Wie schon erwähnt, ging der Riß in der Gesellschaft quer durch diese und durch alle Stände.
Ergänzend noch ein paar Zahlen und Anmerkungen zum privilegierten 1. Stand (Klerus):
Erster Stand: 130 (Tausend)
davon:
Bischöfe, Prälaten, Äbte: 10
Regularklerus: 60
davon.
Nonnen: 40
Mönche: 20
Weltklerus: 60
davon:
Pfarrer: 30
Vikare: 30
Der Klerus war von allen Steuern befreit, lediglich eine freiwillige Abgabe floß in die Staatskasse. Dieser Beitrag stieg zwar auf 5 Millionen Livres, sank aber prozentual von 10 auf 2% des Staatshaushaltes.
Insgesamt hatte der Klerus Einnahmen von ca. 200 Millionen Livres. Völlig ungleichgewichtig die Verteilung. Ein Bischof konnte mit min. 4000 Livre rechnen, teilweise wesenlich mehr, nicht selten bis zum 100-Fachen. Spitzenreiter war der Erzbischof von Straßburg mit 1,2 Mill. Livre.
Ein Pfarrer hingegen bekam ab 1786 nicht mehr als 750, ein Vikar lediglich 300 Livres. Zum Vergleich dazu verdiente ein Tagelöhner 200 Livres, wenn er denn Arbeit fand. [1]
Die durch königl. Edikt (1786) festgelegten Summen für den niederen Klerus kamen erst nach Aufbegehren der Pfarrer gegen die Kirchenoberen zustande. So wurde versucht, den "inneren Frieden" wiederherzustellen. Freilich mit einem Koalitionsverbot für die niederige Geistlichkeit verbunden.
Betrachtet man die Zusammensetzung der Deputierten des 1. Standen zu den Geralständen, dann ergibt sich dies:
Gesamt:291, davon 47 Bischöfe, 35 Abbés, 208 Pfarrer [2/Seite 221]
Schon daraus ergab sich die Gefahr, dass dieser 1. Stand für die Krone "verloren gehen" konnte, wie es dann auch tatsächlich geschah.
Noch ein paar Zahlen zum Brotpreis (4-Pfundbrot):
Nov. 1787: 9 Sous (20 Sous = 1 Livre)
Jan. 1788: 12 Sous
Frühjahr 88: 15, dann 20 Sous
Am 14. Juli 1789, an jenem Tag, an dem die Bastille, erstürmt wurde, stieg der Getreidepreis auf sein Rekordniveau ... " [2/ Seite 230]
Mal davon abgesehen, dass die Bastille übergeben wurde, läßt dies eher den Schluss zu, dass diese oder andere Revolten, eher so zu deuten sind:
"Der große Getreidemangel provozierte Furcht, Hass gegen die angeblichen Wucherer, eine starke Zunahme von durch das Land streifenden und nach Nahrungsmitteln suchenden Menschen und mehr oder minder spontane Ausbrüche von Gewalt." [2/Seite 230], als dass man von organisierten revolutionären Aktionen sprechen könnte.
Wie auch immer, deutlich wird die katatrophale wirtschaftliche Lage der Mehrheit der Franzosen, die einfach nach Veränderung schrie.
Grüße
excideuil
[1]
Michael Erbe: Die gesellschaftlichen Konflikte und der Ausbruch der Französischen Revolution, in: Malettke, Klaus (Hrsg): Soziale und politische Konflikte im Frankreich des Ancien Régime – Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin Bd. 32, Colloquium Verlag, Berlin, 1982, Seiten 106 u. 112
[2]
Malettke, Klaus: Die Bourbonen, Bd. II: Von Ludwig XV. bis Ludwig XVI. 1715-1789/92, W. Kohlhammer, Stuttgart, 2008