Frage zu Kolumbus

Ich habe hier auch schon die Meinung gehört, daß man es nicht nur ahnte, sondern sogar wußte, daß es im Westen noch weitgehend unerforschtes Land gab. Nur wurde das lange geheim gehalten. (Ich glaube, irgendwo hatten wir dazu auch eine Diskussion...)
Nur Kolumbus scheint bis zu seinem Tod geglaubt zu haben, er hätte den westlichen Seeweg nach Indien entdeckt.

Die Existenz der Schule von Sagres ist nicht unumstritten.
In der „Crónica do descobrimento e conquista da Guiné“,“ von Gomes Eanes de Zurara wird zwar von dieser Seefahrerschule berichtet, jedoch gilt das Werk nicht als zuverlässige Geschichtsquelle. Es könnte sich dabei auch um eine Legende handeln, da andere zeitgenössische Dokumente keine weiteren Hinweise liefern.



Es gab zahlreiche Sagen und Legenden über Land im Westen des Atlantiks. (Eigentlich behandelt der Kolumbus/Atlantis-thread dieses Thema.)
Aber ganz kurz:


In der „Navigatio Sancti Brendani“ aus dem 9.Jh. kreuzt der Heilige Brendan mit seinen Leuten angeblich in den Jahren 565 bis 573 durch den Atlantik und entdeckt nebenbei auch Amerika (rund 500 Jahre vor den Wikingern und 1000 Jahre vor Kolumbus!). Das ist allerdings nur eine Sage.

Die geheimnisvolle Insel Antilia taucht zuerst bei Zuane Pizzigani 1424 auf und hält sich danach jahrzehntelang in vielen folgenden Karten.

Englische Seefahrer sollen seit 1480 begonnen haben, die Sageninsel Hy Breasail, aus der sich später der Name Brasilien ableitete, zu suchen. Sehr weit nach Westen sind jene Expeditionen wahrscheinlich nicht gekommen. Kartografen jener Zeit trugen dennoch den Namen Brazil oder Antilia gerne auf (vermuteten) Inseln im Atlantik ein.

Belegt ist dagegen, dass z.B.die Ostgruppe der Azoren im Jahre 1427 durch die Portugiesen entdeckt wurde, die Westgruppe erst 1452. Weiter westlich war zu Zeiten des Kolumbus kein Land bekannt.

Wie schon beschrieben, vertraute Kolumbus der auf falschen Berechnungen gezeichneten Karte Toscanellis. Unter günstigen Wind- und Strömungsverhältnissen rechnete Kolumbus deshalb damit, ungefähr nach 40 Tagen (nach der Abfahrt von den Azoren) auf Land zu stoßen.
Der Witz ist: Toscanelli hatte zwar den Erdumfang viel zu klein angenommen, jedoch die Ausdehnung der Wassermasse bis zum nächsten Kontinent, also die Weite des Atlantiks, recht genau getroffen.
So kam es, dass Kolumbus nach 36 Tagen tatsächlich Land (wahrscheinlich eine Insel der Bahamas-Gruppe) erreichte. Kein Wunder, dass er danach die Korrektheit der Toscanellikarte bestätigt sah fest davon überzeugt war, eine Insel vor dem indischen Festland erreicht zu haben.


LG Nicole
 
Wäre nicht Amerika dazwischen gelegen, wäre Kolumbus von seiner verhungernden Mannschaft massakriert worden.

Es ist keine Aussage darüber zu treffen, ob Kolumbus nicht zur Umkehr bereit gewesen wäre und ob diese dann auch noch rechtzeitig erfolgt wäre. Anlaufpunkt wäre die westliche Gruppe der Azoren gewesen.
Dass er ohne Rücksicht auf das Leben der Mitglieder an Bord immer weiter nach Westen gesegelt wäre, halte ich für unwahrscheinlich.

LG Nicole
 
Es ist keine Aussage darüber zu treffen, ob Kolumbus nicht zur Umkehr bereit gewesen wäre und ob diese dann auch noch rechtzeitig erfolgt wäre. Anlaufpunkt wäre die westliche Gruppe der Azoren gewesen.
Dass er ohne Rücksicht auf das Leben der Mitglieder an Bord immer weiter nach Westen gesegelt wäre, halte ich für unwahrscheinlich.

LG Nicole

Allein von Hispaniola bis zu den Azoren brauchte Kolumbus auf dem Rückweg nach Europa 42 Tage. Kolumbus strandete an Land das erste Mal auf einer winzigen Bahamas-Insel. Sie liegt längengradmäßig fast identisch wie Hispaniola.
Also nichts ist mit rechtzeitiger Umkehr und nicht verhungern.
 
