Doch. Du hat doch immer den Beleg dafür angefordert, das die Gefahr, das der Balkan in Brand gesteckt werden könnte von einer Aggression der Staaten des Blaknabundes ausginge. San Giuliano hat in dem genannten Schreiben an seinem König diese Gefahr eingeräumt und sogar noch erweitert, nämlich das Österreich-Ungarn eingreifen könnte. Deutlicher geht es nun nimmer mehr.
Clak behauptet, das das angesprochen wurde.
Wie das im Orriginal tatsächlich aussieht, weiß ich noch immer nicht.
Denn selbt das Erörteern als thoretisch denkbars Szenario, wäre ja durchaus kein Beleg dafür, dass es auch auch als wahrscheinlich eintretende Folge in Betracht gekommen wäre.
An dieser Stelle müsste man schon etwas präziser wissen, welcher Art San Giulianos Einlassungen hier gewesen sind.
Dein Postulat, dass mehr oder weniger ganz Europa eine Aktion der Balkanstaaten erwartet habe, wäre damit nach wie vor nicht belegt. Das ist und bleibt eeine von dir aufgestellte Behauptung, für den Moment aber nicht mehr als das.
War Serbien als Kleinstaat in der Position einer europäischen Großmacht eine solche Forderung zu präsentieren? Wohl eher nicht. Das wurde wahrscheinlich eher als Frechheit/Unverschämtheit wahrgenommen. Und nach dieser Logik hätte Serbien ja nach den Balkankriegen an Österreich-Ungarn Kompensation leisten müssen.
Ist hier nicht das Thema.
Ich muss schon sagen, du amüsierst mich.
Erst stellst du das Postulat in den Raum, dass die Vorstellung eine kleine oder mittlere Macht hätte in der Position sein können Kompensation von einer Großmacht zu verlagen, völlig absurd sei und nachdem ich auf den Fall Sardinien-Piemonts 1859/1860 verwiesen hatte, bei dem genau das passiert war, um zu belegen, dass das durchaus denkbar war, wirfst du mir vor, ich würde mich nicht ans Thema halten.
Wie soll ich das nun auffassen?
So, dass du nur gelten lassen möchtest, was in deine Argumentation passt?
Anders kann ich die Behauptung, dass der Fall Sardinien-Piemonts irrellevant sei nicht nachvollziehen, denn ich werde dich kaum daran erinnern müssen, dass eben genau dieses Beispiel gerade in den Köpfen der Falken auf österreichischer Seite eine durchaus prominente Rolle spielte.
Serbien als das potententielle "Balkanesische Piemont/Piemont des Balkans" wurde als Schreckgespent in Wien ja regelmäßig von denjenigen an die Wand gemalt, die einem möglichst harten Umgang mit Serbien und in letzter Konsequenz auch dem "Präveniere" das Wort redeten, wie Conrad von Hötzendorf das permanent tat.
Da hast du also deine historische Relevanz im Bezug auf das Beispiel Sardinien-Piemont im Kontext der Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs.
Ja und wurde dafür wurde entsprechend entschädigt! Ich erlaube mir hier einmal den Hinweis, das Österreich-Ungarn im Gegensatz zu Italien kein aggressiven, rücksichtslosen Krieg gegen das Osmanische Reich geführt hat. A pro pro, du bist wieder bei einen deiner Lieblingsthemen, nämlich die Annexionskrise, wo du bis heute immer noch keinen Faden zu eröffnet hast. Ich habe mit erlaubt, das nunmehr für dich zu übernehmen.
Die Annexionskrise ist durchaus nicht mein Lieblingsthema.
Mir geht es nur nach wie vor gegen den Strich, dass du hier fortwährend den expansiven und durhaus auch agressiven Charakter der Wiener Politik in Abrede stellst und es so hinstellst, als wäre Wien eine seit jeher nur am Status Quo auf dem Balkan intessierte Macht gewesen.
