Entwicklung vom Kastell zum Burgus

Bei einer durch Grunwald im Burgus von Neuwied-Engers geschätzten Besatzung von 16 Mann, kann man noch nicht von militärischer Präsenz sprechen.
Der Sinn und Zweck dieser Ländeburgi scheint mehr mit den Begebenheiten des Flusses und der Sicherung der Schifffahrt zu tun zu haben, wobei sich mir (und auch den Experten) dies bei Rheinbrohl nicht ganz erschließt.

Jung schreibt dazu:
Ein Charakteristikum der Ländeburgi ist ihre Lage auf der Seite des Flußufers, die dem Feind zugewandt ist. Oft sind sie am Prallhang gelegen, also an der Stelle, wohin ein vom anderen Ufer kommendes Boot bei richtiger Steuerung hingetrieben wird. Die meisten Anlagen am Rhein befinden sich mehr oder weniger in der Nähe von Flüssen oder Bächen, die von Osten her in den Rhein münden. Einige der Ländeburgi befinden sich in der Nähe zu Flußübergängen. Schließlich korrespondieren fast alle der Anlagen am Rhein zu Kastellen auf der anderen Flußseite.
 
Vielen Dank Carolus und Naresuan.
Es kann daher bestätigt werden, dass alle Burgus jenseits des Rheins auf dem Gebiet des alten Dekumatlandes gebaut wurden (mit Ausnahme der Festung Divitia); Ich hoffe, dass in Zukunft neue Burgus jenseits des Rheins gefunden werden können, um die militärische Präsenz der Römer in den Gebieten der Alemannen besser zu verdeutlichen (man könnte sogar, wie ich gelesen habe, von einer "Provincia Alamannia" sprechen).


Nein, die Burgi sind nicht alle jenseits des Rheins gebaut worden. Spontan fallen mir die Burgi von Goch Asperden und Asciburgium ein, die auf linksrheinischen Gebiet gebaut worden sind.

Asciburgium – Wikipedia

Burgus Asperden – Wikipedia

Die Burgi auf der rechten Rheinseite sind m. W. alle unmittelbar am Rheinufer gelegen.

Das entspricht auch der litarischen Überlieferung von Ammianus Marcellinus (Res gestae. 28; 2,1. - s. Link zu Asciburgium):


“At Valentinianus magna animo concipiens et utilia, Rhenum omnem a Raetiarum exordio ad usque fretalem Oceanum magnis molibus conmuniebat, castra extollens altius et castella turresque adsiduas per habiles locos et oportunos, qua Galliarum extenditur longitudo: non numquam etiam ultra flumen aedificiis positis subradens barbaros fines.”

Valentinian schmiedete bedeutende und nutzbringende Pläne. Den ganzen Rhein, angefangen von Raetien bis zur Meerenge des Ozeans, ließ er mit großen Dämmen befestigen und auf der Höhe Militäranlagen und Kastelle, ferner in dichten Abständen an geeigneten und günstigen Stellen Türme errichten, soweit sich die gallischen Länder erstrecken. Zuweilen wurden auch Gebäude jenseits des Stromes angelegt, wo er das Land der Barbaren berührte.“
Das Dekumatland, etwa Baden-Württemberg, liegt weiter südlich. Welche Burgi soll es denn dort auf der rechten Rheinseite gegeben haben?
 
Die Burgi stammen ja aus einer Zeit, wo man die Verteidigung des (nassen) Limes nach hinten verlagert hat. Sie sollten für kleinere Banden ein gewisses Abschreckungspotential bieten, aber waren nicht geeignet einem Ansturm einer Armee standzuhalten. Stattdessen wurde in der Spätantike die Anzahl der Männer reduziert und anstatt einer Infantrie direkt an der Grenze setzte man auf eine Kavallerie im rückwärtigen Bereich. Weniger Mann, größereres Operationsgebiet.
 
Das Dekumatland, etwa Baden-Württemberg, liegt weiter südlich. Welche Burgi soll es denn dort auf der rechten Rheinseite gegeben haben?
Obwohl ich diese Burgi auch nicht als militärische Präsenz im Dekumatland betrachte, sondern als Teil der Rheinbefestigung, können der Vollständigkeit halber die spätantiken und am rechten Ufer des Rheins gelegenen Burgi von Mannheim-Neckarau, Ladenburg und das Kastell von Breisach erwähnt werden.
Alle direkt am Rheinufer.
Vielleicht dienten sie ja auch noch als Ausgangspunkt für die Expeditionen Julians und Valentinians gegen die Alamannen.

Siehe dazu:
Zu den Schiffsländen und anderen Burgustypen auf der rechten Rheinseite zwischen Andernach und Straßburg
in Kastell Alzey Archäologische Untersuchungen im spätrömischen Lager und Studien zur Grenzverteidigung im Mainzer Dukat, Jürgen Oldenstein, 1992, Online-Ausgabe 2009
https://www.google.de/url?sa=t&rct=...9/1/2070.pdf&usg=AOvVaw1ut9TK0URDl6FJYRNim-zh
 
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