Kolumbus strandete an Land das erste Mal auf einer winzigen Bahamas-Insel.

Also bitte, lieber Hurvinek, Kolumbus ist nicht gestrandet.

Ansonsten gebe ich dir aber Recht, die Rückfahrt dauerte länger und war auch turbulenter.
Ich störte mich nur an der Behauptung, die hungrige Besatzung hätte Kolumbus irgendwann verspeist, wenn kein Land gesichtet worden wäre.
Als sich im westlichen Atlantik die Anzeichen auf nahes Land mehrten, war eine Umkehr sowieso kein Thema mehr. Ab etwa dem 25. Sept. richteten sich die Blicke nur noch nach Westen (für die Sichtung von Land wurde eine stattliche Prämie ausgelobt, die Kolumbus selbst einheimste.)
Die angeblich drohende „Meuterei“ ist erwiesenermaßen eine Erfindung des Kolumbus, um den eigenen Mythos zu bilden. (nach L. C. Cuenco und J. Dyson).
In Wirklichkeit hat der Kapitän der Pinta am 6.Oktober vorgeschlagen, vom reinen Westkurs in Richtung Südwest abzuweichen, da wiederholt von dort kommende Vogelschwärme gesichtet wurden. Die kleine Flotte befand sich zu diesem Zeitpunkt wohl gerade nördlich von Puerto Rico und wäre sonst an der Küste Floridas angelandet. Durch die Richtungsänderung ging es auf die Bahamas.

Kolumbus hat übrigens noch auf seiner vierten Reise von seinen Kapitänen und Reisegefährten sämtliche Aufzeichnungen während der Fahrt vor der Ankunft in Europa zurückgefordert. Nur von ihm autorisierte Schilderungen und Einzelheiten durften Verbreitung finden. (Auf die notwendige Vorsicht bei der Auswertung der Quellen wird allgemein hingewiesen.)
Das Originalbordbuch der ersten Fahrt ist leider verschollen, jedoch existiert eine Kopie durch Las Casas und Fernan Colon, die jeder modernen Ausgabe des Logbuchs zugrunde liegt.


Und noch etwas:
Kolumbus beobachtete am 13.September die Deklination der Magnetnadel. Im Bordbuch notierte er, dass die Erde wohl doch nicht wie angenommen kugelförmig sei, sondern etwa die Gestalt einer Birne habe.:rofl:



Zum Nachlesen:
Oswald Dreyer-Eimbcke, Kolumbus- Entdeckungen und Irrtümer in der deutschen Kartographie, Frankfurt 1991


LG Nicole:winke:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das Originalbordbuch der ersten Fahrt ist leider verschollen, jedoch existiert eine Kopie durch Las Casas und Fernan Colon, die jeder modernen Ausgabe des Logbuchs zugrunde liegt.

Ich hatte einen mittlerweile leider verschollenen Link der besagte, dass das Bordbuch auf der Rückreise absichtlich in einer Kiste über Bord ging. Grund war, dass das Schiff sehr großen Tiefgang hatte, da man eine zusätzliche Besatzung und diversen zusätzlichen Schiffskram des untergegangenen Schiffes an Bord hatte - bei den Stürmen annehmen musste unterzugehen - und unnützen Kram über Bord warf.
 
Hallo Hurvinek,

ein mit einer Botschaft versehenes und mit Wachs versiegeltes Fässchen soll Kolumbus auf der Rückfahrt tatsächlich über Bord geworfen haben, da er in einen schweren Sturm geriet und Sorge hatte, dass mit den beiden Schiffen auch die Kunde vom Erreichen des Landes im Meer versinken könnte.
Kolumbus kehrte allerdings heil zurück und das Fässchen dümpelt wohl heute noch auf dem Atlantik herum.:)

Bordbücher hatte Kolumbus sogar zwei geführt. Eines mit „gefälschten“, da zu geringen Angaben über die zurückgelegte Wegstrecke (um die anderen Mitglieder zu beruhigen), ein anderes mit „richtigen“ Angaben, nach seinen eigenen Messungen. Abschriften über beide Bücher existieren noch heute, so dass Forscher herausfanden, dass das manipulierte Bordbuch in Wirklichkeit exakter war, da Kolumbus die Geschwindigkeit der Schiffe stets zu hoch einschätzte.

