Hinrichtungen

Wie gesagt, von Adenauer, Hindenburg, Stresemann und ein paar weiteren, weniger bekannten Gestalten abgesehen, sind in BB alle Figuren unhistorisch, aber tw. an realexistierende Figuren angelehnt. Der erschossene SA-Mann mit der Prostituierten, Horst Kessler (Horst Wessels) oder eben Alfred Nyssen (Alfred Krupp/Fritz Thyssen) sind sehr deutlich an historische Vorbilder angelehnt, aber eben, weil sie es eben nicht wirklich sind, für Drehbuchautoren und Regisseure dennoch frei formbar.

Das war das Problem an der II. Staffel. Ging es in der ersten Staffel noch einigermaßen in den Wirren zwischen real existierenden Personen und frei erfunden Personen zu , kam die zweite Staffel nur noch in dem von dir geschilderten Wirrwar an und eigentlich nur noch zwischen Gut und Böse unterschieden werden konnte, aber kaum mehr zwischen real und frei erfunden Personen.
Das dabei noch die alte Legende , geschürt von den damaligen Kommunisten und dann wie selbstverständlich in die DDR Geschichte übernommene "Zuhälterei" von Horst Wessel Eingang in den Film fand und dann auch noch so sensationell platt hat mich dann auch noch arg verwundert.
Aber wie sagt man so künstlerische Freiheit. Das das dann von ganz normal Gebildeten noch für reine Wahrheit übernommen werden könnte, das müssen dann die Filmemacher bewußt in Kauf genommen haben, oder nicht ?
Eine dritte Staffel werde ich mir nicht mehr ansehen.
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Ich habe mit den Tätern wegen ihrer grausamen Taten wirklich kein Mitleid, finde aber, dass eine lebenslange Haftstrafe auch genügt hätte
Und mit Handbeil war extrem brutal, denn dabei konnte, wenn der Hieb falsch angesetzt war, etwas schiefgehen, so dass der Kopf nicht mit einem Hieb ab war, und der Delinquent oder die Delinquentin noch unnötig litt.
So geschehen bei der Hinrichtung von Königin Maria Stuart, bei der der Scharfrichter einen zweiten Hieb ansetzen musste, weil beim ersten der Kopf nicht abging.
Ich werde noch eine Weile brauchen bis ich die Tatsache, dass sowas in den 1920er Jahren noch gemacht wurde, verdaut habe.

Was ich mich frage: Gabe es eigentlich noch viele Scharfrichter damals, und waren die gesellschaftlich auch so geächtet wie im Mittelalter und mussten unter sich bleiben, also Henkerstöchter durften nur andere Henkerssöhne heiraten und sowas? Oder waren die in den 1920er Jahren ganz normale Mitglieder der Gesellschaft und heirateten auch Leute mit anderen Berufen?

Die sogenannte "Unehrlichkeit" der Henker und Scharfrichter wurde Ende des 18. Jahrhunderts beseitigt, und Angehörige von Scharfrichter-Dynastien konnten fortan jeden Beruf ergreifen.

Hochinteressant ist das Schicksal der Pariser Scharfrichterfamilie Sanson. Die Sansons hatten mehr als 150 Jahre das Scharfrichteramt von Paris inne. Der "Blaubart" und Serienmörder Gilles de Rais, der Königsmörder Rabaillac, der Königsattentäter Damiens, der Räuber Cartouche, Ludwig XVI., Marie Antoinette, Danton und Robespierre sie alle wurden von einem Mitglied der Familie Sanson hingerichtet.
Einer der letzten Scharfrichter aus diesem Clan hätte viel lieber Medizin studiert und als Arzt praktiziert, aber seine Mutter entschied, dass er den "Familienbetrieb" übernehmen musste.
Dieser Sanson verfiel dem Alkohol, und er soll die Guillotine gegen Schnaps versetzt haben.
 
Bei der Gelegenheit sollte man auch einmal klarstellen, dass Hinrichtung durch Hängen nicht viel besser war.
Durch Film und TV kennen wir fast nur - durch angelsächsische Vorbilder - das Hängen durch "long drop", wo dem Delinquenten durch den Fall, etwa durch eine Klappe, und durch den Knoten im Seil das Genick gebrochen wird.

Hierzulande und in Österreich war aber noch lange das Hochziehen am Seil oder ein nur kurzer Fall üblich.
Der Delinquent wird erdrosselt, sehr häufig verbunden damit, dass er sich während dessen entleert, was zusätzlich entehrend wirkte, und auch etwas dauerte. Die Leiche hatte dann oft ein blaues bis schwarzes Gesicht, alles nicht sehr appetitlich.
Einer der Gründe, weshalb man Adeligen das Enthaupten gewährte.
 
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