Weder in Causa Bosnien, noch in der Causa Albanien, war die Wiener Politik auf den Erhalt des Status Quo ante, als unbdingte Zielsetzung festgelegt.
Bosnien und die Herzegowina nahm man sich, da hatte man kein Problm damit den Status Quo zum eigenen Vorteil zu verändern und im Hinblick auf Albanien war man auch nur zu bereit am Ende ein pro forma eigenständiges Albanien mit einem deutschen Fürsten unter starkem Österreichischen Einfluss zu akzeptieren, anstatt sich unbedingt für die Rechte des Osmanischen Reiches und dessen Erhalt auf dem Balkan einzusetzen.
Und hör bitte auf den unfreiwilligen Charakter der Abtretung Bosniens und der Herzegowina, mit der Entschädigungszahlung herunterspielen zu wollen.
Konstantinopel hatte sich nicht mit dem Ansinnen an Wien gewandt verkaufen zu wollen und die vertragliche Regelung von 1878 hatte auch Wien kein ausdrücklichs Recht auf den käuflichen Erwerb dieser Territorien eingeräumt.
Angesichts der Situation 1908 stand Konstantinopel vor der Wahl entweder die Abtretung für eine lächrliche Entschädigungssumme zu akzeptieren oder einen Krieg mit Österreich deswegen inkauf zu nehmen.
Die Zustimmung zur Abtretung durch die Pforte war in disem Fall in etwa ungefähr so freiwillig, wie die Unterwerfungsvrträge diverser arikanischer Gruppen unter die europäischen Kolonialherren oder die "Verpachtung" von Konzessionsgbieten und Häfen seitens China.
San Giuliano jedenfalls hatte sie klar auf dem Schirm.
Etwas als theoretische Möglichkeit auf dem Schirm zu halten oder für ein wahrscheinlich intretendes Szenario sind zwei verschiedene Dinge und für letzteres sehe ich nach wie vor keinen Nachweis.
Du spekuliert wieder. Es gab zwischen Österreich-Ungarn und Italien Abmachungen bezüglich Albanien. Italien wäre nicht so verrückt gewesen, Österreich-Ungarn so herauszufordern, wo die italienische Armee schon in Nordafrika überfordert war.
Es gab zwischen Österreich und Italien auch Abmachungen wegen Kompensation, falls eine der beiden Mächte Vorteile aus der Veränderung des Status Quo am Balkan ziehen würde, wie ich dich erinnern darf und die Wien infach mal souverän missachtete (Annexionskrise).
Das Italiens Armee in Nordafrika überfordert sein würde, konnte vor dem Krieg selbst , bzw. in seinem Anfangsstadium, niemand mit Sicherheit sagen.
Das hing davon ab, wie viel Widerstand das Osmanische Reich zu leisten bereit war und wie sich die Bevölkerung in Libyen dazu verhalten würde.
Die Vorstellung, die Italiener würden dort als Befreier begrüst, war sicherlich eher absurd.
Allerdings konnte man vor dem Krieg durchaus unterstellen, dass für die Bevölkerung in Libyen es nur das Ersetzen einer Besatzungsmacht durch eine andere sein würde und dass diese Bevölkerung dem Krieg und den Italienern deswegen möglicherweise eher gleichgültig gegenüberstehen, jedenfalls nicht mit besonders viel Elan zu Gunsten der Osmanischen Partei kämpfen würde und das die wenigen Osmanischen Truppen, die dort nicht so einfach zu versorgen waren, schnell besiegt sein würden.
Vor diesem Krieg gab es durchaus gute Gründe davon auszugehen, dass das in Libyen eine eher kurze Auseinandersetzung werden und dass Italien, wenn das gut laufen würde, versucht sein könnte auch noch eigene Einflussintressen in Albanien und der Ägäis zu forcieren, wenn die Gelegenheit durch Krieg mit dem Osmanischen Reich einmal da war.