Die Tudors

Mehr oder weniger mit der Hochzeit setzte Heinrich sich als das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche ein. Cranmer war nur derjenige Erzbischof, der durch seine bereitwillige Trauung von Heinrich und Anne ins Kreuzfeuer geriet.
 
Ok, da widersprech ich dir nicht. :D
Gut, dann war Cranmer nur eine kleine Figur in diesem ganzen Spiel...(?)

Kann man also annehmen, dass Henry genau wusste, was er da tat?
 
Ja. Heinrich war mit dem Papst auch unzufrieden, da dieser durch die Einmischungen in die Eheschließungen der Fürsten auch die Politik bestimmte, in gewisser Weise. Soviel ich weiß, wollte er nicht etwas so Wichtiges wie seine Heiratspolitik in den Händen eines Anderen als sich selbst sehen.

Dem Prinzip folgte übrigens auch Elizabeth I., die nie heiratete und so die Macht bei sich behielt. Sie warf unter anderem ihrer Schwester (Bloody) Mary vor, diese hätte England in die Hände der Spanier gelegt, nachdem sich ihr Vater erst daraus befreit hatte. Der spätere Konflikt mit den Spaniern war also schon zu Heinrichs Zeiten vorauszusehen.
 
Kann man also annehmen, dass Henry genau wusste, was er da tat?
Zu der Zeit glaube ich schon noch. In einer Doku hieß es mal, dass Henry erst nach der Hinrichtung von Anne Boleyn so richtig dick wurde, auch wenn unmäßiges Essen und Trinken überhaupt im 16. Jh. zu dem Hofleben vieler Fürsten gehörte. Ich hatte dabei den Eindruck, dass es bei ihm wohl eine Art Frustfressen war, vielleicht wollte er auch etwaige Gewissensbisse, nun schon seine zweite Frau "abgeschossen" zu haben unterdrücken. Jedenfalls gingen mit seiner übermäßigen Fettleibigkeit anschließend auch wohl Krankheiten einher, welche sich negativ auf seinen Gemütszustand auswirkten. Seine Grausamkeit bzw. aufbrausende und so rasch umschlagende Stimmung wurde teilweise mit den Krankheiten erklärt. Fettlebigkeit und Gicht gab Michael Erbe als Folgen seines jahrzehntelangen Essens und Trinkens an, was dann auf einen völligen körperlichen Verfall hinauslief. Erbe meint zwar, dass Henry bei klarem Verstand trotz einsetzendem Nierenversagen blieb, aber die Launen des Herrschers immer schlimmer wohl wurden und ich denke mal, es war schon erstaunlich, dass diese seine letzte Frau Catherine Parr überhaupt ertrug.

Ich bin eigentlich immer erstaunt gewesen, dass sich bei seinem Verhalten dann nach der Scheidung von Katharina und der Hinrichtung Anne Boleyns überhaupt Frauen fanden, die diesen doch offensichtlich sehr gefährlichen Platz an der Seite von Englands "starkem Mann" einnehmen wollten. Dass der Herzog von Jülich-Kleve-Berg z.B. überhaupt seine Tochter so jemanden wie Henry schickte, ist schon ein paar Gedanken wert. Was noch erstaunlicher mir dünkt, ist dass scheinbar Frankreich und Spanien/das HRR derart miteinander beschäftigt waren, dass Henry machen konnte was er wollte. Er durfte scheinbar außenpolitisches Porzellan zerschlagen noch und nöcher und wurde dafür nie ernsthaft bestraft. Gut die Quittung dafür war letztlich bloß, dass sich England während seiner in eine außenpolitische Isolation hinein manöverierte, indem es Henry glänzend gelang, es sich nacheinander mit Spanien, Jülich, dem Kaiser, dem Papst usw. zu verscherzen.

Etwas ähnliches ist mir auch schon bei einem anderen Herrscher des 16. Jh., Kurfürst Christian II. von Sachsen, dessen geistige Fähigkeiten, die ohnehin schon als eher beschränkt galten, durch Trunk und Essen, v.a. aber wohl ersteres, noch hinfälliger wurden.
 