Das („falsche“) Bordbuch musste er gleich nach der Ankunft den königlichen Beamten zur Auswertung überlassen, erhielt jedoch später eine Abschrift desselben, die dann später von Las Casas verwertet wurde.

LG Nicole
 

In der „Navigatio Sancti Brendani“ aus dem 9.Jh. kreuzt der Heilige Brendan mit seinen Leuten angeblich in den Jahren 565 bis 573 durch den Atlantik und entdeckt nebenbei auch Amerika (rund 500 Jahre vor den Wikingern und 1000 Jahre vor Kolumbus!). Das ist allerdings nur eine Sage.

Die geheimnisvolle Insel Antilia taucht zuerst bei Zuane Pizzigani 1424 auf und hält sich danach jahrzehntelang in vielen folgenden Karten.

Englische Seefahrer sollen seit 1480 begonnen haben, die Sageninsel Hy Breasail, aus der sich später der Name Brasilien ableitete, zu suchen. Sehr weit nach Westen sind jene Expeditionen wahrscheinlich nicht gekommen. Kartografen jener Zeit trugen dennoch den Namen Brazil oder Antilia gerne auf (vermuteten) Inseln im Atlantik ein.

Belegt ist dagegen, dass z.B.die Ostgruppe der Azoren im Jahre 1427 durch die Portugiesen entdeckt wurde, die Westgruppe erst 1452. Weiter westlich war zu Zeiten des Kolumbus kein Land bekannt.

Ich möchte da gerne noch die Expedition der dänischen Admirale, Diedrich Pining und Hans Pothorst, erwähnen. Pining kamen aus Hamburg, Pothorst aus Hildesheim und beide standen in dänischem Dienst. Sie bekamen von Christian I. den Auftrag, neue Länder und Inseln jenseits von Grönland zu suchen. Diese Fahrt, 1471 bis 1473, fand auf Ersuchen des portugiesischen Königs Alfons V., der mit der dänischen Krone im verwandtschaftlichem Verhältnis stand, statt. Als portugisischer Beauftragter nahm Joao Vaz Cortereal an dieser Fahrt teil. Dessen Sohn, Gaspar, versuchte auch später, 1500, noch einen nordwestlichen Seeweg nach Asien zu finden.
Leider existieren keine nähergehenden Beschreibungen über diese Fahrt, weshalb es zu vielen Mutmaßungen kam, von denen ich die intressanteste finde, dass auch Kolumbus als Gast an dieser Fahrt teilnahm.
Die Expedition folgte der nordamerikanischen Küste von Norden nach Süden. Da man jedoch nirgens eine Durchfahrt nach Westen fand, kehrte man wieder um. Wie weit man nach Süden vordrang, ist nicht überliefert. Von der Länge der Fahrt, wäre die Karibik möglich. Sollte Kolumbus mit an Bord gewesen sein, dann hatte er jedenfalls schon eine ungefähre Vorstellung von dem, was ihm auf dem direkten Westweg begegnen würde. Für die Portugiesen war es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht interessant genug.
 
Englische Seefahrer sollen seit 1480 begonnen haben, die Sageninsel Hy Breasail, aus der sich später der Name Brasilien ableitete, zu suchen. Sehr weit nach Westen sind jene Expeditionen wahrscheinlich nicht gekommen. Kartografen jener Zeit trugen dennoch den Namen Brazil oder Antilia gerne auf (vermuteten) Inseln im Atlantik ein.

Zeig mal eine zeitgenössische Karte, auf der die Sageninsel Hy Breasil mit Namen "Brazil" eingezeichnet ist.

Dein Einlass, dass Brasiliens Name von dieser imaginären irischen Sageninsel abstammen sollte ist Unsinn.
Die Rotholzbäume des Urwaldes gaben dem Land den Namen. Rotholz, was bisher von Indien mühsam nach Europa über Land/Wasser kam, wurde seit der Entdeckung der Amazonas-Regenwälder komplett aus diesem Gebiet eingeführt.
Da die Portugiesen portugisisch schon damals sprachen, heisst dieses Rotholz abgeleitet von Glut "brasa" Brasilholz. Als erstes hat man in diesem Gebiet die Küstenwälder in kürzester Zeit abgeholzt. Wenn es also damals für die Portugiesen in die neue Welt ging, dann in "das Land, wo die Bäume rotglühen".
 
