Hätte die NSDAP überlebt wenn, Hitler 1923 seinen Verletzungen erlegen wäre?

Hitler kam ja nicht an die Macht weil er besonderes Charisma hatte(er sah weder gut aus noch war er sympathisch)
Meine Oma war Teenager als Hitler an die Macht kam. Sie war damals seinem Charisma erlegen - und nicht nur sie. Er traf mit seinen Reden bei vielen den Geist der Zeit und nutzte die damals modernsten Methoden, damit in aller Munde blieb: Radioansprachen, Flugzeugreisen um mehrere Auftritte pro Tag zu absolvieren.
Meine Oma war bei einem seiner Auftritte dabei und fasste es mir gegenüber mal so zusammen: "Da war halt richtig was los. Da waren alle und wir waren jung. Das war so, wie wenn die Beatles auftraten." Die Beatles waren in den 90ern als sie mir das erzählte schon ein alter Hut. Aber es sollte klar sein, was sie damit sagen wollte. Sie konnte offen über die NS-Zeit reden und ihre damalige Einstellung wohl als Jugendsünde erkannt.
Daher denke ich nicht, dass Hitler durch eine x-beliebige andere Gestalt in den 20ern oder 30ern ersetzbar gewesen wäre.
 
Wäre er gestorben, hätte irgendein anderer die Gelegenheit genutzt und sich irgendwann zum Diktator machen lassen.

Die Frage ist erstmal ob sich die Gelegenheit so ergeben hätte denn Hitlers Einfluss auf die NSDAP ist ja nichts zu verleugnen.
Möglicherweise hätte die politische Konstellation, wäre Hitler irgendwann ausgefallen insofern eine vollkommen andere gewesen, dass unter Umständen jemand an die Spitze der NSDAP gekommen wäre, den Hindeburg und das bürgerliche Spektrum als Diktator niemals zu akzeptieren bereit gewesen wären.

Leute wie Gregor Strasser oder Ernst Röhm, die in der NSDAP durchaus einen gewissen Einfluss hatten, wären mit ihren Ansichtenn und ihrer Persönlichkeit für Hindenburgs wahrscheinlich absolute no-gos gewesen, jedenfalls was die Option einer Diktatur angeht.
Und ob die NSDAP ohne Hitler derartig wahltechnische Erfolge gehabt hätte, wäre auch in Zweifel zu ziehen.

Das es überhaupt zu einer Diktatur kam, liegt massiv an den Wahlergebnissen von 1930 und 1932, die den Reichstags blockierten.
Ohne dem hätte die Weimarer Republik möglicherweise überlebt, wenn sie es nur durch die Talsohle der Wirtschaftskrise geschafft hätte.

Wäre er 1923 umgekommen, wäre, so vermute ich Himmler derjenige gewesen, der Hitlers Platz eingenommen hätte.

Nö.
Himmler war immer eine abseitige Figur mit einem selbst für Rechtsextremisten extrem schrulligen Weltbild.
Er war ein paar Jahre jünger als Hitler, in der NSDAP 1923 eine eher unbedeutende Figur.
Außerdem war er nicht im Krieg und wäre somit von den Veteranenverbänden und der gesamten Frontkämpfer-Generation niemals für voll genommen worden.

Wäre Hitler nie geboren worden, wäre ein anderer der brutale Diktator geworden. Es waren die Zeitumstände, da hätte jeder kleine Bierkellerhasspreder ein Diktatur werden können, hätte es Hitler nicht gegeben, wäre es ein anderer geworden.

Ne, dat is nen bisschen Simpel.

