thanepower
Aktives Mitglied
Ich weiß nicht so recht, was dein Vortrag über die nordamerikanische Lateinamerikapolitik jetzt soll.
Glaube ich gerne. Und der Verweis auf entsprechende Literatur zur gegenseitigen Fehlwarnehmungen und die Rolle der USA beim Zustandekommen der Militärdiktaturen sagt Dir auch nichts. Klar, was soll es Dir auch sagen.
Dass die USA im Rahmen der Monroe-Doktrin seit 1833 und später seit der "Venezuela-Krise" (vgl. u.a. Herwig: Vision of Empire) die Schutzmacht der außenpolitischen Interessen von GB in Latein-Amerika ist, ist natürlich für das Verständnis des Falkland-Problems völlig unerheblich.
Dass die USA sich zunächst im Rahmen der Unterstützung der Militär-Junta in Argentinien auf der Seite der Junta befand, geschenkt. Dass Reagan eine Verhandlungslösung wollte und sie offensichtlich auch für möglich gehalten hat - mit einer "faschistischen Diktatur - auch geschenkt.
Die Bereitschaft zum Kampf um die Falklands resultierte dabei u.a., und das wurde dann ja auch von mir dargestellt (da ich im Gegensatz zu anderen durchaus noch in Bücher schaue), aus einer historisch erklärbaren Situation des relativen Niedergang der britischen Seemacht im Zuge einer allgemeinen britischen Abrüstung.
Dass es zu keiner Lösung des kolonialen Erbes gekommen ist, ist erstaunlich, wenn man sich die Liste der ursprünglichen Kolonien ansieht, die bis zum Falkland-Krieg unabhängig geworden sind.
Dieses auch vor dem Hintergrund, dass die Kolonialisierung der Falklands durch die Kanonenrohre der Navy gesichert wurden und eine Besiedelung durch die Argemtinier verhindert wurde. Dieser massive militärische Intervention, die die Sicherheit der britischen Siedler garantiert hat und auch garantiert hat, dass sie alleine auf der Insel bleiben konnten führte dazu, dass sie als britische Mehrheit für den Verbleib sich aussprechen konnten.
Die Mehrheit der Argentinier, die schon geographisch und historisch einen höheren Anspruch auf dieses Gebiet formulieren können, hätte ein anderes Votum ausgesprochen.
Und deswegen stellen die Falklandinseln ein Konfliktgebiet dar, in dem rivalisierende Ansprüche vorhanden sind. Die man entsprechend der bisher gängigen außenpolitischen Praxis durch Verhandlungen gelöst hat oder durch den Einsatz militärischer Mittel. Willkommen in der Realpolitik der Großmächte!
List of countries that have gained independence from the United Kingdom - Wikipedia
Deswegen ist der Verweis auf Verhandlungslösungen im Rahmen von einer weitgehenden Autonomie nicht so absurd wie manche es hier in polemischer und polarisierender Absicht darstellen. Und im Fall von Hong Kong hat man gezeigt, dass es diplomatische Modelle gab. Man hätte bis 1976 - noch mit Peron - durchaus zu einer diplomatischen Lösung kommen können. Wenn man es denn gewollt hätte.
Ansonsten ist der penetrante Hinweis auf die Umkehrung von Verhältnissen im Krieg wohl der Überheblichkeit geschuldet, dass manche hier im Forum glauben, die "richtige Sicht" gepachtet zu haben. In diesem Sinne sollten manche vielleicht sich doch mal wieder entsprechende Darstellungen ansehen, um zu erkennen, dass die differenzierte Darstellung der Entwicklung, die zu dem Krieg geführt haben, das zentrale Anliegen einer fundierten Historiographie ist oder die analytische Bewertung durch Politologen. Und nicht die Belehrung über Trivialitäten, von denen man glaubt, dass der andere sie angeblich denkt. Das Buch von Westard ist durchaus empfehlenswert!
Ansonsten mag sich jeder ein eigenes Bild machen über die Formulierung einer die Menschenrechte achtenden kritischen Außenpolitik. Dargestellt - primär - durch Linklater bzw. ergänzend durch Wendt.
Brink, Tobias ten (2008): Staatenkonflikte. Zur Analyse von Geopolitik und Imperialismus - ein Überblick. 1. Aufl. Stuttgart: Lucius und Lucius
Linklater, Andrew (1990): Men and citizens in the theory of international relations. 2nd ed. London: Macmillan in association with the London School of Economics and Political Science.
Linklater, Andrew (2011): The problem of harm in world politics. Theoretical investigations. Cambridge, New York: Cambridge University Press.
Linklater, Andrew (2013): Transformation of Political Community. Ethical Foundations of the Post-Westphalian Era. 1. Aufl. s.l.: Polity.
Linklater, Andrew (2017): Violence and civilization in the Western states-systems. Professional secrecy of lawyers. Cambridge: CambridgeCore.
Linklater, Andrew (2021): The idea of civilization and the making of the global order. Bristol: Bristol University Press
Roach, Steven C. (2010): Critical theory of international politics. Complementarity, justice, and governance. London, New York: Routledge.
Wendt, Alexander (2010): Social theory of international politics. 14. Aufl. Cambridge: Cambridge Univ. Press