(Dis)Kontinuität von Kultstätten

Kann man hier nachlesen – Zitat:

Ab dem Mittleren Reich sind Figurinen bekannt, die Isis mit dem kleinen Horusknaben zeigen.[1] Horus sitzt auf Isis’ Schoß und wird von ihr gestillt. Es wird angenommen, dass diese figürliche Darstellung das spätere Christentum zu zahlreichen, bekannten Madonnenbildnissen inspirierte.
(…)
Erstmals ist die Verehrung von Isis außerhalb Ägyptens für das Jahr 332 v. Chr. in Athen bezeugt; eine Inschrift (RICIS I,3) erwähnt ein Isis-Heiligtum im Piräus. Seit dem Hellenismus erfuhr Isis im ganzen Mittelmeerraum eine ungeahnte Popularität. Sie wurde von den Griechen vornehmlich mit der Göttin Demeter gleichgesetzt und besonders in Alexandria verehrt.
Da steht aber nicht, dass die Demeter-Religion die Nachfahrin der Isis-Religion war, sondern nur, dass die beiden Göttinnen später gleichgesetzt wurden.

Noch heute wird das Fest nicht immer am 8. September, sondern an dem Wochenende abgehalten. Es ist leicht auszurechnen, dass dies auch mal auf den 13. September fallen kann. Wobei das nicht die einzige mögliche Erklärung sein muss: Es durfte in den mittelalterlichen Jahrhunderten, in denen der Kalender nur noch eine Sache der Kleriker war, nicht so schwer sein, den Tag zu verschieben.
Warum sollten sie das tun?

Das habe ich von hier – Zitat:

Über ganz Griechenland gab es ein drei Tage dauerndes Fest zu Ehren der Demeter, die Thesmophorien.
Für die Thesmophorien stimmt das. Für Plinius' Fest bleibt das Spekulation bzw. spricht seine Erwähnung eher gegen eine dreitägige Dauer.
 
Da steht aber nicht, dass die Demeter-Religion die Nachfahrin der Isis-Religion war, sondern nur, dass die beiden Göttinnen später gleichgesetzt wurden.
Dort steht auch, dass Isis bereits im Mittleren Reich (ca. 2137–1781 v. Chr.) bekannt war, Demeter aber erst im 13. Jhdt. v. Chr. erwähnt wird. Man kann also sagen, Demeter folgte Isis, aber keinesfalls: Isis folgte Demeter. Das ist zugegeben etwas salopp gesagt. Andererseits muss man bedenken, dass die Griechen viel aus Ägypten übernommen haben, weil Ägypten für sie zumindest anfangs eine Art Vorbild war.

Warum sollten sie das tun?
Damit es zu Mariä Geburt passte – Zitat:

Am 8. September begeht die katholische Kirche das Fest Mariä Geburt, schon seit dem 6. Jahrhundert zunächst in der Ostkirche gefeiert, ab dem 10. Jahrhundert auch in der Westkirche verbindlich.

Für die Thesmophorien stimmt das. Für Plinius' Fest bleibt das Spekulation bzw. spricht seine Erwähnung eher gegen eine dreitägige Dauer.
Auch heute wird nur der 8. September als Fest der Mariä Geburt genannt, aber die Feierlichkeiten finden an 3 Tagen statt.
 
Es gibt keinen Grund, in ein am 8. September kirchenweit gefeiertes Marienfest ein früher einmal (anscheinend nur lokal) am 13. September gefeiertes Ceres-Fest hineinzuinterpretieren.
 
Die in der christlichen Spätantike aufkommenden Marienkulte können teils als Ersatz für die verdrängten Traditionen von Demeter/Ceres gedeutet werden.
Das lokal hoch- oder spätmittelalterliche Vorhandensein beispielsweise marianischer Symbole, Kulte und Traditionen, die teils an Ceres-Symbolik und -Kulte erinnern, sie forttradieren, stellen keinen Beleg, keinen Nachweis dar für eine jeweils lokal ununterbrochene religiöse Kulttradition von der Antike an.

Die spätantik mit Demeter-/Ceres-Symbolen und -Inhalten angereicherten christlichen Marien-Verehrungen breiteten sich nachfolgend ohne lokal noch bestehende Kontinuitäten aus.
 