An versuchen sich zu Diktatorenn aufzuschwingenn hat es in der Weimarer Republik ja nun wirklich nicht gemangelt.
Kapp-Lüttwitz haben es versucht, Brandler/Talheimer (KPD) haben 1923 den Umsturz versucht, neben Hitler hatten im selben jahr auf der rechten Seite Leute wie v. Kahr und anndere wohl ähnliche Ambitionen, Thälmann, Hugenberg und Papen haben auf verschiedenen Wegen versucht eine mehr oder weniger diktatorische Stellung zu erreichen, der eine per Umsturz, die anderen Beiden von Gnaden Hindenburgs.
Keinen von denen hat es hinbekommen.

So, das im Prinzip jeder dahergelaufene Extremist mal eben Diktator werden konnte, waren die Verhältnisse nun auch nicht.
 
Meine Oma war Teenager als Hitler an die Macht kam. Sie war damals seinem Charisma erlegen - und nicht nur sie. Er traf mit seinen Reden bei vielen den Geist der Zeit und nutzte die damals modernsten Methoden, damit in aller Munde blieb: Radioansprachen, Flugzeugreisen um mehrere Auftritte pro Tag zu absolvieren.
Meine Oma war bei einem seiner Auftritte dabei und fasste es mir gegenüber mal so zusammen: "Da war halt richtig was los. Da waren alle und wir waren jung. Das war so, wie wenn die Beatles auftraten." Die Beatles waren in den 90ern als sie mir das erzählte schon ein alter Hut. Aber es sollte klar sein, was sie damit sagen wollte. Sie konnte offen über die NS-Zeit reden und ihre damalige Einstellung wohl als Jugendsünde erkannt.
Daher denke ich nicht, dass Hitler durch eine x-beliebige andere Gestalt in den 20ern oder 30ern ersetzbar gewesen wäre.
Meine Oma war Teenager als Hitler an die Macht kam. Sie war damals seinem Charisma erlegen - und nicht nur sie. Er traf mit seinen Reden bei vielen den Geist der Zeit und nutzte die damals modernsten Methoden, damit in aller Munde blieb: Radioansprachen, Flugzeugreisen um mehrere Auftritte pro Tag zu absolvieren.
Meine Oma war bei einem seiner Auftritte dabei und fasste es mir gegenüber mal so zusammen: "Da war halt richtig was los. Da waren alle und wir waren jung. Das war so, wie wenn die Beatles auftraten." Die Beatles waren in den 90ern als sie mir das erzählte schon ein alter Hut. Aber es sollte klar sein, was sie damit sagen wollte. Sie konnte offen über die NS-Zeit reden und ihre damalige Einstellung wohl als Jugendsünde erkannt.
Daher denke ich nicht, dass Hitler durch eine x-beliebige andere Gestalt in den 20ern oder 30ern ersetzbar gewesen wäre.
In der Tat, und @Shinigami's Rat an @BabylonDeutschland ist deshalb einmal mehr gerechtfertigt: sich in die Materie einzulesen. Von vielen Zeitzeugen, von Albert Speer über Traudl Junge bis hin zu ausgewiesenen Nazi-Gegnern wie Hans Scholl, ist gerade Hitlers Charisma verbürgt. Legionen von Psychologen, Historikern und Medienwissenschaftlern bescheinigen ihm ein kommunikatives Genie und die Fähigkeit, Menschen für sich einzunehmen. Seine schreierischen Reden mögen uns befremden, aber Hitler konnte auch anders. Feststeht, dass er ein exzellenter Redner war, der es verstand, den Leuten genau das zu sagen, was sie hören wollten. Fest steht auch, dass er im persönlichen Umgang, gerade mit Frauen, Älteren und Kindern, witzig und jovial sein konnte. Außerdem war er bedingungslos von sich selbst überzeugt, und Selbstvertrauen ist zu allen Zeiten anziehend gewesen.
 