Dein Einlass, dass Brasiliens Name von dieser imaginären irischen Sageninsel abstammen sollte ist Unsinn.
Weit verbreiteter Unsinn immerhin, wie ein Blick in die englische WP lehrt (Í Breasail): - Wikipedia, the free encyclopedia
"The generally accepted theory states that it was renamed for the brazilwood, which has an extreme red color (so "brasil" derived from "brasa": ember), a plant very valuable in Portuguese commerce and abundant in the new-found land, though it seems far more likely that the Brazilwood was named after the country, which was named after the mythical island."
Ich halt' mich da raus...:pfeif:
 
Zeig mal eine zeitgenössische Karte, auf der die Sageninsel Hy Breasil mit Namen "Brazil" eingezeichnet ist.

Hallo Hurvinek,
auf einer Karte von Angelino Dalorto aus dem Jahre 1325 erscheint erstmals eine Insel mit dem Namen „Brazil“ im Atlantik (südwestlich von Irland). Auch auf Martin Behaims Globus taucht sie auf (s.u.).


Dein Einlass, dass Brasiliens Name von dieser imaginären irischen Sageninsel abstammen sollte ist Unsinn. .
Hier das ganze Zitat und die Quellenangabe:

„Es wird für nicht ausgeschlossen gehalten, dass der Inselname Brazil auf einer Neufundland-Karte ein Hinweis sein könnte, dass Iren nach den Nordmännern in Amerika gewesen seien. Eine Insel dieses Namens erschien nachweislich zuerst auf der Karte von Angelino Dalorto aus dem Jahre 1325 als Landscheibe westlich von Irlands Südseite. Andere Erklärungen des Namens Brazil deuten auf eine vulkanische Insel hin und beziehen sich auf Brazier (Feuerschale). Im 12. und 13. Jh. brachte man den Namen auch mit dem indischen Räucherholz, dem Brasilholz, in Verbindung. Der portugiesische Name des roten Holzes verwob sich dann mit der sagenhaften Insel, so dass auch die südamerikanische Nordostküste diesen Namen erhielt. Seltsamerweise erscheint der Name Brazil in keiner nordischen Sage, obgleich die Beziehung zum Norden aus katalanischen Karten des 15.Jhs. erkennbar ist.“

Oswald Dreyer-Eimbke, Kolumbus- Entdeckungen und Irrtümer in der deutschen Kartographie, Frankfurt 1991, S.77

Auch auf dem „Erdapfel“ des Martin Behaim von 1492 taucht Brazil auf. Dazu schreibt Ulrich Knefelkamp:
„Westlich von Irland liegt die Insel Brazil, zu der eine Karavelle segelt. Dies war eine mythische Insel, deren Name (die Feurige) auf den vulkanischen Ursprung zurückgehen soll.“
(U. Knefelkamp in: Novos Mundos, S.76)



PS:
O.k., die Theorie zur Herleitung des Namens „Kanada“ stammt von Käpt´n Blaubär. :pfeif: In Hausarbeiten jenseits der 2.Klasse Grundschule sollte diese Theorie deshalb vernachlässigt werden.

LG Nicole;)
 
Mal etwas zum Namen America:

Auf Martin Waldseemüllers Karten von 1507 erscheint erstmals der Name America (nach Amerigo Vespucci), allerdings nur für Südamerika. Für Nordamerika verwendet er den Namen Parias.

Auf Waldseemüllers Karte „Die Neue Welt“ von 1513 ist die Bezeichnung America wieder gänzlich verschwunden. Stattdessen findet sich ein Vermerk auf der Fläche Südamerikas, dass Kolumbus dieses Land entdeckt habe.

Etwas später, im Jahre 1516 betitelt Waldseemüller das heutige Nordamerika mit Cuba, ein Teil Asiens (ein doppelter Schock für die Amis!), während er den südlichen Kontinent mit Prisilia Sive Terra Papagalli beschriftet. Daneben tauchen auch Terra Novae und Terra Parias auf.

Da aber die ältere Karte, jene von 1507, bereits in über 1000 Drucken vervielfältigt war, wurde diese zum Vorbild für viele andere Kartographen (Henricus Glareanus, Sebastian Münster u.a.), die damit auch den Namen America für den Südteil des Kontinents übernahmen. Erst Gerhard Mercator verwendete 1538 für beide Teile des Kontinents den Begriff America.



vgl:
Michael Kraus, Hans Ottomeyer (Hrsg.), Novos Mundos-Neue Welten, Dresden, 2007, S.83 ff.
Es handelt sich dabei um den Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin vom 24.Okt. 2007 bis 10.Februar 2008.