Es gibt keinen Grund, in ein am 8. September kirchenweit gefeiertes Marienfest ein früher einmal (anscheinend nur lokal) am 13. September gefeiertes Ceres-Fest hineinzuinterpretieren.
Das ist eher umgekehrt der Fall: Ein Ceresfest wird in ein Marienfest umgewandelt, d.h. über ein praktizierendes Fest wird ein christlicher Mantel geworfen. Das nennt man Synkretismus oder auch Assimilation.

Ähnliches geschah auch im 4. Jahrhundert mit der Festlegung der Geburt Jesu auf den 25. Dezember, um dem Sol invictus den Tag streitig zu machen – Zitat:

… Daher wurde dieser Tag unter Aurelian [römischer Kaiser von 270 bis 275] zum staatlichen Festtag der Geburt des Sonnengottes.
(…)
Da das Geburtstagsfest des Sol invictus im 4. Jahrhundert bekannt war, stellt sich die Frage, ob die Übereinstimmung des Datums von christlicher Seite gewollt war. Christus wurde metaphorisch oft mit der Sonne verglichen, zumal die biblische Verheißung „Aufgehen wird euch die Sonne der Gerechtigkeit“[16] auf ihn bezogen wurde.

Die spätantik mit Demeter-/Ceres-Symbolen und -Inhalten angereicherten christlichen Marien-Verehrungen breiteten sich nachfolgend ohne lokal noch bestehende Kontinuitäten aus.
Ja, das meine ich auch.

 
Spätmittelalterliche Bögen sind kein Hinweis auf eine antike Portikus. Die Argumentation 'Wenn wir hier spätmittelalterliche Bögen haben, dann könnte vielleicht eine antike Portikus existiert haben" ist an Dürftigkeit, ja Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Es ist immer wieder faszinierend, zu was für Strohhalmen gegriffen wird, um unhaltbare Hypothesen mittels Spekulationen zu "retten".
Da ich nicht alle Befunde kenne, ist mir für meinen Geschmack dein Urteil etwas zu hart. In der Sache stimme ich dir zu: die Bögen sind, soweit aus dem Buch ersichtlich, keine Hinweise.
 
Das ist eher umgekehrt der Fall: Ein Ceresfest wird in ein Marienfest umgewandelt, d.h. über ein praktizierendes Fest wird ein christlicher Mantel geworfen. Das nennt man Synkretismus oder auch Assimilation.
Fassen wir einmal zusammen:

Wir haben das griechische Thesmophorienfest der Demeter – übrigens ein reines Frauenfest! -, das in Griechenland zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlicher Dauer stattfand. In Athen dauerte es drei Tage und fiel in den Oktober. Triptolemos wurde bei diesem Fest nicht gefeiert.

Wir haben das von Plinius erwähnte Ceres-Fest am 13. September. Plinius erwähnte es nur für den 13. September. Für eine dreitägige Dauer gibt es keinen Anhaltspunkt. Es scheint sich dabei um ein rein lokales Fest gehandelt zu haben, zumindest scheint es sonst keinen Beleg dafür zu geben. Davon, dass es ein Frauenfest gewesen sei, ist bei Plinius keine Rede. Im Gegenteil schrieb er, dass eine große Volksmenge (magnus populus) zusammenströme und diverse Geschäfte gemacht oder Angelegenheiten verhandelt würden (und das bei der faktisch nicht vorhandenen Geschäftsfähigkeit römischer Frauen). Von Triptolemos ist bei Plinius nicht die Rede.

Wir haben ein am 8. September in der ganzen katholischen Kirche (und auch anderen Kirchen) gefeiertes Marienfest.

Strabon erwähnte die Ansiedlung von 500 griechischen Kolonisten, machte aber keinerlei Angaben dazu, woher sie kamen.

Es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass das lokal von der gesamten Bevölkerung gefeierte, allem Anschein nach nur eintägige Ceres-Fest auf ein dreitägiges Frauenfest der Demeter zurückgehe.

Noch weniger Grund gibt es anzunehmen, dass das lokale Ceres-Fest vom 13. September Vorlage für ein kirchenweites Marienfest am 8. September gewesen sei.

Was übrigens die angeblichen Parallelen zwischen Isis, Demeter und Maria sowie ihren „Söhnen“ anbelangt:
Isis war mit Osiris verheiratet und hatte von ihm den Sohn Horus.
Demeter war unverheiratet. Ihr bekanntestes Kind war die Göttin Persephone. Triptolemos hingegen war nicht ihr Kind, sondern wurde von ihr lediglich ausgewählt, um den Ackerbau zu verbreiten.
Maria war verheiratet und hatte (nach christlicher Anschauung aber nicht von ihrem Mann!) einen Sohn Jesus.
Wir haben also drei Frauen mit unterschiedlichem Status, wobei vor allem Demeter überhaupt keine Ähnlichkeit mit den anderen beiden hat.

