Gibt es igendwelche Belege dafür, dass Antiqua zeitgenössisch als "die Schrift der Frannzosen" und etwas fremdens angesehen worden wäre, angesichts der Tatsache, dass sie natürlich in den habsburgischen Teilen Italiens schon lange gängig war und sich etwa auch bei Frankreichs altem Erzrivalen Großbritannien, mit dem man regelmäßig verbündet war, längst durchgesetzt hatte?Aber ein Buch hat eine längere Lebensdauer, daher wurde es in der gleichen Zeit in Antiqua gesetzt, der Schrift der Franzosen.
Warum genau muss man das fragen?Und wenn zuvor die aus Italien stammende Antiqua-Schrift nach und nach in Europa populär wurde – selbst Polen hatte sie –, muss man sich schon fragen, warum ist "Deutschland" dem nicht gefolgt.
Man müsste das fragen, wenn Antiqua objektiv messbare Vorteile hätte, die eine Annahme geradezu aufgenötigt hätte.
Oder wenn Deutschland da allein gewesen wäre.
Du postulierst das, müsstest dir dann allerdings die logisch daraus folgende Frage stellen lassen, warum, wenn objektive Überlegenheit eines Schrifsystems und Schrifttyps so offenkundig wäre, sich das Ganze nicht über Europa hinaus weltweit durchgesetzt hat?
So wie du diese Frage stellst, konstruierst du a priori eine Art deutschen Sonderweg, der, wenn man sich vergegenwärtigt, wo sich Antiqua oder lateinische Buchstaben überhaupt, überall bis heute nicht durchsetzen konnten, so besonders allerdings gar nicht ist.
Man könnte z.B. mit Hinblick auf Europa genau so die Frage stellen, warum Russland bis heute beim Kyrillischen Alphabet und kyrillischen Buchstaben geblieben ist (oder Griechenland bei seinen Buchstaben), wenn doch eigentlich Lateinische Buchstaben und Antiqua offensichtliche Vorteile bieten und in dieser Hinsicht das Maß aller Dinge sind.
Man könnte durchaus auch einfach Hinnehmen, dass Menschen nicht unbedingt dazu tendieren ihre Gewohnheiten zu ändern, wenn sie in der Änderung keinen greifbaren Vorteil sehen.
Bauten sollten wir dann wirkklich separat diskutieren, wenn Interesse besteht.Das ganze Buch ist aus der Ex-post-Sicht geschrieben, aber anhand der Dokumente der Zeit. Und dazu gehören natürlich auch Bauten. Beinahe ganz Europa eiferte den Bauten des französischen Königs Ludwig XIV. nach – selbst kleine Fürstentümer, die sich das eigentlich gar nicht leisten konnten.