Grausame Taten der Soldaten im Dreißigjährigen Krieg 1618-1648

Die Grausamkeiten, die Spanier und napoleonische Truppen sich im Spanischen Unabhängigkeitskrieg gegenseitig antaten, sind schon recht ähnlich. Und auch der Zusammenbruch des napoleonischen Russlandheeres kennt Szenen der absoluten Entäußerung. Von den Verbrechen, die im Zweiten Weltkrieg begangen wurden, brauchen wir hier nicht zu reden.


Das sehe ich genauso, und es gleichen die Zeichnungen Goyas aus dem Zyklos "Los Desastres de la Guerra" denen Callots aus dem 30 Jährigen Krieg.
 
Das sehe ich genauso, und es gleichen die Zeichnungen Goyas aus dem Zyklos "Los Desastres de la Guerra" denen Callots aus dem 30 Jährigen Krieg.
Hm, begrenzt. Künstlerisch liegen dazwischen natürlich Welten.

Bei den Intentionen sehe ich aber auch Unterschiede. Sollten denn Callots Darstellungen Anklagen sein oder handelt es sich "nur" um Dokumentationen des Geschehens?
Die Titel der Zyklen sind freilich ähnlich.

Die Vorbildwirkung von Callot für Goya scheint hingegen erwiesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Callot#Werk

Ich würde sogar sagen, dass Franck mit seinen kämpfenden Bauern und Soldaten eher Goyas Werken ähnelt.:winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Konkrete grausame Taten bzw. Foltermethoden? Da fiele mir der sogenannte "Schwedentrunk" ein. Da wurde ein x - beliebiges, bemitleidenswertes Opfer festgehalten, und man trichterte ihm hernach Jauche ein, während von allen Seiten auf ihn eingedroschen wurde, bevorzugt natürlich die Bauchgegend, sodass alles wieder herausspritzte, aus Mund, Nase und Ohren. Man mag sich nur ungern die Verfassung des Betroffenen danach vorstellen.
 
Konkrete grausame Taten bzw. Foltermethoden? Da fiele mir der sogenannte "Schwedentrunk" ein. Da wurde ein x - beliebiges, bemitleidenswertes Opfer festgehalten, und man trichterte ihm hernach Jauche ein, während von allen Seiten auf ihn eingedroschen wurde, bevorzugt natürlich die Bauchgegend, sodass alles wieder herausspritzte, aus Mund, Nase und Ohren. Man mag sich nur ungern die Verfassung des Betroffenen danach vorstellen.
Aus den Ohren? Wie genau geht das, ohne eine direkte Verbindung zwischen Mundhöhle bzw. Mund- Rachensystem und den Ohren vonstatten? Kann es sein das du da ein etwas überstrapaziertes Bild vor Augen hast?

Ich habe vom "Schwedentrunk" natürlich auch schon gehört, aber hast du zufällig Zeitgenössische Quellen hierzu? Oder nur Rezeptionen? Ich finde nämlich eher zweiteres
 
Im "Simplicissimus" wird er auch beschrieben. Da er von einem Zeitzeugen verfasst wurde, kann man ihn wohl als "zeitgenössische Quelle" durchgehen lassen.
 
Ich habe vom "Schwedentrunk" natürlich auch schon gehört, aber hast du zufällig Zeitgenössische Quellen hierzu? Oder nur Rezeptionen? Ich finde nämlich eher zweiteres


Im "Simplicissimus" wird dieser Vorgang geschildert, bei Rezeptionen würde mir der Brockhaus einfallen.

Sehe gerade, ersteres wurde bereits erwähnt.
 
Simplicissimus, hierauf bin ich auch gestoßen, aber ist bei seiner Bewertung als erster "Abenteuerroman"? Nicht auch in gewisser Weise Räubergeschichten gesponnen wurden?

Der Einwand zum "aus den Ohren" kam ja aus rein logisch-anatomischen Überlegungen, es kann nichts aus dem Mundraum zum Ohrenkanal dringen, es sei denn man nimmt die Abkürzung durch Gaumendach und Hirn ;)
 
naja, es gibt noch die Ohrtrompeten, die Verbindung vom Rachenraum zum Ohr (Trommelfellrückseite) Bei zerstörtem Trommelfell ist dieser weg frei. Wenns zu den Ohren rauskommt , muß sehr weh tun
 
Vielen, vielen Dank an alle!

Ich hab mir alles noch mal genaustens durchgelesen und hab mich entsprechend vorbereitet! Ohne eure Hilfe hätte ich das nicht so gut geschafft!