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Das mit dem (unbelegten angeblichen!) Ursprung von Weihnachten als Sol invictus-Fest hatten wir in diesem Forum schon zur Genüge.
 
Du, @Ravenik, hast nichts Neues gebracht, sondern nur deine Darstellung zum Fest von Demeter/Ceres/Maria wiederholt – willst du in dieser Sache das letzte Wort behalten? Bitte sehr, ich habe nichts dagegen.

Und was Sol invictus betrifft: Ja, wir haben hier schon darüber diskutiert, allerdings gingen da die Meinungen auseinander. Für mich ist die Tatsache, dass zuerst (also im 3. Jhdt.) der Staatsfeiertag für Sonnengott da war, und erst später (d.h. im 4. Jhdt.) der gleiche Tag als Geburtstag für Jesus Christus festgelegt wurde, ein starkes Indiz für die Absicht, damit den Sol invictus aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verdrängen. Was auch gelungen ist. Und was einmal gelang, versucht man bei anderen Gelegenheiten wieder.

Der Synkretismus bzw. die Assimilation, also das Weiterführen der "heidnische" Feste unter dem christlichen Mantel, war ein einfacher und vor allem unblutiger Weg, Gläubige für sich zu gewinnen. Das haben die Jesuiten viel später auch in Mittel- und Südamerika erfolgreich praktiziert.

Bei uns, in Europa, hielten sich heidnische Riten anscheinend das ganze Mittelalter hindurch – siehe z.B. Walpurgnisnacht –, sonst ergebe die Bulle „Summis desiderantes affectibus“ des Papstes Innozenz VIII. im Jahre 1484 keinen Sinn, in der die bisher auf Ketzer beschränkte Verfolgung durch kirchliche Inquisition auf Hexen ausgeweitet wurde, was erst die folgenden Hexenprozesse ermöglichte und gleichzeitig rechtfertigte.
 
Ähnliches geschah auch im 4. Jahrhundert mit der Festlegung der Geburt Jesu auf den 25. Dezember, um dem Sol invictus den Tag streitig zu machen – Zitat:

… Daher wurde dieser Tag unter Aurelian [römischer Kaiser von 270 bis 275] zum staatlichen Festtag der Geburt des Sonnengottes.

Auch hier betest Du wieder ein populäres Märchen nach, dabei hatten wir die Fakten an anderer Stelle schon geklärt:

Du zitierst Spekulationen, für die es keine Quellen gibt.
Hättest Du die letzten Beiträge gelesen, wäre Dir das aufgefallen.

Weder gibt es einen quellenmäßigen Hinweis darauf, dass Aurelian am 25. Dezember irgendeinen Tempel geweiht hat noch gibt es einen quellenmäßigen Hinweis darauf, dass Aurelian den 25. Dezember als Feiertag für irgendwas bestimmt hat.


Und was Sol invictus betrifft: Ja, wir haben hier schon darüber diskutiert, allerdings gingen da die Meinungen auseinander.

Die Meinungen gehen auseinander, die Fakten hatten wir geklärt.
 
Auch hier betest Du wieder ein populäres Märchen nach, dabei hatten wir die Fakten an anderer Stelle schon geklärt:
Du zitierst Spekulationen, für die es keine Quellen gibt.
Sind für dich die Münzen des Kaisers Aurelian, auf die ich bereist hingewiesen habe und auf denen Sol invictus dargestellt ist, keine Quellen?
 
Sind für dich die Münzen des Kaisers Aurelian, auf die ich bereist hingewiesen habe und auf denen Sol invictus dargestellt ist, keine Quellen?

Die Münzen belegen weder, dass Aurelian am 25. Dezember irgendeinen Tempel geweiht hat, noch belegen sie, dass Aurelian den 25. Dezember als Feiertag für irgendwas bestimmt hat.
 
Sol invictus auf Münzen aus Kaiser Aurelians Zeit beweisen jedenfalls nicht, dass Griechen am Comer See über tausend Jahre lang zu Ceres-Maria gewallfahrt seien oder dass die wunderliche Gleichsetzung Isis-Ceres-Maria kein ulkiges Fantasieprodukt wäre. Sie beweisen auch keinen irgendwie gearteten Synkretismus. ;)

Du @Dion bist gerade dabei, einen sehr sonderbaren Zaubertrank aus Isis, Ceres, Maria, Jususkind, Sol invictus, Hexenverfolgung, Jesuiten, Tempeln und Kirchen zu brauen (hab ich eine Zutat vergessen?)
 
