Feuermachen in der Frühen Neuzeit

M

mvbeo

Gast
Welche Methode zum Feuermachen wurde um 1600 üblicherweise in Norddeutschland verwendet?

War auch Feuerbohren mit Bogen noch üblich?

Danke für Hinweise

mvbeo
 
Das typische Feuerbohren mit einem Bogen wird sogar heutzutage noch von Innuit praktiziert. Inwieweit es im Norddeutschland des 17. Jrh. verwendung fand kann ich jetzt so auf Anhieb nicht bejaen.
 
Ich kenne Schlagstahl und Feuerstein in Kombination mit Zunderpilz eigentlich für das gesamte 17. Jh..

Von einem "Selbstversuch" her kann ich bestätigen, dass Feuerstein und Zunderpilz nach etlichen Fehl-Versuchen relativ problemlos funktioniert.

Wogegen das Feuerbohren wesentlich mehr Vorbedingungen hat, die gegeben sein müssen. Vermutlich schafft es ein gewiefter "Bohrer" auch wenn die Vorbedingungen z. Teil fehlen, aber wenn es überlebensnotwendig ist, wird das Mitnehmen von Feuer die sicherere Sache gewesen sein.
 
Von einem "Selbstversuch" her kann ich bestätigen, dass Feuerstein und Zunderpilz nach etlichen Fehl-Versuchen relativ problemlos funktioniert.

.

Ich wollte eigentlich gar nichts dazu sagen.
Nur so viel.

Die Frage stellte sich doch damals gar nicht.
Die sind damit aufgewachsen. Feuer machen konnte jeder und heute experimentiert man damit rum. Ist ja lächerlich.
Genauso, wie man heute rumwundert, wie Bauwerke entstanden. Die Leute damals waren weniger dümmer oder genauso dumm, wie wir heute.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wollte eigentlich gar nichts dazu sagen.
Nur so viel.

Die Frage stellte sich doch damals gar nicht.
Die sind damit aufgewachsen. Feuer machen konnte jeder und heute experimentiert man damit rum. Ist ja lächerlich.
Genauso, wie man heute rumwundert, wie Bauwerke entstanden. Die Leute damals waren weniger dümmer, wie wir heute.

Natürlich waren die nicht dumm.

Fakt ist aber, dass sie tatsächlich Feuer in geeigneten Gefässen mit sich herumgeschleppt haben.
Was ich erst verstanden habe, als ich mal "Feuer gebohrt" habe.

Alles klar?:friends:
 
Fakt ist aber, dass sie tatsächlich Feuer in geeigneten Gefässen mit sich herumgeschleppt haben.
Was ich erst verstanden habe, als ich mal "Feuer gebohrt" habe.
Kommt auf den Zeitpunkt an. Für das 18.Jh. und wohl auch das 17. würde ich als wichtig die Glut ansehen. Versuch mal im Gehen ohne Feuerzeug eine Pfeife anzuzünden! Das geht am besten mit einer Lunte, wenn keine Feuerquelle in der Nähe ist und man zum Fidibus greifen kann.
 
Kommt auf den Zeitpunkt an. Für das 18.Jh. und wohl auch das 17. würde ich als wichtig die Glut ansehen. Versuch mal im Gehen ohne Feuerzeug eine Pfeife anzuzünden! Das geht am besten mit einer Lunte, wenn keine Feuerquelle in der Nähe ist und man zum Fidibus greifen kann.


Hast natürlich recht. Die haben kein Feuer mit sich rumgeschleppt sondern Glut.

Aber zur Ausgangsfrage zurück, die haben doch im 17. Jahrhundert mit Feuersteingewehren geschossen. Also werden sie damit auch Feuer gemacht haben.
 
Aber zur Ausgangsfrage zurück, die haben doch im 17. Jahrhundert mit Feuersteingewehren geschossen. Also werden sie damit auch Feuer gemacht haben.
Im Prinzip gab es solche Feuerzeuge. Allerdings kenne ich solche Exemplare eher aus dem 18.Jh. und auch zu der Zeit waren sie eher in der Oberschicht im Gebrauch, was wohl eine Kostenfrage war.
Das spanische Schnappschloss ist eine noch ältere Erfindung, als die Schlosssystem, das wir von den typischen Steinschlossgewehren her kennen. Um 1600 war bezeichnenderweise aber noch das Luntenschlosssystem für die breite Masse, also das Fußvolk das mit der größten Verbreitung. Teurer in der Herstellung usw. war das Radschloss, das dann ohne Lunte auskam.
 
