslich durch Spenden.


Vor ca. 20 Jahren sollen in Oberaden ja angeblich noch Reste des ursprünglichen Walles zu sehen gewesen sein - stand zumindest so in "Die Römer in Nordrhein-Westfalen." Ist das heute immer noch so?
 
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