Ich bin eigentlich immer erstaunt gewesen, dass sich bei seinem Verhalten dann nach der Scheidung von Katharina und der Hinrichtung Anne Boleyns überhaupt Frauen fanden, die diesen doch offensichtlich sehr gefährlichen Platz an der Seite von Englands "starkem Mann" einnehmen wollten. Dass der Herzog von Jülich-Kleve-Berg z.B. überhaupt seine Tochter so jemanden wie Henry schickte, ist schon ein paar Gedanken wert.

Ich glaube in dem Punkt hab ich gelesen, dass Th. Cromwell da nicht ganz unschuldig war. Er schlug Anna von Kleve Heinrich vor, da er so hoffte, ein "Bündnis" mit dem deutschen Protestantismus knüpfen zu können. Leider war das der Beginn seines Falls. Denn seine Feinde am Hof fanden endlich einen Grund Cromwell bzw. diesem Emporkömmling (wie seine Feinde ihn bezeichneten) zu Fall zu bringen.
 
Er lebte also permanent unter Druck und als klar wurde, dass Katharina ihm keinen Sohn schenken konnte, war Heinrich erpicht darauf, koste es, was es wolle, einen Erben zu zeugen. Das war wohl einer der Gründe, warum er jeder Hofdame nachstellte*.
Das war nicht wirklich der Grund unter sämtlicke Röcke zu kriechen, denn es reichte nicht, irgendwelche illegitimen Kinder zu zeugen, um den Fortbestand der eigenen linie zu sichern, sondern es mussten Erben aus einer legitimen Ehe sein. Deshalb hinrissige Prozesse, Scheidungen, Hinrichtungen etc.

Eine legitime Ehe machte eine normale Scheidung fast unmöglich. Konnte er sich nicht scheiden lassen und die gattin lebte noch, wären spätere Kinder Bastarde und illegitim gewesen, und damit ausserhalb der Erbfolge.
In gewissem Sinne stand er mit diesem Problem in der Sackgasse und an der Wand.

Blöd nur, dass er keine gesunden und starken Sohn zeugen konnte, also einen, der ihn nicht nur überlebt, sondern die Linie mit eigenen Erben weiterführt, denn das ganze Theater hat ihm ja nichts gebracht. Die "Schuld" wenn man so will lag nicht bei den Frauen, sondern an seinen Genen, sonst hätte er ja einen Treffer gelandet.
Dabei ist nicht das Y-Chromosom entscheidend, sondern das X-Chromosom, dabei gilt:
2 A + XX: weiblich#
2 A + X: männlich
2 A + XXX: super-weiblich

Henrys männliche "Baustoffe" waren schlichtweg nicht dominant genug um genug erfolgreiche Söhne zu zeugen. Der einzige Sohn starb ja sehr früh.
 
Was noch erstaunlicher mir dünkt, ist dass scheinbar Frankreich und Spanien/das HRR derart miteinander beschäftigt waren, dass Henry machen konnte was er wollte. Er durfte scheinbar außenpolitisches Porzellan zerschlagen noch und nöcher und wurde dafür nie ernsthaft bestraft. Gut die Quittung dafür war letztlich bloß, dass sich England während seiner in eine außenpolitische Isolation hinein manöverierte, indem es Henry glänzend gelang, es sich nacheinander mit Spanien, Jülich, dem Kaiser, dem Papst usw. zu verscherzen.

Durch die einsetzende Reformation hatten sowohl Frankreich als auch HRR mit sich zu tun, außerdem gab es da noch die Italienkriege Frankreich vs. Habsburg. Um England, das sich noch von den Rosenkriegen erholen musste, brauchte man sich da noch nicht kümmern. Erst unter Elisabeth erlangte die kleine Insel ihre Weltgeltung.
 
Nunja... ob der frühe Tod seines Sohnes an den Genen von Henry lag, wage ich als zweifelhaft zu bezeichnen...
Die Vermutung liegt jedoch nahe. Seine Töchter waren eindeutig widerstandsfähiger, bei ihnen dominierten die weiblichen und wenn man so will gesünderen Gene.
Schliesslich gab es genügend Menschen, die den Seuchen, selbst einer Pest widerstanden. Manche starben an den Pocken, andere überlebten sie.

