fingalo
Aktives Mitglied
Schere halte ich für ausgeschlossen: Ich gehe davon aus, dass die nicht sichtbare Seite der hinteren Klinge genauso dick ist wie die sichtbare Seite der vorderen Klinge. Wenn die Schneiden gegeneinander gedreht werden, so kommt eine dicke Seite nach innen. Dann ist mit Schneiden nichts. Außerdem ist hinten der Bügel viel zu dick, um mit der Hand einfach so zusammengedrückt zu werden. Das spricht auch gegen die Pinzette oder Greifer. Wenn man schon alle Kraft braucht, um die Blätter aneinander zu bekommen, dann kann man damit nichts mehr festhalten. Der Bügel ist offenbar deshalb so dick, weil die Blätter ihren Abstand behalten sollten. Leider kann man die Größe nicht erkennen, aber es sieht so aus, als ob der Bügel ziemlich eine Handbreit lang ist. Für einen Druck der Hand, um die Blätter aneinander zu bringen, ist dieser Hebel viel zu kurz. Das bedeutet, dass das Gerät so benutzt wurde, wie es abgebildet ist. Die Verdickung am vorderen Blatt geht in der Mitte so dicht an die Schneide, dass man diese gar nicht richtig schärfen kann. Das spricht dagegen, dass damit etwas geschnitten werden sollte. Der Schattenwurf am äußeren Ende der hinteren Klinge (sie ist in der unteren hälfte dunkler als in der oberen und nach der Farbe liegt das nicht am Material) lässt im übrigen darauf schließen, dass auch die Innenseite nicht plan, sondern verdickt ist. Die Verdickung der Blätter lässt auf hohe Materialbeanspruchung bei der Verwendung schließen. Diese ist aber nicht bei einhändigem Gebrauch zu erwarten. Man benutzte das Gerät also mit zwei Händen. Jeweils eine Hand liegt auf der Oberseite eines Blattes. So wird Druck auf die Unterkante der Blätter ausgeübt, der so stark ist, dass dünnere Blätter verformt oder verbogen würden. Wenn die Unterkanten der Blätter auf einer Ebene liegen (wie im Bild), so stehen sie notwendig schräg auf der Arbeitsebene. Wenn man das vordere Blatt senkrecht stellt, dann hebt sich nämlich das hintere Blatt. Alles deutet darauf hin, dass es sich um ein Gerät zum Schaben bei der Lederherstellung handelt. Man braucht viel Kraft und Druck, um die Haut zu reinigen. Um die untere Seite der Haut zu säubern, darf die Unterkante des Werkzeugs aber nicht zu scharf sein, weil man sonst in die Haut einschneidet und sie so beschädigt oder gar zerstört.