Grün: Korrekt, das habe ich getan. Rot: Nö.Du hast Widukind als Warlord bezeichnet für den man keine Sympathie haben darf.
Ich schrieb: Es fällt mir schwer, solche Sympathie für Warlords nachzuvollziehen. Und das stimmt auch. Es fällt mir schwer, solche Sympathie nachzuvollziehen. Von "dürfen" war nirgends die Rede.
Und dann kamst du mit dem Mitleid an. Mitleid mit einem Menschen, der andere Menschen massakriert hat, weil er mutmaßlich ins Kloster geschickt wurde.
Meine erstaunte Frage lautete: Mitleid mit einem Warlord? Dein Ernst?
Ab da begannen deine Interpretationen: "Nach deinem Maßstäben gehört jeder Mensch von damals eingesperrt."
Das habe ich aber mit keinem Wort geschrieben. Anderen Dinge zu unterstellen, die sie nicht geschrieben haben, ist bestenfalls Schattenboxen.
Und dann hast du noch hinzugefügt: "Da kommt mir Widukind noch halbwegs sympathisch vor." Woher du diese (wenn auch halbwegige) Sympathie beziehst, bei dem dürftigen Wissen, was wir von Widukinds Charakter haben, bleibt schleierhaft. Natürlich darf er dir sympathisch sein, aber wie geht das(?!?!?!), wo du doch quasi nichts über ihn und seinen Charakter weißt?
Das erinnert an Luthers Bemerkung über "Hermann" "Ich hab ihn von hertzen lib." Luthers Motiv, "Hermann" von hertzen lib zu haben, war natürlich, dass Luther Arminius' Kampf gegen Rom in dem Kontext seines Gegensatzes zur katholischen Kirche, also zu Rom gesehen hat. Er hat sich mit ihm identifiziert.
Ich weiß auch nicht, wie du darauf kommst, dass ich eine Abneigung gegen Widukind hegte. Dafür gilt nämlich dasselbe, wie für Sympathie. Ich kann nichts über Widukinds Charakter sagen, nichts über seine Motive, und somit sind Zu- oder Abneigung, Sym- oder Antipathie sind bei historisch so schlecht überlieferten Personen einfach keine anwendbaren Kategorien, sondern faex puerorum.
Und da ist dann ein Zusatz wie: "Auch wenn man ihn natürlich kritisch sehen muss." Das ist doch ne Luftblase. Natürlich ist das richtig, dass man "ihn kritisch sehen muss", aber wenn du ehrlich bist, ist das ein Alibisatz, der alles und nichts bedeuten kann.
Vielleicht liegt dein Problem weniger in meiner Wortwahl, als darin, dass sie dich zwingt, dich wirklich mal mit deiner Heldengestalt auseinanderzusetzen. Denn die Begriffe Warlord und Massenmörder sind ja zunächst einmal nichts weiter, als Beschreibungen des Agierens einer Person und ihrer Rolle.Neutral klingt das nicht. Warlord ist für mich klar abwertend. [...] Ist ja fast schon so schlimm wie Massenmörder.
Dass du "wen" gefragt hast, und "der" deine Sicht der Dinge bestätigt, interessiert mich herzlich wenig, denn ich kenne "den" nicht, noch weiß ich, wie subjektiv deine Frage war. Was ich aber weiß, ist, dass der Begriff des Warlords in der (wie auch der Begriff des Massenmörders) in der Geschichtswissenschaft absolut etabliert ist.Hab mal grad wen gefragt, der hat mir auch zugestimmt, nur um sicher zu gehen.
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