*Ich kann mit evehi ('emporheben') nicht soviel anfangen, in der gängigen ÜS von Sontheimer wird vorzustürmen gesetzt. Sontheimer ist hier wohl recht zu geben.
Kann man evehi nicht auch mit 'vorwärts führen' übersetzen? In der Sache kein großer Unterschied, aber es wird im Gegensatz zu 'vorstürmen' eher ein bedachtes Vorgehen angedeutet.
Mein Vater hat sich mit einigen Kumpels zusammengetan und sie lesen gemeinsam klassische Lateiner. Aus diesem Grund hat mein Vater ein Buch aus seiner Abiturzeit hervorgekramt, Franz Eckstein,
Tacitus' Annalen und Historien. Frankfurt 1960, 2 Bände, einer der Text in einer für Oberprimaner geglätteten Fassung und der zweite Band eine Übersetzungshilfe mit den Besonderheiten des taciteischen Vokabulars bzw. wie Eckstein meint, dass man die Worte wohl übersetzen müsse. Das fand ich gestern bei meinen Eltern in meinem Zimmer liegend (wusste gar nicht, dass mein Vater das noch hat).
Bei
evehi schreibt Eckstein lapidar 'ausschwärmen'. (S. 18)
Im Übrigen lokalisiert Eckstein diese Schlacht, also zwischen Bestattung der Varuslegionen und Umkehr zur Ems, bei Kalkriese. Unter
avia schreibt er: "unwegsames Gelände; vielleicht in der Gegend von Bramsche; hier kann man den Münzenfund von Barenau einkalkulieren, der auch Münzen aus der Zeit des Tiberius enthält." (S. 18)
Was die Münzen aus der Zeit des Tiberius angeht, da irrt Eckstein.
Auch sonst halte ich diese Lokalisierung für eher unwahrscheinlich: Man bestattet die Varuslegionen und begibt sich dann auf die Verfolgung des Arminius. Dessen Logik hätte es sein müssen, die Römer nach Osten zu locken und nicht Richtung Ems, zumal Eckstein den Treffpunkt an der Ems, der mit
praedictus angegeben ist, nicht wie ich zwischen Greven und Lingen, sondern etwas weiter nördlicher, dafür etwas eingegrenzter ansetzt: zwischen Rheine und Meppen. (S. 17).
Pontes longi vermutet Eckstein "vielleicht bei Dülmen auf der Linie Rheine-Münster-Haltern". (S. 18).
Kalkrise ist die schlacht an Angirvariwall oder Pontelongi .
warum ? .
Da ein wall in der form wie er ist, viel zu klein wäre um 3 Legionen in irgend einer form gefährlich werden zu können. Was hätte ein *umkehren dieser 3 Legionen verhindern können ? Bzw ausweichen vermutlich nichts ?
Das ist allenfalls eine (sehr auf den Wall reduzierte) Begründung gegen die Varusschlacht aber nicht für eine der anderen Schlachten. Zumal beim Angrivarierwall zu fragen wäre, wie dieser Wall, der deiner Auffassung nach schon nicht drei Legionen gefährlich werden konnte, denn acht Legionen hätte gefährlich werden sollen.
Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Wall in Kalkriese ein ad-hoc errichtetes Bauwerk ist und kein Grenzwall, der zwischen den Angrivariern und den Cheruskern errichtet wurde (zumal im Bruktererland), dann fällt der schon mal weg. Pontes longi dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach westlich oder südlich der Ems liegen (meine Favoriten wären aus Gründen der Schiffbarkeit der Ems eher westlich/südwestlich als südlich), fällt also auch weg.
Der wenig berücksichtigte Hinterhalt "
in avia" fällt aus oben genannten Gründen auch eher aus.
@Riothamus: Die Deckung der Schlachtfelder von Varus und pontes longi ist im Übrigen eine durchaus nicht ganz neue These. Tacitus findet ja durchaus Parallelen, wenn Caecina im Traum die Hand des Varus zurückstößt, der ihn in den Sumpf ziehen will oder Arminius zu seinen Gefolgsleuten auf Caecina und seine Truppen bei den pontes longi sagt: "Seht, da ist er wieder, unser Varus, der in genau dasselbe Verderben zieht, wie vor sechs Jahren."