@Shinigami
Vor 1928/1930 war die NSDAP unbedeutend. Studenten, die damals studierten, waren anders geprägt.
Diese Studenten waren 1933 alte Knaben, wenigstens nach damaligen Begriffen. Die meisten waren über 30 Jahre alt. Dein Problem ist ganz einfach, dass Du nationale Denkmuster wie man sie heutzutage gewöhnlich nur Rechten oder Rechtsextremisten zuschreibt eben nicht auch in der ganz normalen bürgerlichen Gesellschaft verortest. National ist nicht national. Sehr rechte Denkmuster findest Du damals in fast allen bürgerlichen Parteien und z.T. sogar bei der SPD. Die DNVP hatte sich in den guten Jahren der Weimarer Republik mit dem System arrangiert, war aber im Kern immer republikfeindlich. Der Begriff "rechtsextrem" ist so dehnbar wie Gummi. Unbrauchbar für eine soziolgische Analyse. Republikfeindlich war ein sehr großter Teil der Bevölkerung. Antisemitsmus war auch bei Republikfreunden weit verbreitet. Den Antisemitismus als ein rein rechtes Problem zu sehen, würde seine gesellschaftlichen Dimensionen kleinreden. Moderne Schemata taugen hier nicht.
Zurück zum Thema: Wir sprechen von den Jahrgängen 1910 aufwärts. Das waren 1933 Studenten. Diese Gruppe hatte den rasanten Aufstieg der NSDAP ab 1930 miterlebt, die Gruppe vorher war anders sozialisiert. Wer 1933 30 Jahre alt war, war nach damaligen Begriffen schon ein relativ alter Knabe und schon ein Stück weiter weg von den Jungen, ein natürlicher Vorgang. Der wirklich linientreue NS-Student hing nicht in einer Burschenschaft rum. Burschenschaften waren gegen den Willen der Partei. Sie wurden ja auch nach 1933 verboten. Was Du meinst, sind die Jungdozenten, die in der NSDAP-Mitgliedschaft eine Möglichkeit sahen, Karriere zu machen. Die Inetgration der Studenten geschah in einem parteiinternen Studentenbund. Im November 1929 existierten reichsweit 38 Hochschulgruppen, Ende des Jahres 1931 zählte der Bund 2.500 Mitglieder, Ende 1932 8.800. Eine Mitgliedschaft in Burschenschaften war nicht erwünscht.
Das ist Deine Meinung. Ich hatte das Gegenteil behauptet. Die Ideologie der Volksgemeinschaft versprach die Aufhebung von Klassenunterschieden.
Das hing wesentlich mit der wirtschaftlichen Abhängigkeit von US-Krediten zusammen. Solange die flossen, konnte die Republik sich über Wasser halten. Winkler beschreibt das. Die Weimarer Republik war zu keinem Zeitpunkt stabil, weil die ökonomische Grundsituation durch das Geflecht der Reparationen von vornherein hochproblematisch war. Die Deutschen wollten keine Diktatur, aber Freunde diese Republik waren sie deshalb noch lange nicht. Die Tendenz ging jedoch ab 1930 eher dahin, eine Diktatur eher zu akzeptieren als einen Bürgerkrieg. Die Kombination des Reparationsporblems mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 gab den Nationalsozialisten die Munition, um das System von Weimar propagandistisch sturmreif zu schießen. Erfolge im Bezug auf die Reparationen kamen zu spät ebenso wie eine zaghafte Erholung der Wirtschaft ab 1932/33. Vergessen sollte nicht werden, dass es in Deutschland bereits seit 1930 eine Diktatur gab, nämlich eine Präsidialdikatur. Helmut Schmidt, selbst Zeitzeuge, hat darauf hingewiesen. d.h. dass wir nur von ca. 11 Jahren wirklicher Demokratie sprechen können. Das Ansehen dieser Demokratie beim Bürger? Eher nicht so toll. Ich würde behaupten, dass die meisten Deutschen um 1930 einen autoritären, aber keinen totalitären Staat befürworteten. Ist ja auch ein Unterschied zwischen einer reinen Militärdiktatur und einer totalitären Parteiendiktatur. Diese Option gab es durchaus.
Ich glaube, dass die meisten Studenten 1933 einfach Opportunisten waren, ein zeitloses Phänomen. Das schließt das oben Gesagte nicht aus. Der Anstieg der Mitgliederzahlen der NSDAP legt diesen Schluss nahe.