Hallo, ich bin neu hier und grabe direkt mal einen uralten Thread aus, aber es geht mir um genau die Frage, die hier schon in Teilen beantwortet wurde, und zwar, wie man in der frühen Neuzeit die alltägliche Beleuchtung beschaffte.

Der Hintergrund ist der, dass ich einen Roman schreibe, der um 1630 spielt und natürlich möglichst historisch korrekt sein soll. In einer Szene möchte ich nun recht genau beschreiben, wie meine Protagonistin und eine Freundin versuchen, im dunklen Haus eine Lichtquelle zu entzünden - nur um dann etwas beunruhigendes zu entdecken.

Ich bin aber unsicher, wie genau das aussehen müsste. Eine Öllampe? Was war das Material des Dochtsß Was hat Zunderpilz damit zu tun und wurde es, wie in diesem Thread erwähnt, einfach mit Schlagstahl und Flint entzündet oder kam Pyrit aka Katzengold zum Einsatz? Bitte helft mir.
 
@JAMS

Für Deine Frage wären der gesellschaftliche Stand und der Wohlstand Deiner Protagonistin von Belang.

Die weit überwiegende Zahl der Menschen nutzte bis weit in die Neuzeit hinein Talglichter, keine Öllampen. Die Verwendung von Lampenöl durch die Jagd auf Wale und Robben war 1630 erst im Kommen, und den höheren Schichten vorbehalten.

Die einfachste Methode, um immer Feuer zur Verfügung zu haben, war, irgendwo im Haus ein Feuer zu unterhalten und nicht ausgehen zu lassen. Die meisten Menschen würden darauf geachtet haben, dass sie zumindest etwas Glut zur Verfügung hatten, um wenigstens einen Kienspan daran zu entzünden.

Es hat seinen Grund, dass praktisch jede Religion oder Kultur einen Hüter des Herdfeuers kennt. Weiter oben meinte der selige @florian17160, es wäre den Leuten weiland natürlich viel leichter gefallen als uns, ohne komplizierte Hilfsmittel Feuer zu machen, und das stimmt auch, andererseits ist der Mensch eben auch ein Mensch. Wenn ich hungrig bin und kochen möchte oder nachts dringend austreten muss, möchte ich nicht erst fünf Minuten schaben und bohren müssen.

Wer in die Verlegenheit kam, unterwegs Feuer zu benötigen, würde etwas Glut mitgenommen haben, dafür gab es eigene Döschen.

Hatte man kein Feuer zur Hand, dürfte das verbreitetste Feuerzeug seit dem Mittelalter der Feuerstahl gewesen sein. Die Ärmeren würden sich mit Zunder und Feuerstein beholfen haben. Den Wohlhabenden standen im 17. Jahrhundert bereits frühe Feuerzeuge auf Basis des Stein- oder Radschlosses zur Verfügung.
 
Ja und ist verfügbarer, hab damit gute Erfolge gehabt.

Wichtig ist die Qualität des Feuersteins, wirklich gute Qualitäten sind schwer zu bekommen.
 
@JAMS

Für Deine Frage wären der gesellschaftliche Stand und der Wohlstand Deiner Protagonistin von Belang.

Die weit überwiegende Zahl der Menschen nutzte bis weit in die Neuzeit hinein Talglichter, keine Öllampen. Die Verwendung von Lampenöl durch die Jagd auf Wale und Robben war 1630 erst im Kommen, und den höheren Schichten vorbehalten.

Die einfachste Methode, um immer Feuer zur Verfügung zu haben, war, irgendwo im Haus ein Feuer zu unterhalten und nicht ausgehen zu lassen. Die meisten Menschen würden darauf geachtet haben, dass sie zumindest etwas Glut zur Verfügung hatten, um wenigstens einen Kienspan daran zu entzünden.

