es gibt mehr als genug zu der Herkunft
Nach dem Ende der letzten Eiszeit um 10.000 v.u.Z. (vor unserer Zeitrechnung) entstanden im so genannten "fruchtbaren Halbmond", der sich von der Westseite des Zagrosgebirge über die Südseite des Osttaurusgebirges bis nach Syien-Palästina erstreckt, die Grundlagen der ersten menschlichen Zivilisationen. Dieser als neolithische Revolution genannter Prozess vollzog sich hier wegen den günstigen geographischen, klimatischen und pflanzlichen Bedingungen. Aber auch das Verschwinden von Großfauna trug dazu bei. Dieser Prozess ist durch das Aufkommen produzierender Wirtschaftsweisen und zwar des Ackerbaus und der Viehzucht gekennzeichnet und damit durch einen der Übergang vom nomadischen Leben als Jäger und Sammler zum sesshaften Leben als Bauer und Viehzüchter.
Zunächst waren die Menschen saisonal sesshaft, kannten anfangs allerdings weder systematische Viehzucht noch Getreideanbau. So entstanden erste feste Orte mit Gebäuden, die von den in der Region lebenden Menschen als religiöse Stätten (Tempel) aber auch zur Nahrungsversorgung (Jagd von Gazellen und anderen Tieren) genutzt wurden. Mit der direkt sich anschließenden Kultivierung der Wildweize, Wildgerste und anderer Pflanzen (tausende Jahre früher wurden schon Pflanzen vereinzelt genutzt) entstanden erste dauerhafte Siedlungsorte. Die ersten fanden sich vor allem im heutigen Nordkurdistan (Südosten der Türkischen Republik, auch Ober- bzw- Nordmesopotamien genannt). Die Sesshaftigkeit wurde mit der Zeit typisch für die Wohn- und Siedlungsweise. Mit der Zeit entwickelten sich aus kleinen Dörfern größere Orte und schließlich kleinere Städte. Damit einhergehend wurden aus den kleinen Dorfgemeinschaften Gemeinschaften mit bis zu vielen hunderten Menschen.
Diese sich entwickelnden Gemeinschaften waren durch kollektive (gemeinsamer Kornspeicher) und matriarchale Strukturen gekennzeichnet. Die Stellung der Frau im frühen Ackerbau als wesentliche Kraft stieg analog der Rolle weiblicher Fruchtbarkeitsgottheiten in der Religion. Es gab einen Übergang zu soliden Bauwerke aus Holz, später aus Stein, bis hin zu Monumentalbauten. Die arbeitsteilige Gesellschaft führte zunächst noch nicht zu herrschenden und beherrschten Klassen. Durch die damit einhergehende gesteigerte Nahrungsproduktion schuf der Mensch die Voraussetzung für ein verstärktes Bevölkerungswachstum.
Durch die Entwicklung von Pflanzenbau und Tierzucht kam der Idee der Fruchtbarkeit in der Vorstellung des Menschen eine noch größere Bedeutung zu. Analog zum Säen-Reifen-Ernten wurde die Abfolge Geburt-Leben-Tod in der Glaubenswelt bedeutend.
Die Religionen der Jungsteinzeit, des nomadischen oder frühbäuerlichen Neolithikums orientierten sich an den jahreszeitlichen Rhythmen der Natur. Die Menschen waren auf eine Fokussierung auf die Erde als Ernährerin fokussiert, begannen von kultivierten Pflanzen zu leben und erfuhren dabei den Himmel als die Ordnung gebende Kraft. Die lebensweltlichen Erfahrungen aus dem Umgang mit der Erde und ihren Vegetationszyklen ließen religiöse Vorstellungen entstehen, die einem ganz anderen Muster folgten, als die modernen monotheistischen. Sie waren auf eine von schöpferischen Kräften durchwirkte Natur voller Geistwesen und Magie bezogen und stellten noch nicht den Menschen in den Mittelpunkt. Die schriftlosen, mythischen Religionen kannten keinen allmächtigen Schöpfergott und kein endzeitliches Gericht, das den Einzelnen zur Rechenschaft zog.
10.000 v.u.Z.
Aus dieser Zeit stammte der bisher älteste nachgewiesene menschliche feste Ort in der Provinz Riha (türkisch: Urfa, Nordkurdistan) ab: Göbekli Tepe. Hier - nicht sehr weit vom Euphrat entfernt - wurden religiös genutzte Tempelanlagen entdeckt, was auf erste frühere Glaubenstrukturen zurück schließen lässt. Weiterhin befinden sich hier die Knochen von unzähligen Gazellen, woraus eine weitgehende Jagdkultur abzuleiten ist.
Ab 9.500 v.u.Z.: Fast um die gleiche Zeit entstand die bisher älteste gefundene menschliche Siedlung im Norden von Batman (Nordkurdistan): Hallan Çemi. In dem an einem Nebenfluss des Tigris liegenden Ort wurden Spuren einer Landwirtschaft und Wohnhäuser nachgewiesen.
In dieser Zeit bestanden große Siedlungen aus Rundhäusern (Trockenmauerwerk). Manche dieser Siedlungen liegen in der untersten Schicht späterer Tells (historische Siedlungsorte). Die Kunst dieser Zeit beschränkte sich hauptsächlich auf Idole, kleine Steinskulpturen, die meist Frauen, seltener Männer oder Tiere darstellten. Getreideanbau war zu dieser Zeit neu bekannt, nicht aber die Viehzucht, es wurden weiterhin Gazellen gejagt.
8500 bis 7000 v.u.Z.
Die Häuser dieser Zeit waren rechteckig oder quadratisch. In dieser Zeit fand eine Ausbreitung nach Westen statt, mit Floss und Einbaum auch über Wasser (Zypern). Die Domestikation von Tieren wie Schaf, Ziege und Hund begann. Die meist weiblichen Idole waren aus Stein oder Ton, die Gesichter waren kaum angedeutet, Geschlechtsteile dafür umso deutlicher zu erkennen. Vorherrschend in der Werkzeugherstellung war nun die geschliffene Steinindustrie. Erste ungebrannte Keramik ist bekannt.
Ab 8. Jt. v.u.Z.
Die im Fruchtbaren Halbmond entwickelte Ackerbaukultur weitete sich in verschiedene Richtungen durch Migration der Bauern mit den von ihnen domestizierten Pflanzen und Tieren aus der Levante sowie dem Wissen um deren Pflege, Aufzucht und Vermehrung im Gepäck aus. So zeigen Vergleiche der mitochondrialen DNA (mtDNA), dass die frühen indischen Bauern näher mit den Bauern der Levante verwandt waren als mit den Jägern und Sammlern in ihrer Nachbarschaft. Von hier aus ist anzunehmen, dass diese Kultur sich bis nach China ausweitete. Ähnliches gilt für Europa, welches die Ackerbauern vor etwa 9.000 Jahren über die noch existierende Landbrücke am Bosporus kultivierten. Von Südosteuropa verbreiteten sie sich zunächst entlang der Mittelmeerküste sowie entlang der großen Flussläufe nach Ost- und Mitteleuropa. Über die Levante erreicht diese Kultur am frühesten jedoch Ägypten, das relativ nahe liegt. In den verschiedenen Regionen werden lokal verbreitete Pflanzen zu den bekannten hinzu domestiziert.
Eine andere bis vor kurzem sehr verbreitete These besagt, dass weltweit in mindestens drei Regionen (Mittlerer Osten, Chine und Amerika) unabhängig voneinander die Landwirtschaft sich entwickelt. Zumindest für Amerika ist diese These noch stark vertreten.