LG Nicole
 
Auf Martin Waldseemüllers Karten von 1507 erscheint erstmals der Name America (nach Amerigo Vespucci), allerdings nur für Südamerika. Für Nordamerika verwendet er den Namen Parias.

Auf Waldseemüllers Karte „Die Neue Welt“ von 1513 ist die Bezeichnung America wieder gänzlich verschwunden. Stattdessen findet sich ein Vermerk auf der Fläche Südamerikas, dass Kolumbus dieses Land entdeckt habe.

Natürlich verschwand der Name America wieder, da Waldseemüller einem Mann namens Matthias Ringmann glaubte, der Vespuccis Reiseberichte las und annahm, dieser hätte diesen Kontinent entdeckt.
 
Richtig. Waldseemüller und Ringmann hatten Amerigo Vespucci irrtümlicherweise für den Entdecker Südamerikas gehalten und deshalb dessen Vornamen als Grundlage für die Namensgebung herangezogen (in Anlehnung an Europa, Africa und Asia wählte man die weibliche Form).
Bis 1513 hatte Waldseemüller den Irrtum bemerkt und auf einer aktualisierten Version (die nun auch den Isthmus von Panama zeigt, wo vorher noch eine Meerenge war) einen Vermerk hinterlassen, dass die Neue Welt von Kolumbus entdeckt wurde.
Waldseemüllers Karte von 1516 bedeutete allerdings wieder einen Rückschritt, da Nordamerika als Teil Asiens betitelt wird. Es herrschte in diesen Jahren, d.h. vor der Fahrt Magellans, noch reichlich Konfusion.


LG Nicole
 
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Die Karte von 1507 nennt Kolumbus durchaus gleichwertig mit Vespucci.
Hier ein Auszug des Textes der Karte, Kursiva geben diakritische Zeichen des Originals wieder:

Est enim terra per Columbum regis Castiliae [ae als Ligatur] capitaneum atque Americum Vesputium magni & excellentis ingenij viros iuenta que licet maiori sua parte sub anni et solis via atque inter tropicos iaceat....
(aus der Tafel in der linken oberen Ecke)
 
Stimmt. Waldseemüller kannt natürlich Kolumbus. Es ging mir und Hurvinek um die Bezeichnung des Landes auf der Karte, d.h. welcher Name für Südamerika eingetragen war. Und dort steht America. Für Nordamerika verwendete Waldseemüller den Namen Parias.
Die Landverbindung beider Kontinente war noch nicht bekannt und die Karte von 1516 zeigt, dass man, durchaus im Sinne des mittlerweile verstorbenen Kolumbus, Nordamerika wieder mit Asien in Verbindung brachte.
Waldseemüller hat jedenfalls den Namen America nach 1507 nicht mehr benutzt und verwendete eine Anzahl anderer Bezeichnungen. Zu Columbia konnte er sich offensichtlich nicht durchringen.

LG Nicole
 
Parias sind im mittelalterlichen Spanisch 'Tribute', Auf der 1507er Waldseemüller-Karte ist das Gebiet, welches mit Parias bezeichnet ist das von México, bzw. damals Nueva España. Möglicherweise sollte hier die Tributpflichtigkeit der Gebiete angezeigt werden. Schönheitsfehler: Mexiko wurde erst 1519 erobert! Auch wäre die Benennung des Landes mit Parias imho unspanisch.
 
In meiner Quelle (Novos Mundos - Neue Welten 2007) steht, dass der Name Parias in Verbindung mit der Bezeichnung für die dortigen Ureinwohner zu sehen ist.

Auf der Waldseemüller-Karte von 1516 taucht Terra Parias plötzlich im heutigen Südamerika auf. Nordamerika wird als Cuba, ein Teil Asiens bezeichnet. Weiß jemand, woher der Name Cuba stammt?