Ich bin das beste Beispiel, denn ich hatte vor Jahren einen schweren Autounfall mit Schädel-Hirn-Trauma, Hirnblutung, Lungenriss, Darmriss, Rippenbrüchen, Knochenbrüchen etc.pp. Viele sterben bei kleineren Verletzungen, aber mir geht es schon wieder so gut, dass ich klugscheissern kann und auch äusserlich merkt man mir nichts an. :devil:
Das hat mit meinen Genen zu tun, obwohl sich auch das Muttertier durchsetzte (wollte die Tochter nicht allein lassen), denn meine Mutter hatte aus anderen Gründen eine Hirnblutung, die keine Schäden hinterlassen hat, wo sonst Patienten oft teilweise gelähmt bleiben oder mit anderen Einschränkungen leben müssen.
 
Beleuchten wir das doch mal genauer:
Heinrich hatte neun bekannte Söhne und fünf bekannte Töchter.
Von den Söhnen starben fünf im Säuglingsalter, meist am Tag der Geburt bzw. waren Fehlgeburten.
Von den Töchtern starben zwei im Säuglingsalter.
Was macht die Statistik jetzt daraus? (Abgesehen von der Frage, ob man sich diesem Thema mit Hilfe der Statistik überhaupt sinnvoll nähern kann!)
 
Ich glaube in dem Punkt hab ich gelesen, dass Th. Cromwell da nicht ganz unschuldig war. Er schlug Anna von Kleve Heinrich vor, da er so hoffte, ein "Bündnis" mit dem deutschen Protestantismus knüpfen zu können. Leider war das der Beginn seines Falls. Denn seine Feinde am Hof fanden endlich einen Grund Cromwell bzw. diesem Emporkömmling (wie seine Feinde ihn bezeichneten) zu Fall zu bringen.
Ich denke mal das Hauptproblem für Cromwell war, dass Henry die neue Gemahlin nicht zusagte und er damit die Pläne seines Ratgebers zunichte machte. Dass Cromwell auf die Dauer immer unbeliebter wurde, ist bei seiner Vorgehensweise nicht so verwunderlich.

Zum anderen wäre denkbar, dass Henry meinte sich durch die Absetzung und Ausschaltung seiner Ratgeber nach und nach auch seiner Schuld zu entledigen, welche er durch die klaren Rechtsbeugungen etc. in der Zeit der jeweiligen Ratgeber auf sich nahm. So konnte Henry, was er ja durchaus mochte, die Schuld auf die abwälzen, die ihm dies oder jenes eingeblasen haben. Das ist ja im Falle Boleyn nicht anders.
 
Durch die einsetzende Reformation hatten sowohl Frankreich als auch HRR mit sich zu tun, außerdem gab es da noch die Italienkriege Frankreich vs. Habsburg. Um England, das sich noch von den Rosenkriegen erholen musste, brauchte man sich da noch nicht kümmern. Erst unter Elisabeth erlangte die kleine Insel ihre Weltgeltung.
Bei Frankreich würde ich das Urteil leicht einschränken. Ich glaube Francois I gelang es zur Zeit von Henry VIII. noch recht gut den Protestantismus in Frankreich zu unterdrücken. Militärische Aktionen im Maßstabe wie im HRR z.B. im Falle des Schmalkaldischen Krieges waren eher nach Francois I nötig geworden. Die Religionskriege etc. sind ja sehr im französischen Gedächtnis geblieben.
 
Aber eben auch auf den Italienkriegen lag Francois I. Hauptaugenmerk in jener Zeit. Mailand, Pavia, Marignano.
 
Beleuchten wir das doch mal genauer:
Heinrich hatte neun bekannte Söhne und fünf bekannte Töchter.
Von den Söhnen starben fünf im Säuglingsalter, meist am Tag der Geburt bzw. waren Fehlgeburten.
Von den Töchtern starben zwei im Säuglingsalter.
Was macht die Statistik jetzt daraus? (Abgesehen von der Frage, ob man sich diesem Thema mit Hilfe der Statistik überhaupt sinnvoll nähern kann!)
Auch Früh- und Fehlgeburten liegen nicht immer kausal bei der Frau, sondern auch am Embryo bzw. den Erbgenen. Dass gerade die Jungen so früh starben ist ja auffällig. Natürlich war die Kindersterblichkeit damals überhaut hoch, aber man darf davon ausgehen, dass es gerade seinen "Frauen" in der Schwangerschaft und danach an nichts mangelte und man jedes Risiko vermied.