Es hat seinen Grund, dass praktisch jede Religion oder Kultur einen Hüter des Herdfeuers kennt. Weiter oben meinte der selige @florian17160, es wäre den Leuten weiland natürlich viel leichter gefallen als uns, ohne komplizierte Hilfsmittel Feuer zu machen, und das stimmt auch, andererseits ist der Mensch eben auch ein Mensch. Wenn ich hungrig bin und kochen möchte oder nachts dringend austreten muss, möchte ich nicht erst fünf Minuten schaben und bohren müssen.

Wer in die Verlegenheit kam, unterwegs Feuer zu benötigen, würde etwas Glut mitgenommen haben, dafür gab es eigene Döschen.

Hatte man kein Feuer zur Hand, dürfte das verbreitetste Feuerzeug seit dem Mittelalter der Feuerstahl gewesen sein. Die Ärmeren würden sich mit Zunder und Feuerstein beholfen haben. Den Wohlhabenden standen im 17. Jahrhundert bereits frühe Feuerzeuge auf Basis des Stein- oder Radschlosses zur Verfügung.

Wow, vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Das hat mir sehr geholfen.

Also, meine Protagonistin kommt zwar aus nicht adligen aber verhältnismäßig wohlhabenden Verhältnissen, Tochter eines Händlers der zu etwas Geld gekommen ist. Jetzt ist sie jedoch auf der Flucht und auf einem einfach Bauernhof untergekommen, deswegen war das Talglicht wohl die deutlich bessere Wahl.

Für die, die er interessiert (und gerne auch zum drübergucken, aus historischer Perspektive) der entsprechende Ausschnitt aus dem Kapitel:

...
Als Alma in der Küche ankam, erkannte sie wie Kunigunde im Fast-Ganz-Dunkeln bereits daran war, ein Talglicht zu präperieren. „Hilf mir mal mit dem Zunder“, meinte sie und reichte ihr den Schlagstahl und ein recht kleines Stück von etwas, das aussah wie ein Stein; Alma wusste aber schon dank der Beschaffenheit, dass es sich um Katzengold handelte. Das landläufig abgebaute Mineral war bestens geeignet, um Feuer zu machen.
Hätte Alma nicht gewusst, wie das zu bewerkstelligen war, wäre sie schon in so machem Winter zu Tode gefroren. Als Kunigunde die Lampe, bereit entfacht zu werden, auf den Küchentisch gestellt hatte, konnte Alma loslegen. Routiniert schlug sie das Stahlstück über das Katzengold, eine schnelle, gerade Bewegung und direkt ließ sie Funken sprühen, die hell in der Düsternis leuchteten. Ein zweiter Versuch und schon hatte der Leinendocht Feuer gefangen.
Die in die Länge gezogene, kleine Flamme warf ihr flackerndes Licht und ließ in der Küche nun mehr erkennen, als nur schattenhafte Umrisse. Alma und Kunigunde zeigte sich der gleiche hölzerne Tisch, dazu Bank und Stühle, die gleiche Küchenspüle, der aufgemauerte Herd mit Rauchfang sowie die Kannenborte mit vertrautem Küchengerät. Alles sah aus, wie es immer ausgesehen hatte – mit einer Ausnahme. Dort auf dem Tisch lag etwas; etwas, das diejenigen, die den Hausfrieden gestört hatten, dort zurückgelassen hatten: eine Art Umschlag.
...

Ist frisch getippt also keine Gewähr was Rechtschreibung angeht :D
 
Normalerweise braucht man den Zunder, ein direktes Anzünden ist so eigentlich nicht möglich.

Die winzigen! Funken entzünden den Zunder, daraus wird eine größere Flamme geschaffen, mit der sich dann etwa ein Docht entzünden läßt.

Bei einem Benzin-oder Gasfeuerzeug funktioniert das direkt, weil das zu entzündende Medium schon gasförmig vorliegt, bei Öl-oder Talglampen wird durch die Erhitzung des Dochtes der Brennstoff vergast um zündfähig zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich will damit nur sagen, das präparieren des Dochtes, das Funken schlagen und schon brennt es, klingt mir zu kurz, wenn Du versuchst, das ausführlich zu beschreiben, dann fehlt da noch was.

Hast Du die Möglichkeit, das einmal selbst auszuprobieren? Vielleicht gibt es bei Dir in der Nähe auch eine Mittelaltergruppe, die können das meist.
Eventuell könntest Du auch in einem Mittelalterforum anfragen.
 
Zurück
Oben