Da du von Belegen sprichst, rege ich an, das du solche zur Stützung deiner fragwürdigen These benennst.
Erstens siehe oben.
Zweitens: lese mal was Wiki schreibt über Delcassé, Französisch Außenminister.
Im Juni 1898 wurde Delcassé im Kabinett Brisson Außenminister als Nachfolger von Gabriel Hanotaux. Während die meisten anderen Außenminister der Dritten Republik nur wenige Monate amtierten, gelang es Delcassé sich sieben Jahre zu halten und dies trotz zum Teil heftiger außenpolitischer Kontroversen. Sein politischer Kurs war von einer entschiedenen Gegnerschaft dem Deutschen Reich gegenüber geprägt. Unter diesem Vorzeichen gelang es ihm, Frankreich aus seiner anfänglichen politischen Isolation herauszuführen.
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit kam es zur Faschoda-Krise, als der französische Hauptmann Marchand im südsudanesischem Ort Faschoda am Nil die französische Flagge hisste um so den Anspruch seines Landes auf eine Landverbindung zwischen Französisch-Westafrika und Dschibuti zu dokumentieren. Dies stieß auf heftigen Widerstand Großbritanniens, das selbst im Rahmen des Kap-Kairo-Plans den oberen Nil kontrollieren wollte. Frankreich wurde in einem Ultimatum zum Abzug aufgefordert, Delcassé gab nach und statt Marchand zog nun der britische General Kitchener im Südsudan ein. Der Sudanvertrag sprach schließlich Sudan Großbritannien zu, Delcassé übernahm dem Parlament gegenüber die Verantwortung für das Scheitern der weit gespannten Kolonialpläne, zugleich gelang ihm nun schrittweise die Annäherung an Großbritannien, was ihm ein geeignetes Mittel schien, ein Gegengewicht gegen das Deutsche Reich zu schaffen und so eventuell einmal eine Revanche für die Niederlage von 1870/71 zu ermöglichen.
Delcassé was an expansionist and very anti-German. Kaiser Wilhelm called him "The most dangerous man for Germany in France". Delcassé improved relations between France and Italy: at the same time, he adhered firmly to the alliance with Russia.
...
Finally he concluded the Entente Cordiale with Great Britain, covering colonial and other questions which had long been a matter of dispute, especially concerning Egypt, Newfoundland and Morocco. Suspicion of the growing entente between France and England soon arose in Germany, and in 1905 German assertiveness was shown in a crisis which was forced on in the matter of French policy by Delcassé personally, a sore point with Germany. The situation became acute, and was only really relieved by Delcassé's resignation in early 1906.
Lese mal
hier ab "The Entente Cordiale"
Der Artikel endet mit "So, in 1914 when Germany went to war, she faced the most unlikely of alliances: Radical Republican France, Liberal-Monarchist Britain and Autocratic Russia.
This was the brainchild of Theophile Delcasse".
Auch
dieser Artikel sagt, daß Delcassé Revanche haben wollte.
Pour décrire la rivalité qui oppose les deux hommes (i.e. Clémenceau und Delcassé NN), il convient de revenir sur les deux options possibles de politique étrangère que peut actuellement mener notre pays. Elles peuvent être brièvement résumées ainsi :
- La France garde des forces pour prendre sa revanche vis à vis de l’Allemagne, regagner l’Alsace et la Lorraine. Dans ce scénario, elle consolide son armée et évite de se disperser dans les aventures coloniales. Elle reste alors très ferme vis à vis de Guillaume II.
ou bien
- La France, amputée de ses deux belles provinces, tente de retrouver une autre grandeur en agrandissant son Empire colonial. Dans ce cas, elle ménage l’Allemagne pour avoir les mains libres en Afrique et en Asie.
Clemenceau est, de toute évidence, un adepte de la première option. Gambetta ou Ferry défendaient nettement la seconde.
La grande force, le talent de Delcassé est d’avoir remplacé le “ou bien” obligeant à un choix entre deux politiques par un “et”, dispensant de choisir et surtout faisant gagner notre pays sur tous les tableaux.
Eine rohe Übersetzung, denn es ist ja schon 50 Jahre her, daß ich Französisch lernte.