In der Tat, und @Shinigami's Rat an @BabylonDeutschland ist deshalb einmal mehr gerechtfertigt: sich in die Materie einzulesen. Von vielen Zeitzeugen, von Albert Speer über Traudl Junge bis hin zu ausgewiesenen Nazi-Gegnern wie Hans Scholl, ist gerade Hitlers Charisma verbürgt. Legionen von Psychologen, Historikern und Medienwissenschaftlern bescheinigen ihm ein kommunikatives Genie und die Fähigkeit, Menschen für sich einzunehmen. Seine schreierischen Reden mögen uns befremden, aber Hitler konnte auch anders. Feststeht, dass er ein exzellenter Redner war, der es verstand, den Leuten genau das zu sagen, was sie hören wollten. Fest steht auch, dass er im persönlichen Umgang, gerade mit Frauen, Älteren und Kindern, witzig und jovial sein konnte. Außerdem war er bedingungslos von sich selbst überzeugt, und Selbstvertrauen ist zu allen Zeiten anziehend gewesen.
Warum denke ich bei diesen Worten an jemanden mit einem Eichhörnchen auf dem Kopf?

Dieses Charismatische an H. - das ist etwas, was sich meinem Verständnis immer entzogen hat. Das Witzige ist ja, dass H., mit einer modernitätsfeindlichen Partei im Rücken es einfach besser als jeder andere Politiker verstand, moderne Mittel im Wahlkampf zu nutzen. Er flog zu Wahlkampfauftritten, wo andere mit dem Zug fuhren, war daher viel präsenter. Er nutzte das Radio...
 
Dieses Charismatische an H. - das ist etwas, was sich meinem Verständnis immer entzogen hat.
Das geht mir genauso - aber es ändert nichts an der damaligen (teils kollektiven) Wahrnehmung.
Zudem haben wir unweigerlich Chaplins brillanten Hynkel mit wagnerumflortem Globustanz und eckig schnarrenden free-sprecken-Schtonk Reden im Hinterkopf. Der kam zwar erst 1940 zur Uraufführung, war im deutschen Reich verboten und nach den verheerenden kürzesten 1000 Jahren erst ab 1958 hierzulande zu sehen.

Ein derartiges Korrektiv konnte niemand in den späten 20er und in den 30er Jahren haben.

Aber es kommt noch etwas hinzu: das für uns heute gestelzt, gekünstelt und unauthentisch wirkende Pathos in Sprache, Gestik, Mimik und Sprechweise damals. (Das nachfolgende sollte nicht missverstanden werden, ich setze Karl Kraus, Alfred Döblin nicht mit Hitler gleich!)
Es gibt Tonaufzeichnungen von Parlamentsreden, Lesungen, es gibt einzelne Filmaufnahmen: Hitler war in seiner Sprechweise als Redner, mit Pathos und Ausspracheschnickschnack nicht Lichtjahre entfernt von Rednern seiner Zeit, die wir heute inhaltlich durchaus bewundern (Kraus über Verdun) Lesen wir den Kraus-Text "Reklamefahrten zur Hölle" erkennen wir den zynischen Sarkasmus der stilisierten Reklame, die moralisch anklägerisch ist und verstehen die erschütternde Aussageabsicht des Textes - Hören wir aber Kraus selber diesen Text lesen, dann merken wir zwar, dass er passagenweise parodiert, aber was er parodiert ist auf der Sprachebene der rhetorisch-schauspielerische Redestil der Zeit, und mit irrrollendem rrrr und Pathos dort, wo es ihm bitterernst ist (zum Ende hin), verwendet er dann auch eben diese für uns heute inakzeptable gestelzte Redeweise (!) -- mit anderen Worten: ein guter Schauspieler heute würde den Text anders deklamieren. In der Deklamation war die Rhetorik dieser Zeit (20er-30er Jahre) für uns heute eher unerträglich bis lächerlich, aber wir haben ja auch ganz andere Perspektiven, Erfahrungen. Ein Dolchstoß-Blabla von H. ist inhaltlich und intellektuell das totale Gegenteil von Kraus' Reklamefahrten - in der rhetorischen Deklamation (Aufnahmen!) aber sind sie einander nicht unähnlich.
Wir heute haben, warum auch immer, zu wenig Tonaufnahmen von der Rhetorik aus dieser Zeit im Hinterkopf, wir nehmen H. quasi isoliert, exotisch-abartig wahr.
Will man ohne historische Höreindrücke rein sprachlich, lesend, aus der Rhetorik dieser Zeit kaleidoskopartig montierte Schnipsel lesen, empfehlen sich einige Passagen aus Dublins Roman Berlin Alexanderplatz.

