»Guéridon« – Etymologie

Laut Wiki Guéridon – Wikipedia :

Der Guéridon ist ein kleiner Tisch, der in Wohnräumen oder im Restaurant verwendet wird. Die Bezeichnung wird von einem jungen schwarzen Sklaven aus einer Komödie von 1644 mit Namen Guéridon abgeleitet, der einen Kandelaber trägt.[1]

Quelle: Geneviève Souchal: Le mobilier français au XVIIIe siècle, Paris: Hachette, 1962, S. 76

Da müßte man sich das Werk von Mdm. Souchal besorgen und nachsehen.

Den entsprechenden Schnipsel habe ich bei google books gefunden, die Autorin weiß auch nichts Genaues:

Le nom de guéridon proviendrait, dit-on, d'un personnage de comédie, un jeune esclave noir appelé Guéridon; et il est certain qu'au XVIIe siècle le guéridon, avant de devenir un porte-lumière d'allure architecturale, est figuré sous la forme d'un Nègre qui porte und candélabre.

Die Wiki-Autoren haben das von mir fett markierte dit-on weggelassen, so wird aus einem unbelegten Gerücht eine feststehende Tatsache...
 
Ohne auf jene Ausgabe der Germanisch-Romanischen Monatsschrift Zugriff zu haben, würde ich erstmal die Behauptung als Spekulation betrachten, die Darstellung von Mohren bzw. Schwarzen als Guéridon-Tischgestell sei von Anfang an verbreitet gewesen.

Diese Spekulation findet sich bei Fritz Nies auch nicht. Vielmehr lese ich dort:

Der erste aller bekannten Belege für die Bedeutung 'Leuchtertisch' berichtet von "gueridons façon d'ébeine" (1650), ohne daß dabei von einer Maure-Darstellung die Rede wäre; und das gleiche gilt von zwei 1668 erwähnten "guarnidons painz en noir, en forme d'ébène".

Was die Etymologie betrifft, ist auch Nies der Auffassung, dass es sich um einen lautmalerischen Refrain handelt: "Das ursprüngliche Refrainwort könnte also zuerst auf das Gesamtlied übertragen und die ganze volkstümlich gewordene Gattung schließlich zur Guéridon-Figur personifiziert worden sein."

Die kaum überzeugenden Dudelsack-Spekulationen gehen auf Nies zurück; außer den oben besprochenen versucht Nies weitere Bezüge. (Dass Guéridon mitunter mit bäuerlichen Attributen assoziiert wird und der Dudelsack als ländliches Musikinstrument gilt, scheint mir noch am ehesten nachvollziehbar.)

Eine schlüssige Erklärung, wie der Tisch zu seinem Namen kam, suche ich bei Nies vergebens. Die Formulierung "Es ist auch keineswegs unwahrscheinlich, daß eine guéridonsingende Guéridonfigur bei Balletten mit einer Fackel in der Hand auftrat" besagt ja klipp und klar: Für einen fackeltragenden Guéridon gibt es nicht den geringsten Nachweis.
 
Diese Spekulation findet sich bei Fritz Nies auch nicht. Vielmehr lese ich dort:



Was die Etymologie betrifft, ist auch Nies der Auffassung, dass es sich um einen lautmalerischen Refrain handelt: "Das ursprüngliche Refrainwort könnte also zuerst auf das Gesamtlied übertragen und die ganze volkstümlich gewordene Gattung schließlich zur Guéridon-Figur personifiziert worden sein."

Die kaum überzeugenden Dudelsack-Spekulationen gehen auf Nies zurück; außer den oben besprochenen versucht Nies weitere Bezüge. (Dass Guéridon mitunter mit bäuerlichen Attributen assoziiert wird und der Dudelsack als ländliches Musikinstrument gilt, scheint mir noch am ehesten nachvollziehbar.)