Die Münzen belegen weder, dass Aurelian am 25. Dezember irgendeinen Tempel geweiht hat, noch belegen sie, dass Aurelian den 25. Dezember als Feiertag für irgendwas bestimmt hat.
Die Münzen belegen, dass der Sonnengott Sol invictus schon im 3. Jhdt. verehrt wurde.

Der 25. Dezember war im julianischen Kalender der Tag der Wintersonnenwende, also der Tag, ab dem die Sonne wieder stärker wurde – Sol invictus bedeutet ja: unbesiegter Sonnengott.

Der Geburtsdatum Jesu war unbekannt, die kirchlichen Gelehrten vermuteten ihn meistens im Frühjahr. Aber dann sagten sie plötzlich: Am 25. Dezember sei Jesus Christus geboren worden. Und wenn man nicht blind ist, musste man das schon als die Kampfansage an den Sonnengott Sol invictus deuten.

Du @Dion bist gerade dabei, einen sehr sonderbaren Zaubertrank aus Isis, Ceres, Maria, Jususkind, Sol invictus, Hexenverfolgung, Jesuiten, Tempeln und Kirchen zu brauen (hab ich eine Zutat vergessen?)
Nein, du hast nichts vergessen. Aber wer weiß, was noch alles kommt. :cool:
 
Der 25. Dezember war im julianischen Kalender der Tag der Wintersonnenwende

Zu Aurelians Zeit schon nicht mehr, aber das ist eigentlich auch egal, weil die Römer für ihre Sol-Feste nie auf Sonnwenden oder Tag-und-Nachtgleichen fixiert waren, diese lagen nämlich auf dem 9. August, dem 28. August und dem 11. Dezember.

Ich könnte ja auch mal ein wenig rumspekulieren: Wer weiß, vielleicht feierten die Christen in Italien schon lange am 25. Dezember die Geburt ihres Herrn, und erst Kaiser Konstantin, der ja auch den christlichen "Tag des Herrn" (Sonntag!) zum allgemeinen Feiertag erklärte, verfahren in selber Weise mit dem 25. Dezember.
 
Zu Aurelians Zeit schon nicht mehr
Stimmt, die tatsächliche Sonnenwende fiel nicht mehr auf den 25. Dezember, sondern auf den 21. Dezember, aber die Römer feierten weiter am 25. Dezember den Gott Sol invictus. Dieser Gott ist übrigens seit dem Jahr 158 schriftlich bezeugt: https://db.edcs.eu/epigr/epi_url.php?s_sprache=de&p_publication=CIL+06,+00715&r_sortierung=Belegstelle - Zitat:

Soli Invicto deo / ex voto suscepto / accepta missione / honesta ex nume/ro eq(uitum) sing(ularium) Aug(usti) P(ublius) / Aelius Amandus / d(e)d(icavit) Tertullo et / Sacerdoti co(n)s(ulibus)

Vielleicht kannst du uns das übersetzen. :)
 
Heute fällt die Wintersonnenwende auf den 21. Dezember (gregorianisch). Das wäre wohl etwa der 8. Dezember (julianisch). Wie das zur Zeit von Aurelius aussah, kann ich nicht ausrechnen.
 
Wie das zur Zeit von Aurelius aussah, kann ich nicht ausrechnen.
Da kann dir Wikipedia weiter helfen - Zitat zu Sol Invictus:

Da ein Jahr des nach Caesar benannten Julianischen Kalenders im Mittel etwas länger ist als ein astronomisches Jahr, wanderte die Sonnenwende im Lauf der folgenden Jahrhunderte nach vorn; in der Spätantike erreichte sie den 21. Dezember. Die astronomische Verschiebung wurde bei der Einführung des Geburtstagsfestes jedoch nicht berücksichtigt; man hielt sich vielmehr an die Überlieferung, nach der ab dem 25. Dezember die Tage wieder länger werden.
(...)
Das nun an der Schwelle des endgültigen Sieges stehende Christentum der Spätantike ließ sich trotz der Übernahme einiger Elemente nicht mit der Sonnenreligion verschmelzen, sondern forderte deren Beseitigung und setzte sich damit schließlich durch. Eine vorübergehende Wiederbelebung des staatlichen Sonnenkults unter Kaiser Julian (361–363) konnte an dieser Entwicklung nichts ändern. Die Sonnenpriesterschaft bestand noch bis ins späte 4. Jahrhundert; 387 ist sie letztmals inschriftlich bezeugt. Spätestens seit dem Religionserlass Kaiser Theodosius' I. vom 8. November 392 war der Kult illegal.
 
