Artillerie der Osmanen: (teilweise aus Das Osmanische Reich von Majoros)
Der ganze Aufstieg des osmanischen Reiches geschah gleichzeitig mit dem Aufstieg der Schwarzpulverwaffen, so dass man das Osmanische Reich wie auch das Moguln Reich in Indien als eines der sogenannten Schwarzpulverimperien bezeichnen kann.
Im allgemeinen schätzen die Militärhistoriker die Rolle der frühen Artillerie bis zum 16 Jahrhundert hin als sehr begrenzt bis begrenzt ein. Die Artillerie war eine Spezial- und Sonderwaffe, die man primär für Belagerungen gebrauchen konnte.
Mitte bis Ende des 15 Jahrhundert kamen aber dann die ersten Weiterentwicklungen und Ausnahmen auf, so setzten die Burgunder unter Karl dem Kühnen (1433-1477) erstmals lafettierte Feldartillerie gegen ihre Feinde ein, und auch die Hussiten stellten fahrbare Geschütze auf, die sie auch auf Wägen beweglich montierten. Gleichzeitig entwickelte sich die Belagerungsartillerie in diesem Zeitraum ganz erheblich weiter.
Gerade die Osmanen gehörten mit zu denjenigen, die als erste besonders auf die Artillerietruppe setzten, vor allem deshalb, weil sie ohnehin ihre Kampfkraft durch Schwarzpulverwaffen als Handfeuerwaffen erzielten und weil sie besonders viele Belagerungen und schwere Belagerungen zu dieser Zeit hatten, so wurde ja auch Konstantinopel um 1453 von ihnen belagert, so wie viele andere starke Festungsanlagen der Byzantiner und anderer. Es folgte daher ein besonders früher und vielseitiger Ausbau der osmanischen Artillerie und die Aufstellung einer eigenen Artillerietruppe, der Topey, die erste ihrer Art Weltweit. In Westeuropa dagegen waren die Geschützmeister noch Privat Unternehmer und es gab mit Ausnahme Burgunds keine staatliche Organisierte Truppe dieser Art.
Zu einer Besonderheit und zu ihrer besonderen Stärke verhalf ihr dann Sultan Mehmet der II (1451-1481) der sich aus persönlichem Interesse dieser Waffe widmete. Er war geradezu besessen von Kanonen und dachte ständig selbst über immer neuere und größere Geschütze nach. Aus ganz Europa heuerte er die besten Kanonengießer, meist waren das gleichzeitig Glockengießer an und ebenso die besten Geschützmeister, dafür war ihm kein Preis zu hoch. Ähnlich wie der preußische Soldatenkönig mit seinen Langen Kerls hatte er einen Narren an Geschützen gefressen und baute während seiner Herrschaft die größte und Weltweit beste Artillerie auf, die es gab.
Mehmets Weitsicht in diesem Punkt äußert sich zum Beispiel in dem Satz von ihm: „dass durch den Gebrauch des Pulvers ein neues, völlig andersartiges Zeitalter eröffnet worden sei.“
Außer Feld- und Belagerungsgeschützen ließ Mehmet auch nach venezianischem Vorbild die aller ersten Kanonen auf türkische Schiffe montieren und zu seiner Zeit wurden auch die Meerengen erstmals von speziellen Küstengeschützen bewacht. Das hier schon erwähnte Dardanellengeschütz mit 5,18m Länge und Kaliber 63cm stammt aus seiner Zeit. Sogar der Name des Büchsenmachers der es fertigte ist noch bekannt, er hieß Munir Ali, dieser goß das Riesengeschütz im Jahre 1464.
Zu den bestehenden Kanonieren dazu schuf Mehmet einige Spezialtruppen, die sich um den Transport der Geschütze kümmern sollten, daraus entstand die türkische Pioniertruppe, sowie eine Art von Grenadiertruppe, die auch für das Legen und Zünden von Minen zuständig war.
Und dann schuf er noch eine weitere Spezialfähigkeit der Osmanen: Nämlich Geschütze direkt vor Ort schnell zu gießen, um so nur die Rohstoffe für das Gießen mitführen zu müssen und diese dann erst nach Ankunft auf dem Kriegsgebiet herzustellen.
Die Artillerie begann sich zu dieser Zeit auch in verschiedene Typen aufzuteilen und zu vereinheitlichen, während man vorher dutzende von Kalibern hatte, und jede Kanone ein anderes Kaliber führten, so dass man die Kugeln aus Stein noch speziell für die Kanone zurechtmeißelte, vereinheitlichte man zu dieser Zeit dann stück um Stück die Geschütze und Typen.
Kanonen wurden dann die Geschütze, die mit großer Reichweite und Rohlänge flach schossen, und eher Vollkugeln, als Mittelstufe zwischen Kanonen und Mörsern schuf man die Haubitzen, die auch ballistisch und granaten abfeuern konnten und dann die großkalibrigen Mörser, die ballistisch vor allem bei Belagerungen eingesetzt wurden und schon früh als erste Sprengbomben verschossen.
In der Anfangszeit dieser Epoche dominierten noch die Bombarden, die meist noch steinerne Kugeln verschossen und Belagerungsgeschütze waren, in der Feldschlacht setzte man auf die sogenannten Feldschlangen, oder Schlangen, die als Vorläufer der Kanonen flache Flugbahnen hatten.
Der Oberbefehlshaber der türkischen Artillerie war der Topey Pascha. Mit zwei Ausnahmen: die Yeniceri hatten eigene Kanonen unter eigenem Befehl, die nur auf Geheiß des Sultans auch dem Topey Pascha unterstellt wurden, und alle Kanonen im Palastbezirk fielen grundsätzlich unter die Aufsicht der Haserik Garde, die auch von den Yeniceri gestellt wurde.
Wenn neue Kanonen den Streitkräften übergeben wurden, ging das anfangs in dieser Zeit noch so feierlich zu, wie beim Stapellauf eines Schiffes, die Geschütze erhielten auch Namen und wurden bei guter Leistung hoch geehrt.
Fazit: gerade in der frühen Betonung und Weiterentwicklung der Artillerie bei den Osmanen ist ein wesentlicher Faktor für den Aufstieg dieses zu Reiches zu erblicken. Und gerade die Schlacht von Mohacs war, als erste Schlacht die vom Artilleriefeuer entschieden wurde ein absoluter Wendepunkt in der Kriegsführung, und veränderte diese für immer entscheidend.
(mit der bitte um kommentierung richtung richtig oder falsch (wenn man schon mal Ari Experten an der Hand hat ))