Eine schlüssige Erklärung, wie der Tisch zu seinem Namen kam, suche ich bei Nies vergebens. Die Formulierung "Es ist auch keineswegs unwahrscheinlich, daß eine guéridonsingende Guéridonfigur bei Balletten mit einer Fackel in der Hand auftrat" besagt ja klipp und klar: Für einen fackeltragenden Guéridon gibt es nicht den geringsten Nachweis.
Großartig! Danke fürs Abklären! Kurios jenes "guarnidons painz en noir, en forme d'ébène" aus 1668. Nehme mal an, dass damit schlicht schwarz bemaltes Holz gemeint war, da offenbar auch von Nies so verstanden. Irgendwie schade, dass der inmitten auf der Bühne herumstehende Fackelträger nicht nachgewiesen werden kann…

Erstaunlich eigentlich die Entstehung der frühen Form der guéridons erst im 17. Jh. Typisch wäre sie eher für die Renaissance gewesen, da solche Leuchtenständer mit langem Schaft, Scheibe oben, Scheibe unten plus drei Beinchen aus der Antike überliefert sind. Ein Bsp. wäre der bronzene Leuchtenständer, (Inv. SAP 76214, Museo archeologico nazionale di Napoli), der allerdings erst im frühen 18. Jh. in Herculaneum ausgegraben wurde, präsentiert 2013 in der Ausstellung Life and death in Pompeii and Herculaneum des British Museum in London. Sehe kein Foto online, deshalb als Ersatz ein ähnliches Modell, aber aus Pompei: “Candelabra with Swan-shaped Pendant Lamp” @ Pompeii Commitment.

Nochmals vielen Dank für die Hilfe!
 
Eventuell gibt es einen Zusammenhang mit dem französischen Wort la guérite, was für kleine Wächterhäuschen (Guérite — Wikipédia ), aber auch Türmchen bis hin zum Mastkorb bei Schiffen benutzt wird.

Guéridon würde zumindest in der Form des Kerzenständers an den Mastkorb bzw. Türmchen erinnern:

a gueridon with a three-arm candlestick and leaf motifs. Print Nummer 321. Manufacturer : printmaker Jean Pelletier (listed property) designed by: Juste Nathan François Boucher (listed building) Publisher: Charles Le Père & Pierre-Michel AvaulezPlaats manufacture: Paris Date: 1772 - 1779 Physical features: etching and engra materials: paper Technique: etching / engra (printing process) Measurements: plate edge: h 330 mm × W 205 mmToelichtingPrent three of a series of zes. Subject: table chandelier, candelabrumfoliage ornament Stock Photo - Alamy

Irritierend ist allerdings die Form mit d statt mit t. Da würde man eher ein Guériton erwarten.


Kurios jenes "guarnidons painz en noir, en forme d'ébène"

Ebène heißt Ebenholz, aber mit guarnidons painz kann ich gar nichts anfangen.
 
Ich fand diese ältere Quellenangabe aus der Enzyklopædia britannica von 1911 hilfreich:

Ich halte sie im Gegenteil für völlig irreführend.

In the beginning the table was supported by a negro or other exotic figure, and there is some reason to believe that it took its name from the generic appellation of the young African groom or “tiger,” who was generally called “Guéridon,”

Ausgangspunkt ist die immer wieder kolportierte Behauptung, diese Tische seien von Anfang an von einer Mohrenfigur getragen worden. Es kam ja in dieser Diskussion schon mehrfach zur Sprache, dass an dieser Behauptung nichts dran ist.

Guéridon wird hier als generische Bezeichnung für den jugendlichen Leibsklaven oder Mohren am Hofe gesehen, und die dienende Funktion in der Ausarbeitung des Tisches betont.
Nur ist diese Bezeichnung nirgends belegt; in den alten französischen Wörterbüchern finde ich nichts dergleichen.

Das 1690 erschienene Dictionnaire universelle von Antoine Furetière hatte @Mashenka oben schon verlinkt; hier hätte ich noch die 1680 erschienene Erstausgabe des Dictionnaire françois von Pierre Richelet zu bieten:
upload_2023-5-6_14-25-5.png

https://fr.wikisource.org/w/index.p...80,_Part2,_E-M.djvu/130&action=edit&redlink=1

In der 1709 unter dem Titel Nouveau dictionnaire françois erschienenen Neuauflage finde ich erstmals die nebulöse Hypothese einer "afrikanischen" Herkunft des Worts, es wird aber auf die ofterwähnte Vaudeville-Figur bezogen, von einem "Leibsklaven oder Mohren am Hofe" ist hier nicht die Rede:
upload_2023-5-6_14-44-58.png

Nouveau dictionnaire françois




" ... there is some reason to believe..."

Nein, ich sehe überhaupt keinen Grund, dieser Spekulation Glauben zu schenken.
 

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Ich halte sie im Gegenteil für völlig irreführend.