Um die Rivalität zwischen den beiden Männer zu beschreiben, braucht man nur damit einverstanden zu sein, daß es zwei Optionen gab für die Außenpolitik, die „damals“ unser Land führen sollte. Kurz zusammengefasst sind sie:
1. Frankreich hat Soldaten um seine Revanche auf Deutschland zu bekommen, und erobert Elsaß-Lothringen zurück.In diesem Fall wird das Heer verstärkt und werden koloniale Abenteuer vermieden.
oder aber
2. Frankreich, daß seine beiden schönen Provinzen verloren hat, versucht auf eine andere Weise Ansehen zu bekommen durch sein koloniales Reich zu vergrößern. In diesem Fall vermeidet es ein Konflikt mit Deutschland, um die Hände in Afrika und Asien frei zu haben.
Clémenceau war ganz deutlich Anhänger der die ersten Option. Gambetta oder (und??) Ferry verteidigten feurig die zweite Möglichkeit.
Die große Kraft von Delcassé ist, daß er
das "oder aber“, daß zu einer Wahl zwang,
ersetzte durch ein "und“, wodurch eine Wahl vermieden wurde und vor allem unser Land wieder eine wichtige Rolle spielte.
Drittens: vergiß aber auch nicht ...
[MOD: Werbelink gemäß Forenregeln entfernt] , der im entscheidenden Moment die Französischen Zügel lenkte.
Eine Zentralfigur in dem Streit um die Frage nach der Schuld am ersten Weltkrieg war Raymond Poincare, der in den entscheidenden Tagen des Jahres 1914 an verantwortlicher Stelle die Geschicke des französischen Volkes geleitet hatte. Mit 27 Jahren Abgeordneter der Kammer, später Berater und Minister, war Poincare ein leidenschaftlicher Verfechter des Gedankens der Revanche an Deutschland.
Viertens: auch darf nicht
General Boisdeffre vergessen werden.
Nicht umsonst liest man da "Sous le contrôle
partiel du ministère des Affaires Étrangères, il négocie avec le ministre russe Nicolas de Giers..." (
Teils unter die Leitung des Außenministerium, unterhandelte er mit dem Russischen Außenminister Nicolas de Giers...).
Das Französische Heer hegte auch Revanchegedanken.
Es gibt noch einige wichtige Personen, wie z.B. Maurice Paléologue, ein hoher Beamte im Französischen Außenministerium. Dennoch, es gab nicht viel Leute die davon wußten. Die Eingeweihten aber bekleideten Schlüsselpositionen.
Übrigens ist mir neu, das Bismarck nach der Krieg-in-Sicht-Krise eingeschüchtert gewesen sein soll. Vielmehr hat er aus dieser Krise entsprechende Konsequenzen gezogen.
Wiki sagt:
By 1875 France had recovered from defeat in the Franco-Prussian War and a new government began to militarily expand and reassert itself again as a player in European politics. The German general staff under Moltke was alarmed and managed to have Bismarck ban a French procurement of ten thousand cavalry horses from Germany. There followed some informal debate of the necessity of preventive war. The printing by a prominent newspaper of an article entitled "Is War in Sight?" caused a crisis to develop that was not to Bismarck’s advantage. The British government dispatched a polite warning to Berlin. Russia’s Tsar Alexander II and his chancellor Prince Gorchakov, at the time on a state visit to Germany, seized the opportunity to inject themselves as European peace makers. This action initiated a lasting estrangement between Bismarck and Gorchakov over the latter’s ‘interference’ in a Franco-German spat.
und
Ein solcher Zweifrontenkrieg wurde angesichts des Verhaltens Russlands und Englands gegenüber einem drohenden deutschen Präventivschlag gegen Frankreich während der Krieg-in-Sicht-Krise 1875 ein realistisches Szenario. Aus den Erkenntnissen dieser Krise ergab sich eine Verschiebung des außenpolitischen Schwerpunkts auf die Diplomatie.
Das Geklirr von Säbeln war seitdem nicht mehr Bestandteil der Deutschen Politik.
Was hier geschah war deutlich ein Einschüchtern durch GB und R. Und erst dadurch wurde die Politik geändert.
Du nennst es Konsequenzen ziehen. Wohlan, dann wurde Bismarck unsanft dazu gezwungen.