Soviel ich weiss waren es vier bekannte Töchter. Bei einem der Säugline ist das Geschlecht nicht eindeutig belegt bzw. fraglich, ob es überhaupt zur Geburt kam.
Es werden Henry ja noch etliche illegitime Kinder zur Last gelegt, die er weder bestätigt, noch dementiert hat. Doch wurden diese Vaterschaften auch nicht belegt und sind zweifelhaft .
Selbst Henry Fitzroy, den er anerkannte (obwohl wir nicht sicher sein können, dass er der biologische Vater war!) wurde obwohl sogar eine Ehe verbürgt ist, nur 17 Jahre alt.
Ist es nicht merkwürdig, dass nur Maria und Elisabeth von stärkerem Holz sind und ausser ihnen nur die Kinder älter wurden, von denen seine Vaterschaft nicht eindeutig beweisen ist? Es gibt aus dieser Zeit einen alten Spruch:" Die Mutter kennt man, den Vater kennt nur Gott".
 
Auffällig ist bei der vorliegenden Datenmenge erst mal gar nichts. Ich sehe nur, dass jeweils ungefähr die Hälfte das Säuglingsalter überlebte, die andere Hälfte nicht. Und es gibt natürlich nicht nur Unterernährung ("es mangelte ihnen an nichts") als Schwangerschaftsrisiko. Umgekehrt können (nicht müssen) sogar manche Dinge, die es nur in gehobenen Schichten gab, Schuld am schnellen Tod der Kinder gewesen sein. Das können Nahrungsmittel, aber Schminkgewohnheiten sein.
 
Ich denke mal das Hauptproblem für Cromwell war, dass Henry die neue Gemahlin nicht zusagte und er damit die Pläne seines Ratgebers zunichte machte. Dass Cromwell auf die Dauer immer unbeliebter wurde, ist bei seiner Vorgehensweise nicht so verwunderlich.

Zum anderen wäre denkbar, dass Henry meinte sich durch die Absetzung und Ausschaltung seiner Ratgeber nach und nach auch seiner Schuld zu entledigen, welche er durch die klaren Rechtsbeugungen etc. in der Zeit der jeweiligen Ratgeber auf sich nahm. So konnte Henry, was er ja durchaus mochte, die Schuld auf die abwälzen, die ihm dies oder jenes eingeblasen haben. Das ist ja im Falle Boleyn nicht anders.

Das mag stimmen, dennoch begriff und äußerte Henry 8 Monate nach Cromwells Hinrichtung, dass dieser sein bester und loyalster Bediensteter war. Henry hatte auch mit seinem zunehmenden Wahn wenige Vertraute, einer davon war sein Lordkanzler. Ich glaube, Henry wollte den Tod Cromwells nicht, doch glaubte er den falschen Anschuldigungen und den Lügen von einigen Feinden Cromwells (z. B. Howard, Brandon und Gardiner).
 
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Ich glaube, Henry wollte den Tod Cromwells nicht, doch glaubte er den falschen Anschuldigungen und den Lügen von einigen Feinden Cromwells (z. B. Howard, Brandon und Gardiner).
Wo ein Nest ist, da stechen die Wespen. Henry war selbst nicht ganz unbeteiligt. Manchmal habe ich den Eindruck, er wusste selbst nicht immer, was er tat und reagierte nur aus dem Augenblick und dem Bauch heraus, ohne die Spätfolgen zu bedenken. In der Politik ebenso wie im Liebesleben. Man kann die Schuld nicht nur seinen Ratgebern zuschieben, zumal er ja eine eigenen Meinung haben sollte. Man muss sich immer beide Seiten und Geschichten anhören, um sich eine Meinung zu bilden und eine Entscheidung zu fällen, sonst wird diese einseitig und kurzsichtig. Das hätte Henry wissen sollen/können.
 
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