Die für uns befremdliche Redeweise/Rhetorik war damals mehr oder weniger üblich, das heißt H. ist nicht als rednerischer Kasper oder Popanz aufgefallen. Kraus als Redner (Vorleser) hatte ein kleines Publikum, H. hatte für seine Reden inszenierte Aufmärsche, Massen von Claqueuren und choreografierte Inszenierungen, was seine Wirkung natürlich verstärkte.

=> das "Charisma" von H oder besser gesagt seine charismatische Inszenierung wirkte in der öffentlichen Rede weitaus mehr als in Gesprächen im kleinen Kreis.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es waren die Zeitumstände, da hätte jeder kleine Bierkellerhasspreder ein Diktatur werden können, hätte es Hitler nicht gegeben, wäre es ein anderer geworden.
„Bierkellerhassprediger“ gab es zuhauf, auch in Hitlers Anfangsjahren, innerhalb und im Umfeld der jungen NSDAP und auch außerhalb. Trotzdem setzte sich Hitler in der Partei durch und marginalisierte nach und nach auch die zahlreichen anderen ähnlichen Kleinparteien, die es in München und auch sonstwo in Deutschland gab. Das hatte schon seine Gründe. Die Konkurrenz war teils charismafrei, teils redete sie zu gelehrt, teils schwurbelte* sie zu viel herum, teils verstand sie es nicht, auf das Niveau und die Stimmungen des Publikums einzugehen und damit zu spielen. Kurzum, die meisten anderen „Bierkellerhassprediger“ konnten nur bei kleinen Gruppen von Gleichgesinnten, die ohnehin schon ihrer Meinung waren, punkten, aber keine größeren Massen ansprechen und in ihren Bann ziehen.

* Hitler war insofern „rationaler“ als viele seiner Konkurrenten, als er zwar in einem völlig irrationalen Weltbild von einer jüdisch-marxistischen Weltverschwörung verhaftet war, sich aber (im Gegensatz zu vielen anderen „Völkischen“) weitgehend der übertriebenen Germanentümelei und esoterischem Gemurks, womit man ein größeres Publikum eher abschreckte, enthielt.
 
Und wenn die Schüsse in Sarajevo nicht gefallen wären, wäre der Kaiser da geblieben.

Wenn der Kaiser Friedrich länger gelebt hätte, wäre auch vieles anders gelaufen.

Und wenn Deutschland ab Ende der 30er nicht von jemandem mit "Gehirnerweichung"* regiert worden wäre, wäre selbst in einem NS-Staat einiges anders gelaufen. Ob schlimmer oder besser mögen andere entscheiden. Vieles stand jedenfalls schon in Mein Kampf und anderen braunen Schriften.

Aber Geschichte ist das, was passiert ist. Wir können nach Handlungsoptionen fragen. Wir können aber nicht wissen, ob diese wirklich andere Ergebnisse hervorgebracht hätten.

* Im Spiegel stand einst, dass das das Ergebnis einer Autopsie seitens der Sowjets sei.
 