Vielen DANK!

milkyway:respekt:
 
Was ich mich frage, ist, warum ausgerechnet im 30-jæhrigen Krieg die Brutalitæten so Ueberhand nahmen.
Die "Selbstversorgung" der Truppe kann nicht alleine ausreichende Begruendung sein, das gab's ja spæter auch, ohne dass es zu Exzessen in einem derart grossen Umfang kam.
Lies mal den Wiki-Beitrag zur Oranischen Heeresreform Ende des 16. Jahrhunderts. Durch das Aufstellen eines stehenden Heeres mit regelmäßiger Besoldung verschwanden die zuvor zur Existenzsicherung der Soldaten üblichen Plünderungen. Im Gegenzug mussten sich die Soldaten einer strengen Disziplin unterwerfen, die - auch im Hinblick auf das Verhalten gegenüber der Bevölkerung - durch ausgebildete untere militärische Führer überwacht wurde. Die hierdurch erreichte Ordnung ließ die jahrhundertealte Furcht der Bevölkerung vor den Soldaten verschwinden.

Im 30jährigen Krieg hingegen gab es - so schreibt Frank Westenfelder auf kriegsreisende.de - eine Entwicklung zum Kriegsunternehmer, der nach Gewinn strebte und hierzu seinen Soldaten unregelmäßig Sold zahlte, diese schlecht ausstattete oder unzureichend mit Nahrungsmittel versorgte - mit entsprechenden Folgen für die Soldaten (viele verhungerten, erfroren im Winterlager oder starben an Krankheiten) und für die Zivilbevölkerung.
 
Im 30jährigen Krieg hingegen gab es - so schreibt Frank Westenfelder auf kriegsreisende.de - eine Entwicklung zum Kriegsunternehmer, der nach Gewinn strebte und hierzu seinen Soldaten unregelmäßig Sold zahlte, diese schlecht ausstattete oder unzureichend mit Nahrungsmittel versorgte - mit entsprechenden Folgen für die Soldaten (viele verhungerten, erfroren im Winterlager oder starben an Krankheiten) und für die Zivilbevölkerung.
Eine Ursache war gewiss der chronische Geldmangel v.a. bei den Habsburgern, aber letztlich auch bei allen Kriegsparteien.

Da die Habsburger bspw. am Anfang des Krieges nicht genug Geld hatten, um mit eigenen Mitteln den böhmischen Aufstand niederzuwerfen, wurde dem Herzog von Bayern und dem Kurfürst von Sachsen, die zumindest scheinbar nicht ganz so klamm wie der Kaiser waren, versprochen, dass sie für den Einsatz ihrer Heere später mit Land und Leuten bzw. im Falle des Bayernherzogs mit Steuereinnahmen aus den Gebieten der österreichischen Rebellen kompensiert würden. Darum sah es auch wiederholt der Herzog Maximillian I. von Bayern nicht gern, dass schon am Beginn des Feldzuges seine Truppen brennend und mordend durch das unterworfene Land streiften. Mit dem Plündern hatten die Söldner allerdings übrigens schon in Bayern angefangen.
Bereits 1619, also am Anfang des Krieges, bemerkten Zeitgenossen, dass die Lage der Soldaten sehr schlimm war, da sie Hunger leiden mussten, v.a. wenn sie durch Gegenden kamen, wo bereits vor ihnen ein Heer gehaust hatte. Es mangelte also von Anfang an, an einem geeigneten Nachschub, was sicherlich die Probleme mit dem Plündern noch förderte.
Die Haltung bspw. des Augenzeugen Pater Drexel, des Hofpredigers von Herzog Maximilian, war ambivalent. Zum einen wurde er angesichts der Grausamkeiten in seinen Aufzeichnungen immer lakonischer. Andererseits beurteilte er auch, dass es den Rebellen recht geschähe, wenn sie nun die Strafe zu spüren bekamen - bisweilen klingt es so, als fände er den Krieg als schönes und richtiges Mittel zur Bekämpfung der Rebellion.
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Die Kriegsunternehmer gingen sozusagen für den Kaiser oder andere Herren in Vorkasse. Besorgten Uniformen etc., sahen aber auch selten ihren Lohn. Einer der berühmtesten war sicher Wallenstein, der sich das Geld zur Aufstellung seiner Truppen auch letztlich leihen musste. Die Gebiete, die ihm vom Kaiser überlassen wurden, reichten auch scheinbar nicht hin, um den Aufwand zu finanzieren.

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weiter lesen in:
Peter Milger: "Gegen Land und Leute"
siehe auch: Einmarsch in Bhmen
 
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