?? :D

Der Faden hat(te mal) den Titel (Dis)Kontinuität von Kultstätten....

Das beidseitige intensive Engagement beim Nachweis von symbolisch-kulturell-religiösen Kontinuitäten bzw. eben Nicht-Kontinuitäten zwischen heidnischer und christlicher Spätantike bzw. heidnischen und christlichen religiösen, kultischen und sonstigen Vorstellungen...führt so ein wenig ins Nirvana....

Zur Geburt Jesu am 25. Dezember gibt es entlang des entsprechenden Artikels in der TRE (online) zwei ausgeprägte Theorien:
  • Historisch beruht die mehrheitlich vertretene Auffassung, die apologetisch-religionsgeschichtliche Hypothese, in ihrer gemäßigtsten Form auf einer Reihe bemerkenswerter Parallelen zwischen der heliozentrischen Religion des spätrömischen Reiches (Römi sche Religion) und dem christlichen Fest der Geburt Christi: 1) Das Datum des 25. Dezember bezeichnet die Wintersonnenwende nach dem julianischen Kalender, das Geburtsfest des Sol invictus, nachdem dieser 275 durch Kaiser Aurelian (reg. 270–275) an die Spitze des römischen Pantheons gestellt worden ist, und das Geburtsdatum des Sonnengottes Mithras (→ Mysterien/Mysterienreligonen), dessen Kult im kaiserzeitlichen Rom blühte, sowie das Fest der Geburt Christi des 4. Jh. 2) Das Weihnachtsfest entwickelte sich höchstwahrscheinlich während des Zeitraums, in welchem der römische Sonnengott-Monotheismus zunehmend Beliebtheit gewann (etwa 243–336). 3) Östliche wie westliche Kirchenschriftsteller der Zeit verwenden zahlreiche Vergleiche Christi mit der Sonne. [....]

  • Die Kalkulations- oder Berechnungshypothese geht davon aus, daß die Ursprünge des Weihnachtsfestes bei den symbolischen Zahlen (Zahlen symbolik) und in der Gliederung des Kalenders (→ Zeitrechnung) zu suchen sind, in deren Rahmen die frühe Kirche die Geburt Christi gestellt hat, insbesondere in den Texten, die die Kreuzigung und die Empfängnis oder Geburt Jesu im Westen am oder um den 25. März oder im Osten auf den 6. April ansetzen. Dabei wird vorausgesetzt, daß das System symbolischer Zahlen, in dem die frühen Kirchenväter eine Widerspiegelung des vollkommenen Schöpfungsplans Gottes sahen, nur vollkommene, ganze und keine gebrochenen Zahlen zuläßt. Die Patriarchen des alten Bundes konnten nur eine ganze Zahl von Jahren gelebt haben, so daß sie am Tage ihrer Geburt auch gestorben sind. Im Fall Christi führt das für seinen Todestag auf den Jahrestag seiner genesis, unter der seine Empfängnis verstanden werden konnte. War Christus am vierten Tag nach der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, dem 25. März nach dem julianischen Kalender, gekreuzigt worden, führt die Verkündigung an Maria um den 25. März auf ein neun Monate später fallendes Geburtsdatum, den 25. Dezember, oder im Osten unter der Voraussetzung des 6. April als Datum der Passion und der Verkündigung auf den 6. Januar. [...]
Auszüge aus der TRE Online-Version, Stichwort Weihnachten/Weihnachtsfest/Weihnachtspredigt, Abschnitte 1.2 und 1.3.
 
Da kann dir Wikipedia weiter helfen - Zitat zu Sol Invictus:

Da ein Jahr des nach Caesar benannten Julianischen Kalenders im Mittel etwas länger ist als ein astronomisches Jahr, wanderte die Sonnenwende im Lauf der folgenden Jahrhunderte nach vorn; in der Spätantike erreichte sie den 21. Dezember. [...]

Da konnte man aber kein Extrafest feiern, die Saturnalien gingen ja bis zum 23. Dezember.