Ich bleibe bei meiner Meinung: Die NSDAP wurde als attraktiv und modern angesehen und zog überdies alle mit, weil jeder plötzlich in die Bewegung drängte. Ich weiß von einem Zeitzeugen, Jahrgang 1912, dass die Nazis die erste politische Gruppe war, die moderne Medien wie den Rundfunk oder Massenansprachen erfolgreich einsetzten. Der Erfolg der Propganada der Nazis basierte auf Erkenntnissen der Werbeindustrie, nicht auf klassischer ideologischer Indoktrination und schon gar nicht auf einer Konzentration auf ein Stammwählermilieu. Jede Propagandaaktion hatte eine nachträgliche Analyse zur Folge, ähnlich wie heute in der Marktforschung. Auch regionale Justierungen gab es im NS-Propaganda-Apparat. Eben viel moderner als in den anderen Parteien. Das war damals ungeheuer neu und entsprechend wirksam. Goebbels war kein Freund von Ideologie, sondern von seichter Indoktrination und Lifestyleanalyse. Das schien ihm viel erfolgversprechender. An den A. musst du appellieren, nicht an den Kopf. Politische Richtungsbestimmungen oder Argumente sind nichts wert. Gefühle zählen. Die Ansicht, dass es ein bestimmtes Grundmilieu in der NSDAP gab, das von vornherein absolut rechts war, ist zwar im Kern richtig, die riesige Masse der NS-Wähler bildete aber nicht diesen Kern. Sie wurde erst hinzugewonnen. Man kann ab 1930 geradezu von einer Lawine nach rechts sprechen, die man mit konservativ-rechten Grunddispositionen alleine nicht erklären kann. Die Erziehung durch völkisch denkende Eltern oder Großeltern allein kann den Erfolg nicht erklären. Speziell ab 1930 sprachen die Nazis auch Arbeitermilieus sehr erfolgreich an.
Dezidierte Bemühungen sich in größerem Stil an Studenten zu wenden scheinen die Nazis erst ab Mitte der 1920er Jahre unternommen zu haben, der "Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund" wurde erst 1926 gegründet und richtig erfolgreich scheint er erst mit Einsätzen der Weltwirtschaftskrise geworden zu sein.
Vor 1928/1930 war die NSDAP unbedeutend. Studenten, die damals studierten, waren anders geprägt.
Studenten so von 1919 bis Mitte der 1920er Jahre
Diese Studenten waren 1933 alte Knaben, wenigstens nach damaligen Begriffen. Die meisten waren über 30 Jahre alt. Dein Problem ist ganz einfach, dass Du nationale Denkmuster wie man sie heutzutage gewöhnlich nur Rechten oder Rechtsextremisten zuschreibt eben nicht auch in der ganz normalen bürgerlichen Gesellschaft verortest. National ist nicht national. Sehr rechte Denkmuster findest Du damals in fast allen bürgerlichen Parteien und z.T. sogar bei der SPD. Die DNVP hatte sich in den guten Jahren der Weimarer Republik mit dem System arrangiert, war aber im Kern immer republikfeindlich. Der Begriff "rechtsextrem" ist so dehnbar wie Gummi. Unbrauchbar für eine soziolgische Analyse. Republikfeindlich war ein sehr großter Teil der Bevölkerung. Antisemitsmus war auch bei Republikfreunden weit verbreitet. Den Antisemitismus als ein rein rechtes Problem zu sehen, würde seine gesellschaftlichen Dimensionen kleinreden. Moderne Schemata taugen hier nicht.
Zurück zum Thema: Wir sprechen von den Jahrgängen 1910 aufwärts. Das waren 1933 Studenten. Diese Gruppe hatte den rasanten Aufstieg der NSDAP ab 1930 miterlebt, die Gruppe vorher war anders sozialisiert. Wer 1933 30 Jahre alt war, war nach damaligen Begriffen schon ein relativ alter Knabe und schon ein Stück weiter weg von den Jungen, ein natürlicher Vorgang. Der wirklich linientreue NS-Student hing nicht in einer Burschenschaft rum. Burschenschaften waren gegen den Willen der Partei. Sie wurden ja auch nach 1933 verboten. Was Du meinst, sind die Jungdozenten, die in der NSDAP-Mitgliedschaft eine Möglichkeit sahen, Karriere zu machen. Die Inetgration der Studenten geschah in einem parteiinternen Studentenbund. Im November 1929 existierten reichsweit 38 Hochschulgruppen, Ende des Jahres 1931 zählte der Bund 2.500 Mitglieder, Ende 1932 8.800. Eine Mitgliedschaft in Burschenschaften war nicht erwünscht.