In the beginning the table was supported by a negro or other exotic figure, and there is some reason to believe that it took its name from the generic appellation of the young African groom or “tiger,” who was generally called “Guéridon,”

Ausgangspunkt ist die immer wieder kolportierte Behauptung, diese Tische seien von Anfang an von einer Mohrenfigur getragen worden. Es kam ja in dieser Diskussion schon mehrfach zur Sprache, dass an dieser Behauptung nichts dran ist.


Nur ist diese Bezeichnung nirgends belegt; in den alten französischen Wörterbüchern finde ich nichts dergleichen.

Das 1690 erschienene Dictionnaire universelle von Antoine Furetière hatte @Mashenka oben schon verlinkt; hier hätte ich noch die 1680 erschienene Erstausgabe des Dictionnaire françois von Pierre Richelet zu bieten:
Anhang anzeigen 21886
https://fr.wikisource.org/w/index.p...80,_Part2,_E-M.djvu/130&action=edit&redlink=1

In der 1709 unter dem Titel Nouveau dictionnaire françois erschienenen Neuauflage finde ich erstmals die nebulöse Hypothese einer "afrikanischen" Herkunft des Worts, es wird aber auf die ofterwähnte Vaudeville-Figur bezogen, von einem "Leibsklaven oder Mohren am Hofe" ist hier nicht die Rede:
Anhang anzeigen 21887
Nouveau dictionnaire françois




" ... there is some reason to believe..."

Nein, ich sehe überhaupt keinen Grund, dieser Spekulation Glauben zu schenken.
Ja, die Enzyklopædia Britannica kann man in dieser Sache vergessen… Auch ihr jüngstes Update zum Thema ist mehr ein Schnellschuss, da jemand die Ebenholz-Sklaven von Brustolon entdeckt hatte.

Interessant in Richelets Dictionnaire, dass er den Typus als « ouvrage de Tourneur » bezeichnet. Rein vom Aussehen her waren die frühen Modelle ja richtige Schaustücke der Drechsler. Könnte mir aber vorstellen, dass in England die chair makers die Tischchen produzierten, da zu jener Zeit auch die englischen Stühle intensiv gedrechselt waren. (Zumindest im 18. Jh. waren dort die Arbeiten der Möbelbauer ganz und gar nicht separiert, im Gegensatz zu Frankreich oder dem HRR, mal von Hofwerkstätten abgesehen.)

Danke Sepiola auch für die Entdeckung der Quelle der angeblich afrikanischen Herkunft des Wortes! :) Furetières Dictionnaire Universel (1690) war ja ein Konkurrenzprodukt in den Augen der Académie und beinhaltete zum Verdruss jener auch etymologische Angaben. Gut möglich also, dass in der 1709er Ausgabe von Richelets Dictionnaire (nun als Nouveau dictionnaire françois) die etymologischen Hinweise nicht mehr von Richelet stammen (starb 1698), sondern in Windeseile hinzugefügt wurden.
 
Gut möglich also, dass in der 1709er Ausgabe von Richelets Dictionnaire (nun als Nouveau dictionnaire françois) die etymologischen Hinweise nicht mehr von Richelet stammen (starb 1698), sondern in Windeseile hinzugefügt wurden.

Als Referenz für den etymologischen Hinweis wird [Ismael] Bouillau(d) angegeben, der ist allerdings auch schon 1694 verstorben. Wann kamen eigentlich die Mohren-Guéridons in Mode bzw. ab wann lassen sie sich sicher nachweisen?
 
Wann kamen eigentlich die Mohren-Guéridons in Mode bzw. ab wann lassen sie sich sicher nachweisen?
In Mode waren Modelle mit Sklavenskulpturen eigentlich erst im 19. und 20. Jh. Im 18. Jh. waren solche guéridons mit Sklavengestell die große Ausnahme.