Wenn es nicht Hitler gewesen wäre, dann ein anderer. Wäre er gestorben, hätte irgendein anderer die Gelegenheit genutzt und sich irgendwann zum Diktator machen lassen.
Hitler kam ja nicht an die Macht weil er besonderes Charisma hatte(er sah weder gut aus noch war er sympathisch) oder weil er besonders klug war, er kam an die Macht, weil es eine Zeit der sozialen Verwerfungen war. Ohne den großen Börsencrash von 1929 würde heute wohl niemand den Namen Hitler kennen, und er wäre ein nicht ernst genommener kleiner Bierkellerhetzer geblieben. An die Macht konnte er nur durch den Crash und dessen Folgen kommen. Wäre er 1923 umgekommen, wäre, so vermute ich Himmler derjenige gewesen, der Hitlers Platz eingenommen hätte. Wäre Hitler nie geboren worden, wäre ein anderer der brutale Diktator geworden. Es waren die Zeitumstände, da hätte jeder kleine Bierkellerhasspreder ein Diktatur werden können, hätte es Hitler nicht gegeben, wäre es ein anderer geworden.

Nein!

Dass Hitler und seine Politik widerlich und verbrecherisch waren, sollte einen nicht dazu bringen, ihm Charisma abzusprechen, denn das besaß er zweifellos. Nationalsozialismus war ohne Hitler undenkbar. Noch als menschliches Wrack hatte er Deutschland mit eiserner Faust im Griff, und als er weg war, war es auch mit dem NS vorbei.

Es war Hitler eben nicht einfach durch beliebige andere Hetzer zu ersetzen. Seine Reden, sein Stil waren grauenhaft, seinen Reden fehlte oft ein logischer Aufbau, manche seiner Metapher waren unfreiwillig komisch. Das machte er aber wett, durch seine Authentizität, durch seine Qualitäten als Demagoge und Agitator. Der Mann war authentisch, das was er sagte, nahm man ihm ab. Als "V-Mann" sollte er eine obskure Partei ausforschen. Bei einer Versammlung empfahl ein Redner die Sezession Bayerns vom Reich, und damit weckte er Hitlers Fanatismus, der das Wort ergriff und den Redner heftig attackierte. "Mei, hat der a Goschn, den kännt ma brauche" sagte Anton Drexler, und Hitler wurde Parteimitglied. In kurzer Zeit füllte er die Bierkeller, und er bekam den Zirkus Krone voll. Er hat in seiner Münchner Zeit sehr viel gelernt, lernte sich zu benehmen und Konservation zu machen. Viele, die ihn kennenlernten, waren durchaus beeindruckt wie der ehemalige Kriegspremier David Lloyd George oder der abgedankte Eduard VIII.
 
jemand mit "Gehirnerweichung"*

* Im Spiegel stand einst, dass das das Ergebnis einer Autopsie seitens der Sowjets sei.

Ich würde der Diagnose zwar sofort zustimmen, brauche dafür aber keine Autopsie. Ist sowieso erstaunlich, dass nach Kopfschuss und Verbrennung der Leiche so etwas noch bei einer Autopsie feststellbar sein sollte. ;)


Nationalsozialismus war ohne Hitler undenkbar. Noch als menschliches Wrack hatte er Deutschland mit eiserner Faust im Griff, und als er weg war, war es auch mit dem NS vorbei.
Halte ich für eine mutige, weder be- noch widerlegbare These.

Viele, die ihn kennenlernten, waren durchaus beeindruckt wie der ehemalige Kriegspremier David Lloyd George oder der abgedankte Eduard VIII.
Der allerdings wohl auch nicht das allerhellste Licht auf der Torte der Familie Windsor-Mountbatten war.
 
@dekumatland Hitlers schreierische Hassreden mit gerolltem 'R' machen außerdem nur einen Teil seines "Opus" aus. Wer sich das antun will, findet Mitschnitte aus dem Rundfunk oder von öffentlichen Auftritten auf YouTube. Da hört man (leider) Umgänglichkeit und Witz. Einen ganz normalen, kompetenten Redner, jedenfalls dem Stil nach.

Nebenbei, hatte Hitler eigentlich einen Redenschreiber? Oder jemanden, der ihm zuarbeitete, bspw. für die Pointen?
 