@Shinigami Das Volksgemeinschaftskonzept widerspricht diametral deiner zuvor geäußerten Vorstellung, des Millieugebundenen Abgrenzungsbedüfnisses gegen unten, dass du Studierenden unterstellt hattest
Das ist Deine Meinung. Ich hatte das Gegenteil behauptet. Die Ideologie der Volksgemeinschaft versprach die Aufhebung von Klassenunterschieden.
@Mittelalterlager Trotz auch in diesem Zeitraum relativ hoher Arbeitslosigkeit war die Republik stabil. Auch vorher in der Hyperinflationszeit hat sich die WR erstaunlich
resistent gegen ihre inneren Feinde gezeigt. Also muß es genügend Bürger zu deren Unterstützung gegeben haben.
Das hing wesentlich mit der wirtschaftlichen Abhängigkeit von US-Krediten zusammen. Solange die flossen, konnte die Republik sich über Wasser halten. Winkler beschreibt das. Die Weimarer Republik war zu keinem Zeitpunkt stabil, weil die ökonomische Grundsituation durch das Geflecht der Reparationen von vornherein hochproblematisch war. Die Deutschen wollten keine Diktatur, aber Freunde diese Republik waren sie deshalb noch lange nicht. Die Tendenz ging jedoch ab 1930 eher dahin, eine Diktatur eher zu akzeptieren als einen Bürgerkrieg. Die Kombination des Reparationsporblems mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 gab den Nationalsozialisten die Munition, um das System von Weimar propagandistisch sturmreif zu schießen. Erfolge im Bezug auf die Reparationen kamen zu spät ebenso wie eine zaghafte Erholung der Wirtschaft ab 1932/33. Vergessen sollte nicht werden, dass es in Deutschland bereits seit 1930 eine Diktatur gab, nämlich eine Präsidialdikatur. Helmut Schmidt, selbst Zeitzeuge, hat darauf hingewiesen. d.h. dass wir nur von ca. 11 Jahren wirklicher Demokratie sprechen können. Das Ansehen dieser Demokratie beim Bürger? Eher nicht so toll. Ich würde behaupten, dass die meisten Deutschen um 1930 einen autoritären, aber keinen totalitären Staat befürworteten. Ist ja auch ein Unterschied zwischen einer reinen Militärdiktatur und einer totalitären Parteiendiktatur. Diese Option gab es durchaus.
Ich glaube, dass die meisten Studenten 1933 einfach Opportunisten waren, ein zeitloses Phänomen. Das schließt das oben Gesagte nicht aus. Der Anstieg der Mitgliederzahlen der NSDAP legt diesen Schluss nahe.
Ich bleibe bei meiner Meinung: Die NSDAP wurde als attraktiv und modern angesehen und zog überdies alle mit, weil jeder plötzlich in die Bewegung drängte. Ich weiß von einem Zeitzeugen, Jahrgang 1912, dass die Nazis die erste politische Gruppe war, die moderne Medien wie den Rundfunk oder Massenansprachen erfolgreich einsetzten. Der Erfolg der Propganada der Nazis basierte auf Erkenntnissen der Werbeindustrie, nicht auf klassischer ideologischer Indoktrination und schon gar nicht auf einer Konzentration auf ein Stammwählermilieu. Jede Propagandaaktion hatte eine nachträgliche Analyse zur Folge, ähnlich wie heute in der Marktforschung. Auch regionale Justierungen gab es im NS-Propaganda-Apparat. Eben viel moderner als in den anderen Parteien. Das war damals ungeheuer neu und entsprechend wirksam. Goebbels war kein Freund von Ideologie, sondern von seichter Indoktrination und Lifestyleanalyse. Das schien ihm viel erfolgversprechender. An den A. musst du appellieren, nicht an den Kopf. Politische Richtungsbestimmungen oder Argumente sind nichts wert. Gefühle zählen. Die Ansicht, dass es ein bestimmtes Grundmilieu in der NSDAP gab, das von vornherein absolut rechts war, ist zwar im Kern richtig, die riesige Masse der NS-Wähler bildete aber nicht diesen Kern. Sie wurde erst hinzugewonnen. Man kann ab 1930 geradezu von einer Lawine nach rechts sprechen, die man mit konservativ-rechten Grunddispositionen alleine nicht erklären kann. Die Erziehung durch völkisch denkende Eltern oder Großeltern allein kann den Erfolg nicht erklären. Speziell ab 1930 sprachen die Nazis auch Arbeitermilieus sehr erfolgreich an.
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