Dieser Gott ist übrigens seit dem Jahr 158 schriftlich bezeugt:
Dieser Gott namens Sol ('Sonne') ist schon seit republikanischer Zeit bezeugt. Das Attribut "invictus" für diesen einen Sol besagt nicht, dass die Römer plötzlich an zwei Sonnengötter geglaubt hätten.

Soli Invicto deo / ex voto suscepto / accepta missione / honesta ex nume/ro eq(uitum) sing(ularium) Aug(usti) P(ublius) / Aelius Amandus / d(e)d(icavit) Tertullo et / Sacerdoti co(n)s(ulibus)
=
Der Sonne, dem unbesiegten Gott gewidmet - in Erfüllung eines Eides nach erhaltener ehrenvollen Entlassung aus der berittenen kaiserlichen Garde - von P. Aelius Amandus (im Jahr der) Konsulschaft des Tertullus und Sacerdos (=158 n. Chr.)​

Für ein eigenes Festdatum für den Sol Invictus ist aber auch daraus nichts zu gewinnen.
Dieses Fest wurde um 350 n. Chr. in Rom mit Wagenrennen gefeiert, war aber außerhalb der Stadt Rom offensichtlich völlig unbekannt.

Das erste Zeugnis für das Weihnachtsfest am 25. Dezember ist übrigens etwa 20 Jahre älter als das Zeugnis für das Fest des Sol Invictus am 25. Dezember.
 
Zuletzt bearbeitet:
?? :D

Der Faden hat(te mal) den Titel (Dis)Kontinuität von Kultstätten....
Ursprünglich handelt es sich um eine Auslagerung aus dem Wünschelruten-Faden. Vielleicht kehren wir ja noch dorthin zurück...


Zur Geburt Jesu am 25. Dezember gibt es entlang des entsprechenden Artikels in der TRE (online) zwei ausgeprägte Theorien:
Leider ist dieser Artikel veraltet. Wallraffs Habilitationsschrift "Christus Verus Sol" wurde nicht mehr berücksichtigt.

Das Geburtsfest am 25. Dezember (Geburt der Sonne, Geburt Christi) behandelt Wallraff aus chronologischen Gründen am Schluß (Kap. 2.7). Im Unterschied zum Osterfest wirkte hier nicht mehr paganes Herkommen auf christliche Elemente ein, sondern beide liefen nebeneinander her und werden von ihm als "parallele Erscheinungen, gewissermaßen unterschiedliche Ausflüsse der gleichen Strömung des Zeitgeistes" (S. 194) gekennzeichnet, die von den Christen zur Überbietung genutzt wurden, nicht mehr als Reaktion auf eine vorher vorhandene pagane Tradition.
Rezension zu: M. Wallraff: Christus Verus Sol

Schließlich geht W. auf den Zusammenhang der Sonne mit dem Weihnachtsfest (7.) ein. Er zeigt die Beziehungen zwischen der römischen Tradition der paganen Feier der Geburt der Sonne am 25. Dezember und der Datierung des christlichen Festes der Geburt Christi auf. In diesem Fall weist er nach, daß es sich um Parallelentwicklungen handelt, nicht um direkte Beeinflussung der einen Seite durch die andere.
http://www.plekos.uni-muenchen.de/2003/rwallraff.pdf

Und noch eine andere Stimme:

"Die Sol-Invictus-Feier war anscheinend nicht uralter Brauch. Vielmehr scheint der „Chronograph von 354“ der erste Beleg zu sein. Gerade Kaiser Konstantin hatte den Kult des Sol Invictus zunächst besonders gefördert, um sich politisch von der religiösen Ideologie seiner kaiserlichen Rivalen, die Juppiter und Herkules favorisierten, absetzen zu können. Auf den konstantinischen Münzen spielte der Sonnengott noch bis ca. 323 eine Rolle.
In der Forschung ist erwogen worden, ob es vielleicht Konstantin war, der beide Feste, das heidnische und das christliche, gleichzeitig einführte. Damit würde sich eine gewisse Parallele zur Einführung des Sonntags ergeben – beide Male hätte Konstantin Feste erfunden, deren exakte Bedeutung offen gehalten werden konnte, um inklusiv zu sein. Zuzutrauen wäre ein solches Kalkül dem hochintelligenten Kaiser, der eine religiös-politische Revolution ins Werk setzte, durchaus. Aber im Bezug auf das Weihnachtsfest ist eine solche Erwägung angesichts der Quellenlage bloße Spekulation.
Wie ist eigentlich das Weihnachtsfest entstanden? - Universität Heidelberg
 
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