Ich würde der Diagnose zwar sofort zustimmen, brauche dafür aber keine Autopsie. Ist sowieso erstaunlich, dass nach Kopfschuss und Verbrennung der Leiche so etwas noch bei einer Autopsie feststellbar sein sollte. ;)

Die Verbrennung zumindest soll nicht sehr erfolgreich gewesen sein. Und der Schuss wird nicht alles zerstört haben. Damals wurde angedeutet, dass die Sowjetunion den Leichenfund deshalb verheimlichte, damit nicht einfach alles auf einen Verrückten abgewälzt wurde. Das könne natürlich auch eine Russische Rechtfertigung für die jahrzehntelange Geheimhaltung sein, mutmaßten nach meiner Erinnerung andere. Durch die Abschirmung Hitlers und seinen Sonderstatus hätte die Krankheit angeblich unbemerkt bleiben können, was ebenfalls gesagt wurde und es glaubhafter macht. Angesichts des Umgangs der Sowjets damit, werden wir nie wissen, ob er sich am Ende nur angewöhnte in eine Scheinwelt zu flüchten oder ob diese Diagnose zutrifft.
 
Ich würde der Diagnose zwar sofort zustimmen, brauche dafür aber keine Autopsie. Ist sowieso erstaunlich, dass nach Kopfschuss und Verbrennung der Leiche so etwas noch bei einer Autopsie feststellbar sein sollte. ;)



Halte ich für eine mutige, weder be- noch widerlegbare These.


.

Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Deutschland auch ohne Hitler sich zu einem autoritären faschistischen Staat entwickelt hätte. Als er 1933 in Deutschland die Macht übernahm, war die WR unter den Präsidialkabinetten bereits eine Diktatur auf Abruf.


Aber Nationalsozialismus ohne Hitler? Führerstaat ohne (den) Führer? Ist es plausibel, anzunehmen, dass Hitler, wäre er 1938 bei einem Attentat ums Leben gekommen, ohne weiteres durch Göring, Himmler, Heydrich oder wen auch immer zu ersetzen gewesen?

War der Holocaust, war der Zweite Weltkrieg denkbar ohne Hitler? Hätte er ohne ihn zwangsläufig in genau der gleichen Konstellation stattgefunden?

Charakteristisch für den Führerstaat war ein unglaubliches Führungs-Chaos von konkurrierenden Behörden und Ämtern, die im Grunde nur durch persönliche "Führer"-Loyalität zu kontrollieren war. Hitler förderte dieses Kompetenzengerangel, deckte oft Parteigenossen, die sich den Zorn der Partei-Paladine zugezogen hatten. Himmler hatte mit der SS und Polizei und Göring mit der Luftwaffe eine Hausmacht. Es gab aber niemanden in der Partei, der außerhalb seiner Hausmacht ohne Weiteres als Hitler-Nachfolger von den anderen Partei-Größen mit Hausmacht akzeptiert wurde, dass er Hitler hätte ersetzen können. Viel wahrscheinlicher wäre gewesen, dass es zu einer Art Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Gruppierungen gekommen wäre.

Göring hat alles mitgemacht, was Hitler wollte. Er wollte Juden aber lieber ausplündern, als umbringen, er wollte Beute machen. 1938 sagte er zu Hitler. "Wir wollen doch das va banque spielen lassen." Einen wirklichen Kriegsgrund gab es nicht, Deutschland war Hegemonialmacht in Europa, hatte alles erreicht, was mit friedlichen Mitteln zu erreichen war. München war ein riesiger politischer und diplomatischer Erfolg, aber Hitler sah den Erfolg gar nicht- er hatte Krieg gewollt.

Ob der Zweite Weltkrieg ohne Hitler in genau dieser, recht unnatürlichen Koalition stattgefunden hätte, halte ich für sehr fraglich.
 
