Frage für Revolutionsexperten

1.
Ich erlaube mir, Deine Zitierweise zu übernehmen.

2.
ad 1)

Das Bild, das Du verlinkst, zeigt das was es soll ("König => Paris"), insoweit korrekt. Bildkritik: Die Bajonette sind zu kurz, im späten 18. Jh. waren Bajonette ca. 40 bis 60 cm lang. Die Marschordnung ist zu eng und höchst schematisch dargestellt. So bekommst Du keine Soldaten zum laufen. ;)
1.
Das freut mich.:yes: Ich finde die Zitierweise recht überschaubar. Außerdem macht das Zerstückeln von anderen Beiträgen zum Zitieren mir auch zuviel Arbeit. :rotwerd:

2.
Bei den Bajonetten hast Du recht. Auffällig wird das v.a. durch das Verhältnis zu der Dille, die viel zu lang dargestellt ist.
Davon abgesehen sind die Patronentaschen eher Erfindungen des Zeichners, sie sahen ganz anders aus.
Mir fällt auf, dass die Bärenfellmützen durchweg keine Bleche haben. Das ist sehr ungewöhnlich m.E..

Allerdings kann ich an der Marschordnung nicht viel aussetzen.

Die Soldaten marschieren Ellenbogen an Ellenbogen, was eigentlich dem Reglement entspricht.
Der Abstand der Glieder zueinander wäre die nächste Frage. Grundsätzlich sollen beim Marschieren zwischen Tornister - ja leider hier nicht vorhanden - un Brust des Hintermannes ungefähr zwei Handbreit Raum sein, jedenfalls nicht viel mehr. Automatisch tritt idealerweise damit der Hintermann möglichst auf die Fläche, welche der Fuß des Vordermannes eben verlassen hat. (Ich denke, das ist fachmännisch genug ausgedrückt.)

Auf längeren Märschen wurde die Formation aber aufgelockert und der Abstand zwischen den Gliedern vergrößert (um ca. 2 Schritt, wenn ich mich recht entsinne). Obendrein wurde dann erlaubt die Muskete "à volonté" (heißt: ganz nach Gusto, aber freilich so, dass man den Hintermann nicht aufspießt - das Bajonett war ja in der Regel aufgepflanzt).
Die hiermit beschriebene Formation (Befehl "... pas de route") halte ich hier aber für die persönliche Bedeckung des Königs für unglaubhaft.

Auffällig ist die einheitliche Gewehrhaltung (Befehl: "L'arme au bras!"). Diese wurde eingenommen, wenn man größere Distanzen nicht in gewöhnlicher Haltung zurücklegen konnte ("Portez armes!"), da diese den Soldaten auf die Dauer zu sehr erschöpft. Interessant ist, dass der Befehl unterschiedlich von den Soldaten ausgelegt wird. Einige nutzen zwei Arme, einige nur einen Arm zum Stabilisieren der senkrechten Haltung des Gewehrs.

Immerhin genügt die enge Formation noch, dass sich einer der Grenadiere zu einem Kameraden nach hinten umdrehen kann. So arg dicht können sie also nicht marschieren. Der Aspekt ist interessant, deutet er doch eine Lockerheit in der Auffassung von Disziplin bei den Soldaten aus, die allerdings glaubhaft ist(sind ja eine frische Truppe, keine abgebrühten Frontschweine).

Fazit: Mir scheinen die Soldaten etwas zu eng, aber nicht deutlich zu eng dargestellt.
Quellenkritisch gesehen ist die Abbildung dafür, dass der Zeichner sicherlich für Uniformen kein Fachmann (wie Kobell, Suhr, Geißler oder Seele) war, recht glaubhaft und nützlich.

(Anmerkung: Befehle aus der Erinnerung zitiert, können auch erhebliche Fehler in Schreibweise und Ausdruck beinhalten.)
 
@Brossotin

Tragen wir die Gemeinsamkeiten zusammen. Die Tragweise der Gewehre ist auf vielen Abbildungen des 18.Jh. nachweisbar. Die Fellmützen der Grenadiere haben keine Bleche, ungewöhnlich, yep. Die Bajonette können so nicht stimmen, korrekt. Bei den Uniformröcken sind wir auch d'accord. Grenadiere sind ungleich leichte Infanterie, daher die mögliche Abweichung des Bildes bei den Gamaschen von Schreiberling89 und des von Dir verlinkten. O.K.

Das Soldaten während eines Marsches schwatzen ist auch eher normal.
Bliebe die Marschordnung. Ellenbogen an Ellenbogen m.E. auch i.O. Du schriebst,

"Grundsätzlich sollen beim Marschieren zwischen Tornister - ja leider hier nicht vorhanden - un Brust des Hintermannes ungefähr zwei Handbreit Raum sein, jedenfalls nicht viel mehr. Automatisch tritt idealerweise damit der Hintermann möglichst auf die Fläche, welche der Fuß des Vordermannes eben verlassen hat. (Ich denke, das ist fachmännisch genug ausgedrückt.)"

Das ist nachvollziehbar beschrieben. Zwei Handbreit zwischen dem Vordermann (egal jetzt ob ohne oder mit verhasstem Tornister [auch wenn dort ein Marschallsstab liegt]) ist einfach zu gering. Ich habe mit einem Studenten gerade einen "Feldversuch" gemacht. Die Heiterkeit war groß.

1. Eine Frontwendung (90 Grad) wäre nicht möglich. Von dem Gebrauch des Gewehres ganz abgesehen.
2. Obwohl wir größenmäßig einigermaßen übereinstimmen, wäre eine Marschordnung, Fuß des folgenden Soldaten tritt in den Fußabdruck des vorhergehenden Soldaten, eine ballettreife Leistung.

Vllt. sind wir nur zu ungeschickt.

Gruß aus Berlin



M. :winke:
 
Eine Frontwendung (90 Grad) wäre nicht möglich. Von dem Gebrauch des Gewehres ganz abgesehen.
Obwohl wir größenmäßig einigermaßen übereinstimmen, wäre eine Marschordnung, Fuß des folgenden Soldaten tritt in den Fußabdruck des vorhergehenden Soldaten, eine ballettreife Leistung.

Frontwendung muss allerdings möglich sein. Tornister gut gepackt macht etwa 30 bis 40 cm, kommt drauf an, ob die schweren Sachen (Kanne, Topf, Pfanne) oder sowas noch draufgeschnallt sind.
40 cm + ca. 40 cm macht ca. 80 cm. Raum für den nächsten Soldat müsste dann bei Einwenden möglich sein. Wohlgemerkt, das mit dem Wenden machen ja alle Soldaten gleichmäßig. Problematisch wird es, ohne Witz (!) bei zu dicken Soldaten (kam aber wohl damals nicht vor). Die können schon nicht nur theoretisch das Ganze durcheinander bringer, weil sie sozusagen "überstehen".
Guck Dir mal oben das Bild an: 22e demi-Brigade de Ligne
Aus der Formation (Linie, drei Glieder tief) kann man per Drehung auf der Stelle (kein Schwenk !) direkt in Kolonne übergehen. Marschiert man in der Dichte, so tritt man mit dem rechten Fuß z.B. dahin, wo zuvor der rechte Fuß des Vordermannes war.
Alles eine Frage der Übung.
Die dichte Formation ist unabdingbar, wenn man manöverieren will und verhindern will, dass die Linie nicht auseinander reißt.
 
o.t.

Mit der Truppe würde ich noch nicht einmal versuchen, Andorra einzunehmen. Im Zweifel fragen die nach dem nächsten Supermarkt und die Mehrwertsteuerbegünstigung.

Weil, da bräuchte ich neben einem Militärhistoriker, einen Radiologen, Orthopäden, Internisten, Gerantologen, Neurologen, Psychiater und Juristen. Der Jurist hätte die Aufgabe den Teilnehmern am Kriegszug zu erklären, daß alles mit der Haager Landkriegsordnung und der Genfer Konvention o.k. geht.

M. ;)
 
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