Waldseemüller war natürlich nicht der einzige, der in diesen frühen Jahren Karten der neuen Welt zeichnete. Auf der Cantino-Karte ( von einem italienischen Spion aus dem portugiesischen Geheimarchiv um 1504 entwendet) zeigt sich, wie präzise die Portugiesen die Küstenlinie Afrikas (ausgenommen die Länder am Roten Meer) ermittelt hatten. Man hat das Gefühl, die Zeichnung ist mit Blick aus dem Weltraum entstanden (Erich von Däniken lässt grüßen;)). Dieses Gefühl schwindet aber recht schnell wieder, wenn man die Küstenlinien Nord-und Südamerikas betrachtet. Nord-und Mittelamerika sind sehr klein im Verhältnis zum übergroßen Südamerika dargestellt. Brasilien wird als Besitz Portugals eindeutig gekennzeichnet und ebenso - Neufundland (noch als Insel im Atlantik). Was hatten denn die Portugiesen in jenen Jahren in Neufundland zu suchen? Dass sie diese Region recht gut kannten, geht aus einer weiteren (anonymen) Karte dieser Jahre hervor. Die Portugiesen hatten Anfang des 15.Jhs. Breitengrade in ihren Karten eingeführt (eine senkrechte Skala durch den Atlantik).
Im Gebiet an der Nordostküste Nordamerikas müssen die Portugiesen bemerkt haben, dass Kompassnadel und Polarstern deutlich voneinander abweichen (Deklination). So wurde auf dieser anonymen Karte direkt bei Neufundland eine zusätzliche Breitengradskala eingetragen, die, etwas geneigt, den scheinbaren Fehler in dieser Region korrigierte.
Es wurde also nicht lange akademisch gerätselt, sondern das Problem pragmatisch gelöst!
 
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Dass sie diese Region recht gut kannten, geht aus einer weiteren (anonymen) Karte dieser Jahre hervor.

Hallo Nicole, da irrst Du Dich leider.

Die portugiesische Karte mit der zweiten Breitengradskala bei Neufundland ist nicht anonym, sondern stammt von Pedro Reinel.

Diese Karte ist äußerst verblüffend:
Es fehlen noch sämtliche Angaben über die Entdeckungen des Kolumbus sowie über Südamerika, die in der Cantino-Karte von 1502 (nicht 1504!) bereits verzeichnet sind.
Es sind Europa, Westafrika und der Nordatlantik dargestellt und darüber hinaus auch eine große Landmasse im Nordatlantik, die nur Grönland sein kann. Westlich davon, dort wo sich die zweite Breitengradskala befindet, ist ebenfalls Land verzeichnet (wahrscheinlich Baffin-Island, Labrador und/oder Neufundland). Dieses Land wird als Besitz der portugiesischen Krone gekennzeichnet.
Kannten die Portugiesen bereits Teile Nordamerikas, bevor Kolumbus zu seiner Reise aufbrach? Haben sie vielleicht deshalb 1494 im Vertrag von Tordesillas so vehement darauf bestanden, dass die Teilung der Besitzansprüche weiter nach Westen verlegt wird, um ihr entdecktes Land zu sichern? Die Nordostküste Südamerikas haben die Portugiesen erst 1500 erreicht, deshalb konnte es im Vertrag von Tordesillas noch keine Rolle spielen. (siehe Deinen Beitrag # 21).
 
Zur Pining-Pothorst-Cortereal-expedition habe ich irgendwo gelesen,daß eines der Ziele auch gewesen sein soll, die (kurz zuvor untergegangenen) Grönland- und Vinlandkolonien ,welche die Wikinger gegründet hatten, zu finden.
Wie ja bekannt sein dürfte,existierten diese ab ca.1000 n.Chr. und es gab sogar einen Bischof von Grönland und Vinland mit Sitz und Kirche in Gardar.
Es dürfte sich also bei Nordamerika bereits im Mittelalter keineswegs um die Terra incognita gehandelt haben, als die es zu Beginn der Neuzeit dargestellt wurde und es ist auch nicht auszuschließen,daß sowohl die Portugiesen als auch Columbus davon Kenntnis hatten.
 
Wie ja bekannt sein dürfte,existierten diese ab ca.1000 n.Chr. und es gab sogar einen Bischof von Grönland und Vinland mit Sitz und Kirche in Gardar.
Es dürfte sich also bei Nordamerika bereits im Mittelalter keineswegs um die Terra incognita gehandelt haben, als die es zu Beginn der Neuzeit dargestellt wurde und es ist auch nicht auszuschließen,daß sowohl die Portugiesen als auch Columbus davon Kenntnis hatten.
Dieser Meinung bin ich auch. Man wusste, wenn auch wenige, von dem Land im Westen. Nicht unbedingt von den Hochkulturen, auch wenn ich den Gedanken für spannend halte, dass sich ein paar Schiffe bis Florida oder gar in den Golf von Mexiko verirrt hatten. Es bestand nur kein wirtschaftliches Interesse, diese Entdeckungen weiter zu verfolgen. Sie blieben Seemannsgarn, das zur Zeit der Analphabeten bald vergessen wurde.
 
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