In Frankreich war der guéridon ursprünglich ja der Leuchtenständer, aber bereits Ende des 17. Jhs. (auch) ein Beistelltisch (trotz Furetières Beschrieb), d.h. Tischhöhe und Platte größer, aber die gleiche Struktur wie der Ständer (gedrehte Mittelsäule, Scheiben oben und unten sowie Kugelfüße). Jener Typus kam im späten 17. Jh. auch nach England, wo er ebenfalls hergestellt wurde. Ob dort damals schon als »guéridon« bezeichnet, weiß ich nicht, vmtl. nicht, da die Engländer (und auch die Niederländer) kleine runde Tische, gerne klappbar, auch schon zuvor häufig gebaut hatten. Im 18. Jh. entwickelte sich der guéridon sowohl in Frankreich wie auch in England mehr und mehr zum simplen Beistelltisch, wobei ab etwa 1710/1720 die untere Scheibe durch ein kleines Dreibein ersetzt wurde.(Die spätere Entwicklung erspare ich jetzt…)

Das vmtl. früheste Beispiel eines ähnlichen Modells mit einem Sklaven als Untergestell ist eine Schalenkonsole aus England, die sich ein Kolonialherr bauen ließ, erwähnt in 1700. Muss also vorher hergestellt worden sein. Ob man das Möbelstück »guéridon« nennen kann, bezweifle ich. Es wird vom Museum schlicht stand genannt: Inv. NT 452977.2, Dyrham collection, Gloucestershire.

Ein ausgesprochen frühes deutsches Beispiel wäre der sog. »Mohr mit Samragdstufe« von Balthasar Permoser (1651–1732), hergestellt in Dresden um 1724, allerdings kaum als Guéridon zu bezeichnen. (Abb. @ Wikipedia)

Meist werden aber als früheste guéridons mit Sklaven jene in Venetien produzierten Leuchtenständer von Andrea Brustolon aus 1700/1710 genannt. Aber wie ich schon erwähnt habe, war der Möbelexport aus England nach Venedig um 1700 sehr rege, was angesichts des oberen Schalenträger-Sklaven nicht ausschließt, dass sich Brustolon von einem ähnlichen englischen Modell inspirieren ließ.

Ein klein wenig zögern beim definitiven Ausschließen von französischen Sklavendarstellungen unter Tischplatten lässt mich die Tatsache, dass es im späten 17. Jhs. in der Pariser Dekorationskunst ein Revival der Groteske gab, d.h. eine Wiederaufnahme aus der Spätrenaissance, samt jener despektierlich figürlichen Abbildungen von Menschen, insbesondere von (wie angekettet, mit ausgestreckter Brust dargestellten) Frauen, und zwar entweder aus vergoldeter Bronze oder aus Ebenholz. Es gab also durchaus figürliche Darstellungen als Tischgestell, entweder mit jenen grotesken Figuren und Tieren, oder mit Karyatiden, resp. mit Putti. Doch bei keinem der bekannten Möbelbauer aus der Louis XIV-Ära sind Sklavenfiguren bekannt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nouveaux dessins de guéridons dont les pieds son propres pour des croix | Langlois | Alexis Loir | Alexis Loir | V&A Explore The Collections

Letzteres berührt mich insofern als ich auf ein Gymnasium gleichen Namens ging. Die Stücke wurden 1644 aus dem Besitz von Johann Moritz von Nassau-Oranien nach Brandenburg verkauft, zwischen 1637 und 1644 in Brasilien hergestellt:

Guéridon (1von2) aus der Elfenbeingarnitur des Johann Moritz von Nassau-Siegen :: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg :: museum-digital:brandenburg
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Vermutung ist dass sich Stil und Name der Guéridons auf italienische Vorbilder zurückführen lassen.

Die Geschichte mit dem Lustspiel von 1644 bedeutet m.E. nichts anderes als dass hier eine Übertragung der Benennung eines bekannten Gegenstandes auf eine Figur oder Rolle anzunehmen ist, nicht umgekehrt.
 
Die Stücke wurden 1644 aus dem Besitz von Johann Moritz von Nassau-Oranien nach Brandenburg verkauft, zwischen 1637 und 1644 in Brasilien hergestellt:

Guéridon (1von2) aus der Elfenbeingarnitur des Johann Moritz von Nassau-Siegen :: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg :: museum-digital:brandenburg
Interessant die Möbel des Johann Moritz von Nassau-Siegen! Dass die beiden Gestelle in der Auflistung aus 1644 bereits als »Guéridons« fungierten, wäre aber zu bezweifeln. Etwas sonderbar mutet die verwendete Eiche als Blindholz an. Hat man etwa nebst Elfenbein aus West-Afrika auch noch Eiche aus Europa nach Brasilien verschifft?
 
Johann Moritz war Statthalter in Brasilien, und berühmt ist er für den Dreieckshandel Europa - Westafrika - Brasilien - Europa.
In Siegen ist eine massiv silberne Taufschale die er der Kirchengemeinde schenkte: südamerikanisches Handwerk, in normierter Form, mit der in Westafrika örtliche Herrscher für den Sklavenhandel belohnt wurden.
Es könnte dennoch sein dass diese Elfenbeinmöbel eine Auftragsarbeit waren, mit von ihm gelieferten Elfenbein hergestellt.
 
Die Geschichte mit dem Lustspiel von 1644 bedeutet m.E. nichts anderes als dass hier eine Übertragung der Benennung eines bekannten Gegenstandes auf eine Figur oder Rolle anzunehmen ist, nicht umgekehrt.

Es handelt sich nicht um "ein" Lustspiel, sondern
a) um einen Refrain, der um 1600 namengebend für einen Liedtyp war, und
b) um eine ebenso benannte Figur, die in verschiedenen Texten auftaucht, erstmals genau datierbar in einem Ballett von 1614.

Beispiel für a) wäre ein Spottlied, das wohl 1617 oder kurz danach entstanden sein dürfte, es gibt davon zwei Fassungen:

A
Si la Reine allait avoir
Un enfant dans le ventre,
Il serait bien noir,
Car il serait d’Ancre,
O Guéridon des Guéridons, dondaine,
O Guéridon des Guéridons, don don

B
Si la Reine avait un enfant dans le ventre,
Il serait bien noir, car il serait d’Ancre,
O le bon vin! Tu as endormi ma mère,
Mais jamais, jamais,
Toureloure, loure,
Mais jamais, jamais,
Tu ne m’endormiras

Théâtre complet - Notice sur l’établissement de la musique

Die Bezeichnung guéridon für einen Leuchtertisch taucht dagegen erstmals 1650 auf.

 
Beispiel für a) wäre ein Spottlied, das wohl 1617 oder kurz danach entstanden sein dürfte, es gibt davon zwei Fassungen:

A
Si la Reine allait avoir
Un enfant dans le ventre,
Il serait bien noir,
Car il serait d’Ancre,
O Guéridon des Guéridons, dondaine,
O Guéridon des Guéridons, don don

[…]

Théâtre complet - Notice sur l’établissement de la musique
[…]
Bei diesem Spottlied stellt sich die Frage, ob der personifizierte Guéridon überhaupt ein Sklave gewesen sei. Im Lied wird gewitzelt, dass ein Kind der Königin schwarz wäre, weil es vom Marquis d’Ancre wäre. Concino Concini, Marquis d’Ancre, wurde 1617 erschossen und seine Leiche dann geschändet und verbrannt, letzteres wohl der Grund für die Farbe des Kindes.

Allerdings haben wir ja das Ballett mit der Figur »Guelindon«, resp. »Guéridon«, das offenbar zwei Jahre vor der Entstehung dieses Spottliedes aufgeführt wurde. War jener Charakter überhaupt schwarz?

Sagen wir, ja. Dann würde das Spottlied quasi sagen wollen, der Marquis d’Ancre sei verbrannt worden, weshalb sein Kind ein dunkelhäutiger Sklave geworden wäre? Macht für mich wenig Sinn, da eine bereits dunkelhäutige Figur die Aussage »verkohlt« verwischen würde.(sofern ich das Spottlied überhaupt richtig interpretiere)

Stellt es sich am Schluss noch heraus, dass die Figur Guéridon erst viel später als dunkelhäutiger Sklave gedeutet wurde?


Habe noch übrigens zahlreiche Entwürfe von Leuchtenständern und Konsolentischen aus dem 17. Jh. angeschaut und keinen Hinweis auf Sklavendarstellungen gefunden, nicht mal bei Jean Bérain d.Ä., der die skurrilsten Figuren bei der Neuinterpretation der Groteske zeichnete.
 
... ob es hier überhaupt einen personifizierten Guéridon gibt. Der gueridon-don-don-Refrain in Fassung A entsprichte dem toure-loure-loure-Refrain in Fassung B.
Im Ballett jedenfalls gab es eine solche Figur. Oder meinst Du, dass die Verwendung im Refrain ein Zufall gewesen sein könnte, entstanden aus unbedachter Lautmalerei, zwei Jahre nach Aufführung des Balletts, da der Name irgendwo im Hinterkopf existent war?
 
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