Zumindest das Bündnis mit Italien war sein ureigenes Anliegen. Mussolini-Italien war (neben Großbritannien) von Anfang an sein Wunschverbündeter; dafür war er ebenso von Anfang an bedenkenlos bereit, die deutschsprachigen Südtiroler zu opfern (was nicht alle national Gesinnten so sahen).

Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Deutschland auch ohne Hitler sich zu einem autoritären faschistischen Staat entwickelt hätte. Als er 1933 in Deutschland die Macht übernahm, war die WR unter den Präsidialkabinetten bereits eine Diktatur auf Abruf.
Autoritär vielleicht, aber faschistisch? Eine Präsidialdiktatur von Hindenburgs Gnaden, aber ohne Hitler und die NSDAP, wäre wohl eher konservativ-autoritär gewesen, ohne ausufernden Antisemitismus, Rassismus (mit extremer Überhöhung des eigenen Volkes), Totalitarismus, Führerkult und Expansionismus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Deutschland auch ohne Hitler sich zu einem autoritären faschistischen Staat entwickelt hätte. Als er 1933 in Deutschland die Macht übernahm, war die WR unter den Präsidialkabinetten bereits eine Diktatur auf Abruf.

Ich denke das verkennt etwas den Einfluss Hitlers auf das Zustandekommen der Situation.

Ohne den extrem steilen Aufstieg Hitlers (nicht der NSDAP, sondern explizit der Person Hitlers) seit 1930 hätten die demokratischen Parteien und ihre Anhänger 1932 eigentlich keinen Anlass gehabt Hindenburg als Reichspräsidenten zu bestätigen.
Wäre ein Hitler irgendwann um 1930 herum ausgefallen und als potentielle Integrationsfigur der extremen Rechten für die Reichspräsidentenwahl 1932 nicht mehr zur Verfügung gestanden hätte durchaus, selbst wenn die NSDAP vorhanden und auf dem aufsteigendenn Ast gewesen wäre, jemand ganz anders als Hindenburg mit ganz anderen politischen Vorstllungen Reichspräsident werden können.
Möglicherweise hätte auch dann kein Weg an einem mindestens interimsmäßigen Präsidialsystem vorbei geführt, möglicherweise wäre aber dann eine Bereitschaft des RP Kanzler einzusetzen, die sich vom demokratischen System völlig lossagten deutlich geringer gewesen.
De facto hatte Hitler in der Bevölkerung ja durchaus keine Mehrheit und kaum mehr Unterstützung, als die demokratischen Parteien, man hätte also durchaus auch Zentrums- oder SPD-Politiker zu Kanzlern machen können, sie hätten eine ähnliche Resonanz wie Hitler in der Bevölkerung gehabt.

Möglicherweise hätte sich das ganze dann auf eine autoritäre Episode bschränkt, wenn sich nach Abklingen der Wirtschaftskrise die Wahlergebnisse wieder so geändert hätten, dass Regieren auf demokratischer Basis wieder möglich geworden wäre.


Ich denke bei diesen Szenarien ist wirklich auch entscheidend, zu welchem Zeitpunkt man von einem Ausfall Hitlers ausgehen würde.
Wäre er wie in der Fragestellung des Fadens bereits 1923 bei dem Putschversuch umgekommen, durchaus möglich, es hätte die NSDAP als ernstzunehmende politische Größe nie gegeben und völlig unkalkulierbar, wie sich das Drittel der Stimmen, das am Ende auf die NSDAP entfiel dann verteilt hätte.
 
Die Zeiten waren scheiße damals, Inflation, Kriegstrauma, dann noch der Börsencrash von 1929 der für weitere Massenverarmung sorgte. Da hätte es so oder so Diktatur gegeben, wenn nicht mit Hitler, dann mit irgendeinem anderen, der den Menschen bessere Zeiten mit Arbeit und Brot verspricht. So war das immer in der Weltgeschichte. Wenn die Menschen Hunger haben und nicht wissen, woher die nächste Mahlzeit nehmen, glauben sie alles, da war nicht in Hitlers Person begründet. Das wäre so oder so gekommen, weil die Zeiten schlecht waren. Wären die Zeiten gut gewesen, wäre Hitler nie an die Macht gekommen. Das ist das Traurige: Es kam einfach alles zusammen, die schlechten Zeiten begünstigten seinen Aufstieg. Das ist kein Phänomen unserer Zeit, das zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Weltgeschichte.
Die Menschen wollen dann gerettet werden wenn schlechte Zeiten sind, und da ists egal wer der Retter ist, da kann jeder, der sich gut zu verkaufen weiß, genug Anhänger finden.
In guten Zeiten funktioniert das nicht.
Hätte Hitler zu einer anderen Zeit gelebt, wäre er beispielsweise erst um 1950 geboren worden, wäre er nie Diktator geworden, weil eben 1950 noch 70 gute Jahre bevorstanden, bevor die Zeiten sich wieder verschlechtern.. Er hätte wohl ein ganz durchschnittliches Leben als Arbeitsloser geführt, denn die Arbeit, die hatte er eindeutig nicht erfunden, er war ein Faulenzer und Drückebürger. Oder er hätte sich als durchschnittlich begabter Maler irgendwie durchs Leben geschlagen. Wäre er 1950 geboren hätte er ein ganz normales Leben geführt. Das hat Knopp auch über brutale Mörder wie Hitler und Himmler geschrieben. Hätten sie in besseren Zeiten gelebt, also wären später geboren worden, wären sie normale, durchschnittliche Menschen wie wir gewesen, also normalen Berufen nachgegangen, ein normales Leben geführt. Das heißt, manche von denen wären vielleicht auch durch die Straßen gezogen um Menschen zu ermorden wie Ted Bundy oder so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch in anderen europäischen Staaten und ganz besonders in den USA führte die Weltwirtschaftskrise von 1929 zu großen sozialen Verwerfungen und bitterer Armut, ohne dass diese Staaten in die Diktatur abgerutscht wären.

Im Gegenteil, in Großbritannien etwa trat die Zivilgesellschaft Oswald Mosleys Faschisten offen entgegen, und das unter insofern ungünstigeren sozialen Bedingungen, als sie in der Weimarer Republik herrschten, weil die Unterschicht praktisch keine staatliche Unterstützung erhielt und ganz auf die Almosen der Reichen angewiesen war. In den nordenglischen Industriestädten gab es bis in die frühen 1930er regelrechte Slums, in denen die Lebenserwartung für Männer unter 40 Jahren lag. Warum wurde Großbritannien nicht faschistisch?

In den USA – damals bereits die führende Wirtschaftsmacht (!) – herrschte solche Armut, dass man den Kindern in der Schule beibrachte, welche Pflanzen den Hunger stillen oder als Medikamentenersatz taugen. Warum wurden die USA nicht faschistisch?

Du hast zwar insofern Recht, dass in der Not schnell der Wunsch nach autoritärer Führung aufkommt. Doch lässt sich der Siegeszug der Nazis in Deutschland anhand der Gegenbeispiele offensichtlich nicht allein (nicht mal überwiegend) mit der Weltwirtschaftskrise erklären, die übrigens bereits im Abebben war, als Hitler an die Macht kam.

Das Unkraut der NSDAP wuchs auf einem Boden, den die Deutschen selbst gedüngt hatten. Wenn es überhaupt eine Basis dafür gibt, die Masse der Ressentiments in einem etwas sympathischeren Licht erscheinen zu lassen, könnte man allenfalls die Umstände der Revolution hernehmen, denn in einem freien Referendum über die künftige Staats- und Regierungsform hätte Ebert wohl kaum gewonnen; außerdem die politische Torheit des Vertrags von Versailles, den man ruhig Torheit nennen darf, weil schon Zeitgenossen auf Seiten der Entente einen deutschen Revanchismus als unweigerliche Folge vorhersagten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben